98. Tag, South Lake Tahoe, Meile 1090.8, Höhe 1895m

D-Hiker und ich sind um 6.30 los heute Morgen. Extra nicht zu früh, damit der Schnee mich zu hart oder sogar gefroren ist. Es waren nur noch 2 Meilen bis zum Dicks Pass. Ca. 1 Meile vorher begann es mit den Schneefeldern. Teilweise konnten wir sie ohne Spikes überschreiten. Sobald es steiler wurde haben wir sie aber abgezogen. Man kann damit einfach  besser laufen auf dem Schnee. Wir mussten teilweise auch um Schneefelder rumklettern. Dabei bemerkte ich wie stark meine Füße und Beine mittlerweile geworden sind. Das sind teilweise echt steile Hänge. Wir fanden den Weg mit dem GPS problemlos. Manchmal haben wir die Serpentinen einfach ausgelassen und sind gerade den Berg hochgeklettert. Wenn es Schnee hat nimmt man es nicht mehr so genau damit jede PCT Meile zu laufen. Es geht einfach darum hoch oder runter zu kommen und den Trail wieder zu finden. 

Oben angekommen hatten wir eine umwerfende Aussicht! Wir hatten einen wunderschönen Frühstücksplatz auf einem Felsen😊. Ich bin so glücklich endlich zurück zu sein in der Sierra! Ich habe gesagt ich komme zurück als wir nach Ashland geflippt sind und da bin ich! 

Es ging dann meistens schneefrei den Berg hinunter. Wir haben ständig Hiker getroffen, z.B.  2 Brüder aus der Schweiz aus Aarau, mit denen haben wir uns mind. eine halbe Stunde unterhalten. Uns waren eine Zeitlang nur noch Tageshiker und Touristen entgegengekommen und als die zwei Brüder kamen sagte ich, dass sind PCT Hiker auf Schweizerdeutsch. Postwendend kam natürlich die Antwort😂. Das war lustig, was für eine kleine Welt das doch ist. 

Dann traf ich noch Happy Feet. Dies ist ein Hiker der PCT Class von 2016. Er sah mich und sagte: „You hiked last year!“ Ich erkannte ihn sofort,er war einer von den ehemaligen PCT Hikern, die am Scissors Crossing Trail Magic gemacht haben. Das beste Trail Magic auf meinem bisherigen Weg! Ich habe Happy Feet damals mit Fragen gelöchert über den Weg in der Wüste und die Mojavi. Wir mussten damals glaube ich zum ersten Mal Wasser für ca. 15 Meilen buckeln. Dies waren bei mir 5lt! Damals hat er mir erzählt, dass sie in der Mojavi 10lt Wasser schleppen mussten letztes Jahr. Mir ist die Kinnlade runtergeklappt und ich war mir sicher, die Mojavi nicht zu schaffen. Was natürlich nicht der Fall war😉. 

Auf jeden Fall war es ein sehr schönes Wiedersehen auf dem Trail! Schade habe ich mal wieder vergessen ein Foto zu machen. Wir machten High Five auf dem Trail, dies ist das Abklatschen zw. Hikern. Es ist eine Anerkennung dessen wie weit ich schon gekommen bin. Vor allem von jemandem, der ganz genau weiß was es dazu braucht. 

Ich bin dann beflügelt und leichten Schrittes die Geröllhalde hinunter geflogen. An all den Touristen und Tageshikern vorbei, die mir alle schnell aus dem Weg gingen. Happy Feet hat uns hinter vorgehaltener Hand noch den Typ gegeben, dass es unten am Echo Lake ein Water Taxi gebe, welches uns direkt zum Echo Lake Chalet bringen würde wo es Eiscreme für D-Hiker und Pepsi und Chips für mich gibt😉. Hinter vorgehaltener Hand weil ein PCT Hiker ja eigentlich jede einzelne Meile laufen sollte. Uns musste man dies auf jeden Fall nicht 2x sagen. Wir hatten genug von der Geröllhalde! 

