56. + 57. Tag, Lone Pine, Meile 750.2, Höhe 1118m

D-Hiker und Big Sky hatten heute Erbarmen mit mir, wir sind erst um 6.00 gestartet😉. Habe im Zelt meinen Kaffee gekocht und einen Energieriegel gegessen. Dann konnte es losgehen, wir waren sogar bereits um 5.50 startklar inklusive Stretching😊. 

Es ging nochmal ein wenig hinauf und D-Hiker und ich gingen voraus da Big Sky bei der Quelle, die ein wenig abseits des Weges war,  Wasser holen wollte. Wir beschlossen, dass wir noch genügend Wasser bis zur nächsten Nachfüllmöglichkeit in 7 Meilen haben. Dummerweise haben wir es aber geschafft, an dieser Wasserquelle vorbeizulaufen. In meiner Flasche waren noch ca. 200ml. Ich wollte schon umkehren aber dann bekam ich Wasser von Big Sky und No Time. Bis zum Trailpass waren es nur noch 2 Meilen und dann noch mal 2.3 Meilen zum Parkplatz wo wir hoffentlich einen Hitch nach Lone Pine bekommen würden. 

Der Weg war wieder wunderschön und ich fühlte mich ein bisschen wehmütig die Sierra heute schon wieder zu verlassen. Besonders wenn man bedenkt, dass Mount Whitney, der höchste Berg Amerikas nur ca. 30 Meilen von hier entfernt ist. Das ist ein 4000er den viele PCT Hiker besteigen, trotz dem vielen Schnee. 

Vom Trail Pass runter gab es wieder viel Wasser und ich konnte endlich auffüllen. Am Parkplatz angekommen dauerte es ca. 5 Min. bis wir eine Mitfahrgelegenheit nach Lone Pine organisiert hatten. Es half wahrscheinlich, dass Samstag war und viele Spaziergänger unterwegs waren. Diesen Winter hatte ein Erdrutsch einen Teil der Straße mitgenommen. Wir hatten Glück, dass der Schaden Anfang Juni repariert wurde, sonst hätten wir die 23 Meilen bis Lone Pine auf der Straße zu Fuss laufen müssen😬. 

Als erstes mussten D-Hiker und Big Sky ihre Eiscreme haben und ich meine Cola. Dann gingen wir ein Sandwich essen, nur dass dies ganz anders aussieht als bei uns und gigantisch groß ist. Wir mussten alle drei ein Dogybag verlangen um die Resten mitnehmen zu können. 

Hier ist es ca. 40 Grad heiß!!! Auf der Straße ist es kaum auszuhalten und ich bin froh, dass unser Hotelzimmer klimatisiert ist. Wahrscheinlich können wir erst am Montag weiter, da vorher kein Bus fährt. Müssen wir alles noch rausfinden.  

Wir werden am Montag um 6.15 mit dem Bus nach Reno fahren und um 12.00 dort am Flughafen ankommen. Am Flughafen werden wir ein Auto mieten und nach Ashland fahren, dies sind nochmal ca. 5 Std. Dies ist die schnellste Variante😜. 

In diesem Teil der Sierra wurden übrigens ganz viele alte Western gedreht. Wie z.B. Die Klassiker mit Clint Eastwood. In Lone Pine gibt es in den Restaurants ganz viele Moviebilder mit den Darstellern, die zum Teil sogar signiert sind. Lone Pine ist eigentlich wieder in der Wüste, deshalb ist es hier so abartig heiss aber es ist außerdem das Tor zur Besteigung vom Mount Whitney dem höchsten Berg Amerikas (außer in Alaska, da steht noch ein höherer). 

57. Tag: Hier ist es heiss, heiss, heiss! Am gemütlichsten ist es im gekühlten Hotelzimmer😉. Wir haben bereits eingekauft für die ersten 4 Tage ab Ashland, mein Foodsack ist also wieder richtig schwer. Unicorn und Monarch, 2 Mädels aus Amerika, werden mit uns im Auto mitkommen und dann können wir alle die Kosten teilen. Wir werden einen großen SUV mieten damit wir zu fünft mit unseren Rucksäcken Platz haben. 

Als wir zum Frühstück wollten sind wir Julia (Hungry-G) begegnet, die zur Zeit Trail Angeling zusammen mit Legend macht. Sie hätten uns bis Bishop mitnehmen können. Wir entschlossen uns aber den Bus hier zu nehmen, denn wenn der Bus in Bishop ankommt könnte er schon voll sein. Es hat hier viele gestrandete Hiker, die oben in der Sierra waren und sich entschieden haben, dass es zuviel Schnee hat. Ich glaube wir werden auf dem Trail nach Ashland viele bekannte Gesichter treffen. Von Ashland bis Chester sind es 500 Meilen (800km) die zur Zeit mehr oder weniger schneefrei sind. Mehr als 50% des Trails sind noch schneebedeckt! Ein schwieriges Jahr für uns Thru Hiker. Ob wir den Trail werden beenden können dieses Jahr steht in den Sternen geschrieben aber ich werde mein bestes geben. 

55. Tag, Tentsite, Meile 736.3, Höhe 3153m

Heute bin ich um 3.45 aufgestanden damit wir um 5.00 loskonnten! Das ist mitten in der Nacht. D-Hiker und Big Sky gehen scheinbar immer so früh los und abends um 19.00 sind sie bereits im Bett. Nicht ganz mein Rhythmus aber wir werden sehen. 

