92. Tag, Sierra City, Ruhetag

Ich habe heute mein 3-Monatsjubiläum. Drei Monate unterwegs auf dem PCT! Bisher habe ich 1271 Meilen zurückgelegt, dies entspricht 2033.6 km! Wahnsinn😜!!! Zur Hälfte des Trails fehlen mir noch 54 Meilen! Dies wird bei Meile 1141.4 der Fall sein, 12 Meilen nach Truckee mein nächster Halt in ca. 2 Tagen. Da darf man schon etwas stolz sein oder😊? 

Deshalb wird heute gefeiert: 💃🌮🍔🍺🌮🍟🥂🍾🍷Hicks😋. Nicht zu doll, denn morgen sobald ich alles auf der Post erledigt habe, geht es zurück auf dem Trail👣👣👣👣. 

91. Tag, Sierra City, Meile 1199.9, Höhe 1268m

Als ich am Morgen aufstand war ein Reh in der Nähe und hat mich neugierig angeschaut. Gegenüber von mir stand ein Auto. Muss der Fahrer von gestern Abend gewesen sein. Ich hatte gedacht er sei weitergefahren…

Ich bin dann los und musste als erstes über ein Schneefeld. Es kam der letzte Anstieg auf ca. 2250m bis es endgültig nach Sierra City hinunter ging. Da ich gestern eine lange Etappe gemacht hatte, waren es nur noch 14km. 

Teilweise musste ich mit dem GPS den Weg suchen. Für Leute die nach Süden laufen wie ich, ist der Weg nicht immer optimal gekennzeichnet. 

Ich kam an den Sierra Butes vorbei, dies sind sehr schöne gezackte Bergspitzen. Der Weg verlief genau unten durch auf einem Geröllpfad. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich es hasse auf Geröll zu laufen? Erstens tun einem bald die Füße weh und zweitens ist man ständig am stolpern und muss aufpassen, dass man nicht umfällt. Just auf diesem Weg um 10.30 ist mir eingefallen, dass heute Samstag ist und das Postoffice nur bis 12.30 geöffnet hat. Ich habe 3 Pakete zum abholen und wenn ich es nicht schaffe, würde ich bis Montag in Sierra City festsitzen. Schei….! Ich habe versucht mich zu beeilen aber ich befand mich gerade auf dem lägsten Geröllpfad des ganzen Trails. Ich musste dann loslassen, weil es war klar, dass ich das nicht schaffen könnte ohne mir einBein oder sogar den Hals zu brechen. Ich möchte eh seit längerem eine Pause einlegen und das Universum hatte gerade entschieden, dass dies im verschlafenen  der von Sierra City sein soll. Ich bin dann in normalem Tempo den Berg hinunter, bekam sofort einen Ride und war um 13.00 in Sierra City. Knapp verfehlt ist auch verpasst😬. 

Ich konnte die erste Nacht im River Haven am Fluss unterkommen. Ich schlafe auf der Veranda unter freiem Himmel da Susan kein Zimmer mehr frei hatte. Dies stört mich aber überhaupt nicht, ich bin es ja gewohnt, im Freien zu schlafen😉. Die zweite Nacht werde ich im Moose Inn Café verbringen. Kostet mich ein kleines Vermögen da ich seit Idyllwild wieder mal ein Zimmer für mich alleine buchen muss. Aber ich freue mich riesig darauf! 

Ich bin auch den Swiss Boys, Patrick,  Manu und Jan begegnet und die Freude war riesengroß! Sie werden leider gleich wieder raushiken aber es war trotzdem schön sie wiederzusehen. Vielleicht treffe ich sie ja wieder in Oregon oder Wahington. Pascal ist hier, den habe ich zuletzt in Tehachapi gesehen und Saidacho auch. Wir sind dann alle zusammen nach dem obligatem Burger in den Saloon und haben Bier getrunken. Es war ein lustiger Abend und ich hatte soviel Spaß mit den Jungs. Ich erinnere mich gerade an den Lassen Volcanic Park, wo ich die jungen Leute getroffen habe, die einfach Spaß hatten. Genau so war es, ich habe endlich wieder Spaß. Es war so richtig und wichtig wieder meinen eigenen Weg zu gehen. Eine reifere Lady, die im Herbst den Camino Portugues laufen wird, lud uns noch zu einem Absacker ein. Der gab mir dann den Rest und ich habe mich mit Saidacho auf den Weg zurück auf meine Veranda begeben. Da bin ich dann glücklich und zufrieden eingeschlafen. 

