88. Tag, Bear Creek Campsite, Meile 1250.5, Höhe 993m

Ich stand heute um 7.00 wieder auf der Straße und habe versucht einen Ride nach Quincy zu kriegen aber es war leider hoffnungslos. Um 8.00 entschied ich mich die Bucks Lake Alternativroute zu nehmen. Die ist zwar länger und geht alles der Strasse entlang aber es gibt 3 Resorts wo man essen kann und in einem soll man sogar gut einkaufen können. 

So startete ich also meinen Roadwalk. Das Lakeshore Resort nach drei Meilen hatte leider noch zu aber im Bucks Lake Resort kam ich endlich zu meinem lang ersehnten Frühstück. Omelette mit Bratkartoffeln und Toast. Dazu drei Tassen Kaffee! Gut schenken Sie einem in Amerika immer nach. Zum Abschied wollte sie mir noch einen Drink spendieren aber ich habe dankend abgelehnt, schließlich muss ich ja noch hiken. Ich durfte mir aber anstatt eine Glace aussuchen. Sie mögen es wenn hier Hiker vorbeikommen😉. 

Dann ging es weiter der Straße entlang zum Haskins Valley Inn. Dort konnte ich dann meinen Resuply bis Sierra City machen, da ich es ja nicht geschafft habe nach Quincy zu hitchen. Der Laden war wirklich gut bestückt mit allem was Hiker so brauchen. Zudem waren die Ladenbesitzer sehr nett. Ich fragte ob es ok ist für sie wenn ich vor ihrem Laden sitze und meinen Ressuply mache. Woraufhin die Frau meinte ich könne es auch in ihrem Garten machen. Das Angebot nahm ich natürlich dankend an. Ich konnte sogar einen Silikonspray kaufen, denn der Reißverschluss meines Innenzeltes macht mir echt Probleme. Er schließt nicht mehr richtig und dann können alle Moskitos rein. Hoffentlich funktionierts. 

Jetzt war es schon fast Mittag und ich musste auf der Strasse zurück zum PCT laufen. Es war mittlerweile furchtbar heiß und wenn ein Baum kam flüchtete ich mich in den Schatten. Als ich endlich wieder auf dem PCT war musste ich erst mal Pause machen. Dies war bis anhin mein anstrengendster Ressuply. 

Ich machte mich dann auf den Weg Richtung Sierra City. Es ging durch endlose Wälder. Irgendwann ging es für mehrere Meilen nur noch den Berg hinunter. Unten angekommen war es auch schon Zeit mein Zelt aufzustellen. Bin direkt am Fluss mit vielen Hikern und Moskitos. Der Reißverschluss meines Zeltes hält bis jetzt…

87. Tag, Bucks Summit, Meile 1265.4 , Höhe 1682m

Sobald ich meinen neuen Purplerain Skirt anhatte, habe ich mich um 6.15 auf den Weg gemacht zum sehr, sehr langen Anstieg. Aber eigentlich war es gar nicht so schlimm. Am Morgen komme ich meistens sehr gut den Berg hinauf, da fühle ich mich fit und ausgeruht. Eigentlich ein Wunder wenn man bedenkt wie schlecht ich schlafe. 

Von oben hatte man immer wieder grandiose Aussichten. Es war wirklich ausgesprochen schön heute. In letzter Zeit bin ich viel im Wald gelaufen, deshalb habe ich die Weitsicht um so mehr genossen. 

Ich habe mir auf einem Plateau einen wunderschönen Lunchplatz ausgesucht. Es war richtig schwer wieder von da wegzugehen und do. habe ich noch ein Nickerchen eingelegt. 

Ich kam gut voran und um 18.00 war ich bereits am Trailhead Bucks Summit. Ich habe mich an die Straße gestellt um nach Quincy zu hitchen, ich wollte mal wieder in einem richtigen Bett schlafen. Leider hatte ich kein Glück und nach einer Stunde stand ich immer noch am Straßenrand. Ich hätte doch von Belden aus zusammen mit Jeff mit dem Barkeeper mitfahren sollen. Im Nachhinein ist man immer klüger aber ich wusste ja nicht, dass das hitchen hier so schwierig ist. 