Heute war ein sehr anstrengender Tag wir sind von 2500m auf 3100m aufgestiegen. Als wir losgingen war es noch stockdunkel im Wald. Wir mussten gleich mal einen kleinen Bach mit viel Wasser mehrmals überqueren. Big Sky ist auf einem glatten Stein ausgerutscht und umgefallen. Gottseidank hat er sich nur nasse Füße geholt. Der erste Anstieg ging ganz gut und sobald die Sonne draußen war haben wir gefrühstückt. Das große Übel in der Sierra sind die Moskitos, die hat es hier massenweise und sie vermiesen einem das gemütliche Draußen sitzen! DEET heißt das Zaubermittel um sie wenigstens für ein paar Stunden abzuwehren. Pures Gift!

Oben auf dem Sattel lag noch ziemlich viel Schnee und ich habe mich gleich mal verlaufen. Der Trail ist sobald es Schnee hat nicht mehr  gut sichtbar. Big Sky und D-Hiker laufen schneller als ich und deshalb war ich alleine. Es fühlt sich nicht gut an wenn man sich in den Schneebergen verirrt. Ich habe dann auf der App nachgeschaut wo ich bin und dann sah ich auch schon andere Hiker und bin Ihnen gefolgt. Puuuh, nochmal gut gegangen. Auch ein Grund dass ich die High Sierra auf später verschieben werde. Meine Navigationskenntnisse sind echt bescheiden. 

Wir aßen zu Mittag an einem rauschenden Bach, ja in derSierra gibt es dank dem außerordentlich schneereichen Winter sehr viel Wasser. Die Wasserschlepperei hat also ein Ende. Zwei Std. später waren wir wieder unterwegs und es kam noch mal ein nahrhafter Anstieg. Dieser ging jetzt nicht mehr so einfach. Es ging auf 3300m und ich hatte starke Atemnot. Dazu kam noch die Hitze, diese hat mir den Rest gegeben. Ich war völlig am Ende als wir oben ankamen, Big Sky aber auch, er hat auch Mühe mit der Höhe. 

Dann ging es Gittseidank nur noch hinunter bis zur Campsite. Eigentlich wollten wir noch etwas weiter weil wir knapp mit Wasser sind aber wir hatten keine Energie mehr. Einen weiteren Anstieg hätte ich wohl nicht geschafft. 

Ich liege gemütlich in meinem Zelt, draußen ist es noch hell, die Sonne ist erst gerade untergegangen. Bin mal gespannt wie man auf über 3000m schläft.  All zu kalt wird es wohl nicht denn wir sind gerade in einer Hitzewelle. Das ist gut der Schnee soll schön schmelzen.

Morgen sind wir in Lone Pine und dann werden wir nach Ashland in Oregon fahren und Southbound laufen. Das heißt wir laufen zuerst Nordkalifornien und lassen der High Sierra noch etwas Zeit zu schmelzen bevor wir sie von Norden her anpacken. 

54. Tag, Tentsite, Meile 719.1, Höhe 2522m

Also einfach war das Aufstehen nicht heute Morgen. Ich benied die, die liegen bleiben konnten. Aber ich freute mich auch auf die Sierra. Seit Kennedy Meadows sieht die ganze Umgebung total anders aus. Es hat viele Bäume und ist viel grüner. Ja und es hat überall Wasser! Ich bin froh habe ich mich entschieden nach Lone Pine zu laufen, so kriege ich wenigstens einen Taste der High Sierra. 

Zu Beginn musste ich mich wieder durch den altbekannten Katzensand kämpfen. Hört das denn nie auf? Doch dann wurde es immer bergiger und ging stetig hinauf. Viele knorrige Bäume hattest hier aber auch viele tote Bäume. Der Wald hier wird nicht geforstet, man räumt einfach Hindernisse aus dem Weg wenn sie den Trail beeinträchtigen. Oft muss man aber auch um umgefallene Bäume drumrum laufen oder drüber steigen. Das Ganze sieht ziemlich wild aus! 

Ich war heute nicht so fit und der Rucksack fühlte sich ziemlich schwer an. Ich hatte die Eisaxt dabei , Mikrospikes und Schneeteller was sicher 1 kg zu meinem Basisgewicht hinzufügt. Dafür nur für 3.5 Tage zu essen und 2lt Wasser. Ich habe viele Pausen gemacht und lief langsam. Es sind nicht mehr soviele Hiker unterwegs. Schade ist, dass jetzt alles auseinander gerissen wird und man sich aus den Augen verliert. Jeder hat eine andere Strategie dem vielen Weg aus dem Wege zu gehen. 

