78. Tag, Tentsite, Meile 1422.2, Höhe 958m

Gestern war ich mit D-Hiker an der Campsite und heute mit Big Sky. Wir haben gebührenden Abstand zwischen unseren Zelten. D-Hiker ist noch weiter zum Burney Falls State Park gelaufen, dies wären noch weitere 5.7 Meilen gewesen. Sie möchte so früh wie möhlich in Burney sein damit sie genug Zeit hat um für das Geschäft zu arbeiten. 

Ich werde morgen zu den Burney Falls gehen, dies sind berühmte Wasserfälle in Nordkalifornien. Vielleicht werde ich sogar baden😎. Zudem soll es dort die beste Glace geben. Bis zur Ranch, meinem Tagesziel von Morgen sind es 15 Meilen. Das ist eine relativ kurze Etappe. Je nach dem bleibe ich 1 oder 2 Nächte. 

Heute Morgen sind wir um 5.30 los. Es war entspannter und weniger stressig wenn Big Sky nicht dabei war. Zuerst haben wir uns im Busch verlaufen, da ich wieder mal eine Abkürzung nehmen wollte, die aber  nur noch tiefer in den Busch führte. Auf dem GPS sahen wir, dass wir fast auf dem Trail sind, deshalb haben wir uns einfach durch das Gebüsch gezwängt. Es gab ein paar blutende Kratzer an den Beinen aber wir waren wieder auf dem PCT. Der Vollmond war immer noch am Himmel und auf der anderen Seite ging die Sonne auf. Es war kühl am Morgen aber immer wieder kamen wir durch Abschnitte wo die Wärme von Gestern noch hängengeblieben war.  

Bei der zweiten Frühstückspause informierte mich D-Hiker über ihre Pläne bis zum State Park zu wandern. Ich beschloss einfach zu schauen wie weit ich komme. D-Hiker legte den 4. Gang ein und sie ward nicht mehr gesehen. 

Dafür sah ich nach der Mittagspause  Big Sky. Ich war überrascht ihn zu sehen, er muss wohl bereits morgens um 4.00 gestartet sein. Dadurch vergaß ich am Bach Wasser aufzufüllen und musste dann 1.5 Meilen später einen steilen Weg runterlaufen um an Wasser zu kommen. Das war anstrengend und Schweiß treibend! Der Bach vorher lief einfach über den Weg, dass wäre einfacher gewesen…

Ich bin heute zweimal über meine eigenen Stöcke gestolpert und gestürzt. Gottseidank auf einem weichen Waldweg und nicht auf Schotter oder Felsen. Es wundert mich schon ein wenig, dass es mich in letzter Zeit so oft flach legt aber das Gute ist, ich verletze mich so gut wie nie.😊. 

David ist in Mammoth, er hat die Sierra bereits zur Hälft geschafft. Er hat aber immer noch Probleme mit seinem Knöchel und weiß nicht ob er den Trail fertig laufen kann. Er wird sich in South Lake Tahoe entscheiden. Ich vermisse die Bubble, die wir vorher waren, jetzt sind wir alle auseinandergerissen. David geht es ähnlich. Vielleicht ist es das was mir im Moment so Mühe macht. 

Heidi läuft doch weiter, sie hat andere Hiker getroffen aber sie vermisst Felix. Ich bin froh, dass sie weiter läuft. Sandy, du musst dich noch etwas gedulden😉. 

So ich werde mir jetzt mein Abendessen machen. Es gibt entweder Teigwaren mit Lachs oder Quinoa. Wohl eher Teigwaren oder?

77. Tag, Tentsite, Meile 1440.7, Höhe 1605m

Wir haben heute 1’000 Meilen geschafft, dies sind 1’600km 🤗!!! Ich habe das Gefühl, schon seit langer, langer Zeit auf dem PCT zu sein. Es ist nicht immer einfach und oft eine Riesenherausforderung. Trotzdem möchte ich nirgendwo anders sein im Moment. Auch nicht auf dem Oregon Coast Trail wo Mermaid ist😉. 

