130. Tag, Mosquito Creek Tentsite, Meile 2216.2, Höhe 1174m

Letzte Nacht habe ich wirklich noch Ohropax gebraucht aber nicht wegen renitenten Bären sondern wegen heulender Koyoten in unmittelbarer Nähe. Zuerst fand ich es ja noch spannend aber als die Koyoten mich dann zum zweiten Mal geweckt haben reichte es auch schon. Ohropax rein und Ruhe! 

Ich gehe morgens immer später los, jetzt ist es meistens so 6.30. Um diese Zeit geht mittlerweile auch die Sonne auf. Lieber abends etwas länger laufen…

Heute war ein relativ einfacher Tag. Am Morgen ging es noch etwas hinauf aber dann blieb ich meistens auf ca. 1550m. Es kam ein See nach dem anderen, wobei nicht alle den Namen See verdienten teilweise waren es eher Tümpel. Ich brauchte Wasser und die ersten zwei „Seen“ waren als Wasserquelle nicht zu gebrauchen. Ich beschloss bis zum 7.5 Meilen entfernten Blue Lake zu laufen, dann musste ich das Wasser halt etwas rationieren. Es war kühl am Morgen deshalb war das auch kein Problem. 

Am Blue Lake konnte ich dann endlich meine Wasservorräte auffüllen und ich machte auch noch gleich Pause. Für das es hier so feucht und grün ist hat es nicht sehr viel Wasser. Am Baer Lake konnte ich nochmal auffüllen aber dann war Schluss für die nächsten 11 Meilen (17.6km). Das hieß 2.4lt Wasser schleppen! Da es aber nicht bergauf ging war das auch nicht wirklich ein Problem. 

Heute hatte es ganz viele Heidelbeeren und ich hatte schon ganz blaue Finger vom vielen Naschen. 

Auch der Rauch von Oregon hat sich heute verzogen und ich hatte endlich wieder einmal Fernsicht. Ich habe heute Mount Adams gesehen und bin in der Nähe von Mount Helene durchgelaufen. Dies sind alles Vulkane und Mount Helene ist in den 80er Jahren explodiert, muss ziemlich heftig gewesen sein denn man sieht bis heute die Spuren dieses Ausbruchs. 

Ich campe auf einer wunderschönen Waldlichtung. Als ich mein Zelt aufbaute kam ein anderer PCT Hiker vorbei. Wir kamen ins Gespräch und stellten fest, dass uns beiden das Essen ausgeht. Er hat mir aber trotzdem noch ein Abendessen dagelassen, ich konnte ihn nicht davon abbringen. So nett, thank you „Under Where“.  

Ich teile meine Waldlichtung mit zwei jungen Mädels und liege bereits im Zelt. Es ist deutlich kühler geworden, ist das der Beginn des Herbstes? Auf jeden Fall besser als diese Hitze der letzten Tage. 

129. Tag, Trailhead Tentsite, Meile 2195.3, Höhe 1083m

Heute ging es mir eindeutig besser. Es hat etwas abgekühlt und war nicht mehr ganz so feucht. Mein Blutdruck hat sich bedankt und funktionierte wieder einigermaßen. Ich fühlte mich ab und zu schon noch etwas schwach aber kein Vergleich zu gestern. 

Ich hatte in Portland zu viele Ramen Nudeln und jetzt weiß ich auch warum. Ich habe für diese Strecke bis Trout Lake nur 3 eingepackt anstatt 5! Jetzt habe ich morgen kein Mittagessen! Ich muss dann wohl Oatmeal essen von denen habe ich eines vor. Dazu ein Energieriegel, muss halt reichen. Mein Körper isst sich sowieso langsam selber auf… Einfach nicht genug Kalorien! Ich muss schauen, dass ich schneller in Trout Lake bin, heute habe ich deshalb 21 Meilen gemacht. Bin aber auch dementsprechend müde. Übermorgen werde ich mein Essenspaket im Grocery Store abholen. Hoffentlich habe ich da besser gezählt. Ich war aber auch einfach überfordert mit dem Ganzen, die Konzentration ist immer mehr den Bach runter. Ich werde es einfach kontrollieren müssen, einzelne Sachen kann ich ja ergänzen. 