Ich ging an grünen Bergen entlang, saftigen Wiesen und immer wieder Flüsse, Bäche und Tümpel. Gegen Abend lief ich durch einen Wald und ich sah Spuren von einem Reh vor mir auf dem Trail. Als ich ein bisschen weiter nach vorne schaute sah ich, dass es sich um einen jungen Hirsch handelte, der seelenruhig den Trail hochlief. Als er mich hörte drehte er sich um und schaute mich lange an. Er kam zu dem Schluss, dass ich keine Gefahr für ihn darstellte und fing in aller Ruhe anGras zu fressen bevor er weiter den Trail hochlief. Er schaute immer wieder zurück. Das war richtig schön😊. Nach 18.00 war ich bei der Quelle vor der Campsite und filterte noch 2lt Wasser. Von oben winkte mir bereits D-Hiker. Die beiden waren schon Bett fertig! So ist das halt wenn man um 4.00 aufsteht😉. In der Abenddämmerung wird man von den Moskitos aufgefressen, ich stellte deshalb schnell mein Zelt auf und beschloss im Zelt zu essen. Big Sky meinte es würde eine sehr kalte Nacht werden auf 2500m. Aber ich konnte es mir nicht so recht vorstellen da es den ganzen Tag sehr heiss war. Habe trotzdem vorsichtshalber die Rain Fly aufgebaut und das warme Schlafsack Inlet bereitgelegt. Sie wollen morgen auch wieder um 5.00 los da es sehr heiss werden soll und ein langer Aufstieg bevorsteht. Bin ja mal gespannt wie ich die Höhe über 3000m vertrage. 

51., 52. + 53. Tag, Kennedy Meadows, Meile 702.2, Höhe 1884m

Ich bin in Kennedy Meadows!!! Die Wüste liegt hinter mir und ich stehe am Tor zur Sierra Nevada. Wow! Das fühlt sich gerade ziemlich unwirklich an. Ich bin 1124km durch die Wüste gelaufen ohne zu verdursten😉 und zudem war es viel schöner und abwechslungsreicher als erwartet. 

Heute Nacht war ich froh, dass ich die Rain fly auf das Zelt gemacht hatte, denn es war bitterkalt und mit Rain fly ist es im Zelt gleich ein paar Grad wärmer. Um 6.30 bin ich los, seit langem wieder mal alleine,  und wie immer hatte ich zunächst Startschwierigkeiten. Nach 1.5 Meilen habe ich bereits an einem sonnigen Plätzchen gefrühstückt. Mein Gas war fast alle und es hat ein bisschen länger gedauert bis es gekocht hat aber ich bekam doch noch ein warmes Frühstück. Der Trail war mit wenigen Ausnahmen recht einfach und ich kam gut voran. Mein Knöchel schmerzte auch nicht, der hat scheinbar nur Probleme mit schwierigem Gelände wie losem Geröll. 

Als ich am Manter Creek ankam war es erst 12.30. Unicorn meinte es seien nur noch 8 Meilen bis Kennedy Meadows und da ich mich gut fühlte beschloss ich bis KM durchzulaufen. Vorher machte ich aber noch eine Stunde Mittagspause.  Da ich soviel Essen bekommen hatte, ass ich Kartoffelstock zum Mittagessen😊. Dann konnte ich wieder voller Energie loslegen. Es motivierte mich natürlich Mermaid nochmal zu treffen. Ich kam an einem richtigen Fluss vorbei, einer der von der Schneeschmelze angeschwollen war und ich überlegte wo ich ihn überqueren würde wenn ich müsste. Denn in der Sierra Nevada gibt es nur wenige Brücken und viele Flüsse müssen durchquert werden. Ich weiß nicht ob ich mich getraut hätte denn er hatte sehr viel Wasser. Genau deshalb werde ich die High Sierra wohl auf später verschieben müssen. 

Um 18.00 bin ich in Kennedy Meadows eingelaufen. Es ist hier Tradition, dass jeder Hiker mit frenetischem Applaus der Fellowhikers empfangen wird. Mein Applaus war besonders groß da viele mitbekommen haben, dass ich einen verstauchten Knöchel habe und alle haben sich mit mir gefreut, dass ich es trotzdem geschafft habe. Ich war mal wieder den Tränen nahe und außerdem sehr stolz hier zu sein. Ich habe jetzt ein Viertel des Weges zurückgelegt und außerdem die Wüste hinter mir gelassen. 

Mermaid wird morgen Richtung Lone Pine aufbrechen, das Mädel hat es immer so eilig, aber ich werde sie wahrscheinlich am Freitag in Lone Pine sehen. Eine Gruppe von uns wird am Donnerstag Richtung Chester fahren. Wir haben beschlossen die High Sierra auf später zu verschieben. Es hat einfach noch zuviel Schnee und das wahre Problem sind die Flussüberquerungen mit dem Hochwasser. Ich möchte nämlich nicht mein Leben riskieren dafür ist es im Moment zu aufregend😉.

52. Tag: 

Heute morgen bin ich um 7.00 aufgestanden und habe mich schnell angezogen da ich wusste, dass um 7.45 ein Shuttle zu Grumpy Bears geht für das Frühstück. Legend war auch da und er hat uns schon um 7.30 zu Grumpys gefahren. Als wir ankamen war noch geschlossen und wir mussten warten, bis Mr. Grumpy bereit war. Ja und was für ein Frühstück wir dann bekamen! Zuerst ein Teller mit 2 Spiegeleier, Kartoffeln und Speck, da hatte ich eigentlich schon genug! Dann kam aber noch ein Pancake so groß wie eine Pizza und ca. 4cm dick!!! Die spinnen die Amis! Ich habe vielleicht ein 1/8 von dem Monster gegessen. Dann gab es noch eine Pancake Challenge, das Ding war dann etwa 3x so groß wie unser Pancake! Ich weiß nicht ob der junge Mann es geschafft hat aber mir wurde nur schon beim Anblick schlecht🤢! Wenn du es schaffst musst du die Rechnung nicht bezahlen. 