Heute mussten wir seit längerem wieder mal über Schnee laufen. Da lag ein riesiger Block aber den PCT hat er nicht groß tangiert. Ich bin hochgeklettert und auf dem Hosenboden oder besser Rock runtergerutscht😁. Ist man dann halt etwas nass aber bei einer Temperatur von über 30 Grad ist das schnell wieder trocken. Der Trail verläuft hier nicht ganz so hoch wie vorher, deshalb hat es weniger Schnee. Bin ganz froh über die Schneepause. 

D-Hiker und ich sind alleine am campen heute Abend, Big Sky hat schon 5 Meilen vorher aufgehört. Er war immer noch erschöpft von gestern. Wir haben gestern extrem geschwitzt und viele Elektrolyte verloren, deshalb ist man am nächsten Tag oft schlapp. Ich habe  eine doppelte Portion Elektrolyte getrunken und dann ging es mir gleich besser. Auch habe ich meine Suppe über Mittag noch extra mit Bouillon gewürzt.  

Ich habe Durst und würde am liebsten mein ganzes Wasser austrinken aber ich darf nicht da ich zu wenig habe. Die letzte Wasserquelle hat uns im Stich gelassen, es hat nur getröpfelt. Mit Ach und Krach habe ich knapp einen halben Liter mit einer Tasse rausgeholt. Dies reicht wenigstens für das Abendessen und den Kaffee am Morgen. Morgen müssen wir zuerst 3 Meilen laufen bis zur nächsten Quelle. Ich habe jetzt noch einen halben Liter, den ich möglichst für Morgen zum laufen brauchen möchte. 

Wir haben bereits vor dem Camp gegessen, wir sind auf einer unbenutzten Dirtroad, da wir von anderen Hikern gehört haben, dass ein junger Bär mutterlos herumläuft und nach fressen sucht. Hikerfood ist da natürlich eine einfache Nahrungsquelle. Wir möchten an unserer Campsite möglichst keine Essensgerüche verbreiten sogar die Zähne haben wir schon vorher geputzt. Bären mögen nämlich auch Zahnpasta. Wir sind auch nicht auf einer offiziellen Tentsite sondern auf einer alten unbenutzten ungeteerten Straße (Dirtroad). Wir haben alles getan was wir konnten und hoffen nun auf eine ruhige Nacht. Es ist Vollmond! Mein dritter auf dem Trail. Wunderschön!

76. Tag, Tentsite, Meile 1461,4, Höhe 1293m

Bin heute Morgen pünktlich um 5.30 gestartet. Big Sky und D-Hiker waren bereits weg da ich noch auf das Plumpsklo musste. Reisende soll man nicht aufhalten😉. 

Wir laufen durch riesige Wälder allesamt am Berghang entlang. Nach 2.5 Stunden fanden wir endlich ein Plätzchen wo wir frühstücken konnten. Vorher konnte man sich einfach nirgends hinsetzen. Kaum sitzt man wird man von den Moskitos gefressen, arrrgh! Sehr entspannt war das nicht. Nordkalifornien sucks!!! Wir werden hier von tausenden Fliegen gemartert, die ständig in unsere Augen, Ohren oder Nasen fliegen und sterben wollen. Dann diese elenden Blutsauger, die meiner Meinung nach überhaupt keine Existenzberechtigung haben. Zudem muss man täglich über umgefallene Bäume klettern und sich durch zugewachsenen Trail zwängen. Heute Morgen war ich richtig genervt von allem. Ich habe mir die berühmt berüchtigte Frage gestellt: „Warum tue ich mir das eigentlich an? Warum kann ich nicht wie alle anderen einfach an den Beach fahren und mich im Liegestuhl räkeln?“ Aber wahrscheinlich wäre mir das dann doch zu langweilig.  