90. Tag, Tentsite, Meile 1209.3, Höhe 2157m

Die Tentsite war wirklich nahe an der Straße. Sie wurde vor allem von Trucks befahren, die Baumstämme transportierten. Der Lärm war dementsprechend. Kommt davon wenn man die erstbeste Gelegenheit nimmt sein Zelt aufzustellen. Wir haben es gerade Mal 100m von der Straße weggeschafft. 

Es ging wieder vor allem durch Wald und ein Teilstück war besonders desolat. Ich habe mich gefragt, was hier wohl passiert ist. Vielleicht ist ein Sturm durchgefegt der die Bäume geknickt hat wie Zahnstocher. Sie sind nicht mit den Wurzeln umgefallen, wie man es oft sieht hier, sondern einfach abgebrochen im Stamm. Es war kein schöner Anblick. Zudem war es anstrengend immer über die Stämme zu klettern. 

Irgendwann ist mir Rhino, die Frau welche in Alaska lebt, entgegengekommen. Sie ist auch durch die Sierra gelaufen. Sie ist eine echte Abenteurerin und aus hartem Holz geschnitzt aber selbst sie sagte, dass es tough war und dass sie manchmal sogar richtig Angst hatte. Wenn sie das sogar sagt muss es wirklich hart gewesen sein. Ich brauche unbedingt gute Leute, die mit mir durch die Sierra gehen. 

Ich bin immer wieder Cheese begegnet, die Pause machte. Sie meinte, sie sei heute nicht so fit. Normalerweise läuft sie täglich 26 Meilen (dies sind über 40km!!!). Respekt, das schaffe ich (noch) nicht. Meine längste Etappe war heute mit knapp 23 Meilen, was auch nicht schlecht ist. 

Oben auf dem Berg hatte ich Empfang und konnte wieder mal ein paar Blogeinträge raussenden. Zudem hatte man von hier oben eine gigantische Aussicht, deshalb machte ich hier Mittagspause. 

Heute war der erste Tag seit längerem, wo ich mich wieder so richtig unbeschwert gefühlt habe. Ich fühlte mich voller Energie und zu allem fähig. Ich hatte das Gefühl, endlich wieder mich selber zu sein. Die Situation mit Big Sky hatte mich belastet und auch trauere ich immer wieder um meine Mama. Gestern war ich auch wieder traurig und habe mir das Violinkonzert von Beethoven angehört. Mama hat sich das auch oft angehört wenn sie traurig war. Schon bei den ersten Tönen hatte ich so ein starkes Gefühl, dass sie bei mir ist und ich fühlte mich so glücklich. Ich glaube da ist ein großer Teil der Schwere und der Trauer von mir abgefallen. 

Der Tag heute war auch sehr anspruchsvoll, denn ich musste über viele Schneefelder. Es war aber nichts beängstigendes dabei, man konnte überall ohne Mikrospikes darüber laufen. Zudem sah man die Fussspuren der anderen Hiker sehr gut. Ich gerate auch nicht mehr in Panik wenn ich ein Schneefeld sehe, sondern überlege einfach wie ich am besten rüber komme. Ich hoffe das bleibt so, denn ich werde jetzt immer mehr mit Schnee konfrontiert werden wir näher ich der Sierra komme. Richtig starten wird es am Sonorapass und da bin ich in spätestens 2 Wochen. 

Ich wollte beim Summit Lake Outlet campen aber als ich dort ankam sah es nicht sehr vielversprechend aus. Da war eine Dirtroad und da waren Motocross Fahrer, die ständig vorbeigefahren sind. Vielleicht haben sie ja trainiert. Ich fühlte mich da auf jeden Fall sehr unwohl und verletzlich. Es macht mir weniger Angst mitten im Wald zu übernachten als an einem Ort wo fremde Menschen sind wo man nicht weiß ob es irgendwelche schrägen Vögel darunter hat. 

