67. Tag, Etna

Ausschlafen war heute angesagt und dann amerikanisches Frühstück bestehend aus 2 Spiegeleier, Speck und Bratkartoffeln. Mein Lieblingsfrühstück in Amerika! 

Dann Ressuply (siehe Bild) für die nächsten 6 Tage bis Castella. Mann wird das wieder schwer! Dafür muss ich nur 1.4lt Wasser schleppen. Ruhetage sind immer sehr anstrengend, viel zu tun und zu erledigen. Zuerst muss man einkaufen, dann alles in Ziplocks umfüllen und irgendwie in den Foodsack reinbekommen. Dann muss man Ausrüstung ersetzen, neue bestellen, oft über das Internet da es nicht an jedem Ort einen Outfitter hat. Alles sehr zeitaufwändig. Deshalb bin ich froh, dass wir Morgen auch noch hier bleiben, dies ist dann wirklich ein freier Tag. Es gibt hier eine Health Clinic, vielleicht werde ich da mal vorbeischauen und fragen was ich betreffend meinem Rücken tun kann. Falls ich überhaupt einen Termin erhalte. Das mit dem Gesundheitssystem ist hier alles viel komplizierter als bei uns. Ich würde auch gerne meine Haare nachschneiden lassen aber im ersten Coiffeursalon habe ich keinen Termin erhalten. Es soll aber noch zwei weitere geben. 

Übrigens bin ich heute wieder einmal gestürzt! Ich hatte zum Einkaufen meine Wanderschuhe an und dann hat sich der Schuhbändel in einem der oberen Häkchen verheddert und ich machte eine elegante Rolle über den Bordstein aus Gras. Weiss auch nicht was los ist, das ich so oft stürze. Ich scheine aber eine sehr gute Falltechnik entwickelt zu haben, da ich mich nie verletze. Ausser als ich mir den linken Fuss verstaucht habe.

Heute Abend haben wir die Resten von Gestern gegessen. Die Portionen hier sind ja monströs gross, das reicht für zweimal. Hier hat es ja oft eine Mikrowelle im Zimmer und im Supermarkt hat D-Hiker Emmentaler gefunden. Ich habe die restlichen French Fries in den Becher meines JetBoils gefüllt, dann eine Scheibe Emmentaler darüber und 1 Min. in die Mikrowelle. Ahhhh war das gut😊. Dazu der Rest von meinem Hamburger Steak. 

Wir haben heute im Supermarkt Kimby getroffen, die Französin welche mit Bullfrog unterwegs ist. Sie ist auf dem letzten Abschnitt bevor Etna ca. 30m den Hang runter gerutscht. Glücklicherweise wurde sie in ihrem Fall von zwei Bäumen gebremst sonst wäre sie in den See gefallen. Sie hat sich Gottseidank nicht gross verletzt aber der Schock war so gross, dass sie mit dem Helikopter ausgeflogen werden musste. Den Helikopter den wir gestern gehört haben. Trotzallem wollen sie morgen weiterlaufen. Ich habe ihr gesagt, dass es für den nächsten Abschnitt eine Alternative gibt, wo man den höchsten Teil des Weges umgehen kann. Wir werden dies wohl auch tun. Ich will mich nicht unnötig in Gefahr begeben. Überhaupt werde ich wenn es mir zu gefährlich wird einfach umkehren. 

66. Tag, Etna, Meile 1597.2, Höhe 883m

Wir sind heute Morgen frohen Mutes los und meinten alle schwierigen Sachen bereits hinter uns zu haben. Der Körper hatte sich schon in den Relaxmodus begeben, da wir wussten, dass es heute zurück in die Zivilisation geht. Man träumt dann davon was man Essen und Trinken will, von der Dusche und dass man endlich die stinkenden Kleider waschen kann. Man ist bereits halb in der Stadt und nicht mehr ganz auf dem Trail. Der Weg brachte uns aber bald dazu wieder aufzuwachen. Es war noch nicht die Zeit um zu relaxen. Es kamen weitere Schneefelder, grrrrrr! Sie waren nicht sehr gross aber zum Teil sehr steil. Es war also wieder volle Konzentration gefordert! Teilweise konnten wir die Schneefelder auch auf den Steinen umlaufen aber das war auch nicht so einfach denn sie waren zum Teil lose. Einmal war ich fast schon um das Schneefeld rumgeklettert, es fehlte noch ein Schritt zurück auf den Trail. In meinem Gesicht könnte man schon die Freude sehen, dass ich es geschafft hatte und dann Rumms, rutschte ich auf einem losen Stein um und fiel auf den Rücken. Ich lag da wie ein Käfer auf dem Rücken. Ich musste den Rucksack ausziehen um wieder aufstehen zu können. Irgendwie habe ich aber immer Glück, da ich mich nicht gross verletze. Meistens nur eine blaue Beule… Es lehrt einem aber, dass man die Konzentration bis zum letzten Schritt halten muss. 