Ansonsten hatten wir heute wieder das Thema es grünt so grün, nicht ganz so dicht wie die letzten zwei Tage aber immer noch dominant. Wenn es nicht so diesig (dunstig?) gewesen wäre, dies kommt übrigens vom Waldbrand in Oregon, hätte ich heute wieder einmal eine Fernsicht gehabt. 

Ich bin heute Morgen von 300m auf 1168m aufgestiegen. Auch wenn die Berge hier nicht so hoch sind ist es trotzdem anstrengend. Es ist vor allem oft steil. Ich bin immer noch der Meinung, dass Washington sehr anstrengend ist, vielleicht sehe ich ja bald die atemberaubend schöne Seite von Washington😉. Schließlich freue ich mich auf die Goat Rocks Wilderness. Könnt ihr schon mal googeln. 

Ich bin heute auf einer offiziellen Campsite am Trailhead. Es hat auch andere Leute hier wenn auch nur wenige. Ist mir auch recht, dann muss ich nicht alleine campen und wenn der böse Bär kommt sollen bitte die anderen schauen😂. Ich mache mir einfach Ohropax in die Ohren…

128. Tag, Trout Creek Tentsite, Meile 2174.1, Höhe 376m

Ich kriege hier nicht den Blues aber die Greens! Bisher macht mir Washington richtig Mühe! Ich hatte schon wieder so Probleme mit dem Kreislauf. Wenn ich meinen Blutdruck heute gemessen hätte, wäre er wohl um die 90/50 gewesen und dies ist bei mir kurz vor dem Kollaps. So habe ich mich auch den ganzen Tag gefühlt. Mein Blutdruck kam durch diese feuchte, tropische Hitze überhaupt nicht in die Gänge. Ich habe mich nur mit meinem Willen den Berg hoch geschleppt, mein Körper war nicht zu gebrauchen. Der wollte sich immer nur hinlegen und die Beine hochlagern. Dazu am besten noch apathisch in die Baumkronen starren…

Ich wusste echt nicht, wie ich heute 17 Meilen schaffen soll. Denn das muss ich wenn ich in drei Tagen in Trout Lake sein will. Sonst muss ich noch andere Hiker um Essen anbetteln, ja und das wollen wir doch nicht oder?

Ich nenne Washington bisher nur die grüne, feuchte Hölle. Vielmehr gibt es bis jetzt auch nicht zu sehen. Sehr viel eng stehenden Wald, vermooste Bäume mit Bärten, tonnenweise Moos und Farn. Bin noch kein Fan aber das kann ja noch werden. Ich glaube mir fehlt etwas die Weitsicht und dieses tropische Klima muss aufhören wenn das noch etwas werden soll. So genug gemotzt! 

Ich bin an einer wunderschönen Tentsite direkt am Fluss. Bisher ist noch niemand dazu gekommen. Ich habe heute bewusst früh aufgehört um 16.30 damit ich mich erholen kann. Es bringt nichts sich zu pushen wenn man sowieso schon einen schlechten Tag hatte. Ja und 16.8 Meilen tun es auch😉. Jetzt hoffe ich einfach, dass es morgen besser wird und mich mein Blutdruck nicht wieder im Stich lässt. 

Jetzt kommen mich hier auch noch die Zeugen Jehovas besuchen aber den Wachturm lasse ich mir nicht aufschwatzen. Ich habe auch die ganze Zeit herzhaft gegähnt und gemeint ich müsse is Bett. Dann sind sie wieder abgezogen, Mutter und Tochter. Auf der anderen Seite der Brücke ist eine Straße, da fühle ich mich doch  gleich sicherer… Wenigstens kommen jetzt auch andere Hiker…

127. Tag, Tentsite, Meile 2157.4, Höhe 921m

Lasst euch nicht von den Meilen irritieren, ich laufe jetzt wieder nach Norden zudem fehlen mir die 400 Meilen von Oregon noch. Ich weiß nicht, ob ich diese noch ganz schaffen werde. Wahrscheinlich eher nicht. Wäre aber kein Weltuntergang da ich Oregon auch in einem anderen Jahr nachholen könnte. Zudem hat es momentan sehr viele Waldbrände entlang des PCT in Oregon. Als wie darüber geflogen sind haben die Piloten uns sogar darauf aufmerksam gemacht. Man sah den Rauch vom Feuer von Crater Lake, einer der Höhepunkte des Weges. Das ich jetzt Washington zuerst mache hat vor allem damit zu tun, dass es bereits Ende August ist und ich auf keinen Fall in die Schneestürme kommen will, die ab 27. September zu erwarten sind. Oregon kann man wahrscheinlich noch länger laufen und vielleicht haben sie bis dann die diversen Waldbrände ja im Griff. 

