Bin um 6.15 aufgestanden. Hatte wieder Mühe mit dem Einschlafen. Habe sogar eine halbe Schlaftablette genommen, was ich sehr selten mache, aber das hat auch nicht viel genutzt. Vielleicht sind sie schon lange abgelaufen😬.

Habe alles zusammengepackt, Schuhe angezogen (sie waren gerade so knapp trocken von gestern) und bin dann runter zum Frühstück. Gottseidank kann man hier in Spanien meistens schon um 7.00 frühstücken. Es gab mein Lieblingsfrühstück mit Tostado, Kaffee und frisch gepresstem Orangensaft. Kein Vergleich mit den Orangen 🍊 die wir zu Hause erhalten. Einfach köstlich 😋.

Albert kam auch gerade rein und setzte sich an meinen Tisch. Er geht heute weniger weit wie ich. Ich versuche heute 29km zu laufen bis zum Hostal Asturias in Jarilla. Dies liegt ca 2.5 km abseits vom Weg aber man kann so eine 37 km lange Etappe abkürzen. Wenn man nicht mehr mag kann man sich auch beim Arco, ein römischer Torbogen, nach 18 km abholen lassen.

Ich lief zügig los und folgte den Fussspuren eines unbekannten Wanderers. Der Boden war durch den Regen von gestern ziemlich aufgeweicht aber es gab keine Stollen an den Sohlen. Ich bin schnell gelaufen, denn es war kalt und sah aus als könnte es jederzeit wieder loslegen.


Es ging durch wunderschöne Dehesas mit vielen freilaufenden Kühen und auch ein paar Stieren😧. Ich muss ehrlich sagen ich habe noch nie so gelangweilt aussehende Stiere gesehen wie hier. Sie wirken auch so schwerfällig. Ich gehe ihnen aber trotzdem immer aus dem Weg. Auch bei den Kühen mit Kälbern halte ich immer Abstand. Ich spreche auch mit ihnen, weiß zwar nicht wen ich da versuche zu beruhigen, sie oder mich😬.

Ich sah eine Mutterkuh und ein Kalb mitten auf dem Weg stehen. Davor stand der unbekannte Wanderer und war glaube ich froh, dass ich dazu kam. Er hatte keine Ahnung wie froh ich war😂. Wir haben dann zusammen einen Umweg über die aufgeweichte Wiese gemacht. Meine Schuhe waren bereits wieder nass. Nicht Regen ist das schlimmste für die Schuhe sonder nasses Gras! Es gibt noch etwas schlimmeres aber das kommt später😉.
Er stellte sich als Marc aus Stuttgart vor, der zurzeit in Hamburg lebt. Wir liefen eine Strecke zusammen und das war sehr unterhaltsam und angenehm. Er will die ganzen 37 km bis Aldeanueva del Camino laufen! Er hat ja auch sehr lange Beine💪. Irgendwann hielt er an um sich umzuziehen und ich lief alleine weiter.

Es ging von einer Dehesa zur nächsten. Ich musste viele Tore auf und zu machen aber es war keines dabei, dass ich nicht aufbekommen habe. Also nichts mit klettern heute😂. Der Weg war ausgesprochen schön heute!

Um 12.00 und nach bereits 18 zurückgelegten Kilometern, kam ich beim Arco de Cappara an und freute mich auf eine wohlverdiente Pause. Es gab sogar eine Bank und ich setzte mich voller Freude hin. Kaum habe ich mich hingesetzt fing es an zu tröpfeln. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ist jetzt aber nicht dein Ernst rief ich Richtung Himmel😕. Es kam leider keine Antwort und so zog ich vorsichtshalber meine Regenmontur an. Gleichzeitig schien die Sonne aber sobald sie weg war, war es saukalt. Ich holte sogar meine Handschuhe hervor. Die Pause war nicht ganz so gemütlich wie ich mir das vorgestellt hatte.