Nach einer Stunde habe ich dann aufgegeben und habe mein Zelt aufgestellt. Das Dumme war nur, dass ich nicht damit gerechnet hatte zu campen und deshalb hatte ich nicht genug Wasser. Ich musste nochmal ein Stück zurücklaufen um Wasser zu holen. 

Als ich endlich im Zelt war konnte ich das Moskitonetz wieder nicht richtig schließen. Der Reisverschluss ist einfach im Eimer. Ich musste das Aussenzelt aufbauen um besser geschützt zu sein. Gottseidank hatte es hier nicht viele Moskitos. Das Ganze war aber ziemlich nervig um es gelinde auszudrücken. 

Na dann halt doch keine Nacht in einem Hotelbett. Es war nicht so einfach loszulassen. Vor allem soll Quincy eine tolle kleine Stadt sein. So what!

86. Tag, Belden Town Resort, Meile 1284.3, Höhe 674m

Um 6.30 bin ich heute gestartet, es wird immer später. Bin gestern auch erst um 20.15 angekommen, da darf man sich am nächsten Tag schon mehr Zeit lassen. 

Es ging vor allem bergab. Der Weg heute war nicht einfach. Viel Geröll beim hinunter gehen und da muss man immer aufpassen wo man den Fuß hinsetzt. Man rutscht auch aus und stolpert ohne Ende. Zudem war heute der Tag der Flussüberquerungen. Durch einen Fluss bin ich barfuß durchgewatet, anschliessend waren meine Füsse wieder fast sauber. Den größten Fluss musste ich von Stein zu Stein überqueren. Bei einer Stelle war der Abstand zu groß für meine kurzen Beine und dann musste ich springen. Uff, hatte knapp gereicht. Einen nassen Fuß gab es trotzdem. Einen anderen Fluss habe ich auf einem riesigen Baumstamm überquert. Der Durchmesser des Baumes war so groß, dass ich auf der anderen Seite den Rucksack runter lassen musste bevor ich runter klettern konnte. 

Kurz vor Belden ging es dann schattenlos und heiss den Berghang entlang. Gottseidank gab es immer wieder Wasser. Schade, dass mein sonnenreflektierender Schirm in der Bounce Box in Sierra ist. 

Um 18.15 war ich in Belden und habe mir als erstes ein belgisches Bier gegönnt. Blue Moon, einfach köstlich. Es waren noch andere PCT Hiker da und wir saßen auf der Bank und haben uns unterhalten. Spannend ist ja immer, dass sich Nobos und Sobos gegenseitig über den kommenden Trail informieren können. 

Jeff, sein Trailname ist Saidacho oder so ähnlich war auch hier und wir haben dann zusammen auf der Terrasse zu Abend gegessen. War ein richtig schöner Abend, mit guten Gesprächen  und Jeff hat mich sogar eingeladen😊. Er wird heute Abend mit dem Barkeeper mit nach Quincy fahren, der Barkeeper wohnt dort. In Quincy wird er einkaufen und vielleicht noch einen Ruhetag einlegen. Ich werde morgen den Berg hochsteigen und viele Höhenmeter zurücklegen.

Ich habe mir einen neuen Purplerain Skirt und Icebreaker Panties in Größe S (!) zu einem Teailangel hier in Belden schicken lassen. Ja und Mrs. Bratten bringt mir die zwei Pakete morgen früh um 6.00 vorbei. Ich freue mich auf meinen neuen Jupes vor allem muss ich nicht mehr Angst haben den Rock zu verlieren😉. 

Wir campen hinter dem Belden Town Resort direkt am Feather River. Dies ist ein großer Fluss und entsprechend laut. Da ich morgen den Wecker stellen muss gibt es keine Ohropax, sonst höre ich ihn nämlich nicht. 

85. Tag, Cold Spring Tentsite, Meile 1302.9, 1976

Heute war es tierisch anstrengend. Es ging im Grossen und Ganzen nur bergauf. Teilweise über 7000 Fuß. Es hatte auch wieder ein paar Schneefelder aber die waren easy zum drüber laufen. 