Wir genossen eine rasante Fahrt auf dem Echo Lake und saßen bald schon mit Glace und Cola auf einer kleinen Mauer. Von hier aus mussten wir noch 1.5 Meilen bis zum Highway 50 laufen wo uns dann Leilani, ein Trail Angel, nach South Lake Tahoe mitgenommen hat. 

Es war Samstag und leider war das Mellow Mountain Hostel ausgebucht. Wir fanden auch kein zahlbares Hotelzimmer. Wir waren nicht bereit, 350$ für eine Nacht auszugeben. Wir durften im Mellow Mountain Hostel duschen, unsere Wäsche waschen und bis 22.00 aushängen. Um 21.00 waren wir mit der Wäsche fertig und beschlossen erst Male essen zu gehen bevor wir uns um unser Schlafproblem kümmern. So entspannt sind wir mittlerweile, dass uns dies nicht weiter kümmerte. 

Wir gingen mexikanisch essen und es war perfekt außer dass sie keine Margeritas hatten. Big Sky stürmte auch noch an uns vorbei ohne uns zu sehen. D-Hiker hatte kein Befürfnis ihn zu rufen…

Als das Restaurant nach 22.00 schloss beschlossen wir uns ein Yellow Cab zu bestellen und zum Campground in the Lake zu fahren. Zuerst versuchten wir an der Straße eines anzuhalten aber dies funktioniert scheinbar nur in den Movies. Ein Passant meinte wir sollten besser anrufen. 

Beim Camping stand auch „no Vacancies“ aber wir ließen uns dadurch nicht aufhalten und stellten irgendwo im Dunkeln unser Zelt auf. Endlich konnten wir unsere müden Häupter niederlegen und uns dem Schlaf überlassen. Lustig war noch, dass wir das Gefühl hatten etwas verbotenes zu tun. 

Am nächsten Morgen realisierten wir, dass wir direkt gegenüber der Camp Hosts gecampt hatten, die Gottseidank abwesend waren. Überhaupt war dieser Campingplatz nur für Wohnwagen, wir fanden auch keine sanitären Anlagen aber diese braucht ein PCT Hiker auch gar nicht😂. 

97. Tag, Dicks Lake Campsite, Meile 1107.6, Höhe 2557m

Heute Morgen bin ich schon mit Kopfschmerzen aufgewacht. Ich wollte auch gar nicht aufstehen denn in meinem Schlafsack war es schön warm und draußen kalt. Ich habe mich dann aber doch überwunden und um 6.30 war ich startklar. Ein später Start, da ich aber nur 17 oder 18 Meilen bis kurz vor Dicks Pass laufen wollte kein Problem. Kann auch laufen bis es dunkel wird wenn es sein muss😉. 

Dicks Pass liegt mir etwas auf dem Magen. Es geht auf 9350 Fuß hoch und es soll steil sein und natürlich soll es oben auch noch viel Schnee haben. Ich finde es einfacher steile Hänge hochzuklettern als abzusteigen. Es fühlt sich an wie eine riesige Herausforderung und ich bin bereit sie anzunehmen. Dies ist sozusagen die Reifeprüfung ob ich wirklich bereit in das nächste Abenteuer zu starten. In der Sierra werde ich viel höhere Pässe zu bewältigen haben, täglich mindestens einen, Forrester Pass, der höchste liegt auf ca. 13200 Fuß. 

Heute war auch wieder ein sehr schöner Tag. Ich bin jetzt in der Desolation Wilderness und so sieht es teilweise auch aus: Desolat! Es hat soviele tote Bäume und alles liegt kreuz und quer. Falls es hier mal brennen sollte, dann aber richtig, bei all dem alten Holz welches da rumliegt. Es ist aber trotzdem schön, einfach wild. 

Zudem kam ich an einem wunderschönen Bergsee vorbei, der zum Bade einlud. Mir war es aber eindeutig zu kalt😬. 

1.7 Meilen vor dem Dicks Lake habe ich nochmal Wasser zum campen aufgeladen. Ich nehme lieber Wasser aus einem Bach als aus einem See. Ich wollte gerade weiterlaufen als ich jemanden meinen Namen rufen hörte. D-Hiker hatte mich eingeholt. Sie läuft auch wieder alleine, Big Sky wurde ihr wohl zu anhänglich😉. Wir sind dann das letzte Stück bis zum Dicks Lake zusammen gelaufen und haben uns auch über die letzte Zeit ausgesprochen. Das war gut. 