Meine Mittagspause wollte ich auf dem Ash Camp am Mc Cloud River verbringen. Um 12.30 war ich dort und fand auch ein schönes schattiges Plätzchen. Die anderen beiden sah ich nicht aber die Campsite war auch groß. Ich aß mein obligates Ramensüppchen und anschließend war der Powernap fällig. Mir gegenüber hatte sich ein Camper im Liegestuhl eingerichtet und irgendwie hatte ich die Vermutung, dass er es auf meine Tentsite abgesehen hatte. Ich ließ mich dadurch aber nicht beirren und hielt mein Nickerchen. Um 13.45 machte ich mich dann bereit zum weiter hiken. Als ich nach vorne lief hat mich der junge Mann nett gegrüßt und ist mit seinem Zelt Freude strahlend zu der Tentsite marschiert. Wusste ich es doch, dass er nur darauf gewartet hatte, dass ich weiter hike. 

Ich habe dann noch D-Hiker und Big Sky getroffen, die hatten gebadet und dann ging es auch schon weiter.  Es war tierisch heiß, ca. 34 Grad und wir gingen mal wieder in der größten Hitze den Berg hinauf. Es war schier nicht zum aushalten. Der Schweiß ist mir nur so runtergeströmt und ich habe Unmengen von Wasser getrunken. Gottseidank gab es ca. jede Meile einen Bach wo wir wieder nachtanken konnten. Bald ging es aber aber wieder tiefer in den Wald und dann wurde es etwas angenehmer. Die letzte Meile ist immer die schlimmste, sie kommt einem manchmal endlos lang vor. Endlich waren wir an der Tentsite und haben unsere Zelte aufgestellt. Da Big Sky so Mühe hatte den Berg hinaufzukommen wollte ich etwas nettes für ihn tun und habe ihm einen Liter Wasser vom Bach mirgebracht. Er hätte es nur noch filtern müssen. Er wollte es aber nicht weil es nicht gefiltert war und ging lieber selber nochmal zum Bach um Wasser zu holen. Ich habe es zumindest versucht nett zusein, was man von ihm nicht behaupten kann. 

Der nächste Ort ist Burney, wir werden in 3 Tagen dort sein. Ich habe mich heute entschlossen, direkt zur Burney Mountain Guest Ranch zu gehen. D-Hiker und Big Sky werden nach Burney in die Stadt gehen, da D-Hiker noch am Computer was arbeiten muss. Vielleicht ist das der Moment, wo ich alleine weitergehen werde, mal sehen. 

Hier hat es viele Rehe und eines ist vorher den Trail runtergekommen und hat hinter unseren Zelten gegrast. Die Rehe hier sind gar nicht schüchtern und haben keine Angst vor Menschen. Irgendetwas hat das Reh aber beunruhigt, denn es hat immer in eine Richtung gestarrt und nervös mit den Ohren und dem Schwanz gewackelt. Plötzlich ist es durch den Wald davon gestürmt. Vor was es wohl geflüchtet ist? Ein Bär oder ein Mountain Lion? Ich habe nichts gesehen, keine Ahnung was da nachts so rumschleicht. Ehrlich gesagt möchte ich es auch gar kocht wissen. Wenn ich aus dem Moskitonetz nach oben schaue sehe ich nur Bäume, es ist noch hell, es ist Sommer. Gegen 21.00 fallen mir die Augen zu und dann lege ich mir meinen Buff über die Augen damit es dunkel ist. 

75. Tag, Cabin Creek Trailhead, Meile 1482.5, Höhe 812m

Gestern hatte Big Sky beim Einkaufen an der Kasse Jane kennengelernt und mit ihr geflirtet. Dabei hat er sich so gut angestellt, dass sie uns heute Morgen zum Trailhead an der Soda Creek Road gefahren hat😉. 