Nach den Schneefeldern ging es auf Schotter und Steinen runter zum Parkplatz wo wir noch 10 Meilen nach Etna hitchen mussten. Kein einfaches Unterfangen auf einer wenig befahrenen Strasse. Es kamen einige Fahrzeuge vom Forrest Service mit Feuerwehrmännern. Als wir zu Mittag gegessen haben, hatten wir schon gesehen, dass es hinter uns auf der gegenüberliegenden Seite ein kleines Feuer hat. Leider dürften sie uns nicht mitnehmen aber die Autos waren sowieso voll. Endlich hielt ein Auto an und es waren Indianer, die uns mitnahmen, zumindest zwei davon. Sie waren gerade unterwegs zu einer Demonstration gegen eine neue Gaspipeline, die durch ein Wasserschutzgebiet führt. Das Auto war ziemlich voll aber sie schafften es soviel Platz frei zu schaufeln, dass wir alles Platz hatten. Die Rucksäcke wurden einfach auf dem Dach festgezurrt. Als wir alle drin waren bekamen wir sogar noch ein Bier in die Hand gedrückt bevor es losging. Wir schwebten im 7. Himmel und als wir in Etna ausstiegen war ich schon ziemlich angeheitert😜. Als wir ausstiegen bekamen wir noch frische Pflaumen in die Hand gedrückt und noch eine herzliche Umarmung mit auf den Weg. Dies war bisher der sympathischste Hitch in die Stadt. Ich hoffe, dass sie es schaffen,  dass die Pipeline nicht gebaut wird. Die Chancen stehen gut, denn die Pipeline ist illegal! GOOD LUCK! 

In Etna musste natürlich als Erstes die Eiscreme her, dann ging es zum Motel Etna wo wir 3 Nächte bleiben werden. D-Hiker ist ein Stück vom Zahn rausgebrochen und sie bekam erst am Donnerstag einen Termin beim Zahnarzt. Etna ist ein guter Ort um sich zu erholen und meinem Rücken tut es sicher auch gut, denn der schmerzt wie verrückt. Hoffe nicht, dass er mich zum aufgeben zwingt…

So es ist Zeit was richtiges Essen zu gehen. Ich habe Lust auf ein richtig gutes Steak nach all diesen Anstrengungen. 

65. Tag, Tentsite, Meile 1610,9, Höhe 1931

Ich habe schlecht geschlafen und geträumt. Im Traum bin ich gefallen und dann aufgeschreckt. Habe mir überlegt wieder nach Seiad Valley zurückzukehren weil mir der Schnee zuviel Angst macht. Weiss nicht welches Szenario ich schlimmer fand, alleine nach Seiad Vally zurück zu laufen oder weiterzulaufen.