Wir werden nun morgen Dicks Pass zusammen in Angriff nehmen, dass finde ich sogar sehr gut. Meine Gebete wurden erhört😊. 

96. Tag, N. Fork Blackwood Creek, Meile 1127.1, Höhe 2426m

Was für ein wunderschöner, aufregender Tag! Die Strecke von Truckee bis South Lake Tahoe ist das schönste was ich bisher gesehen habe! Man merkt es, ich bin wieder in der Sierra auch wenn sie offiziell erst in South Lake Tahoe beginnen soll. 

Zuerst ging es heute Morgen über ein Schneefeld. Zur Sicherheit habe ich die Mikrospikes angezogen. Dann ging es immer weiter den Berg hinauf bis auf fast 9000 feet bis zum Tinker Knob. Ich bin die ganze Zeit auf der Ridge (Krete) gelaufen. Da es  ziemlich der Sonne ausgesetzt war  da oben, Gottseidank schneefrei. 

Dann ging es wieder steil hinunter und an einem sonnigen Plätzchen voller Wildblumen ass ich mein Frühstück. Ist übrigens ein himmelweiter Unterschied, wenn ich meinen Kaffee habe oder nicht. Ohne komme ich kaum den Berg hinauf. 

Ich lief in der „Granite Chief Wilderness“durch ein Blumenmeer immer weiter den Berg hinauf. Von weitem konnte ich schon die Squaw Valley Ski Station sehen. Da lag noch viel Schnee und ich dachte nur hoffentlich muss ich nicht da durch. Ich musste immer mehr über Schnee steigen und zeitweise auch mit dem GPS navigieren. Am Fluss  unten traf ich einen Hiker und fragte ihn ob es noch viel Schnee hätte er meinte nein, nur bis über den Berg. Ich lief weiter und stand plötzlich vor einem Schneeberg. Wo ist denn bitte hier der Trail? Ich habe die Spuren der Hiker gesehen die den Berg auf dem Hosenboden heruntergerutscht sind. Gut, Mikrospikes an und dann bin ich den Berg hinaufgeklettert. Ich bin einfach den Spuren gefolgt und ab und zu habe ich auf dem GPS nachgeschaut. Auf jeden Fall stand ich plötzlich wieder auf dem Trail😜. Ich musste noch ein Stück hochklettern und dann war ich auf der anderen Seite des Berges und da war alles grün. Mikrospikes weggepackt und stolz wie ein Pfau bin ich den Berg wieder runter gelaufen. Big Sky gab mir immer das Gefühl ein Whimpy girl zu sein weil ich am Anfang Angst hatte bei den Schneetraversen. Aber seit heute weiß ich, ich bin ein Tough girl! Ich hatte richtige Glücksgefühle und fühlte mich absolut frei😍.  

Beim runter laufen ist mir Pickles entgegengekommen. Letztes Mal als ich ihn gesehen habe lief er noch Southbound wie ich. In der Zwischenzeit ist er nach Mammoth gefahren und ist einen Teil der Sierra gelaufen. Pickles ist so ein synphatischer junger Mann und man hält sich gerne in seiner Nähe auf. Ich hoffe wirklich, dass ich alle wieder in Oregon antreffe auch ihn. 

Übrigens habe ich heute irgendwann wirklich die Hälfte des Weges hinter mich gebracht 😊. 

Ich musste heute noch mehrmals in und um Schneefelder herum den Weg suchen und auch noch mal den Berg hochklettern. Aber es ging alles gut und hat mir sogar richtig Spaß gemacht. 

Am Ende des Tages war ich aber todmüde und am Rücken bin ich langsam wund gescheuert. Meine Beckenknochen stehen hinten raus weil ich so dünn bin und der Rucksack kommt genau auf diese Stelle weil ich den Hüftgurt nicht mehr enger schnallen kann. Morgen werde ich versuchen meine Merinojacke über den Hüften zu tragen, vielleicht nützt das ja etwas. 