Lunch habe ich nach 12 Meilen oberhalb einer Quelle gemacht und prompt kamen D-Hiker und Big Sky auch dahin. Das war ein bisschen komisch für mich. Seabisquit kam aus der anderen Richtung und ich fragte ihn was los sei. Er fühlte sich nicht gut und hatte mehrmals erbrochen. Mittel gegen Uebelkeit hatte er bereits. Habe ihm gesagt er solle viel trinken und wenn möglich Elektrolyte zu sich nehmen. Ansonsten konnte ich ihm nichts anbieten was helfen könnte. Er wollte nach Chester zurück laufen, dies waren 15 Meilen, davon 10 Meilen ohne Wasser. Das ist hart! Am Nachmittag hörte ich dann einen Helikopter und ich fragte mich, ob sie ihn ausgeflogen haben. Gute Besserung Seabisquit! 

Es ging dann wieder ziemlich hoch hinauf aber es war kein Schnee mehr zu sehen. Es kam mir ein leicht lädierter Hiker entgegen, der mich fragte wo die nächste Wasserstelle sei. Er war gestürzt und sein Handy war kaputt. Ohne unsere Guthook App sind wir aufgeschmissen. 

Ich habe beim Aufstieg Musik gehört um mich abzulenken. Kurz bevor ich ganz oben war, war die Luft draußen und ich habe mich nur noch mit meinem Willen den Berg hinauf gekämpft. Mir sind dann zwei junge Hiker begegnet und die haben gemerkt, dass ich am kämpfen war. Sie haben mich ermutigt, dass es nicht mehr weit sei bis zur Campsite. Das war total süß. 

An der Campsite angekommen, hatte ich keine Lust, da alleine zu übernachten. Ich habe dann mein Abendessen eingenommen und bin doch noch die 1,8 Meilen bis zur nächsten  Campsite gelaufen. Kurz davor hörte ich ein Brüllen und habe mich gefragt was für ein Tier das wohl ist. Vielleicht ein Hirsch? Aber nein es waren Kühe! Natürlich ging der Weg direkt an ihnen vorbei. Ein Kalb stand mitten auf dem Weg und alle haben mich angestarrt. Ich habe einen Umweg um sie rum gemacht und als ich am Ende auf den Weg abbiegen wollte sind sie weggerannt. Puh, ich traue diesen Viechern einfach nicht und wie sie einem immer anstarren. 

Die Campsite war gleich um die Ecke und ich hoffte, dass die Kühe nachts nicht vorbeikommen. Ich traf Anne aus Frankreich, sie war gerade dabei sich am Brunnen zu waschen. Sie war auch bei Scout und Frodo als ich dort war. Sie ist einen Tag vor mir gestartet. Sie ist durch die Sierra gegangen, Respekt! Schade, dass sie nach Norden läuft und ich nach Süden, wir waren uns gleich symphatisch. 

Ich bin froh, bin ich die 1.8 Meilen weitergelaufen. Hier war eine sehr schöne Campsite und es ist einfach schön abends nicht alleine campieren zu müssen. 

84. Tag, Soldier Creek Tentsite, Meile 1325.5, Höhe 1667m

Heute habe ich in Chester durch D-Hiker offiziell erfahren, dass Big Sky nicht mehr mit mir laufen will. Eigentlich ist es ja so, dass ich schon seit dem zweiten Tag ab Etna alleine laufe. Er hatte nicht mal den Mut, es mir persönlich zu sagen. Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, dass es mir nichts ausmacht. Es tut weh abgelehnt zu werden und nicht mal zu wissen warum. Vielleicht erinnere ich ihn ja an seine Exfrau… Aber es ist besser so, jetzt gibt es einen klaren Schnitt. 