Um 8.30 sind wir dann gestartet. Wir kamen sogleich an einer Box Trail Magic vorbei mit Fruchtsäften und Crackers. Da war auch noch eine Flasche mit gefrorenem Wasser. Da ich noch Wasser zum kochen benötigte habe ich die mitgenommen. Mir kam leider zu spät in den Sinn, dass diese Flasche wohl nur zum Kühlen gedacht war. Ich habe mich dann gefragt, wie alt dieses Wasser wohl ist und ob da noch was anderes drin ist damit es länger gefroren bleibt. Ich habe das Wasser aber dennoch zum Vorbereiten meines Frühstücks benutzt und ich bin immer noch gesund😄. Beim Frühstück wurde ich dafür von hunderten Moskitos belästigt, diese elenden Blutsauger😖. Eigentlich wollte ich vorher schon anhalten. Ich hatte schon alles ausgepackt und wollte gerade Wasser heiss machen, als es im Wald hinter mir ziemlich laut geknackt hat. Da bewegte sich was größeres im Wald und wenn es viel Lärm macht ist es meistens ein Bär. Ich beschloss deshalb, das Frühstück auf später zu verschieben. Fand es keine gute Idee mit offenem Foodsack einem Bären gegenüber zu stehen. 

Die ersten 10 Meilen ging es nur hinauf bis wir wieder auf ca. 1600m waren. Es war nicht sehr anstrengend da es nicht steil war. Der PCT ist ja bekannt für seine Serpentinen und ich bin sehr froh darüber. 

Es gab heute nicht viele Möglichkeiten anzuhalten, da der Weg sehr schmal den Berg entlang führte. Da geht es immer auf der einen Seite steil hinunter und auf der anderen hinauf. Das Mittagessen haben wir bei einer Verzweigung eingenommen und uns einfach auf dem anderen Trail breit gemacht. Da Big Sky die Lime Chili Shrimps nicht mochte, hatte ich sogar eine doppelte Mahlzeit😊. 

Unterwegs haben wir Dennis getroffen, ein Amerikaner aus Memphis, der heute, nach zwei Wochen Pause wider auf dem PCT eingestiegen ist. Er muss erst wieder seine Trailbeine finden und läuft langsamer als ich. Ich fand es ganz angenehm, nicht immer die Letzte zu sein😉. Seit ich wieder alleine laufe werde ich immer schneller. Es ging dann nur noch hinunter. Der Weg war ziemlich eben und deshalb konnte ich seit langem wieder mal den Trail runterrennen. Mein verstauchter Fuß hatte dies lange nicht zugelassen. 

Jetzt liege ich im Zelt, neben mir rauscht ein Bach und es ist schön warm. Hat lange gedauert, bis wir abends nicht mehr frieren aber seit Anfang Juli ist es soweit. 

Mermaid hat auf den Oregon Coast Trail gewechselt wegen dem Schnee. Die Chance, dass ich sie wiedersehe ist also nicht all zu groß. Schade! 

74. Tag, Mount Shasta, Travel Inn, Meile 1498.7, Höhe 1096m

Wir sind um 5.30 los und im Stechschritt den Berg runter marschiert. Wir mussten nur 9.5 Meilen bis Castella laufen. Es ging durch einen trockenen Laubwald und da hat es immer tausende dieser kleinen Fliegen, welche einem in die Augen, Ohren und die Nase fliegen wollen. Ja und wenn man Pech hat fliegen sie einem auch in den Mund. Ätzende kleine Viecher. Ich nehme an, dass dies Eintagsfliegen sind und vielleicht steht bei ihnen an oberster Stelle, einmal in ihrem kurzen Leben, einem Menschen ins Auge zu fliegen und zu sterben. Selten dämlich!

In Castella sind wir direkt in den Ammiratis Market wo meine Bounce Box auf mich wartete und ein Rückenpolster für meinen Rucksack, den ich irgendwie an meinen Rucksack annähen muss. Dadurch gewinne ich vielleicht 1-2 cm wodurch ich den Hüftgurt wieder enger ziehen kann und das Gewicht nicht mehr auf meinen Schultern liegt. Dummerweise kann ich den Hüftgurt meines Rucksacks nicht auswechseln und ich habe nun mal ca. 10kg abgenommen😬. 

Natürlich musste ich gleich eine Cola und Chips haben für mein Wohlbefinden😉. 