Ich habe dann dort gegessen und bin ein bisschen zurück gelaufen an eine Campsite wo man mich von der Strasse nicht sehen konnte. Ich habe die Motocross Fahrer weiterhin gehört aber sobald es eindunkelte waren sie weg. Es ist dann auch noch ein Auto vorbeigefahren. Nicht mein bester Zeltplatz bis anhin, ich war immer etwas angespannt. 

Habe dann beschlossen einfach die Ohrstöpsel reinzumachen und meinen Buff über die Augen zu legen. Ich höre nichts, ich sehe nichts und deshalb schlafe ich😉. 

89. Tag, Tentsite, Meile 1232.3, Höhe 1994m

Ich möchte echt mal wissen, wieviele Höhenmeter ich hier ablaufe. Heute ging es auch wieder über 1000m hinauf. Am Morgen war es kalt und ich musste die Leggings unter meinen Jupe anziehen plus langes T-Shirt. Es ging durch dunklen Wald und meine Stimmumg war dementsprechend. 

Am Feather River gabs Frühstück. Anschließend habe ich am Fluss noch meine Socken ausgewaschen. Es ist ja nicht so, dass sie wieder sauber wären aber der feine braune Staub und der Schweiß sind weg. Dann ging es weiter den Berg hinauf. Ein Hiker hatte mich informirt, dass ein Teil des Trails gesperrt sei wegen eines umgestürzten Baumes. Er sei aber trotzdem durchgelaufen und es sei gar nicht so schlimm. Na gut dann bin ich halt auch auf dem Trail geblieben und es war wirklich nicht so dramatisch. Ein riesiger Baum lag auf dem Trail aber ich konnte unten durch kriechen ohne den Rucksack auszuziehen. 

Annika und Jens (Frosty), kamen mir am Nachmittag entgegen und wir unterhielten uns über die Sierra, die sie erfolgreich gemeistert hatten. Sie sagten mir auch, dass ich meine nächste Pause am Trailhead planen solle. Ich fragte noch ob es da besonders schön sei und sie meinten ja. Ob es da wohl Trail Magic gibt😊? Es kamen mir weitere Northbounder entgegen und tatsächlich es gibt Trail Magic mit Hot Dogs und Sodas. Ja und sie seien bis 19.00 da…

Ich wollte einen Gang hochschalten aber leider ging es bergauf und das schaffe ich nachmittags weniger gut als am Morgen. Ich überquerte 2 Straßen und da war nichts. Die dritte Straße führte dann aber in die Quincy Laporta Road und da sah ich schon zwei Pickups stehen. 

Es war ein Ehepaar, dessen Sohn letztes Jahr den Appalachian Trail gelaufen ist. Er hatte soviel Trail Magic erfahren und Hilfe erhalten, dies wollten sie jetzt auf diese Weise zurück geben. Es gab Hot Dogs, Kartoffelsalat, Tomatensalat, Wassermelone, Kuchen, Bier und Sodas😍😍😍😍😍. Ich habe mich sobrichtig satt gegessen. Es kamen noch 3 weitere PCT Hiker dazu und wir beschlossen bald nicht mehr weit zu laufen mit unseren vollen Bäuchen. Cheese, eine Deitsche und ich haben es gerade noch 0.1 Meile den Hügel hoch geschafft. Die anderen beiden sind in die andere Richtung. 

Ich habe noch ein Bier mitnehmen dürfen, welches ich genüsslich vor meinem Zelt getrunken habe. 

88. Tag, Bear Creek Campsite, Meile 1250.5, Höhe 993m

Ich stand heute um 7.00 wieder auf der Straße und habe versucht einen Ride nach Quincy zu kriegen aber es war leider hoffnungslos. Um 8.00 entschied ich mich die Bucks Lake Alternativroute zu nehmen. Die ist zwar länger und geht alles der Strasse entlang aber es gibt 3 Resorts wo man essen kann und in einem soll man sogar gut einkaufen können. 