Ich musste nur 15 Meilen bis Chester laufen und war um 14.00 bereits da. Der Trailhead führte zu einem Highway und von da aus konnte man nach Chester hitchen. Ich habe gedacht, dass da bestimmt niemand anhält weil sie so schnell gefahren sind aber nach 10 Min.  saß ich bereits in einem Auto. Der nette ältere Herr fuhr mich auch gleich zur Pizza Factory wo ich mir den Bauch vollschlug und eine große Cola schlürfte. Anschließend wollte ich duschen, es gab eine Dusche wo man Münzen einwerfen konnte, und die Wäscherei befand sich gleich nebenan. Ich stand bereits nackt in der Dusche, hatte meine Kleider auf dem Boden zum waschen und wollte mit dem Prozess beginnen einen schmutzigen PCT-Hiker wieder salonfähig zu machen. Dazu musste ich nur 1/4 Dollar Münzen einwerfen. Der Münzautomat war aber verstopft, vielleicht sollten sie ab und zu die Kasette leeren. Ich war völlig genervt und dann klopfte es auch noch an der Tür weil jemand anders duschen wollte, Arrrghhhh! Also mich wieder anziehen, alles in den Rucksack stopfen und trotzdem schmutzige Kleider waschen. 

Als ich vom einkaufen zurück kam, informierte mich Sherpa, dass man im RV-Park duschen könne. Ich müsse nur im Haus gegenüber 5$ bezahlen. Gesagt, getan und dann stehe ich im RV-Park unter der Dusche und merke, dass ich mein Handtuch vergessen habe🙄. Ich habe mich dann mit der Unterhose (die war sauber😉) abgetrocknet und habe sie dann feucht angezogen. Bei 35 Grad im Schatten sollte dies ja schnell trocknen. 

Dann noch schnell ein paar Energieriegel kaufen, welche es im Dollar General nicht gab und ich war bereit, wieder auf den Trail zurückzukehren. Vor der Laundry war Sherpa im Gespräch mit einer Frau, die sich dann als Vicky vorstellte. Sie arbeitet bei den Fire Fighters. Sie hat ein wunderschönes Büro im Grünen und ihr Job ist es Feuer frühzeitig zu erkennen. Nicky hat mich dann in ihrem Auto zum Trailhead gefahren. Zum Abschied gab sie mir noch getrocknete Bananenchips mit und ein reflektierendes Band der Fire Fighter. Sie war so nett! 

Ich bin dann noch 3 Meilen bis zum Soldier Creek gelaufen. Die Tentsite war komplett überfüllt von Nobos und Sobos! Ich habe mich noch beider Feuerstelle reingequetscht. 

83. Tag, Border Spring Tentsite, Meile 1343.8, Höhe 1804m

Ich bin heute Nacht mit Schrecken durch ein mehrmaliges lautes Schnauben aufgewacht. Ich war mir sicher das ist ein Bär!!! Ich lag wie erstarrt in meinem Zelt und lauschte nach draußen. Ich konnte aber nichts sehen und auch nichts hören. Komisch, ein Bär würde man doch hören, die sind nicht leise! Die grunzen und schnüffeln run. Vielleicht habe ich es auch nur geträumt und bin von meinem eigenen Schnauben aufgewacht. Wenn ich schnarche wache ich nämlich auch auf😂. Ich habe mich dann wieder beruhigt und bin wieder eingeschlafen. 

Gleich am Anfang vom Lassen Volcanic Park bin ich in eine Gruppe von jungen Hikern gelaufen. Sie waren gerade dabei aufzustehen und hatten sichtlich Spaß. Mich hat es traurig gemacht, denn ich möchte auch wieder Spaß haben. Ich möchte auch mit einer Gruppe unterwegs sein, die sich gut versteht. Im Moment fühle ich mich gerade sehr alleine auf der Welt. Ich habe keine Eltern mehr, von meinen Geschwistern oder Freunden höre ich nichts und ich habe auch keine bessere Hälfte. Zudem laufe ich momentan auch den PCT alleine. Ich war einfach nur traurig und die Tränen sind mir heruntergelaufen. Es hat gut getan zu weinen. 

Es war kalt und ich wartete auf die Sonne. Ich kam auf eine Ebene und da schien die Sonne, da habe ich beschlossen zu frühstücken. Als ich das Wasser erhitzte hörte ich einen Koyoten heulen. Zuerst dachte ich es sei ein Wolf aber nein es war ein Koyote. Das hat sich auch traurig angehört, da habe ich mit dem Koyoten etwas gemeinsam. Ich habe zuerst etwas ängstlich herum geschaut aber dann habe ich mich entspannt und einfach mein Frühstück genossen. 

