Wir konnten heute bereits um 7.00h frühstücken und um 7.30 standen wir bereits auf der Strasse. Wir mussten die 750m zurück zum Trail laufen. Mir taten von der langen Wanderung auf Asphalt gestern immer noch die Füße weh. Nach dem Motto ein Indianer kennt keinen Schmerz nahm ich die nächste lange Etappe in Angriff. Da ich aber kein Indianer bin nahm ich vorsichtshalber ein Ibuprofen ein😂.

Es ging stetig auf und ab und wir bewegten uns immer zw. 900 und 1000m. Die Landschaft hatte sich mal wieder komplett geändert. Die Sommereichen verschwinden langsam und mit ihnen die nervigen Fliegen. Wir liefen auf einem Plateau welches übersät war mit Erika sowie gelbem und weißem Ginster. Wusstet ihr, dass man die Blüten des gelben Ginsters essen kann? Wir haben es noch nicht probiert aber sie sollen lecker schmecken.

Es war ziemlich stark bewölkt und sah nach Regen aus. Irgendwann fing es auch wirklich an zu tröpfeln aber es regnete nie so stark, dass wir die Regenausrüstung gebraucht hätten.

Es ging durch viele Weiler und bei einem tat einem schon fast das Herz weh. Der Weiler war voller verfallener Häuser und doch lebten hier noch Menschen. Wahrscheinlich alte Menschen weil die Jungen alle ausgeflogen sind.

Eigentlich müsste man hier ein Haus renovieren und eine Albergue daraus machen mit integrierter kleiner Tienda (Einkaufsladen). Ja und den Pilgern Abendessen und Frühstück anbieten. Das würde wieder etwas Leben hinein bringen und wer weiß was dann entstehen könnte.

Auf dem Camino Frances wurde genau das in Foncebadon gemacht. Foncebadon war eine Geisterstadt mit streunenden wilden Hunden. Man hat eine Herberge auf Spendenbasis eröffnet und irgendwann kam eine private Herberge dazu, dann ein Restaurant. Mittlerweile kommen sogar Menschen zurück um dort zu leben.

Hier in Galizien tun sie was für ihre Pilger. Immer wieder gab es ein Bänkchen zum Sitzen oder ein Brunnen in Muschelform. Das beste war aber die Schaukel oberhalb des Stausees. Wir ließen uns natürlich nicht zweimal bitten.

Der Weg war sehr schön heute außer, dass man wieder viel auf Asphalt laufen musste. Bei einer Abzweigung konnte man wählen, ob man über den Berg oder weiter der Strasse entlang laufen wollte. Wir waren bereits ziemlich müde und entschlossen uns für die Straße. Nach ca. 500m checkten wir die Karte und merkten, dass das wohl nicht so eine gute Idee war weil die Straße sich in unzähligen Kurven ins Tal hinunter wand. Wir kehrten um und nahmen nun doch die Bergvariante, den direkteren Weg, in Angriff. Der Anstieg war gar nicht so schlimm und es war auf jeden Fall schöner als auf der Strasse.

Von ganz oben hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf Campobecerros. Nun folgte aber noch der sehr steile Abstieg dorthin. Wir waren beide extrem müde und mir taten außerdem die Füße total weh. Dieser Abstieg gab mir noch den Rest. Wir waren so müde, dass wir wegen allem total lachen mussten. Im französische nennt man das: « Le fou rire». Wir mussten teilweise so lachen, dass ich fast in die Hosen pinkelte. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr was so lustig war🤔.

Wir nahmen jede Abkürzung die wir nehmen konnten. Am Schluss standen wir an einer steilen Stelle wo wir nicht genau wussten wie wir runterklettern sollen. Grace suchte sich bereits einen Weg und ich versuchte einen anderen. Ich habe meinen Rucksack runtergelassen und bin dann hinterher geklettert. Wir sind beide Gottseidank heil unten angekommen. Habe ich bereits erwähnt, dass Grace 75 ist?

Wir haben uns gegenseitig abgeklatscht und sind dann ziemlich fertig in der Albergue angekommen. Wir checkten ein, bezogen unser Bett und machten uns schnurstracks auf in die Bar für eine Clara🍻. Die Dusche kann warten.