Dann ging es zurück zum General Store wo wir hinter dem Haus campen dürfen. Der offizielle Campingplatz wäre nämlich nochmal 2.5 Meilen weiter. Ich holte meine Mailboxes mit den Wintersachen für die Sierra ab und meine neuen Schuhe. Ich habe die gleichen wie vorher aber mit höherem Schaft. Kommt mir gerade recht mit meinem verstauchten Knöchel. Ja und dann kam die lange ersehnte heiße Dusche! Endlich! Nach mehr als einer Woche in der Wildnis kann man sagen, dass es sich gelohnt hat😜. Ich habe meine Haare und meinen Körper 2x eingeseift und trotzdem waren meine Füße immer noch nicht sauber. Ich könnte eine Bürste gebrauchen😬. Aber es fühlte sich himmlisch an! Anschließend habe ich meine dreckige Wäsche in die Waschmaschine geworfen und 2x soviel Waschpulver reingetan damit es auch ja gut riecht😉. 

Als alles erledigt war habe ich mich auf die Terrasse gesetzt und ein Bier getrunken. Es kommen laufend neue Hiker an und dann wird wieder gejubelt und geklatscht. Einige kennt man viele hat man noch nie gesehen. 

D-Hiker und Hungry-G sind auch angekommen. Hungry-G ist gehitched, sie wird den PCT hier beenden. Sie hat einerseits Probleme mit dem Fuß und andererseits möchte sie einfach in Amerika herumreisen. Schaaaade! David ist noch nicht hier, er soll sich langsam beeilen sonst sehe ich ihn nicht mehr. 

Scheinbar ist ein Junger Bär kurz vor Kennedy Meadows sehr aktiv gewesen. Dem einen Hiker hat er während dem Lunch den Foodsack gestohlen und ist damit abgehauen  und bei einem anderne, der unterwegs war hat er von hinten den Rucksack gepackt. Der Mann hat sich gewehrt und konnte den Bär vertreiben. D-Hiker hat ihn gerade nach dem Kampf mit dem Bär getroffen und der Hiker war völlig fertig. Er scheint sich bei dem kleinen Bach 1.9 Meilen vor Kennedy Meadows im Gebüsch  rumzutreiben. Wahrscheinlich wir der Bär bald erschossen, da es sich um einen Problembären handelt. Ich bin mir sicher, dass er von Touristen gefüttert wurde und so auf den Geschmack kam. Mir ist er Gottseidank nicht begehnet. 

53. Tag: Ich werde doch nicht nach Chester fahren sondern nach Ashland in Oregon. Schade dass Mermaid so schnell weiter ist sonst hätte ich das Ganze noch mit ihr besprechen können. Ich kann sie auch nicht via WhatsApp erreichen da ich in Kennedy Meadows keinen Empfang habe. 

Hungry-G, Greg und ich würden von einer älteren Dame namens Carry zu sich nach Hause eingeladen für Salat und Spaghetti. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen😊. Sie wohnt in einem schönen Haus ganz in der Nähe. Wir stiegen in ihren alten Pick up und führen zu Carrys schönen zu Hause. Als wir mit einem Glas Weißwein auf dem Balkon saßen ging schon bald die Sonne unter. Greg durfte sogar eine Dusche nehmen. Wir hatten erst am gestrigen Tag geduscht und fühlten uns sauber genug. Bis das Essen bereit war dauerte es ziemlich lange und das Einzige was mich stresste war, dass ich am nächsten Tag raus hiken würde und deshalb früh aufstehen musste. D-Hiker und Big Sky werden schon um 5.00 losgehen und das ist mir eindeutig zu früh. Ich weiß wo die beiden campieren werden und werde am Abend zu ihnen stossen. Greg habe ich erst heute kennengelernt aber er ist sehr symphatisch und hatte viele Geschichten zu erzählen z.B. über die Schildkröten in der Mojavi Wüste wo er zuletzt gearbeitet hat. Die Zeit bis zum Essen war deshalb sehr kurzweilig und wir genossen es auf dem Balkon zu sitzen und Weißwein zu trinken wie zivilisierter Menschen das so tun und nicht wie der Hikertrash, der wir momentan sind. Das Essen war ausgezeichnet und wir hatten ein richtiges Candle Night Dinner mit interessanten Gesprächen z.B. über Trump. Ich habe noch keinen Amerikaner getroffen der mit dem jetzigen Präsidenten zufrieden gewesen wäre. Alle meinten er müsse gehen und zwar bald! Auch dass sich in Amerika viel ändern müsse. Um 22.30 fuhr uns Carry zurück zum General Store. Als einziger Dank wünscht sie sich eine Weihnachtskarte von uns. Das lässt sich machen😊. 

Ich habe im Dunkeln mit der Taschenlampe mein Zelt nicht auf Anhieb gefunden. Ich habe meinen Wecker auf 5.00 gestellt aber Ichbewusstsein echt nicht ob ich es schaffe aufzustehen…🙄. 

50. Tag, Fox Mill Spring Tentsite, Meile 683.1, Höhe 1986m

Heute ist ein trauriger Tag. Mermaid und ich mussten uns trennen, da mir klar war, dass ich meinen Fuß schonen muss. Ich kann im Moment mit meinem verstauchten Knöchel keine 20 Meilen laufen. Das ist einfach eine Tatsache und ich kann es nicht ändern. Was ich aber kann ist problemlos kürzere Strecken zurücklegen. Heute bin ich 14.5 Meilen gelaufen. 