Trotz allen meinen Bedenken und Aengsten war ich um 5.30 startklar und wurde gleich mit einem Wahnsinns Sonnenaufgang belohnt. Was für eine coole Tentsite! Big Sky ist unser Navigator und er macht einen super Job. Er findet den Trail immer wieder, auch wenn er unter dem Schnee begraben ist. Es ging soweit alles gut und meine Aengste wurden weniger. Aus der Ferne sah ich immer wieder einen verschneiten Berg und dachte nur: „Hoffentlich müssen wir da nicht hoch“. Wir steuerten genau darauf zu und hofften, dass der Weg noch vorher runter gehen würde. Plötzlich realisierten wir, dass der Weg gar nicht zu diesem Berg ging sondern über einen Grat auf die andere Seite. Grosse Erleichterung,  bis wir sahen was uns auf der anderen Seite erwartete 😱. Eine riesige Schneewand baute sich vor uns auf und als ich hochkletterte sah ich einen endlos langen Hang den es zu durchqueren galt. Mir rutschte das Herz in die Hose. Vor der Ueberquerung des Schneefeldes assen wir noch zu Mittag. Meine „Henkersmahlzeit“ bestand wieder einmal aus Ramen. Ich habe D-Hiker gefragt ob ich hinter ihr laufen könne und Big Sky kam hinter mir. D-Hiker hat mich Schritt für Schritt über das Schneefeld geführt und mir immer gesagt was ich tun soll. Wie ich meinen Fuss setzen soll, in welche Richtung usw. Sie hat mich immer wieder daran erinnert das Dreipunkesystem anzuwenden. Erst wenn man mit beiden Füssen sicher steht und beide Trekkingpoles guten Halt haben darf man den nächsten Schritt machen. Ich habe mich immer nur auf den nächsten Schritt konzentriert und darauf geachtet, dass ich guten Halt habe. Ich habe einfach nicht den Hang runter geschaut sondern nur auf dem Boden vor mir und manchmal geradeaus um zu sehen wie lange es noch geht. Und siehe da, mit der richtigen Anleitung und Technik war es gar nicht so schwer und vor allem war ich nicht gelähmt durch die Angst. Auf der anderen Seite angekommen war ich richtig stolz, dass ich das gepackt habe und meine Angst überwinden konnte. 

Wir kamen dann zu Felsen und plötzlich sahen wir keine Fussspuren mehr. Es musste also einen anderen besseren Weg geben als den PCT. Wir haben lange gesucht und dann sind wir einfach auf den Felsen weiter runter gelaufen und plötzlich sahen wir die Fussspuren wieder. Wir haben uns damit sicher 2-3 Meilen Schneetraverse erspart.

Es war immer noch heiss und der Schnee schmolz in Rekordzeit. Der PCT hatte sich in einen richtigen Bach verwandelt. Wir hatten bereits nasse Füsse vom Laufen im Schnee aber jetzt waren sie durch und durch nass! Das gute war, jetzt mussten wir nicht mehr aufpassen, wir konnten einfach durch die Bäche durchwaten.

Wir machten gerade eine kleine Pause, da kamen uns 2 Dayhiker aus der anderen Richtung entgegen. Sie hatten nicht einmal Mikrospikes dabei! Ich würde ohne auf dem Schnee keinen einzigen Schritt tun! Wie habe sie über alles informiert was auf sie zukommt und dass es keine gute Idee sei ohne Mikrospikes über die riesigen Schneefelder zu gehen. Sie wollten aber selber sehen wie weit sie kommen. Wir haben getan was wir konnten die Emtscheidung mussten sie selber treffen.

Kurz bevor wir an der Tentsite ankamen, bin ich noch saublöd gestürzt, da eine Schneebrücke eingestürzt ist. Es war nicht gefährlich aber sehr schmerzhaft weil ich auf einen Stein gefallen bin. Schon wieder eine Riesenbeule an meiner Hüfte😖. Soviel gestürzt wie seit Ashland bin ich in 2 Monaten nicht!

Wir haben unsere drei Zelte auf einem Platz aufgebaut, der nur für zwei gedacht war. Es war dementsprechend eng aber auch sehr gemütlich. Big Sky hatte Probleme beim Zeltaufbau da er einen Seiteneingang hat und sein Vorzelt nicht aufbauen konnte da er den mittleren Platz erwischt hat. Warum auch hat er nichts gesagt? Es ging aber trotzdem irgendwie.

Ich war total happy, dass wir alle den Tag gut überstanden hatten und sich niemand verletzt hatte. Zur Feier des Tages gab es nach dem Essen noch eine heisse Schokolade zur Belohnung😊.

Wir haben heute auch noch einen Helikopter gesehen und da fragt man sich immer gleich, ob ein Hiker gestürzt oder krank ist. Es könnte ja auch ein Arbeitseinsatz sein…

64. Tag, Tentsite, Meile 1623, Höhe 1995m

Wir sind in der Marble Mountain Wilderness, es ist 16.00 und wir sind bereits im Camp. Draussen zieht ein Hitzegewitter vorbei, mein erstes in den Bergen. Es scheint uns aber nur zu streifen. Bis jetzt sind nur ein paar Tropfen gefallen. Es rumpelt in der Ferne die ganze Zeit. 