Ich schlafe heute alleine am Fluss an einer schönen Tentsite. Es ist kalt und ich habe die Rain Fly drauf gemacht. Übrigens kriege ich bald ein neues Moskitonetz zugeschickt, dann ist dieses Problem auch bald gelöst. 

Ich sah einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Lake Tahoe. 

Ich war froh als ich gegessen und abgewaschen hatte, dass ich endlich in mein Zelt kriechen und mich hinlegen konnte. 

95. Tag, Tentsite, Meile 1147.8, Höhe 2497m

Mein Schlafsack war heute Morgen etwas feucht, hätte wohl die Rainfly auf das Zelt machen sollen. Aber es ist einfach so schön wenn man in den Sternenhimmel schauen kann. Die Luftmatratze hat gehalten, ich musste nie aufpumpen. 

Als erstes ging es zur Peter Grubb Hut heute Morgen. Das ist eine Skihütte wo PCT Hiker übernachten können. Ich habe dort mit anderen Hikern gefrühstückt und Mac Man dort getroffen. Er ist Tscheche und macht täglich ein Video seines Weges. Ich verstehe zwar kein Wort aber es war spannend zu schauen als er in der Sierra war. 

We ging dann weiter hoch und runter und auch wieder über Schnee. Das letzte Stück bis zum Highway nach Truckee war sehr felsig und Mann musste auch klettern. Als ich Pause machte kamen mir Marc und Nick entgegen.  March hat mir ein Video gezeigt von einer Flussüberquerung in der Sierra. Sie mussten rüber schwimmen! Das Wasser ist übrigens eiskalt! 

Am Trailhead bekam ich schnell einen Hitch nach Truckee. Ich würde gleich im Einkaufscenter abgesetzt. Zuerst bin ich in den Outdoorstore und habe meine Darmtough Socken ausgetauscht. Auf diese Socken hat man lebenslange Garantie und wenn man ein Loch hat kann man sie einfach gegen ein neues Paar eintauschen. Nicht schlecht oder? Zudem kaufte ich eine Gaskartusche und DEET zur Abwehr der Blutsauger. 

Dann musste ich mich stärken und zwar in einem asiatischen Restaurant. Gestärkt bin ich dann zum Safeway und habe Food gekauft. Habe mich dann davor gesetzt und alles in Ziplock Beutel umgefüllt. Die Verpackungen wiegen alle viel zu schwer. 

Dann war ich schon wieder ready für den Trail und habe mich zum hitchen an die Straße gestellt. Zuerst war es etwas harzig aber so nach 20 Minuten hat mich ein netter älterer Herr mitgenommen und mich am Donnerpass abgesetzt. Er wusste genau wo der Trail wieder anfängt und hat mich gleich dahin gebracht. 

Ich wollte noch ca. 6 Meilen bis zur nächsten Csmpsite laufen. Es galt mal wieder einen Schneehang zu überqueren und da es ganz schön steil war habe ich die Microspikes angezogen. Es war aber nicht all zu schwer. Ich schlafe auf 2500m und es ist ganz schön kalt. So meine Finger sind eingefroren. Gute Nacht. 

94. Tag, Tentsite, Meile 1164.4, Höhe 2312m

Na ich hatte ja eine tolle Nacht. Ca. alle 2 Std. musste ich meine Luftmatratze wieder aufblasen. Zudem konnte ich in Sierra City keinen Nescafé kaufen und an diesem Morgen hätte ich echt einen gebrauchen können nach dieser schlaflosen Nacht. Das Campinggas ist mir auch ausgegangen mittlerweile, es wird Zeit, dass ich nach Truckee komme. 

Ich habe nicht gut geplant, sonst wäre ich nämlich direkt nach South Lake Tahoe gelaufen. Man muss einfach immer soviel denken🙄. 

Heute habe ich viele alte Freunde wiedergetroffen. Mit Hunter und Airplanemode habe ich zu Mittag gegessen und andschliessend kamen mir noch Julia und Opi entgegen. Mit ihnen gab es ein Schwätzchen auf dem Trail. 