Mermaid und ich sind heute Morgen zusammen gestartet und mir war schnell klar, dass ich langsamer laufen muss. Vor allem muss ich mehr Pausen machen und meinen Fuß ausruhen. Wir haben noch zusammen gefrühstückt und dann hat Mermaid mir noch ein paar Sachen zum Essen gegeben. Ja und dann mussten wir uns verabschieden und das hat uns beide zum weinen gebracht. Wir waren seit Big Bear zusammen unterwegs ca. 4 Wochen. 

Mermaid ging los und ich musste noch Sonnencreme auftragen und meine Fassung wieder finden. Ich ging dann seit langem wieder mal alleine los. Zuerst war es komisch aber bald schon fühlte ich mich erleichtert, da ich Pause machen konnte genau dann wenn ich es brauchte. Auch war der Druck weg viele Meilen schaffen zu müssen weil Mermaid einen engen Zeitplan hat. Sie will nur eine Nacht in Kennedy Meadows bleiben und dann nach Lone Pine weiter wandern. Von da nimmt sie den Bus Richtung Chester. Ich werde meine definitive Entscheidung betreffend der High Sierra, wie bereits schon erwähnt, in Kennedy Meadows treffen. Eigentlich würde ich es gerne probieren und wenn ich merke dass es nicht geht kann ich immer noch umkehren. Klar ist, dass ich die High Sierra nur mit einer Gruppe von Hikern überqueren werde und ganz sicher nicht alleine. Sollte es nicht möglich sein die Sierra jetzt zu laufen werde ich auch nach Chester fahren und einen Teil von Nordkalifornien bis Ashland in Oregon laufen. Dieser Teil ist zum größten Teil schneefrei. 

Ich wollte am Chimney Creek Mittagessen und auf dem Weg dahin kamen mir 2 Hikerinnen entgegen. Sie fragten mich ob ich Mermaid kenne und ich sagte: „Ja, sie war bis heute Morgen meine Hikingpartnerin“. Mermaid ließ mir ausrichten, dass ich das schaffen werde. Das hat mich so gerührt, dass sie die beiden Mädels beauftragt hatte zu sehen wie es mir geht. Das hat mir wieder Auftrieb gegeben und ich bin zum Chimney Creek weiter gewandert. Als ich um 14.00 ankam war Mermaid noch da und ich habe mich total gefreut. Sie meinte dann ich müsse die paar Meter zurück zum Fluss gehen. Ich meinte warum? Sie hat gemeint geh einfach. Ich bin dann zu der Stelle zurück gegangen wo der Fluss den Trail kreuzt und da hing ein ZipLok Bag am Baum wo drauf stand:

Trail magic for Françoise. Please don’t take it if you are not Françoise! Hi Françoise, enjoy and stay safe. You might want to camp at the next campsite and we thought you might need some extra food.  

Mermaid hatte gesehen, dass nach der Foxmill Spring Campsite für 12.6 nichts zum campen kommt und das ich das nicht schaffen werde. Deshalb hat sie bei anderen Hikern nach Essen für mich gefragt und jeder hat eine Kleinigkeit gegeben. Das ist einfach sooo caring! Jetzt kann ich morgen auch einen kürzeren Tag machen wenn es sein muss. Ich kann es easy nehmen da ich genug zu essen habe. Ich liebe diesen Trail und seine Trail family!😘. 

Anfangs war ich ganz alleine auf dieser Tentsite aber mittlerweile hat sich der Platz gut gefüllt. Ich fühle mich ein wenig alleine unter all den Hikern. Ich habe keine Hikingpartnerin mehr und bin auch in einer neuen Bubble von Hikern. Ich habe noch keine Lust neue Bekanntschaften zu machen, muss zuerst noch etwas trauern…

49. Tag, Spanish Needle Creek Campsite, Meile 668.7, Höhe 1556m

Es ging mal wieder hinauf und der Wind durfte auch nicht fehlen! Es ging lange bis wir endlich einen Spot fanden, der windstill war. Dann gab es endlich Frühstück! Wir saßen am Hang und haben vorbeigehende Hiker erschreckt weil sie uns nicht gesehen haben und wir sie mit einem lauten Good Morning begrüßt haben😂. 

Dann kam ein steiniger Weg voller Geröll und das war leider zuviel für meinen angeschlagenen Knöchel. Ich musste Ibuprofen nehmen und fiel immer mehr zurück. Mermaid hat auf mich gewartet zum schauen was los ist. Ich habe dann den ganzen Tag versucht irgendwelche Techniken zu finden damit es nicht weh tut. Am späten Nachmittag musste ich Mermaid dann sagen, dass mein Knöchel völlig überfordert ist und ich nicht mehr weit laufen kann. Immerhin bin ich 17 Meilen gelaufen! Wir haben dann vorzeitig am Spanish Needle Creek unser Camp aufgeschlagen. Wir beschlossen zu schauen wie es am nächsten Tag aussieht. Falls es nicht besser ist würde Mermaid mir von ihrem Essen da lassen damit ich kürzere Etappen laufen kann um meinen Fuss zu entlasten. Sie würde einfach schneller laufen. Es macht ja irgendwie keinen Sinn, wenn wir beide kein Essen mehr haben und helfen kann sie mir auch nicht. 

Hoffe einfach, dass es morgen wieder besser ist. Es wäre schade, wenn wir uns so kurz vor Kennedy Meadows trennen müssten. 