Die Bounce Box konnte ich schon von weitem sehen aber mein Paket von ZPacks war nicht da. Ich habe dann mit der Sendungsnummer rausgefunden, dass es am heutigen Tag ankommen müsste. Ja und das Paket war dann auch auf der Post. 

Castella besteht eigentlich nur aus einer Tankstelle und einem kleinen Markt. Auf dem Rasen neben der Tankstelle habe ich dann meine Bounce Box geleert und alles aufgefüllt. Von meinem Wüsten-Sonnenschutz-Shirt musste ich mich nach fast 1000 Meilen auch verabschieden. Der Gestank war nicht mehr auszuhalten und sauber wurde es auch nicht mehr. Jetzt laufe ich wieder in meinem Merinowolle T-Shirt😊. Ich werde aber die Kapuze vermissen, das war schon praktisch auch wenn es windet. 

Als ich fertig war ging meine Bounce Box wieder auf die Reise nach Chester. Dies sind ca. 300 Meilen.  

Wir trafen E-Game und Valley und mit ihnen zusammen fuhren wir nach Mount Shasta. Wir haben unseren Rucksack schnell im Motelzimmer deponiert und dann war es Zeit für den Lunch. Uns war das Seven Suns wärmstens empfohlen worden und es war wirklich sehr lecker! Ich hatte einen mexikanischen Salat mit Avocados und Poulet. Mmmmmhh! Was ich am meisten vermisse auf dem Trail ist Salat. 

Neben dem Restaurant war ein Coiffeurgeschäft und ich fragte mal an ob sie Einen Platz frei hätte und um 15.00 hatte ich meinen Termin. Als ich im Motel in den Spiegel geschaut hatte, dachte ich nur: „Oh mein Gott!“

Jetzt habe ich wieder eine richtige Frisur😊. Anschließend hieß es Ausrüstung ersetzen, Resupply einkaufen, Kleider für die Sierra nach Sierra City senden, alle Verpackungen entfernen und das Essen in Ziplockbeutel abfüllen. Bis ich fertig war, warmes bereits 19.30! Ich legte mich aufs Bett und genoss mein FAT TIRE (Bier aus Belgien), Humus, Emmentaler und Chips. Mmmmh😊. 

73. Tag, Disappearing Creek Tentsite, Meile 1508.6, Höhe 1087m

Heute sind wir wieder gemeinsam los. Eine Stunde später gabs Frühstück und dann war ich auch schon wieder alleine. 

Die Trinity Alps sind wunderschön! Es war eine Freude hier durchzulaufen. Weite Ausblicke und Mount Shasta ganz nahe. Dieser Berg ist wirklich fotogen, ich weiß gar nicht wieviele Aufnahmen ich davon gemacht habe. Morgen werden wir in der gleichnamigen Stadt sein. Mount Shasta ist ein hoher Berg, den man auch Besteigen kann aber das lass ich lieber. Konnte mir seit zwei Wochen anschauen wieviel Schnee noch auf dem Berg liegt. Da kann man noch Ski fahren! Nein danke! 

Wir haben momentan das schlimmste hinter uns, mit Schnee müssen wir erst wieder nach Belden und Sierra City rechnen. Ich werde wohl meine Eisaxt nach Belden senden lassen. In Mount Shasta muss ich mir noch eine Handschlaufe kaufen womit man die Eisaxt befestigen kann. Wahrscheinlich wird es nicht nötig sein sie dabei zu haben, da ich jetzt aber meistens alleine unterwegs bin möchte ich gewappnet sein. 

An der Campsite musste man das Wasser suchen, Disappearing Creek eben😉. Man hörte es aber plätschern und man musste die Felsen im Flussbett hochklettern. Am Bach angekommen gab es einen richtigen Mermaidpool wo ich ein Spongebad (Katzenwäsche) genommen habe. Mermaid hätte da sicher ein Vollbad genommen😉. 