Heute Nacht ist was schweres durch den Wald gelaufen, vielleicht ein Bär? Er ist auf jeden Fall nicht bei uns vorbeigekommen. Ich hatte gestern die Rain Fly nicht drauf und dann stellte ich mir vor wie ein Bär reinschauen würde. Würde ich schreien? Keine Ahnung. Vielleicht würde ich dem Bären einfach sagen: Get lost!

Wir sind wieder um 5.30 los und natürlich ging es immer noch den Berg hinauf für weitere 6 Meilen. Am Morgen geht das immer richtig gut. Es wurde schnell heiss und sehr schwül. Es kamen uns immer wieder mal Hiker entgegen und wir befragten sie wegen den Schneeverhältnissen. Es sollte noch viel Schnee auf uns zukommen nach  der Junction zu Paradise Valley. Sie meinten nur: Have fun! Ob das wohl ironisch gemeint war? 

Wir wollten noch 4.5 Meilen laufen bis zur nächsten Wasserquelle und dann Lunch essen. Doch dazu kam es nicht, denn dann kam der Schnee! Es kam ein Schneefeld nach dem anderen und es war auch wieder teilweise sehr steil. Wir mussten einen Hang überqueren wo wahrscheinlich eine Lawine runter ist, die Bäume standen fast alle in Schieflage. Habe mir sagen lassen, dass die sich teilweise wieder aufrichten können. Bei der letzten Traversierung war ich so geschwächt, weil wir ja nicht zum Mittagessen gekommen waren, und ich hatte auch ziemlich Angst. Ich war fast schon in Panik und sah mich die ganze Zeit den Hang hinunterrutschen und in die Bäume knallen. Big Sky und D-Hiker waren schon auf der anderen Seite und ich wusste nicht wie ich da rüber kommen soll. Big Sky kam mir dann entgegen und half mir abzusteigen damit ich auf die andere Seite gelangen konnte. DANKE BIG SKY!!! Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft, ich war von der Angst wie gelähmt. Ich war fix und fertig und dem Heulen nahe. Wir haben dann Pause gemacht und zu Mittag gegessen. Da ich zu wenig Wasser hatte konnte ich mir nicht mal eine Ramensuppe kochen, dafür gab es Brot und Beef Jerky. Wir sassen mitten auf dem Weg, mehr Platz gab es nicht. Als wir so da sassen merkten wir, dass ein Gewitter im Anmarsch ist und wir so schnell wie möglich absteigen mussten. Zuerst ging es aber noch  ganz hinauf. Dazu mussten wir erst über einen umgestürzten Baum klettern der mitten im Weg lag und dann einen verschneiten Hang hoch klettern. Oben angekommen fanden wird den Trail und er war auf der Südseite und schneefrei👍. Es ging runter zu der lang ersehnten Quelle wo wir endlich Wasser auffüllen konnten. Es gibt nichts besseres als eisgekühltes Quellwasser😜. Das mit dem schnellen hinunter gehen war nicht ganz so einfach weil sich wieder Schneefeld an Schneefeld reihte aber Gottseidank nicht steil und mit den Mikrospikes gut zu bewältigen. Auf knapp 2000m fanden wir dann eine Tentsite wo wir schnell unsere Zelte aufbauten bevor das Gewitter losging. Die Stimmung am Himmel war richtig düster und wir konnten alles gut beobachten. Plötzlich klatschten dicke Tropfen auf mich runter und ich musste mich schnellstens ins Zelt begeben. Ich habe dann im Zelt gekocht und gegessen. Den Gaskocher mache ich immer im Vorzelt an damit es mir nicht das Zelt abfackelt. Es ist richtig gemütlich in meinem kleinen Zuhause. 

Das Gewitter ist inzwischen vorbeigezogen. Die Temperatur ist von 32 auf 17 Grad gesunken. Es hat gehagelt und stark geregnet. Mein Zelt ist mit Dreck überzogen aber drinnen ist es trocken und warm. 

GUTE NACHT!💤💤💤

63. Tag, Tentsite, Meile 1636.3, Höhe 1468m

Wir verliessen das heisse Seiad Valley am frühen Morgen. Zuerst mussten wir mehrere Meilen auf geteerten und ungeteerten Strassen hinter uns bringen. Das war ziemlich öde und ich habe dazu Musik gehört. Dabei musste ich viel an meine Mama denken und das hat mich wieder zum heulen gebracht. Ich vermisse sie sehr auch wenn wir eine schwierige Beziehung hatten. 