 48. Tag, Walkerpass Campground, Meile 651.3, Höhe 1561m

Wir verbrachten eine sehr windige Nacht auf dem Birds Spring Pass aber mit Ohropax und Blindfolds habe ich erstaunlich gut geschlafen.  

Am Morgen stürmte es immer noch und ich hatte absolut keine Lust aufzustehen und mich dem Wetter auszusetzen. Um 5.30 habe ich mich dann aufgerafft aber nur weil ich nicht wollte, dass Mermaid all zu lange auf mich warten muss. Um 6.00 stand Mermaid zum Abmarsch bereit vor meinem Zelt und ich war immer noch am Zusammenpacken😬. Sie hat dann die Wartezeit genutzt um für uns beide Kaffee gekocht👍. 

Ich hatte immer noch genug Wasser, da ich mich gestern ja geweigert hatte mein hart erarbeitetes Wasser abzugeben, und habe mir nur einen Energieriegel aus der Trail Magic Box genommen. Die Trail Angels schauen wirklich, dass wir nicht verhungern😘. 

Dann ging es wieder den Berg hinauf und erneut musste ich gegen Katzensand und Wind ankämpfen aber kein Vergleich zu gestern. Zur Belohnung für den Aufstieg sahen wir zum ersten Mal die verschneiten Berge der High Sierra. Wir waren sehr euphorisch und hatten das Gefühl etwas großes erreicht zu haben. 

Dann ging es stetig bergab und ich lief meistens voraus. Gegen Ende waren wir beide so fertig, dass wir anfingen rumzualbern wie wir den normalen Besuchern des Zeltplatzes Essen abluchsen könnten. Das nennt man auf dem Trail Yogying😂. Das geht dann etwa so: Man kommt zu Leuten die gerade am Essen sind und sagt: „Oh mein Gott Kartoffelsalat! Ich weiß gar nicht wann ich das zum letzten Mal gegessen habe. Auf dem Trail gibt es ja nur getrocknete Nahrung, kein Vergleich zu richtigen Essen.“ Dazu muss man dann noch bemitleidenswert aussehen und mit hungrigen Augen die Leute anschauen. Meistens wird man dann zum Essen eingeladen oder darf was mitnehmen. Wir haben uns gekugelt vor Lachen. Ich musste noch einen ätzenden Husten üben😂. Aber, es hatte gar keine normalen Camper und das war auch nicht nötig denn auf einem großen Tisch stand ganz viel Trail Magic! Ich hatte als wir rumgealbert hatten beim Universum ein Bier bestellt und das habe ich dann auch bekommen😜. Ich bin dann ganz happy mit meinem Bier und einem Honeybun (so ähnlich wie eine Zimtschnecke) zu meinem Zelt. Wir haben heute  Zelt gegessen da es draußen am Picknicktisch einfach zu kalt war. Dazu habe ich mein Bier getrunken und war glücklich und zufrieden. Auf der einen Seite meines Zeltes Sonnenuntergang und auf der anderen der noch ziemlich volle Mond. Was will man mehr?

47. Tag, Tentsite, Meile 630.8, Höhe 1641m

Heute Nacht bin ich aufgewacht und meinte zu hören wie etwas an meinem Zelt knabbert. Wenn ich mich bewegt habe hat es aufgehört und sobald ich still war ging es weiter. Ich habe vorsichtig über den Sichtschutz des Moskitonetzes geschaut aber nichts gesehen. Vor meinem Zelt stehen nur meine Schuhe und Trkkingstöcke, der ganze Rest inkl. Rucksack ist im Zelt. Habe dann beschlossen, dass es wohl der Wind war… 

Als ich so wach lag überkam mich plötzlich die Angst, dass wir zu wenig Wasser dabei haben. Gemäß Waterreport kommt nach 8 Meilen die Willow Spring wo es einen Wasserhahn geben soll. Was wenn der Wasserhahn abgeschaltet ist? Dann müssten wir die ganzen 11 Meilen bis zum Landers Camp zurück laufen und hätten nicht genug Wasser. Ja solche Sachen sollte man besser nicht nachts überdenken, dass endet nur in Alpträumen. Am Morgen habe ich meine Bedenken mit Mermaid besprochen und wir haben im Water Report gesehen, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt sollte der Wasserhahn abgedreht sein. Jeweils mit Umwegen verbunden aber verdursten werden wir nicht. Zudem ist uns das Wetter gut gesinnt, es ist kühler als die letzten Tage. 

Wir sind dann zuversichtlich losmarschiert und haben eine Stunde später unser obligates Frühstück abgehalten. Als wir um eine Kurve bogen war es mit den Bäumen plötzlich vorbei. Wir schauten mal wieder in die schattenlose Wüste. Das hatten also die weißen Seiten auf den Karten zu bedeuten, hmmm🤔. 