72. Tag, Porcupine Lake Tentsite, Meile 1528.8, Höhe 2224m

Ich habe mal wieder sehr schlecht geschlafen. Mein Rücken macht mir Probleme, das linke ISG ist total blockiert und wenn ich mich drehen will ist das immer mit Schmerzen verbunden. Ich war ja vor dem Trail schon in Behandlung aber mein Chiropraktiker hat es nicht hingekriegt das Gelenk zu lösen. Ja und auf dem Trail wird es leider auch nicht besser. 

Ich bin heute erst um 5.00 aufgestanden und um 5.50 bereits losmarschiert. Ich werde schneller am Morgen😉. Ich war wieder alleine unterwegs und fühlte mich sehr wohl. Mein Frühstück nahm ich auf einem Felsen ein, der oben schön flach war, direkt an einem großen Bach, den ich anschließend überqueren musste. Es war so friedlich. Ich versuche auch einen Zeitplan einzuhalten, in der Regel laufe ich 2 Std. und dann mache ich Pause. Wenn aber ein besonders schönes Plätzchen wie dieses kommt, darf es auch mal ein bisschen früher sein😉. 

Anschließend habe ich den Bach überquert, da stelle ich mich generell geschickter an als wandern im Schnee mit Mikrospikes. Ich bin auf jeden Fall noch nie reingefallen. Nasse Füße hatte ich auch schon aber ausgerutscht bin ich noch nie. 

Es waren auch heute nicht all zu viele Höhenmeter zu bewältigen außer einmal ging es auf 2500m hoch und oben lag natürlich noch eine Schneekappe. Ich habe die Mikrospikes angezogen, mehr als Sicherheitsgefühl für mich weil ich alleine war, als das es wirklich nötig gewesen wäre. Ich habe in den letzten Wochen einiges darüber gelernt wie man mit Mikrospikes auf Schnee läuft deshalb hatte ich nicht all zu große Angst. Der Schnee war weich aber sehr griffig und dann war ich auch schon drüber. Auf der anderen Seite konnte ich sie gleich wieder ausziehen. Jetzt ging es nur noch hinunter und man konnte den Toad Lake von oben sehen. Man sah Zelte und Leute mit Luftmatratzen auf dem See. Wir hatten gestern abgemacht heute nur 14 Meilen bis zum Porcupine Lake zu laufen und dann einen Nero (wenn man nur wenige Meilen läuft) einzulegen. 

Ich bin um 13.30 angekommen, D-Hiker und Big Sky waren schon seit 11.45 dort (die Angeber😉). Habe mich auch nicht sehr beeilt. Ich habe zuerst mein Zelt aufgebaut und dann bin ich im See schwimmen gegangen, in meiner schicken schwarzen Hikerunterwäsche😂. D-Hiker hat ein Foto von mir gemacht und da sehe ich richtig dünn aus. Schätze das ich noch 52kg wiege. In letzter Zeit habe ich aber nicht mehr abgenommen, ich esse auch mehr als vorher. Morgens nach dem Aufstehen gibt es einen Energieriegel und einen Kaffee. Nach ca. 1-1.5 Std. gibt es Frühstück mit Oatmeal (Haferflocken) und Kaffee. Zweite Pause am Morgen eine Tortilla und Thunfisch. Zum Mittagessen Ramen (Suppe mit Nudeln). Am Nachmittag einen Energieriegel und abends Pasta, Reis oder Cous Cous. Wenn ich einen besonders harten Tag hatte gibt es vor dem Zubettgehen noch eine heisse Schokolade😋. 

Nach dem Bad war das Mittagessen fällig und dann habe ich ein Nickerchen im Zelt gemacht. Es war faulenzen angesagt😉. Zwischendurch habe ich noch Unterwäsche, Socken und mein Shirt ausgewaschen. Das Wasser zum Trinken haben wir aus dem See genommen. Nicht meine erste Wahl aber es schmeckt ganz ordentlich. Ich hoffe einfach, es hat niemand rein gepinkelt😂. Na ja es ist ja gefiltert. 

Es ist ein wunderschöner Sommerabend. Leider muss man wegen den Moskitos aber trotzdem früh ins Zelt. Es sind noch späte Hiker angekommen und die reden glaube ich Israeli.