Gestern Abend kam noch ein großer Deutscher zu mir ins Zimmer. Eigentlich ganz nett aber ein Riesenbaby. Zuerst wollte er mein unteres Bett haben weil er nachts aufs Klo müsse und dann alles wackle. Ich wollte mein Bett aber nicht hergeben, vor allem weil ich selber Mühe habe hoch und runter zu kommen. Am Morgen musste ich dann stundenlang warten bis ich ins Bad konnte. Als er fertig war bin ich schnell rein, ich hatte schätzungsweise 10 Min. Ich habe dann meinen Rucksack fertig gepackt und dann hat er mich gefragt ob ich nochmal ins Bad müsse. Wenn nicht würde er jetzt duschen. Ich habe mich dann einfach gefragt, was er die Stunde vorher im Bad gemacht hat…?

Um 7.15 bin ich runter zum Frühstück und habe mir nochmal ein Breakfast Sandwich und einen Cappuccino gegönnt. Das Café hier ist wirklich echt toll! Anschließend habe ich mir über Uber ein Auto organisiert und bin mit Kristie, meiner Fahrerin, nach Cascade Locks gefahren. Dies hat mich 64$ gekostet, war aber ok sonst hätte ich wahnsinnig viel Zeit verloren. 

Dort angekommen habe ich ein paar Hiker nach dem Weg zum PCT gefragt. Ich bin happy wieder nach Norden zu laufen. Ich treffe nun immer wieder Leute, die ich von vorher kenne. Z. B.  Frosty und Sunbeam die angehenden Mediziner aus Deutschland. Super nett! Wir haben auf der Campsite einen schönen Abend miteinander verbracht. Es war toll mich mit ihnen auszutauschen, denn sie haben die Sierra im Juni gemacht. Hardcore!

Es ging dann gleich zur „Bridge of the Gods“, die sich über den Columbia River zieht. Es hatte keinen Seitenstreifen für Fussgänger und die Autos fuhren an einem vorbei aber es war ganz ok und vor allem sehr aufregend. Es ist schon beeindruckend über diese Brücke zu laufen und zu wissen, dass man auf der anderen Seite in Washington ist. Der Columbia River ist ein riesiger Fluss und man schaut durch die Gitterstäbe runter. 

Auf der anderen Seite ging es dann langsam aber stetig und auch immer steiler hinauf. Der Columbia River liegt auf ca. 27m über Meer und angestiegen bin ich auf über 1000m. Ich hatte sehr Mühe heute. Es war heiss und dazu noch unangenehm feucht. Mein Blutdruck kam nicht in die Gänge und ich musste immer wieder ausruhen weil ich absolut keine Energie hatte. Der Wald war sehr dicht und voller Farne und Moose. Ich kam mir vor wie im Dschungel inkl. Luftfeuchtigkeit. 

So Mühe hatte ich schon lange nicht mehr. Und dann heißt es immer, nach der Sierra würde man fliegen… Mir war nicht zum fliegen, ich wollte mich nur noch hinlegen und die Beine hochlagern. Mit Ach und Krach habe ich knapp 13 Meilen geschafft. Um 18.00 war Schluss und ich beschloss bei einer schönen Tentsite im Wald mein Zelt aufzustellen. Nachdem Essen habe ich in meinem Blog geschrieben und dann kamen Frosty und Sunbeam. Die beiden habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal haben sie mir die Trailmagic an der Porta da Quincy angedeutet. Sie haben nur gesagt, dass ich da Pause machen soll. Ich habe sie gefragt, ob es da besonders schön sei…. 

Die beiden sind schnell unterwegs, sie machen regelmäßig 25 Meilen und mehr. Von sowas kann ich nur träumen… Ich habe halt kurze aber schnelle Schildkrötenbeine😂. 