Wir trafen die zwei Franzosen, die gestern auch auf dem Campingplatz waren, Bullfrog und ? Sie hatten kurz bevor sie uns trafen einen Bären gesehen! Ich möchte auch einmal einen sehen…

Ab dem Picknickplatz ging es durch den Wald einem Fluss entlang. Es war heiss und schwül. Der Schweiss ist mir nur so runtergelaufen. Am liebsten hätte ich mich in den Fluss gestürzt. Wir mussten wieder jene Baumstämme über- oder unterqueren zudem ging es wieder einmal durch einen abgebrannten Wald. Ich mag das langsam nicht mehr sehen. Da es so heiss war machten wir 4 Std. Mittagspause und gingen erst um 16.00 weiter. Es war wunderbar ein Mittagsschläfchen unter den schattigen Bäumen zu machen. 

Wir mussten noch ca. 4 Meilen bis zur Tentsite laufen. Wasser gab es genug deshalb wurde das Wasser auffüllen immer wieder verschoben. Bei der letzten Quelle kam dann nur noch ein Rinnsal aber jetzt mussten wir auffüllen! D-Hiker kletterte etwas den Hang hoch und da floss es ganz ordentlich. Ich stand in der Mitte und reichte die leeren Flaschen hoch und sie füllte sie auf. Big Sky nahm sie unten in Empfang. Wir werden langsam ein gutes Team😉. 

Gegen Schluss wurde es echt mühsam mit dem zugewachsenen Trail und dem ewigen klettern über Baumstämme. NORTHERN CALIFORNIA SUCKS!!! Big Sky und ich schleppten  uns die letzten Meilen bis zum Camp wo ich mich gleich auf dem Boden warf, noch bevor ich das Zelt aufbaute. Ich war  echt bedient mit dem heutigen Tag. Zu heiss, zu viel klettern über Bäume und zuviel zugewachsener Trail. No fun! Als ich dann endlich das Zelt aufbaute wurde ich von den Moskitos gefressen😖. Wir assen trotzdem draussen mussten uns aber mit DEET einstreichen. Pures Gift! Wir sind ziemlich schnell im Zelt verschwunden. Es gibt halt immer einen Makel im Paradies😉. 

62. Tag, Seiad Valley, Meile 1653.4, Höhe 418m

Heute ging es in die Stadt, wobei Stadt ein zu großes Wort ist für dieses Nest aber es hat einen sehr gut assortierten Shop fûr Hiker. Wir sind auf dem Campingplatz und zuallererst musste ich eine Cola und Chips haben. Hier in Seiad Valley ist es ca. 40 Grad heiß, kaum zum aushalten. Wir zahlen 15$ für das Camping, darin ist auch die Dusche enthalten inkl. Shampoo und Seife. Der Campingplatz selber ist recht messi und verwahrlost. Hier werden die Hiker abgezockt. 

Am Morgen hieß es den letzten Anstieg zu bewältigen bevor es runter ging nach Seiad Valley. Morgens komme ich immer sehr gut den Berg hinauf, am Nachmittag wenn es heiss ist weniger. Wir hatten einen winderschönen Sonnenaufgang, der alles in ein rotgoldenes Licht tauchte. Mount Shasta begleitet uns schon seit Tagen. Ein wunderschöner , allein stehender Schneeberg. Man kann ihn besteigen wenn man will aberwitzig werden das wohl auslassen. 

Wir aden Frühstück am Wasser und da machte ich den Fehler nicht nochmal Wassee aufzufüllen. Ich hatte angenommen, dass später auch noch eine Wasserqeelle kommt. Aber dann mussten wir nochmals Schneefelder überqueren, was viel Zeitvon Anspruch nahm. Bei einer Stelle ging es mindestens 100m den Berg hinunter. Unten waren Felsbrocken und dann der Schnee. Jetzt hatte ich zum ersten Mal richtig Angst. Wenn ich da runterschliddern würde, würde ich zuerst in die Felsbrocken krachen und dann in den eiskalten Bergsee plumpsen. D-Hiker gab mir nochmal Anweisungen und erinnerte mich an das Dreipunktesystem. Erst wenn der Fuß und beide Stöcke festen Halt haben macht man den nächsten Schritt. Ich habe es trotz meiner Angst gut hinüber geschafft! Anschließend mussten wir wieder klettern bis wir auf dem Trail ankamen. 