Die Umgebung war unheimlich schön, wahnsinns Aussicht! Ich musste aber auch viel über Schnee laufen und zeitweise sogar mit meinem GPS den Weg suchen. Außerdem hatte es Millionen von Moskitos. Es hat auch wahnsinnig viele Tümpel, Flüsse und dann kommt noch die Schneeschmelze dazu, ein Eldorado für diese Plagegeister. Muss mir in Truckee unbedingt einen Moskitorepellent kaufen mit 100% DEET! Pures Gift aber das einzige was bei diesem Blutsaugern wirklich etwas nützt. 

Gegen Abend kam ich an einen wunderschönen Fluss wo man auch campen konnte. Die Moskitos haben aber dafür gesorgt, dass ich die Flucht ergriffen habe. Ein Hiker hat mir von seinem DEET abgeboten, dass war echt nett. Außerdem hat er mir geholfen, das Loch in meiner Luftmatratze zu finden. Ich habe ein Reperaturkit dabei und so konnte ich die defekte Stelle flicken. Hurra! Hoffentlich hält es. 

Ich bin dann noch 2.9 Meilen weiter gelaufen bis zur nächsten Moskitohölle. Ich habe mein Innenzelt aufgebaut, meinen Rucksack hinterher geworfen, noch schnell aufs Klo und ab ins Zelt! Das Moskitonetz musste ich teilweise mit Sicherheitsnadeln verschließen. Ich habe im Zelt gekocht (sollte man eigentlich nicht) und gegessen. 

Die Luftmatratze scheint zu halten, es ist keine Luft mehr rausgegangen. 

93. Tag, Tentsite, Meile 1184.7, Höhe 1968m

Ich habe eine wundervolle Nacht in meinem herrlichen, grossen, weichen Bett verbracht. Ich hatte ein Zimmer ganz für mich alleine😊. Ich bin am Morgen früh schnell aufs Klo und dann gleich wieder in mein Bett gekuschelt. Um 8.00 habe ich es dann endlich aus dem Bett geschafft und mich zum General Store begeben wo ich mir einen Kaffee und ein Sandwich gekauft habe. Um 10.00 ging dann endlich die Post auf und ich konnte meine 4 Pakete abholen. Dann hiess es alles auf mein Zimmer schleppen, Ausrüstung auffüllen, austauschen und den Rest wieder in der Bouncebox versorgen. Mein Zelt, welches ich von Mt. Laguna nach Hause geschickt hatte war ja wieder zurückgekommen und so musste ich es nochmal nach Hause schicken. Hat mich über 60$ gekostet. Hoffe, dass es jetzt auch klappt. 

So um 12.15 war ich fertig und habe meinen Rucksack geschultert. Ich wurde gleich von einem Autofahrer mitgenommen uns so stand ich um 12.30 bereits wieder auf dem Trail. 

Es ging durch den Wald, was angenehm war, da es richtig heiss war. Nach 2 Std. habe ich Mittagspause an einem Fluss gemacht wo gerade eine Gruppe Pfadfinder ihr Nachtlager aufgestellt hat. 

Ich kam an einem Mann vorbei, der so langsam lief, dass ich ihn fragte ob alles ok sei oder ob er Schmerzen hätte. Er verneinte, es sei alles in Ordnung. Bei der nächsten Wasserstelle traf ich dann 4 Männer, die mich fragten, ob ich ihren Freund gesehen hätte. Ich wusste zuerst nicht wen sie meinten aber dann kam mir der Mann in den Sinn der so langsam lief. Er würde immer so langsam laufen, wie wenn er meditieren würde. Sie mussten bestimmt noch eine Stunde auf ihn warten. 

Um 18.00h kam ich zu einer Tentsite wo schon ein paar campieren. Einen kannte ich noch von Kennedy Meadows, ein Münchner, bei dem jedes zweite Wort „Fuck“ ist. Ich entschloss mich trotzdem zu campieren und wir hatten einen schönen Abend am Lagerfeuer. 