Ich habe heute Nacht in meinem neuen Miskitonetz geschlafen! Was für eine Freude, dass ich einfach den Reissverschluss zuziehen kann und nicht mehr den Eingang mit Sicherheitsnadeln verschließen muss. Ich habe mal wieder ohne Rainfly geschlafen, herrlich. Hier ist gerade eine Hitzewelle, ich nehme an die letzte bevor der Herbst kommt. Die Blätter verfärben sich schon teilweise rot…

125. + 126. Tag, Portland 

Seit gestern Abend bin ich nun also in Portland. Wunderschöne kleine Stadt (ca. 68000 Einwohner) nur sehe ich leider nicht viel davon. Ich bin gestern Abend um 20.30 im Hostel Hi Portland angekommen. Ist eigentlich eine Jugendherberge aber für einen Zuschlag von 3$ darf jeder hier übernachten. Das Hostel ist relativ neu und sehr gut geführt. Habe mich gleich wohl geführt hier und es gibt auch ein tolles Café wo man den ganzen Tag bis 1.00 morgens was zu essen bekommt. 

Ich habe mich schnell im Schlafsaal eingerichtet und bin dann schnurstracks ins Café um Kalorien zu mir zu nehmen. Habe an der Reception sogar 2 x 3$ Bons erhalten,die ich im Café anrechnen lassen konnte. Dazu gab es natürlich ein Bierchen zum entspannen der Muskeln😉. 

D-Hiker und ich haben es geschafft, im Hostel mit dem gleichen Namen abzusteigen aber wir sind nicht am gleichen Ort oder im gleichen Quartier. Macht aber nichts, da sie morgen gleich weiter und ich mich nach der Sierra ausruhen will. Am Flughafen haben wir beide einen Uber (privates Taxi) bestellt und sind in verschiedene Richtungen los. Wir werden uns bestimmt auf dem Trail wieder treffen. Ich bin aber momentan ganz gerne alleine unterwegs. 

Heute hatte ich einen anstrengenden Tag. Ich musste die ganzen Pakete für Washington zusammenstellen, da es da oft kein Essen gibt oder nur sehr teuer. Dies hat mich Stunden an Aufwand gekostet. Ohne Auto ist man hier einfach angeschmiert. Zuerst habe ich gefrühstückt und dann bin ich zum Post Office gelaufen und habe mir 5 leere Schachteln, Etiketten und Klebeband geholt. Dann habe ich diese zurück ins Hostel gebracht und bin auf Anraten der Frau an der Reception zuerst einmal zu Trader Joe. Der hatte aber außer Müesli und Energiebars nichts das ich hätte verwenden können. Ich habe aber nur schon für diese beiden Sachen ein Vermögen ausgegeben da ich im Moment alles für einen Monat brauche. 

Dann bin ich zu Safeway dort habe ich den ganzen Rest eingekauft. An der Kasse hat mir eine ältere Dame ihre Clubkarte zur Verfügung gestellt, dadurch wurde es gleich 50$ günstiger. Nicht schlecht oder? Nun hatte ich 5 Tüten voller Lebensmittel und das Problem wie ich das alles zum Hostel bekomme. Zuerst habe ich gefragt, ob ich den Einkaufswagen mitnehmen könne. Die Lady vom Shop hat ihn auch extra frei geschaltet aber gemeint, dass er jeder Zeit wieder blockieren könne wenn der Weg etwas länger sei. Ich habe dann beschlossen zweimal zu laufen und alles in 4 Taschen gestopft. Dann habe ich mich auf den Weg ins Hostel gemacht, alles ins Zimmer gestellt und dann wieder zu Safeway. Das gleiche Procedere noch einmal und dann war ich ready für eine Pause und Lunch. Anschließend musste ich alles in Ziplocktüten umpacken und in die verschieden Schachteln verteilen. Bis ich fertig war, war es bereits fast 16.00. Und wie sollte ich jetzt diese Schachten (5!) in das Post Office bringen? Zum Tragen war es einfach zu schwer. Deshalb musste Uber noch einmal her! Schnell auf meinem iPhone bestellt, 10 Min. später bereits da! John, der nette Fahrer, hat mir auch noch geholfen die Pakete reinzubringen. So das war endlich erledigt, Puuhhh! 