I call it a day and go to sleep. 

71. Tag, Chilcoot Campsite, Meile 1543.4, Höhe 2019m

Heute Morgen habe ich verschlafen. Hatte wohl keine Lust aufzustehen. Um 5.00 bin ich aufgewacht, den Wecker habe ich nicht gehört. Ich musste mich so beeilen, dass es kein Frühstück gab, kein Zähneputzen gar nichts. Ich war nicht mal auf dem Klo. Wir liefen bis zur Frühstückspause zusammen, die dank D-Hiker etwas früher war als normal, anschliessend ging ich alleine weiter. 

Es ging mir heute schon viel besser und ich fand bald meinen Rhythmus. Ich traf D-Hiker und Big Sky nochmals an der Quelle zum Wasser aufüllen und dann nicht mehr bis abends an der Campsite. Das fühlt sich für mich jetzt viel stimmiger an. Ich war auch nicht mehr so erschöpft wie noch gestern und habe heute auch wieder 20 Meilen geschafft. 

Es war ein wunderschöner Tag, nicht so viele Höhenmeter zu bewältigen, viel Wald, Wiesen und Seen. Es kamen mir soviele Hiker entgegen, die in Chester gestartet sind, vor allem auch viele Schweizer! Hoffe, dass ich bald Mermaid begegne. Sie wollte diese Sektion zwar auslassen wegen den Schnee aber diese hier ist ganz sicher nicht die schlimmste. Den Schnee kann man umlaufen oder auch auf einem anderen Trail umgehen. Wenn ich Empfang hätte könnte ich ihr die Infos schicken. Ich hoffe es reicht noch wenn ich in Castella bin. 

Morgen werde ich ausschlafen, denn wir machen morgen nur 14 Meilen und werden den Nachmittag an einem See verbringen. 

70. Tag, Tentsite Mosquito Lake, Meile 1563.6, Höhe 1919m

Ich mochte kaum aufstehen, ich muss um 4.15 aufstehen damit ich um 5.30 Abmarsch bereit bin. 

Es ging gleich mal über ein kurzes aber  sehr steiles Eisfeld. Ich sagte mir immer bloß nicht runterschauen. Einfach einen Schritt nach dem anderen bis auf die andere Seite. Als wir drüben waren ging gerade die Sonne auf. Winderschön! Auf der anderen Seite wartete ein Pärchen. Gottseidank haben wir uns nicht in der Mitte der Ueberquerung getroffen sonst hätte eine Gruppe umkehren müssen😱. 

Dies war das letzte große Schneefeld in dieser Sektion. D-Hiker und Big Sky legten den vierten Gang ein und ich rannte mal wieder hinterher. Ich hatte Hunger aber sie hielten einfach nicht an. Das geht nämlich genau nach Zeitplan. Endlich sah ich sie am Hang sitzen und das erste was Big Sky sagte ist: „Break over!“. Dieser Witz wir auch langsam alt.  Sie hatten sich einen steilen Hang ausgesucht und mein Rucksack steht  leider nicht von alleine. Irgendwann ist er den Berg runter gekullert und meine Wasserflasche hat sich auch verabschiedet. Ich war total genervt! Und es ist nicht weil der Rucksack den Berg runtergefallen ist, ich hatte  einfach genug davon den beiden hinterher zu rennen und nicht Pause machen zu können wenn ich müde bin oder Hunger habe. Ich wollte endlich wieder selber entscheiden können. HYOH !!! (Hike your own hike). D-Hiker und Big Sky sind ein Team aber ich bin irgendwie wie das Sand im Getriebe, das Rädchen welches leider nicht ganz passt, da ich langsamer laufe wie sie. 

Ich habe deshalb beschlossen wieder alleine zu laufen. Dann habe ich nicht mehr das Gefühl, den  beiden hinterher zu rennen. Ich laufe jetzt wieder in meinem eigenen Rhythmus und mache Pause wann und wo ich will. 