Anschließend ging es stundenlang durch verbrannten Wald, das war echt eine Geduldsprobe. Es ist vor allem auch langweilig für das Auge. 

Ich kam am wunderschönen Twin Lake vorbei, habe aber nicht angehalten, weil es da immer wieder Zwischenfälle mit Bären gibt. Dies ist auch der Grund, warum man für die 20 Meilen einen Bärenkanister braucht wenn man hier campen will. Da ich keinen habe musste ich die Strecke an einem Tag durchlaufen. Ich campe jetzt direkt am Ende dieser Zone. Ich hoffe die Bären halten sich daran😉. 

Ich musste heute einen größeren Fluss furten. Das hätte nasse Füsse gegeben wenn nicht weiter oben ein riesiger Baumstamm über dem Fluss gelegen wäre. Es war aber trotzdem eine Mutprobe darüber zu laufen wenn darunter der Fluss gurgelt. Aber ich habe die Aufgabe souverän gemeistert. Anschließend musste ich mich aber erholen und schauen, dass das Adrenalin wieder runter ging. Da war eine Tentsite direkt am Fluss, die sich dafür anbot. 

Die Drakesbad Guest Ranch bietet Frühstück, Lunch und Dinner an. Immer nur für eine Stunde und ich kam um 15.00 zw. Mittag- und Abendessen an. Ich beschloss daher weiterzulaufen, wenn auch nicht gerade glücklich darüber. Morgen bin ich ja in Chester, da gibt es dann auch wieder was zu futtern. 

Jetzt musste ich nur noch die letzten 4 Meilen bis zur Boundry Spring laufen. Ich kam an einem vulkanischen See vorbei mit heißem Wasser. Es stank auch ziemlich nach Schwefel. Mount Lassen ist ein Vulkan und dementsprechend sieht es hier auch aus. Man sieht Tonnen von Lavasteinen. Das muss eine Wahnsinnseruption gewesen sein vor langer Zeit. Die Steine müssen Kilometerweit geschleudert sein. 

Als ich um 17.30 an der Boundryspring ankam, saßen D-Hiker und Big Sky da und waren gerade dabei Dinner zu essen. Sie wollten noch 4.5 Meilen weiter gehen. Für mich war klar, dass ich hier bleibe. 21.5 Meilen dürften reichen fürs Erste. Ich war bedient. Es ist schon so, dass ich mich immer mehr von ihnen löse und meinen eigenen Weg gehe. 

Heute Nacht campe ich wieder ganz alleine. Habe gehofft, dass vielleicht noch andere Hiker kommen aber es sieht nicht so aus. Ich werde Ohropax in meine Ohren stopfen und meinen Buff über die Augen legen. Wenn der Bär kommt will ich lieber nichts hören oder sehen. Soll er doch rumschnüffeln und mich in authentisch lassen. 

82. Tag, Tentsite, Meile 1364.5, Höhe 1698m

Die anderen beiden sind heute um 4.30 losgelaufen, nicht mit mir! Ich bin wieder mal zu meiner alten Zeit los um 6.00 morgens. Da wir gestern erst so spät im Camp waren, ich glaube es war 21.00, habe ich beschlossen keinen Wecker zu stellen und „auszuschlafen“. Punkt 5.00 bin ich aufgewacht und um 6.00  war ich abmarschbereit. Die Sonne ging gerade auf und ich fühlte mich großartig. Ich war voller Vorfreude auf Old Station, welches sich nur 0.3 Meilen abseits vom Trail befindet. Dort gibt es das J. J. Café wo es phänomenales Frühstück geben soll und das den ganzen Tag!

Um 11.00 war ich endlich dort aber ich fand nur das Hatcreek Resort, welches zum Campingplatz gehört. Ich habe dann im Laden nachgefragt und da hieß es Old Town und das Café seien noch 2.5 Meilen die Straße runter. Da hätte ich noch hitchen müssen. Ich beschloss dann im Resort zu bleiben da gab es Sandwich mit gegrilltem Poulet und Kartoffelsalat. Dazu eine riesengroße Cola. Lecker😜. Ich wollte noch meinen Food etwas aufstocken aber der Laden war nicht zu gebrauchen. Das einzige was ich fand waren neue Wasserflaschen, zwar nur 500ml anstatt 700ml, und auf dem Klo klaute ich etwas Toilettenpapier. 