Jetzt sitze ich gerade vor dem Café bei einem Bier und esse Humus. Lecker😜. Jetzt muss ich dann noch meinen Proviant für die nächsten Tage durchsehen und evt. noch etwas aufstocken, dann ist mein Tageswerk endlich erledigt. 

Mist! Ich brauche noch eine Gaskartusche😖. Dann noch mal schnell zu REI. Gottseidank habe ich alles in der Nähe…

Jetzt muss ich noch rausfinden, wie ich morgen nach Cascade Locks komme und dann kann es wieder losgehen. Wahrscheinlich werde ich Uber noch mal beanspruchen..😉. Habe gerade rausgefunden, dass dies eine Touristenstrecke ist weil da die berühmten Multnomah Falls sind des Columbia Rivers. Ein Bus fährt hoch aber nur die Hälfte der Strecke, den Rest müsste ich hitchen. 

123. Tag, Bishop, Meile 772.7, Höhe 1263

Heute habe ich „ausgeschlafen“. War erst kurz vor 7.00 auf dem Trail. Es war bitterkalt und ich habe sogar die Handschuhe angezogen. Ich war noch am Rucksack packen als Oktan bereits startklar war. Wir haben uns verabschiedet und er ist seines Weges gezogen. 

Ich war immer noch beflügelt vom gestrigen Tag, dass ich das geschafft habe mit den zwei Pässen aber auch sehr müde von der Anstrengung. Ich musste 4.2 Meilen bis zur Abzweigung zum Bullfrog Lake Trail zurücklaufen. Bei der Verzweigung traf ich Oktan, der gemütlich am frühstücken war. Er hat mir einen richtigen Kaffee gemacht, einen halben Pott voll😜. 

Danach ging es wunderschönen Seen entlang bis zum Kearsage Pass über welchen ich den Trail beim Onion Valley Parking verlassen habe. Der Pass war ziemlich einfach aber trotzdem sehr anstrengend. Oben hatte ich eine wunderbare Aussicht auf beide Seiten und da musste ich erst mal eine Pause einlegen. Ich war gerade am Essen als ein junges Mädchen nach Luft japsend und weinend auf dem Pass ankam. Ich habe sie gefragt ob sie ok sei und sie meinte es sei einfach die Höhe. Es kamen dann auch ihre Freunde, die sich um sie gekümmert haben. 

Ich ging flott den Pass hinunter, auf jeden Fall solange der Trail einfach zu begehen war. Vor dem Onion Valley habe ich extra nochmal Wasser getankt im Falle ich icht so schnell eine Mitfahrgelegenheit bekommen würde. Man lernt aus seinen Fehlern😉. Ich denke gerade an meinen missratenen Hitchversuch nach Onyx wo ich dann campen musste und kein Wasser mehr hatte…

Der Parkplatz war voller Autos aber auf der Straße hatte es keinerlei Verkehr. Oje, ich stellte mich bereits auf eine längere Wartezeit ein bis die Tagesausflüger zurückkommen. 

Als ich auf dem Parkplatz ankam sah ich ein Auto vorfahren bei welchem Hiker ausstiegen. Ich bin schnurstracks zu dem Auto und habe das Pärchen gefragt, ob sie nach Independence oder Bishop fahren würden. David ist Fliegenfischen gegangen und Barbara seine Frau, hat mich mit nach Bishop genommen. Es war eine lange Fahrt von 40 Meilen und wir haben uns bestens unterhalten. 

Jetzt sitze ich auf dem Balkon im Hostel California. Es ist eine der wenigen lauen Sommernächte, die ich bisher auf dem Trail genießen durfte. Ich habe mir den Bauch mit mexikanischem Essen gefüllt und bin schon bald bereit fürs Bett. Morgen geht es dann weiter mit Wäsche waschen, Ressuply und Post. Alles was ein PCT Hiker an seinem freien Tag so macht. 