So startete ich also meinen Roadwalk. Das Lakeshore Resort nach drei Meilen hatte leider noch zu aber im Bucks Lake Resort kam ich endlich zu meinem lang ersehnten Frühstück. Omelette mit Bratkartoffeln und Toast. Dazu drei Tassen Kaffee! Gut schenken Sie einem in Amerika immer nach. Zum Abschied wollte sie mir noch einen Drink spendieren aber ich habe dankend abgelehnt, schließlich muss ich ja noch hiken. Ich durfte mir aber anstatt eine Glace aussuchen. Sie mögen es wenn hier Hiker vorbeikommen😉. 

Dann ging es weiter der Straße entlang zum Haskins Valley Inn. Dort konnte ich dann meinen Resuply bis Sierra City machen, da ich es ja nicht geschafft habe nach Quincy zu hitchen. Der Laden war wirklich gut bestückt mit allem was Hiker so brauchen. Zudem waren die Ladenbesitzer sehr nett. Ich fragte ob es ok ist für sie wenn ich vor ihrem Laden sitze und meinen Ressuply mache. Woraufhin die Frau meinte ich könne es auch in ihrem Garten machen. Das Angebot nahm ich natürlich dankend an. Ich konnte sogar einen Silikonspray kaufen, denn der Reißverschluss meines Innenzeltes macht mir echt Probleme. Er schließt nicht mehr richtig und dann können alle Moskitos rein. Hoffentlich funktionierts. 

Jetzt war es schon fast Mittag und ich musste auf der Strasse zurück zum PCT laufen. Es war mittlerweile furchtbar heiß und wenn ein Baum kam flüchtete ich mich in den Schatten. Als ich endlich wieder auf dem PCT war musste ich erst mal Pause machen. Dies war bis anhin mein anstrengendster Ressuply. 

Ich machte mich dann auf den Weg Richtung Sierra City. Es ging durch endlose Wälder. Irgendwann ging es für mehrere Meilen nur noch den Berg hinunter. Unten angekommen war es auch schon Zeit mein Zelt aufzustellen. Bin direkt am Fluss mit vielen Hikern und Moskitos. Der Reißverschluss meines Zeltes hält bis jetzt…

87. Tag, Bucks Summit, Meile 1265.4 , Höhe 1682m

Sobald ich meinen neuen Purplerain Skirt anhatte, habe ich mich um 6.15 auf den Weg gemacht zum sehr, sehr langen Anstieg. Aber eigentlich war es gar nicht so schlimm. Am Morgen komme ich meistens sehr gut den Berg hinauf, da fühle ich mich fit und ausgeruht. Eigentlich ein Wunder wenn man bedenkt wie schlecht ich schlafe. 

Von oben hatte man immer wieder grandiose Aussichten. Es war wirklich ausgesprochen schön heute. In letzter Zeit bin ich viel im Wald gelaufen, deshalb habe ich die Weitsicht um so mehr genossen. 

Ich habe mir auf einem Plateau einen wunderschönen Lunchplatz ausgesucht. Es war richtig schwer wieder von da wegzugehen und do. habe ich noch ein Nickerchen eingelegt. 

Ich kam gut voran und um 18.00 war ich bereits am Trailhead Bucks Summit. Ich habe mich an die Straße gestellt um nach Quincy zu hitchen, ich wollte mal wieder in einem richtigen Bett schlafen. Leider hatte ich kein Glück und nach einer Stunde stand ich immer noch am Straßenrand. Ich hätte doch von Belden aus zusammen mit Jeff mit dem Barkeeper mitfahren sollen. Im Nachhinein ist man immer klüger aber ich wusste ja nicht, dass das hitchen hier so schwierig ist. 

Nach einer Stunde habe ich dann aufgegeben und habe mein Zelt aufgestellt. Das Dumme war nur, dass ich nicht damit gerechnet hatte zu campen und deshalb hatte ich nicht genug Wasser. Ich musste nochmal ein Stück zurücklaufen um Wasser zu holen. 

Als ich endlich im Zelt war konnte ich das Moskitonetz wieder nicht richtig schließen. Der Reisverschluss ist einfach im Eimer. Ich musste das Aussenzelt aufbauen um besser geschützt zu sein. Gottseidank hatte es hier nicht viele Moskitos. Das Ganze war aber ziemlich nervig um es gelinde auszudrücken. 

Na dann halt doch keine Nacht in einem Hotelbett. Es war nicht so einfach loszulassen. Vor allem soll Quincy eine tolle kleine Stadt sein. So what!