Als ich um 19.00 ziemlich fertig im Camp angekommen bin, sah mich Big Sky und fragte: „What are you doing here?“ Ich habe mich dann gefragt, ob ein: „Hey, great you made it“ nicht passender gewesen wäre. Ich werde irgendwie nicht warm mit ihm.  

Ich vermisse Mermaid, wir waren ein gutes Team und das ohne viele Worte. Wir mussten auch nicht alles so straff organisieren. Jetzt ist halt wieder alles anders aber ich nehme einfach an, dass es gut kommt. 

Auf dem Titelbild ist übrigens kein grünes Monster zu sehen, das ist der Trail begraben unter einem Baum. Wir mussten uns auf allen vieren durchzwängen. 

69. Tag, Tentsite, Meile 1583.6, Höhe 2202m

Wir waren um 7.00 startklar. Vorher gab es im Motelzimmer noch einen Kaffee aus der Mikrowelle und einen Energieriegel. Dann machten wir uns auf den Weg Richtung Hiker Hut denn von dort sollte man am einfachsten einen Hitch erhalten. Es hatte kaum Verkehr und doch hat uns nach ca. 15 Min. ein Ehepaar mit einem schwarzen Pick up mitgenommen. Wir saßen hinten auf der Ladefläche und wurden gut durchgelüftet. Nicht das es nötig gewesen wäre wir hatten am Vorabend nochmal geduscht😉. 

Um 8.00 standen wir am Trailhead und es konnte losgehen. Da ich um 6.30 einen Energieriegel gegessen hatte, hatte ich bald schon wieder Hunger. Big Sky meinte Break sei erst um 10.00! Ich habe ihm dann klar gemacht, dass ich unmöglich 3.5 Std. nur von einem Energieriegel zehren könne. Man hatte dann Erbarmen mit mir und es gab Frühstück. 

Wir waren nicht so fit nach 2 Tagen Pause, der Körper befand sich immer noch im Relaxmodus. Wir haben uns mühsam den Berg hochgeschleppt. Das beste heute waren die Pausen. Es war kein sehr schwieriger Tag, nur einmal mussten wir die Mikrospikes anziehen um über ein Schneefeld zu kommen. In diesem Abschnitt des PCT hat es viele Bergseen und das Wasser war gar nicht sooo kalt. Wir haben aber trotzdem auf ein Bad verzichtet, da wir uns noch gar nicht so schmutzig fühlten. 

Vor der Mittagspause habe ich endlich Heidi und Felix getroffen. Wir haben uns total gefreut, es ist das erste Mal dass wir uns auf dem Trail begegnen. Leider will sie aufhören, ich nehme an es hängt unter anderem auch damit zusammen, dass ihre Trailbuddies Andy und Felix aufhören. Andy hat ja schon vorher aufgehört. Sie hätte eine sehr gute Zeit gehabt und es sei ok für sie nach Hause zu fahren. Wir mussten uns bald schon wieder verabschieden, da wir ja in unterschiedliche Richtungen laufen. Schade, dass sie nicht gestern Abend im Etna angekommen sind, dann hätten wir zusammen essen gehen können.

Hey Sandy, du kannst schon mal ein paar Touren organisieren, Heidi will in der Schweiz weiter wandern. Dann könnt ihr dann auf mein Wohl einen Kaffee mit Baileys und Schlagrahm trinken😘. 

Am Nachmittag habe ich aus der Ferne wieder Rauch gesehen. Es scheint wieder ein neues Feuer im Gange zu sein. Es ist schrecklich durch wieviele abgebrannte Wälder wir laufen. Ich habe mit einem Dayhiker gesprochen, der meint, dass dies eine natürliche Regulation des Waldes sei. Sie hätten halt soviel Wald und der werde nicht kultiviert. Teilweise lasse der Forrest Service einen Waldbrand auch einfach runterbrennen ohne dass man überhaupt versuche es zu löschen. Eine ganz andere Philosophie…

Ich habe es dann doch noch auf die Tentsite in der Russian Wilderness geschafft. Essen, die Beine mit Wet Wipes abwischen und dann ab ins Bett. Ich bin todmüde.