Wirbtreffen immer wieder Northbounder, mit denen wir gegenseitig Informationen austauschen. So wissen wir bereits, dass es in den Marble Mountains nach Seiad Vally noch viel Schnee hat. Vielleicht können wir den Schnee wieder auf einer Dirtroad umgehen. 

Einmal haben wir uns verirrt weil der Trail  komplett zugewachsen war. Zudem haben wir dadurch die Wasserquelle verpasst. Wir hatten jetzt alle zuwenig Wasser und es wurde immer heißer. Für die Lunchpause haben wir uns in den Schatten gelegt. Anschlieeend sind wir die nächste 1.7 Meilen bis zur Wasserquelle den Berg hinunter gerannt weil wir komplett dehydriert waren. Am Wasser habe ich zuerst einmal den Kopf unter den Strahl gehalten zur Abkühlung. Dann habe ich gleich mal einen halben Luter des kühlen Nass hinuntergestürzt. 

Die letzten Ymeilen bis Seiad Vally gingen dann schnell auch wenn wir zuletzt noch bei50 Grad auf der Strasse laufen mussten. Wir sind gleich in den Shop rein um was kaltes zu trinken zu kaufen.insgesamt sind wir ca. 9 Hiker, die den gleichen Weg laufen. 

61. Tag, Tentsite, Meile 1668.3, Höhe 1444m

Ich hatte letzte Nacht schlecht geschlafen da ich mir Sorgen gemacht habe. Ich wollte nicht noch mal so einen schwierigen Tag im Schnee verbringen. Ich habe mich immer wieder einen Berghang hinabschlittern sehen… 

Deshalb war ich froh, dass heute ein relativ einfacher Tag war, wenn man es mit gestern vergleicht. Wir sind der Dirtroad durch den Wald gefolgt bis zu einem Parkplatz. Danach folgte die Straße dem alten PCT. Man hat ihn später höher gelegt. Oft hat es nicht wie eine Straße ausgesehen und wir mussten uns mit dem GPS orientieren. Wir mussten auch unsere Mikrospikes anziehen, da es hoch und runter ging. Aber im grossen und ganzen war es easy und wir sind gut voran gekommen. 20 Meilen hatten wir am Ende dieses Tages auf unserem Konto und die Welt sah wieder ein bisschen rosiger aus. 

Seit wir in Oregon waren und auch jetzt in Nordkalifornien, ist der Trail viel anspruchsvoller undcauchvanstrsngender geworden. Da ist zuerst einmal der Schnee, der das Vorwärtskommen erschwert aber der Trail selber ist auch in viel schlechterem Zustand als in Südkalifornien. Auch hier gibt es abgebrannte Wälder, der Trail ist zum Teil total überwuchert und es hat viele umgefallene Bäume wo man rüberklettern muss. Echt anstrengend. Das Problem ist, dass auch hier eine Tonne von Schnee lag und der Trail noch gar nicht bereit ist für die PCT Hiker. Normalerweise kommt man hier ja auch viel später im Jahr durch. 

Wir haben um 18.00 an einer wunderschönen Stelle in der Sonne zu Abend gegessen und sind dann noch die letzten 0.7 Meilen bis zur Campsite gelaufen. 