Draussen traf ich Yoda (jaaaa Startrek😉) und unterhielt mich mit ihm über den Weg, da er ja aus der Richtung kommt wo ich hingehe. So wie es aussieht muss ich schon vor Sierra City wieder mit Schnee rechnen und wahrscheinlich sogar schon Morgen. Vor 3 Wochen war es auf der morgigen Strecke noch recht verschneit aber mittlerweile wird ein großer Teil geschmolzen sein. Wir haben täglich fast 35 Grad im Schatten! Da ich alleine sein werde, schließe ich auch nicht aus umzukehren wenn es mir zu brenzlig wird. Sicherheit geht vor! 

Nachdem ich soviel zu Mittag gegessen hatte musste ich im Wald eine kleine Siesta im Schatten abhalten. Das hat gut getan. Dann ging es weiter zur nächsten Wasserquelle, welches ein richtiger Fluss war. Ich nahm mir Zeit etwas Wäsche auszuwaschen und wusch mich selber am Fluss. Was für eine Glückseligkeit😊. Anschließend musste ich mich noch etwas ausruhen und den schönen Platz genießen. 

Wir hatten abgemacht uns an der letzten Tentsite zu treffen bevor es in den Lassen Volcanic Park geht. Auf 19.4 Meilen darf man nur campieren wenn man einen Bärenkanister hat, da die Bären hier sehr aggressiv auf das Essen der Hiker aus sein sollen. Den Bärenkanister können sie nicht öffnen. Ich bin an der Campsite vorbeigelaufen, konnte sie aber nicht finden. Big Sky und D-Hiker fand ich auch nicht. Die nächste Campsite ist bereits in der Bärenkanister-Zone. Ich konnte aber an den Fussspuren sehen, dass die beiden weiter gelaufen sind. Ich beschloss anzuhalten da ich müde war und auch keine Busse riskieren wollte. Ich campiere in einem Wald der teilweise abgebrannt ist. Die Stämme sind schwarz und verkohlt aber die Baumkronen sind noch intakt. Von dem her nehme ich an, dass es ok ist darunter zu zelten, verbrannte Bäume können nämlich einfach so umfallen. Deshalb  ist in Gebieten mit Waldbrand meistens Campverbot. 

Ich bin gespannt auf morgen, denn es geht wieder mal hoch hinauf. Graces noch Schnee oder nicht? Es ist 8.10 und in einer halben Stunde geht die Sonne unter. Um 21.00 ist Hiker Midnight. Ich hoffe, dass ich keinen Besuch von Bären oder Mountain Lions habe heute Nacht. 

81. Tag, Tentsite, Meile 1382.1 , Höhe 1476m

Um 5.20 stand ich bereits wieder auf dem Trail. Es ist schön am Morgen früh unterwegs zu sein wenn es noch kühl ist. Um 7.00 gab es Frühstück unter einem Tuja Baum und dann hatten mich Big Sky und D-Hiker auch schon wieder eingeholt. Sie sind am Morgen vor 4.00 losgelaufen, echt ich weiß nicht wie sie das machen! Big Sky musste gestern noch bis 19.00 auf seine Schuhe warten und dann sind sie noch 3 Meilen bis zur Wasserstelle gelaufen. Ich war ihnen nur 3 Meilen voraus. Um 10.00 war ich bereits beim Cache 22 und machte meine zweite Pause. Eigentlich hätte ich noch bis zur Mittagspause weiterlaufen wollen aber es begann heiss zu werden. Zudem hatten uns Northbounder darüber informiert, dass es dort oben keinen Schatten gebe und es sehr exponiert sei. Dann bin ich halt geblieben anstatt weiter zu gehen. Anschließend habe ich gesehen, ich hätte sehr wohl weitergehen können, es hatte immer wieder Schatten. Ich muss es immer wieder neu lernen, mich nicht von anderen Menschen beeinflussen zu lassen, sondern genau das zu machen was ich mir vornehme. 