Wir kamen leicht und beschwingt den Berg hinunter und kamen zur Kelso Road wo traditioneller Weise ein Water Cache sein soll. Ja und tatsächlich da standen viele, viele Gallonen mit Wasser😍. Meine Ängste von zu wenig Wasser konnte ich nun endgültig begraben. Ich habe wieder auf 3.5lt aufgefüllt und es konnte weiter gehen. Vielen, vielen Dank liebe Trail Angels, die ihr selbstlos uns Hikern helft ohne uns überhaupt zu kennen. Ohne euch wäre dies alles nicht möglich🙏🙏🙏! Wahrscheinlich würden etliche Skelette von verdursteten Hikern auf dem Trail liegen wenn es keine Trail Angels geben würde. Es sterben auch so Hiker, zwei sind am 31. Mai im Gebiet des White Water an Dehydrierung gestorben als es so heiss war. Das war der Tag nach der Casa de Luna wo ich drei Bier getrunken hatte und Mermaid unbedingt aus der Sonne raus wollte. Ich hoffe sie sind im PCT Hiker Heaven und können den Trail dort beenden oder wir beenden den Trail für sie…

Bei der Abzweigung zur Willow Spring entschieden wir uns den abenteuerlichen Weg durch das Bachbett zu nehmen. Der Weg war kürzer und er sollte im Großen und Ganzen gut zu begehen sein außer 2-3 Stellen wo irgendetwas mit großen Felsen stand. Tia es war ziemlich abenteuerlich und wir mussten unsere Kletterfähigkeiten auspacken. Zuerst kam eine Stelle wo wir den Rucksack runterfallen lassen mussten. Eine meiner Wasserflaschen verabschiedete sich bei diesem Unterfangen und rollte das Bachbett hinunter. Dann mussten wir oben am Hinderniss vorbei klettern und das alles mit einem Fuß den ich vor zwei Tagen verstaucht hatte😖. Es kamen noch mehrere Stellen wo unsere Kletterfähigkeiten getestet wurden aber wir meisterten sie alle bravourös. Endlich kamen wir zur Dove Canyon Road wo wir erst einmal falsch abbogen. Nach Konsultation des Waterreports wurde dieser Fehler aber gleich korrigiert. Der Wasserhahn war an und lieferte frisches kühles Wasser! Wir haben Unmengen von Wasser gefiltert und gleich hier Mittagspause abgehalten. Von hier aus sind es 25 Meilen bis zum nächsten Wasser und wir werden ca. 5lt Wasser buckeln müssen. 

Wir mussten auf einem sandigen Weg 1.6 Meilen zum PCT zurücklaufen. Natürlich ging es den Berg hinauf😖 mit 5lt Wasser auf dem Buckel. Es ging immer weiter hinauf auch als wir wieder auf dem PCT waren. Der Trail war voller Sand und zwar in der Konsistens von Katzensand. Ich glaube ich habe noch nicht erwähnt, dass ich es hasse auf Sand zu laufen und dann noch den Berg hinauf. Ich kam kaum vorwärts. Es war so anstrengend und die Muskeln in meiner Wade und meinem Oberschenkel fingen an zu schmerzen. Wir trafen Airplane Mode, sie hatte von Hunter erfahren, dass es auf dem Bird Spring Pass, wo wir zu zelten gedenkten, viele Gallonen Wasser hatte. Mermaid hat gleich mit 2lt des  gefilterten Wassers die Pflanzen bewässert. Ich hatte Mühe das Wasser, welches ich mit einem Umweg von 3.2 Meilen, mühsam gefiltert und den Berg hinauf getragen hatte, einfach so wegzuwerfen. Ja und deshalb kämpfte ich mich mühsam im Sand den Berg hinauf. Ich wusste ich sollte Wasser ausgießen, da es auf dem Pass welches gab aber ich konnte es einfach nicht. Irgendwie war ichvauch stinkig weil wir das Wasser auch ganz einfach auscdem letzten Water Cache an der Kelso Road hätten nehmen können sowie alle anderen es auch getan hatten. Mermaid wartete auf mich damit wir zusammen Abendessen konnten. Es hatte angefangen stark zu winden und deshalb war es nicht all zu gemütlich. Nachdem mir alles weh tat war ich nun endlich bereit, etwas von meinem Wasser auszuleeren aber ich hatte immer noch 3.5lt…

Der Wind blies extrem stark fast schon wie ein Sturm und jetzt hatte ich nicht nur mit dem Katzensand zu kämpfen sondern auch gegen den Wind. Es war echt die Hölle und extrem anstrengend. Darüber schien der Vollmond still und wunderschön. 

Gegen 22.00 hatten wir uns endlich durch den Sturm gekämpft und wollten auf dem Pass campen. Wir versuchten gerade vergebens im starken Wind unsere Zelte aufzubauen. Da waren andere Hiker Cowboy Camping. Da kam ein junger Hiker und ich glaubte schon r wolle uns unterstützen. Aber nein, er erklärte uns nur dasss er einen sehr leichten Schlaf habe und Bedenken hatte wegen dem Lärm der Rain Fly unseres Zeltes. Wir hatten uns gerade ein paar Meilen durch einen Sturm gekämpft und waren völlig erschöpft. Wir haben unsere Sachen gepackt und sind runter zum Pass gelaufen. Dort fanden wir eine bessere Stelle und sanken erschöpft in unsere Schlafsäcke. Ich hoffe Mr. Super Special hatte eine angenehme Nachtruhe!