Jetzt liege ich im Zelt und stelle mit Schrecken fest, dass meine Luftmatratze ein Loch hat. Auch das noch! Ob ich wohl mit der Eisaxt dran gekommen bin? Das wird eine schwierige Nacht, vor allem da mir mein Rücken eh schon weh tut. Im Moment lässt mich meine Ausrüstung im Stich. Zuerst der Reisverschluss meines Moskitonetzes und jetzt auch noch die Luftmatratze! In Truckee hat es Gottseidank einen Outfitter. Und wenn wir schon dabei sind, das Gas geht mir auch bald aus😖. 

92. Tag, Sierra City, Ruhetag

Ich habe heute mein 3-Monatsjubiläum. Drei Monate unterwegs auf dem PCT! Bisher habe ich 1271 Meilen zurückgelegt, dies entspricht 2033.6 km! Wahnsinn😜!!! Zur Hälfte des Trails fehlen mir noch 54 Meilen! Dies wird bei Meile 1141.4 der Fall sein, 12 Meilen nach Truckee mein nächster Halt in ca. 2 Tagen. Da darf man schon etwas stolz sein oder😊? 

Deshalb wird heute gefeiert: 💃🌮🍔🍺🌮🍟🥂🍾🍷Hicks😋. Nicht zu doll, denn morgen sobald ich alles auf der Post erledigt habe, geht es zurück auf dem Trail👣👣👣👣. 

91. Tag, Sierra City, Meile 1199.9, Höhe 1268m

Als ich am Morgen aufstand war ein Reh in der Nähe und hat mich neugierig angeschaut. Gegenüber von mir stand ein Auto. Muss der Fahrer von gestern Abend gewesen sein. Ich hatte gedacht er sei weitergefahren…

Ich bin dann los und musste als erstes über ein Schneefeld. Es kam der letzte Anstieg auf ca. 2250m bis es endgültig nach Sierra City hinunter ging. Da ich gestern eine lange Etappe gemacht hatte, waren es nur noch 14km. 

Teilweise musste ich mit dem GPS den Weg suchen. Für Leute die nach Süden laufen wie ich, ist der Weg nicht immer optimal gekennzeichnet. 

Ich kam an den Sierra Butes vorbei, dies sind sehr schöne gezackte Bergspitzen. Der Weg verlief genau unten durch auf einem Geröllpfad. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich es hasse auf Geröll zu laufen? Erstens tun einem bald die Füße weh und zweitens ist man ständig am stolpern und muss aufpassen, dass man nicht umfällt. Just auf diesem Weg um 10.30 ist mir eingefallen, dass heute Samstag ist und das Postoffice nur bis 12.30 geöffnet hat. Ich habe 3 Pakete zum abholen und wenn ich es nicht schaffe, würde ich bis Montag in Sierra City festsitzen. Schei….! Ich habe versucht mich zu beeilen aber ich befand mich gerade auf dem lägsten Geröllpfad des ganzen Trails. Ich musste dann loslassen, weil es war klar, dass ich das nicht schaffen könnte ohne mir einBein oder sogar den Hals zu brechen. Ich möchte eh seit längerem eine Pause einlegen und das Universum hatte gerade entschieden, dass dies im verschlafenen  der von Sierra City sein soll. Ich bin dann in normalem Tempo den Berg hinunter, bekam sofort einen Ride und war um 13.00 in Sierra City. Knapp verfehlt ist auch verpasst😬. 

Ich konnte die erste Nacht im River Haven am Fluss unterkommen. Ich schlafe auf der Veranda unter freiem Himmel da Susan kein Zimmer mehr frei hatte. Dies stört mich aber überhaupt nicht, ich bin es ja gewohnt, im Freien zu schlafen😉. Die zweite Nacht werde ich im Moose Inn Café verbringen. Kostet mich ein kleines Vermögen da ich seit Idyllwild wieder mal ein Zimmer für mich alleine buchen muss. Aber ich freue mich riesig darauf! 

