Ich bin um 6.20 aufgestanden, ganz schön früh für Urlaub🥱. Habe meine Zehen verpflastert, immer die gleichen drei aber bis jetzt habe ich keine neuen Blasen gemacht unter den Zehennägeln. Habe ein ganzes Pack mit 50 Pflastern mitgeschleppt nur für meine Zehen aber sie danken es mir☺️. Meine Apotheke ist einfach langsam überdimensional groß!
Dann ging es zum Frühstück. Ich habe gestern Abend mit Gitte, Jan und einem Kanadier der in Irland lebt, zusammen gegessen. Der Name fällt mir leider nicht mehr ein. Der war auf jeden Fall auch da und hat mich gefragt wie es geht. Ich habe gemeint ich hätte wieder gehustet, dementsprechend wenig geschlafen und sei jetzt natürlich müde. Er ist der erste, der mich gefragt hat ob ich mich habe testen lassen. Ja habe ich 4x im Ganzen (3 Schnelltests und ein PCR) alle negativ. Er hat sich trotzdem vorsichtshalber an einen anderen Tisch gesetzt oder vielleicht wollte er einfach alleine frühstücken.

Ich bin um 7.40 los. Es fing gerade an heller zu werden. Ich fand den Weg raus aus der Stadt schnell mit dem Handy. Kurz außerhalb der Stadt sah ich von weitem bereits wieder Marc, the English Man mit seinem unvergleichlichen Schritt. Ich brauchte aber mehr als eine Stunde um zu ihm aufzuholen. Wir liefen ein Stück zusammen und dann musste er pinkeln.

Am Anfang ging es noch mit dem Weg aber es war da bereits landschaftlich ziemlich eintönig. Olivenbäume und Reben, sonst nichts. Dann kam aber dieses 12 km lange schnurrgerade Stück, das war echt eine Herausforderung. Einfach geradeaus, nicht viel Abwechslung links und rechts. Dies war eine Etappe die vor allem mentale Stärke von einem verlangte. Für die Füsse war es aber auch eine Herausforderung weil man die ganze Zeit auf einem Schotterweg lief und man spüre die Steine durch die Schuhe.

Auf einem großen Teil der Strecke wurde zudem die Straße erneuert. Mir kamen etliche Lastwagen entgegen. Zuerst dachte ich vielleicht ist ja die Nationalstraße gesperrt, dass alle hier durchfahren? Dann sah ich aber die Baustelle. Die Lastwagen lieferten Tonnen von Schotter, den sie dann auf der Strasse entleerten. Ich hatte jeweils die leeren Lastwagen vorbeifahren sehen. Bei der Baustelle musste ich kurz warten bis der Lastwagen abgeladen hatte und dann konnte ich meinen Weg fortsetzen.

Ich machte Pause auf einer kleinen Mauer und aß Chorizo mit Brot. Also wenn man in Spanien 🇪🇸 kein Brot und Fleisch isst, hat man echt Probleme sich unterwegs zu ernähren. Ich nehme einfach was ich kriege, kann mich dann zu Hause wieder gesund ernähren.
Was man auf den Bildern nicht sieht es war ziemlich kalt. Ich bin den ganzen Tag mit meiner Kapuzenjacke gelaufen. Es ging ein richtig kalter Wind. Man konnte sich auch kaum irgendwo hinsetzen geschweige denn pinkeln. Da aber wirklich fast niemand unterwegs war, gab es keine peinlichen Szenen😂.
Endlich zweigte der Weg nach links ab. Es gab wieder grüne Wiesen und gelbe Blumen. Was für eine Erleichterung. Vor allem kurvige Wege🤣.

Am Anfang sah ich noch viele Pilger aber mit der Zeit war ich alleine weil die anderen einfach schneller laufen und weniger Pausen machen als ich. Ist auch schwierig keine Pausen zu machen wenn einem die Füsse schmerzen😖. Da es mir mental aber sehr gut ging steckte ich auch das weg. Ein bisschen mehr Unterstützung wäre aber ganz schön gewesen. Jean-Pierre der Arme hatte den ganzen Tag keinen einzigen Pilger getroffen. Er lief hinter mir und schaffte es bis Torremejia nicht mich einzuholen. Ich winkte ihm in Torremejia zu und zweigte zum Hostal Milenium ab.

Es war 15.30 und ich hatte ein riesiges Loch im Bauch. In der Extremadura kann man meist bis 16.00 Mittagessen. Meine neue Taktik um nicht bis 20.30 hungern zu müssen😂. Ich kam im Hostal an, bezog mein Zimmer und machte mich schnurstracks auf den Weg ins Restaurant. Der Senor hier hatte mir noch verraten wo man besonders gut isst. Auf dem Weg dorthin traf ich den Kanadier, er kam mit auf ein Bier. In der Bar bestellten wir Bier. Der Senor meinte ich könne aber nur oben im Comedor essen. Ich fragte ob ich das Bier hochnehmen darf.

Ich entschuldigte mich beim Kanadier und machte mich auf den Weg ins Restaurant. Ich aß mein bestes Sollomillo. Dies ist Rindfleisch mit Kartoffeln und Pimentos. Das sind diese grünen 🫑 ähnlichen Schoten. Sie sind meist leicht scharf🌶. Es war sehr lecker und ich gerade die zufriedenste Pilgerin.

Ich ging wieder runter und setzte mich zum Kanadier. Er hatte vorhin mein Clara con limon bezahlt, dass hatte ich gar nicht mitbekommen. So groß war mein Hunger. Ich lud ihn dann auf ein weiteres Bier ein. So langsam trudelten alle ein Marc, der Engländer der keiner sein will (Erklärung folgt), Jean-Pierre, Mons der Schwede. Nur das dänische Pärchen fehlte. Die wollten nicht die ganze Strecke laufen. Es gab einen Ort ca. in der Hälfte und da haben sie übernachtet. Am nächsten Tag wollten sie dann das Taxi nach Torremejia nehmen.

Wir hatten es auf jeden Fall lustig. Marc fragte mich ob ich nicht schauen könne, dass Jean-Pierre im Hostal schlafen würde. Er würde nämlich grauenhaft schnarchen und hätte wieder sein Bett in der Albergue direkt neben ihm bezogen. He was not amused😂.

Marc schälte sich im Gesicht und muss wohl einen heftigen Sonnenbrand eingefangen haben. Ich fragte ihn wie es kommt, dass Engländer nicht wissen wie man sich vor der Sonne schützt? Er lebe in Portugal und überhaupt sei er jetzt Portugiese. Ich habe gemeint, davon wisse aber seine Haut nichts. Wir haben so gelacht😂.
Um 18.00 bin ich dann endlich ins Hostal zum duschen und Wäsche waschen. Kleine Siesta, dann einkaufen und kleiner Rundgang durch das Städtchen. Ich hatte mir im Shop nebenan einen César Salat gekauft und wollte im Zimmer essen. Ich war immer noch gut genährt vom exzellenten Sollomillo und hatte keine Lust auf Pilgermenu.