 

46. Tag, Tentsite, Meile 612, Höhe 1964m

Heute Morgen war es echt hart. Als wir gestartet sind konnte ich kaum laufen. Mein linker Fuß war steif und tat weh. Mermaid ist voraus gelaufen und ich bin hinterher gehinkt. Es war das erste Mal, dass ich auf dem PCT geheult habe. Es ging durch einen wunderschönen Wald und ich habe einfach geheult. Da war einerseits mein verstauchter Fuß aber der hat gar nicht mehr so geschmerzt nach dem Ibuprofen, ich spürte, dass da noch ein anderer Schmerz war, ein seelischer. Ich musste viel an meine Mama denken und wie schön es gewesen wäre wenn wir uns näher gestanden wären. Jetzt ist sie tot und ich kann nichts mehr ändern. Meine Mama und ich hatten eine schwierige Beziehung aber bevor sie gestorben ist, konnten wir uns gegenseitig verzeihen. Heute spürte ich, dass es Zeit ist mir selber zu verzeihen und das dies der schwierigste Teil ist. Es ist Zeit all diese Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle sowie auch die falschen Erwartungen loszulassen. Ich habe all diese negativen Gefühle und Gedanken bewusst dem wunderschönen Wald überlassen und bin um einiges leichter weitergewandert. 

Von da an ging es auch meinem Fuß stetig besser und das Laufen fiel mir leichter. 

Bei der Robin Bird Spring haben wir 4 Std. Mittagspause gemacht. Ich habe mein Innenzelt aufgestellt um vor den Fliegen meine Ruhe zu haben. Dummerweise stand das Zelt leicht abschüssig und es war nicht wahnsinnig bequem. Zudem wurde es darin ziemlich warm. 

Um 16.30 sind wir wieder losmarschiert oder besser wollten wir, denn dann macht man ein Schwätzchen mit Airplanemode und Renée und vorher mit Salty J. Aber dann ging es los und wir waren um einiges besser drauf als gestern. Es ging zügig voran und kurz vor dem Wassertank war ein Trairegistervund wir konnten sehen, dass D-Hiker und Hungry-G am gleichen Tag vorbeigekommen sind. Wir folgten den Fussspuren von D-Hiker. Mit der Zeit weiß man welcher Schuhabdruck zu welchem Hiker gehört😂. 

Beim Register war eine kleine Bank und wir beschlossen gleich da zu Essen. Wann kann man als Hiker schon auf einer Bank sitzen😉? 

Als wir beim Landers Camp ankamen um unser Wasser aufzufüllen war es bereits dunkel. Am Wegesrand lagen schlafende Hiker💤. Wir haben 3 lt Wasser gefiltert und haben uns bei fast vollem Mond wieder auf den Weg gemacht. Es ging zunächst durch einen schönen Wald und dann leider wieder durch ein abgebranntes Waldstück. Manchmal haben wir die Taschenlampen ausgemacht und das Licht vom Mond zeigte uns eine Mondlandschaft. Es war unwirklich schön. Das interessante ist, dass ich absolut keine Angst habe nachts mit Stirnlampe durch Wälder zu streifen, im Gegenteil es ist irgendwie schön. 

Die Tentsite war im Dunkeln nicht ganz einfach zu finden aber zuletzt haben wir auch das noch geschafft. Um 10.45 lag ich im Bett und ich musste meinen Buff über die Augen legen weil der Mond so hell schien. 

45. Tag, Tentsite, Meile 592.9, Höhe 1535

Seit Tehachapi sind wir in der Sierra, noch nicht die High Sierra aber dennoch. 

Heute war kein guter Tag für mich. Ich bin gleich am Morgen gestürzt und habe mir den Knöchel verstaucht. Jetzt habe ich ein dickes Hämatom am linken Knöchel und natürlich schmerzt es auch! Und das ausgerechnet auf der Strecke wo es fast kein Wasser gibt und ich soviel schleppen muss. 

Wir sind um 6.00 los und ich fühlte mich gut. Wahrscheinlich bin ich etwas zu übermütig den Berg runter. Es hatte natürlich lose Steine auf dem sandigen Boden, mein Gewicht war hinten und schon bin ich gestürzt. Das ausrutschen ist nicht schlimm nur hat es mir dieses Mal auch den Knöchel verstaucht und das hat ziemlich weh getan. 

Ich bin dann so gut es ging weitergehumpelt und mit der Zeitging es auch etwas besser. Vitamin I (Ibuprofen) sei Dank! An der Golden Oaks Spring habe ich dann den geschwollenen Knöchel ins kalte Wasser getaucht und ihn anschließend hoch gelagert. Hunter ist vorbei gekommen und hat mir KT Tape gebracht. Er hat sich vor kurzem auch den Knöchel verstaucht und konnte mir deshalb genau sagen wie ich es anbringen muss. Das habe ich dann auch getan unter seiner Anleitung😉. Danach fühlte es sich schon besser an und ich war zuversichtlicher, dass ich die nächsten 10 Meilen bis zur Tentsite schaffen würde. Wir sind ca. 5 Std. an der Golden Oak Spring geblieben. Richtig lange Siesta! 

Um 16.00 ging es dann weiter aber ich fühlte mich gar nicht gut und Mermaid war der Rucksack zu schwer mit den 4.5lt Wasser. Da ich eigentlich immer zuviel Wasser habe, habe ich dieses Mal „nur“ 4lt genommen auch im Hinblick auf meinen Fuß. Das muss reichen für die nächsten 19 Meile!

Wir haben viele kleine Pausen gemacht und um 18.00 haben wir zu Abend gegessen damit wir genug Energie haben für die nächsten 3-4 Std. Wir wollten spätestens um 22.00 im Bett sein und das haben wir auch geschafft. Ich habe es nicht mal mehr geschafft meinen Blog zu schreiben, war zu müde. Fürcwas gibt es auch lange Siestas😁.