Ich bin auch den Swiss Boys, Patrick,  Manu und Jan begegnet und die Freude war riesengroß! Sie werden leider gleich wieder raushiken aber es war trotzdem schön sie wiederzusehen. Vielleicht treffe ich sie ja wieder in Oregon oder Wahington. Pascal ist hier, den habe ich zuletzt in Tehachapi gesehen und Saidacho auch. Wir sind dann alle zusammen nach dem obligatem Burger in den Saloon und haben Bier getrunken. Es war ein lustiger Abend und ich hatte soviel Spaß mit den Jungs. Ich erinnere mich gerade an den Lassen Volcanic Park, wo ich die jungen Leute getroffen habe, die einfach Spaß hatten. Genau so war es, ich habe endlich wieder Spaß. Es war so richtig und wichtig wieder meinen eigenen Weg zu gehen. Eine reifere Lady, die im Herbst den Camino Portugues laufen wird, lud uns noch zu einem Absacker ein. Der gab mir dann den Rest und ich habe mich mit Saidacho auf den Weg zurück auf meine Veranda begeben. Da bin ich dann glücklich und zufrieden eingeschlafen. 

90. Tag, Tentsite, Meile 1209.3, Höhe 2157m

Die Tentsite war wirklich nahe an der Straße. Sie wurde vor allem von Trucks befahren, die Baumstämme transportierten. Der Lärm war dementsprechend. Kommt davon wenn man die erstbeste Gelegenheit nimmt sein Zelt aufzustellen. Wir haben es gerade Mal 100m von der Straße weggeschafft. 

Es ging wieder vor allem durch Wald und ein Teilstück war besonders desolat. Ich habe mich gefragt, was hier wohl passiert ist. Vielleicht ist ein Sturm durchgefegt der die Bäume geknickt hat wie Zahnstocher. Sie sind nicht mit den Wurzeln umgefallen, wie man es oft sieht hier, sondern einfach abgebrochen im Stamm. Es war kein schöner Anblick. Zudem war es anstrengend immer über die Stämme zu klettern. 

Irgendwann ist mir Rhino, die Frau welche in Alaska lebt, entgegengekommen. Sie ist auch durch die Sierra gelaufen. Sie ist eine echte Abenteurerin und aus hartem Holz geschnitzt aber selbst sie sagte, dass es tough war und dass sie manchmal sogar richtig Angst hatte. Wenn sie das sogar sagt muss es wirklich hart gewesen sein. Ich brauche unbedingt gute Leute, die mit mir durch die Sierra gehen. 

Ich bin immer wieder Cheese begegnet, die Pause machte. Sie meinte, sie sei heute nicht so fit. Normalerweise läuft sie täglich 26 Meilen (dies sind über 40km!!!). Respekt, das schaffe ich (noch) nicht. Meine längste Etappe war heute mit knapp 23 Meilen, was auch nicht schlecht ist. 

Oben auf dem Berg hatte ich Empfang und konnte wieder mal ein paar Blogeinträge raussenden. Zudem hatte man von hier oben eine gigantische Aussicht, deshalb machte ich hier Mittagspause. 

Heute war der erste Tag seit längerem, wo ich mich wieder so richtig unbeschwert gefühlt habe. Ich fühlte mich voller Energie und zu allem fähig. Ich hatte das Gefühl, endlich wieder mich selber zu sein. Die Situation mit Big Sky hatte mich belastet und auch trauere ich immer wieder um meine Mama. Gestern war ich auch wieder traurig und habe mir das Violinkonzert von Beethoven angehört. Mama hat sich das auch oft angehört wenn sie traurig war. Schon bei den ersten Tönen hatte ich so ein starkes Gefühl, dass sie bei mir ist und ich fühlte mich so glücklich. Ich glaube da ist ein großer Teil der Schwere und der Trauer von mir abgefallen. 

Der Tag heute war auch sehr anspruchsvoll, denn ich musste über viele Schneefelder. Es war aber nichts beängstigendes dabei, man konnte überall ohne Mikrospikes darüber laufen. Zudem sah man die Fussspuren der anderen Hiker sehr gut. Ich gerate auch nicht mehr in Panik wenn ich ein Schneefeld sehe, sondern überlege einfach wie ich am besten rüber komme. Ich hoffe das bleibt so, denn ich werde jetzt immer mehr mit Schnee konfrontiert werden wir näher ich der Sierra komme. Richtig starten wird es am Sonorapass und da bin ich in spätestens 2 Wochen. 