60. Tag, Tentsite, Meile 1688.2, Höhe 1739m

Was für ein Tag! Wir mussten bald schon den ersten Schneehang mit den Mikrospikes traversieren. Das ging ganz gut da es noch früh und der Schnee fest war. Richtig schwierig wurde es dann im Wald. Den Trail sahen wir gar nicht mehr und wir konnten uns nur noch mit dem GPS orientieren. Im Wald lagen immer noch Tonnen von Schnee und es war teilweise sehr steil! Und ich Idiot habe vor 2 Tagen meine Eisaxt nach Sierra City geschickt. Na ja, ich bin ziemlich oft gestürzt und wer weiß, vielleicht hätte ich mich an der Axt nur verletzt. Wenn man den Umgang mit der Eisaxt beherrscht, kann man wenn man einen Hang runterrutscht, den Sturz aufhalten. Man kann damit auch Tritte schlagen und sich darauf abstützen. Aber eben, ich hatte sie nicht dabei und die anderen auch nicht. Wir sind von dem vielen Schnee überrascht worden, dass hatten wir nicht erwartet. Sonst wären wir nicht nach Ashland gefahren. Es war teilweise grenzwertig und auch gefährlich. Einmal wollte ich D-Hiker helfen, die mit dem Rucksack hängen geblieben war und dabei kam ich selber ins Rutschen und hätte sie beinahe mitgerissen. Wir konnten uns beide an einem Ast festhalten aber meine volle Wasserflasche segelte den Hang hinunter. Ich wollte mich mit dem schweren Rucksack am Ast hochziehen und rutschte wieder, dieses Mal den Hang hinunter. Nach meiner Rutschpartie auf meinem Hintern stellte ich fest, dass ich genau neben meiner Wasserflasche gelandet war. Dieser Sturz musste einfach sein sonst hätte ich zuwenig Wasser gehabt. Ich bin dann wieder zu den anderen hochgeklettert und wir bahnten uns mühsam unseren Weg durch den Wald. Irgendwann hatten wir es geschafft und gönnten uns eine Lunchpause mit unglaublich schöner Aussicht. Die Belohnung für all unsere Mühen im Schnee. Am Himmel war eine Wolke in Regenbogenfarben, die aussah wie eine Fee. Schön! Unser Kampf war aber noch nicht zu Ende. Wir mussten uns noch durch einen schneebedeckten Hang kämpfen, bis wir oben angekommen, endlich auf den schneefreien PCT stießen. Auf dem Weg hinunter zur Grenze von Oregon und Kalifornien mussten wir gefühlte hundert Mal, die Mikrospikes an- und abziehen um über Schneefelder zu kommen. Jedes Mal wenn wir sie auszogen, kam um die nächste Ecke das nächste Schneefeld. Trotz all der Schwierigkeiten hatten wir immer noch gute Laune. 

An der Grenze machten wir eine Pause und trugen uns ins Trailregister ein. Vor uns war genau ein Hiker! Am Tag davor war eine größere Gruppe unterwegs gewesen. Mein neues Lied lautet: Sag mir wo die Hiker sind, wo sind sie geblieben?

Wir haben uns den nächsten Tag angeschaut und mit Schrecken festgestellt, dass es wieder so hoch hinauf geht und in den Schnee. Der Hiker vor uns hatte zudem eine Nachricht hinterlassen, dass dort oben immer noch eine Tonne Schnee liege und man besser die Dirtroad nehmen solle die ein bisschen tiefer liegt. Was wir auch tun werden. 

Wir sind noch weitergelaufen und haben um ca. 19.00 unsere Zelte aufgeschlagen bevor es wieder hoch ging. Wir haben heute mit dem ganzen Schnee nur 12 Meilen geschafft und fingen schon an zu rechnen ob wir genug Essen dabei haben wenn es so weitergeht.

Wie heißt es so schön auf dem Trail: The Sierra Nevada will slow you down, seit heute weiß ich, Oregon und Nordkalifornien auch! 

Wir werden morgen wenn möglich der Dirtroad durch den Wald folgen, denn so ein Abenteuer wie heute brauche ich nicht alle Tage. Bin froh, dass sich niemand verletzt hat. 

59. Tag, Tentsite, Meile 1700.1, Höhe 1706m

Wir waren ca.um 10.30 auf dem Trail, wir sind mit dem Taxi zum Trailhead gefahren. Zuerst waren wie völlig konfus weil wir ja jetzt nach Süden laufen. Wir mussten in unserer GPS App die Richtung ändern und dann ging es los. Wir sind in Ashland/Oregon bei Meile 1715 eingestiegen und sind nach unserem späten Start noch 16 Meilen gelaufen. Es ist alles total anders, viele, viele Bäume, saftig grün und endlos viel Wasser. Ich trage nur noch 1.5lt mit mir rum. Lasst euch nicht von den Angaben der Meilen irritieren, ich zähle jetzt rückwärts bis wir wieder in Lone Pine sind. 