122. Tag, Bubbs Creek Tentsite, Meile 784.3 (+ 9.6 Meilen), Höhe 3218m

Ich habe heute 18.8 Meilen geschafft und das in der High Sierra!!! Das sind 2 Pässe (Glen und Forrester), 1400 Höhenmeter hinauf und 1700 hinunter! Ich muss sagen, ich bin heute richtig stolz auf mich. Forrester war eine harte Nuss, es ging auf 3900m hinauf und ich musste ein paar fiese Schneefelder hinauf klettern. Ja und auch die Kletterpartie auf den Felsen durfte nicht fehlen. Ich war öfters am Zweifeln, ob ich mir nicht doch zuviel zugemutet hatte und ob ich es überhaupt hinauf schaffe. Vor mir liefen zwei Mädels mit einem Hund und ich bin ihnen einfach tapfer hinterhergelaufen. Endlich oben angekommen, konnte ich es kaum fassen, dass ich es geschafft hatte und es war erst 16.30. Genug Zeit wieder runter zu laufen. Die Mädels sind Richtung Süden weiter gelaufen und ich bin mit zwei Jungs Mike und Oktan den gleichen Weg wieder hinuntergelaufen. Hinunter war soviel einfacher und auch schneller. Mike ist viel langsamer gelaufen und ich bin mit Oktan, einem PCT Hiker, bis zur Campsite zusammen gelaufen. Das war sehr unterhaltsam. Er lebt zwar in den USA ist ursprünglich aber Deutscher. Wir haben uns über den Trail ausgetauscht und uns gegenseitig Tipps gegeben. 

Ja und dann war da ja noch Glen Pass! Vor dem finalen Aufstieg zum Pass musste ich erst mal frühstücken, denn es sah beängstigend aus. Vor allem ein Schneefeld am Steilhang machte mir Sorgen. Billy Goat hatte keine Microspikes dabei und ich empfahl ihm drum rum zu laufen. 

Ich habe mich dann gestärkt auf den Weg gemacht. Es ging ganz gut und das Schneefeld war mit Spikes kein Problem. Ohne Spikes aber ziemlich gefährlich. Ein junger Hiker ist auf allen vieren rüber und ich musste wegschauen, so hatte ich Angst, dass er ausrutscht. Er hat es aber geschafft, Gottseidank! 

121. Tag, Rae Lakes Tentsite, Meile 793.5, Höhe 3206m

Ich bin 2.4 Meilen vor dem Glen Pass, liege im Zelt und es ist sehr kalt. Morgen habe ich viel vor, ich hoffe es klappt sowie ich mir das vorstelle. Zuerst geht es auf den Glen Pass und anschließend will ich noch den Forrester Pass machen, den höchsten Punkt des PCT. 

Heute habe ich auch fast zwei Pässe gemacht. Am Morgen ging es auf den Pinchot Pass. Im Vergleich zu gestern war das ein Kinderspiel außer dass er mit 3650m sehr hoch war. Ich musste einfach ein paar Mal mehr stehen bleiben und Luft holen. Ich kam aber in keine brenzlige Situationen. 

Das Wetter heute war anders als sonst, es sah schon am Morgen gewittrig aus. Beste Vorausetzung um einen hohen Pass zu besteigen. Es war aber kein Problen. Zudem war heute die Sonnenfinsternis. In Oregon hätte ich eine komplette Sonnenfinsternis erlebt hier nur eine Partielle. Es hatte ja schon Wolken aber durch die Sonnenfinsternis war es so dunkel, dass es mich an Herr der Ringe und das Land Mordor erinnerte. War ganz eine spezielle Stimmung zudem war es kalt und windig. 

Der Abstieg vom Pass war sehr lang. Ich bin mal wieder 1100m abgestiegen und vorher ca. 500m aufgestiegen. Ja und am Nachmittag bin ich dann nochmal 700m aufgestiegen. Ist doch der Wahnsinn diese Sierra Nevada! Ist ein Wunder, dass ich trotzdem 17 Meilen geschafft habe. Am Anfang wurde mir noch schwindlig beim Luftmatratze aufblasen jetzt mache ich dies in Rekordzeit und komme kaum außer Atem😉. 

Ich musste heute eine Hängebrücke überqueren, die ganz schön gewackelt hat. Deshalb darf auch immer nur eine Person auf der Brücke sein. 

Als ich kurz vor der Tentsite war, lagen drei wunderschöne junge Hirsche im Gras. Die ließen sich durch meine Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Ein sehr schöner Anblick. 

Heute war auch wieder ein wunderschöner Tag. Ich weiß gar nicht wie ich euch diese wundervolle Bergwelt näher bringen kann. Falls ihr mal drei Wochen Zeit habt, kommt in die USA und macht den John Muir Trail (im August!). Dann wisst ihr von was ich spreche. Und für die, die das nicht können googelt mal im Internet. 