Ich wollte beim Summit Lake Outlet campen aber als ich dort ankam sah es nicht sehr vielversprechend aus. Da war eine Dirtroad und da waren Motocross Fahrer, die ständig vorbeigefahren sind. Vielleicht haben sie ja trainiert. Ich fühlte mich da auf jeden Fall sehr unwohl und verletzlich. Es macht mir weniger Angst mitten im Wald zu übernachten als an einem Ort wo fremde Menschen sind wo man nicht weiß ob es irgendwelche schrägen Vögel darunter hat. 

Ich habe dann dort gegessen und bin ein bisschen zurück gelaufen an eine Campsite wo man mich von der Strasse nicht sehen konnte. Ich habe die Motocross Fahrer weiterhin gehört aber sobald es eindunkelte waren sie weg. Es ist dann auch noch ein Auto vorbeigefahren. Nicht mein bester Zeltplatz bis anhin, ich war immer etwas angespannt. 

Habe dann beschlossen einfach die Ohrstöpsel reinzumachen und meinen Buff über die Augen zu legen. Ich höre nichts, ich sehe nichts und deshalb schlafe ich😉. 

89. Tag, Tentsite, Meile 1232.3, Höhe 1994m

Ich möchte echt mal wissen, wieviele Höhenmeter ich hier ablaufe. Heute ging es auch wieder über 1000m hinauf. Am Morgen war es kalt und ich musste die Leggings unter meinen Jupe anziehen plus langes T-Shirt. Es ging durch dunklen Wald und meine Stimmumg war dementsprechend. 

Am Feather River gabs Frühstück. Anschließend habe ich am Fluss noch meine Socken ausgewaschen. Es ist ja nicht so, dass sie wieder sauber wären aber der feine braune Staub und der Schweiß sind weg. Dann ging es weiter den Berg hinauf. Ein Hiker hatte mich informirt, dass ein Teil des Trails gesperrt sei wegen eines umgestürzten Baumes. Er sei aber trotzdem durchgelaufen und es sei gar nicht so schlimm. Na gut dann bin ich halt auch auf dem Trail geblieben und es war wirklich nicht so dramatisch. Ein riesiger Baum lag auf dem Trail aber ich konnte unten durch kriechen ohne den Rucksack auszuziehen. 

Annika und Jens (Frosty), kamen mir am Nachmittag entgegen und wir unterhielten uns über die Sierra, die sie erfolgreich gemeistert hatten. Sie sagten mir auch, dass ich meine nächste Pause am Trailhead planen solle. Ich fragte noch ob es da besonders schön sei und sie meinten ja. Ob es da wohl Trail Magic gibt😊? Es kamen mir weitere Northbounder entgegen und tatsächlich es gibt Trail Magic mit Hot Dogs und Sodas. Ja und sie seien bis 19.00 da…

Ich wollte einen Gang hochschalten aber leider ging es bergauf und das schaffe ich nachmittags weniger gut als am Morgen. Ich überquerte 2 Straßen und da war nichts. Die dritte Straße führte dann aber in die Quincy Laporta Road und da sah ich schon zwei Pickups stehen. 

Es war ein Ehepaar, dessen Sohn letztes Jahr den Appalachian Trail gelaufen ist. Er hatte soviel Trail Magic erfahren und Hilfe erhalten, dies wollten sie jetzt auf diese Weise zurück geben. Es gab Hot Dogs, Kartoffelsalat, Tomatensalat, Wassermelone, Kuchen, Bier und Sodas😍😍😍😍😍. Ich habe mich sobrichtig satt gegessen. Es kamen noch 3 weitere PCT Hiker dazu und wir beschlossen bald nicht mehr weit zu laufen mit unseren vollen Bäuchen. Cheese, eine Deitsche und ich haben es gerade noch 0.1 Meile den Hügel hoch geschafft. Die anderen beiden sind in die andere Richtung. 

Ich habe noch ein Bier mitnehmen dürfen, welches ich genüsslich vor meinem Zelt getrunken habe.