Ich hatte heute keinen guten Tag. D-Hiker und Big Sky sind immer voraus gelaufen und ich bin hinterhergerannt, absolut nicht in meinem Rhythmus. Ich habe nicht Pause gemacht wenn ich es gebraucht hätte sondern wenn sie angehalten haben. Zudem war ich, als es schwierig wurde und man den Trail wegen dem Schnee nicht mehr sehen konnte alleine. Ich bin rumgeirrt, kurz in Panik verfallen und dann habe ich die GPS App konsultiert. Da wir jetzt nach Süden laufen, musste ich das Handy auf den Kopf stellen. Ich war ziemlich verzweifelt und auch verletzt, dass sie nicht auf mich gewartet haben. Ich hatte das Gefühl, immer wenn es schwierig wird auf mich alleine gestellt zu sein. Habe ich schon erwähnt, dass ich kein Navigationshirsch bin? D-Hiker und Big Sky sind ein eingespieltes Team und ich fühle mich momentan wie das dritte Rad am Wagen. Wahrscheinlich muss ich einfach noch meinem Platz finden aber ich hätte es schon nett gefunden wenn sie auf mich gewartet hätten. Als ich sie dann wieder getroffen habe war ich immer noch verheult und hatte keine Lust anzuhalten oder zu reden, deshalb bin ich einfach weiter gelaufen ohne Pause. Das hat sich dann irgendwann gerächt weil ich so fertig war, dass ich dauernd gestolpert bin. D-Hiker hat gemerkt, dass ich ziemlich kaputt war und hat mit mir einen Moment Pause gemacht. Dann ging es mir gleich wieder besser. 

Gegen 18.00 waren wir bei der Tentsite. Es waren noch zwei junge amerikanische Pärchen auf der Campsite. Die hatten die glorreiche Idee bei diesem starkem Wind ein Feuer anzuzünden. Die Funken sind nur so herum geflogen. Hätte der Wind gedreht hätte ich Löcher in meinem Zelt gehabt aber so wie der Wind wehte flogen die Funken auf deren  Zelt. Ich bin dann aus dem Zelt raus und habe gemeint, dass ein Feuer keine gute Idee ist bei starkem Wind. Das Mädchen beim Feuer gab mir recht und groß ein wenig Wasser darüber. Als ich vom Zähneputzen zurückkam war das Feuer unbewacht und die Funken flogen nur so rum. Ich konnte es nicht fassen! Habe dann von meinem eigenen Wasser ins Feuer gegossen und versucht große Steine reinzulegen um das Feuer zu löschen. Dann kamen sie zurück, scheinbar waren sie Wasser holen um das Feuer zu löschen. Langsam wundert es mich nicht, dass wir durch so viele abgebrannte Wälder laufen, wenn ich sehe wie sorglos manche Hiker damit umgehen. Na das Feuer war auf jeden Fall gelöscht und ich konnte mich endlich schlafen legen. 

58. Tag, Reise nach Ashland

Um 6.15 fuhr der Bus nach Reno. Die Haltestelle war direkt vor dem Mac Donalds so konnte ich mir noch einen Kaffee holen. Wir waren schon um 5.30 an der Haltestelle weil Big Sky Angst hatte, dass es zuviele Hiker hat und wir nicht in den Bus kommen. Natürlich waren wir die Ersten😉. Der Bus war relativ klein aber wir passten trotzdem alle rein. Mir tat das Herz weh die Sierra verlassen zu müssen aber wir kommen ja zurück. Die Fahrt dauerte 5 Std. Und 45 Min. Gottseidank gab es nach 2 Std. eine Pinkelpause und nach 3 Std. stoppte der Bus bei einem kleinen Lebensmittelladen. Verhungern mussten wir also auch nicht. 

Um 12.00 waren wir in Reno und da wollten wir das vorreservierte Auto abholen. Jetzt hatte Big Sky aber nicht die richtige Visakarte und dann war die Reservation hinfällig. Die Reservation konnte auch nicht auf jemand anderen übertragen werden und so mussten wir noch 100$ draufzahlen für die kurzfristige Reservation. Die spinnen die Amis! Das Mietauto hat uns 400$ gekostet, das Benzin natürlich extra!!! Gut dass wir zu fünft waren. Dafür hatten wir ein riesiges Auto mit 8 Plätzen. 

Unicorn ist gefahren und sie hatte außerdem Songs der 70er Jahre heruntergeladen. Wir haben den ganzen Weg mitgesungen. Um 19.00 waren wir endlich in Ashland und sind im Roadway Inn abgestiegen. 

Wir sind noch mexikanisch Essen gegangen und dann war es auch schon Zeit fürs Bett