Monique, Christian und Pedro waren im Anmarsch und standen ziemlich lange unter dem Torbogen. Ich fragte mich ob sie darauf warten, dass die Bank frei wird aber dann hörte ich den Grund. Christian ließ eine Drohne steigen un zu filmen. Ehrlich gesagt finde ich diese Drohnen ziemlich nervig und ich möchte auch nicht gefilmt werden. Sie haben sich hier abholen lassen und ich setzte meinen Weg fort.

Es hingen drohende schwarze Wolken am Himmel aber die Regenausrüstung hatte ich beim Arco bereits wieder abgezogen. Es schien auch immer wieder die Sonne. Bei einem Granitpoller, damit kennzeichnen sie den Weg zusätzlich und sie eignen sich ausgezeichnet als Sitzmöglichkeit, versuchte ich nochmals Pause zu machen und mein abgebrochenes Mittagessen fortzusetzen. Mittlerweile war es fast 14.00h. Kaum saß ich fing es wieder an zu tröpfeln. Du nervst rief ich gegen Himmel😡. Mir gegenüber war ein Hufeisen an einem Pfahl befestigt, na ja viel Glück scheinte ich im Moment nicht zu haben. Auf jeden Fall nicht mit meinen Pausen.

Ich kam zu einem Bach der durch den Regen ziemlich angeschwollen war. Auch hier gab es Granitsteine wo man normalerweise darüber gehen kann um keine nassen Füße zu bekommen. Die Betonung liegt auf normalerweise, denn als ich in der Mitte des Baches stand fehlte ein Granitblock, den hatte es weggeschwemmt. Er lag weiter unten mitten im Bach. Leider habe ich in der Hitze des Gefechts vergessen ein Foto zu machen (Bill hat es mir geschickt😄). Ich bin dann nach PCT-Manier den Fluss rauf und runter gelaufen und habe eine gute Stelle zum Furten gesucht. Zuerst habe ich mir überlegt die Schuhe auszuziehen und barfuß rüber zu gehen. Aber das hielt ich nicht für eine gute Idee. Aus PCT-Zeiten weiß ich, dass es besser ist die Schuhe anzubehalten. Ich habe dann die Socken ausgezogen und die Sohlen entfernt. Dann bin ich auf den Granitblöcken zur Mitte des Baches gelaufen, habe mich dann vorsichtig runtergelassen und habe den Bach überquert. Er hatte ganz viel Strömung dafür dass es ein Bach war.

Mittlerweile regnete es auch wieder. Beim nächsten Granitblock setzte ich mich hin, leerte die Schuhe vom Wasser, trocknete meine Füße, zog die Socken wieder an und schob die Sohlen in die Schuhe. Die Schuhe waren vorher auch schon nass aber jetzt waren sie jenseits von Gut und 👿 . Ich schaute schon mal im Wörterbuch nach wie man nach Zeitungspapier fragt: “Tiene un periodico para los Zapatos mujados”. Dass kriegen wir hin!
Als ich die Schuhe wieder anhatte habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich nicht zuerst nachgeschaut habe ob es nicht einen anderen Weg gibt. Und hatte ich nicht vor der Brücke einen Pfeil gesehen der nach rechts zeigte und mich gefragt warum? Ich habe dann auf dem GPS nachgeschaut und natürlich war es die Umleitung weil die Brücke defekt war! Ich habe aber sofort auf PCT-Modus umgestellt und habe den Fluss gefurtet. Einerseits musste ich über mich lachen und andererseits fühlte ich mich total bescheuert. Aber es sind ja nur nasse Schuhe und die trocknen wieder.

Kaum war ich wieder auf der Strasse hielt ein Auto an und fragte mich ob ich ins Hostal Asturias wolle. Ich habe erfreut ja gesagt und damit hat sich mein Weg um) 6 km verkürzt. Der Bus war voller Pilger, die sich bereits beim Arco haben abholen lassen. Teilweise mussten sie stundenlang warten bis er alle Pilger zusammen hatte. Da laufe ich lieber. Ich teile mir hier ein Zimmer mit Anna, die kürzlich 44 km von Cáceres bis Cañaveral gelaufen ist. Chapeau!