So ich werde mich jetzt in meinem Schlafsack verkriechen und mir die Hände wärmen. Gute Nacht. 

120. Tag, Tentsite, Meile 810.7, Höhe 3173m

Ich bin heute um 6.00 los. Wenn ich meinen Rucksack packe und mein Zelt abbaue ist es noch dunkel aber wenn ich loslaufe wird es langsam hell, sodass ich keine Stirnlampe brauche. Ohne Ohropax hätte ich gestern Nacht nicht schlafen können , der Palisade Creek hat so laut gedonnert. Gottseidank musste ich den nicht überqueren. 

Bis zum Mather Pass waren es 9 Meilen. Zuerst stieg es ganz langsam an aber dann kam die Golden Staircase und fertig war es mit gemütlich. Es ist erstaunlich wie sie diese Stufen in den Berg gehauen haben. Ich musste von 2500m auf über 3600m aufsteigen. Wahnsinn oder? Vor den Pässen hat es meistens sehr schöne Bergseen und das war dieses Mal auch nicht anders. Auf einem Felsplateau habe ich die zweite Frühstückspause eingelegt. Von hier sah ich auf beiden Seiten runter auf die Seen. Sehr schöner Pausenplatz. 

Auf der linken Seite konnte man einen riesigen Steinhaufen sehen und ich fragte mich, wo wohl der Pass durchgeht. Es wurde immer felsiger aber bisher gab es immer noch einen Trail. Dann war plötzlich der Trail unter Schnee begraben und man musste kurze Strecken über die Felsen klettern. Es kam ein kleines Schneefeld das ich traversieren wollte. Eigentlich hätte ich die Microspikes anziehen müssen weil es steil war und schon sehr bald tat es mir leid, dass ich sie nicht anhatte. Denn ich rutschte aus weil mein Trekkingstock im Schnee einbrach und ich wäre um ein Haar das Schneefeld runtergerutscht. Ich konnte mich aber irgendwie retten und wieder aufrichten. Uff, das war knapp! Vor mir war ein Pärchen und die Frau fragte mich ob alles ok sei. Sie hat dann extra gewartet, bis ich wieder oben auf dem Trail war. Das war nett! Oben auf dem Pass haben wir abgeklatscht. Wir waren uns alle einig, dass dies eine harte Nuss war.

Das Absteigen war dafür sehr einfach. Nach knapp einer halben Stunde war ich bereits unten bei wunderschönen Bergseen. Ich beschloss, dass es Zeit war für meine Muttagspause. Wieder hatte ich eine ausgesprochen schöne Aussicht. Die High Sierra und der John Muir Trail sind einfach der Hammer! 

Es ging immer weiter bergab, ich musste mehrere Flüsse überqueren aber es war nie ein Problem. Oft konnte man einfach von Stein zu Stein springen oder es hatte Baumstämme. Zweimal musste ich die Schuhe ausziehen und rüber waten. Ich bin schon viel erfahrener und sicherer geworden mit dem Überqueren von Flüssen. Ein alter Hase eben😉. 

Am späten Nachmittag kam ich zum berühmt berüchtigten South Fork Kings River wo Strawberry im Juni ertrunken ist. Jetzt im August war es überhaupt kein Problem den Fluss zu überqueren aber sie war leider zu früh dran. Das war auch der Grund, dass ich damals die Sierra ausgelassen habe. Die Flüsse waren teilweise lebensgefährlich. 

Ich bin dann noch ein kurzes Stück weitergelaufen und habe mein Zelt irgendwo im Wald aufgestellt da es wieder so aussah als würde gleich ein Gewitter über mich herziehen. Es tröpfelte aber nur kurz und Morgen früh ist es wie immer wieder schön. 

Ich habe es genossen alleine zu laufen. Ich konnte wieder Mal meinen Tag einteilen wie ich wollte und auch Pausen machen wenn ich es brauchte. Am Pass wäre es zwar schon beruhigender gewesen zu zweit zu sein. Es hat eben alles Vor- und Nachteile. 

Morgen geht es zum Pinchot Pass, es sind nur noch 3.5 Meilen bis oben. Das sind „nur“ 500m die ich hoch muss, ein Kinderspiel hoffentlich.