Die Hat Creek Rim war heiss aber erträglich, da ab und zu eine frische Brise wehte. Zudem war es wunderschön und auch nicht abgebrannt, wie ein paar Nobos gesagt hatten. Da war zwar mal ein Brand aber der ist schon sehr lange her. Es war ausgesprochen grün und man sah auch schon den jungen Wald nachwachsen. Das freut mich immer wenn ich das sehe. 

Ich habe inzwischen gelernt, dass Waldbrände wichtig sind für die Natur. In der heutigen Zeit werden Waldbrände unterdrückt und deshalb kommt es dann oft zu so Mega- Waldbränden. Stand heute auf einer Tafel im Lassen Volcanic Park. 

Gegen Abend kam ich zum Lost Creek, da musste man einen steilen, steinigen Weg hinunterklettern um an den Fluss zu kommen. War tierisch anstrengend! Vor allem wieder hoch zu klettern. Big Sky und D-Hiker kamen auch gerade und da es schon spät war beschlossen wir gleich hier zu Essen. So mussten wir das Wasser nicht zum Camp schleppen, welches nur eine Meile weiter lag. Auch wegen der Bären ist es immer besser nicht da zu essen wo man schläft. 

Die letzte Meile zum Camp liefen wir beim Sonnenuntergang. Ich kam kaum vorwärts, da ich immer wieder fotografieren musste. Mount Shasta sah wunderschön aus! Dies muss der meistfotografierte Berg sein auf diesem Trail. So langsam müssen wir uns von ihm verabschieden, jetzt kommt immer mehr Mount Lassen in den Vordergrund. 

Ich liege in meinem Zelt, der Himmel ist immer noch rot vom Sonnenuntergang. Ich weiß jetzt schon, das dies genau die Momente sind, die ich vermissen werde, wenn ich nicht mehr auf dem Trail bin. Deshalb: Genießen so lange ich es kann!

80. Tag, Burney Mountain Guest Ranch, Ruhetag. Tentsite, Meile 1401.5, Höhe 1037m

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Ok, nicht nur Ruhetag😉. Da die Hat Creek Rim bevorsteht, dies ist eine wasserlose Strecke auf Vulkangestein ohne Schatten, bin ich abends um 16.30 noch losgelaufen. Big Sky wartete noch immer auf den Kurier mit seinen neuen Schuhen und D-Hiker mit ihm. 

Nach 2.7 Meilen kam ich an die letzte Wasserquelle wo ich 3.5lt aufgeladen habe. Soviel Wasser habe ich zuletzt in der Wüste geschleppt. Dort wäre auch eine schöne Tentsite gewesen aber ich wollte unbedingt die morgige Strecke abkürzen. Jetzt sind es noch 10 Meilen bis zum Cache 22 wo ein riesiger Wassertank steht. Und 10 Meilen schaffe ich bis 10 Uhr wenn ich gut drauf bin und wenn ich es schaffe früh aufzustehen😉. Am Cache soll es auch Schatten geben, ich werde dort die Mittagshitze mit einer langen, langen Siesta abwarten. Heute Abend war es sogar nach 19.00 noch heiss. 

Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich wieder mal alleine campe. Es war auch nicht einfach wieder alleine loszuziehen aber ich möchte einfach meinen eigenen Weg gehen und meine eigenen Entscheidungen treffen. Ja manchmal habe ich Angst aber Mut heißt nicht keine Angst zu haben sondern sich von der Angst nicht stoppen zu lassen. 

Ich liege in meinem Moskitonetz und draußen ist gerade die Sonne untergegangen. Das einzige was ich höre ist Vogelgezwitscher ansonsten ist es komplett ruhig. Nicht mal ein Windhauch…

79. Tag, Burney Mountain Guest Ranch, Meile 1407.3, Höhe 1117m 

Big Sky hat Gestern mein extra Polster vom Hüftgurt gefunden und es mir heute Morgen gegeben. Der kann ja richtig nett sein😉. Ich hatte mich schon damit abgefunden es verloren zu haben. Das Extrapolster soll meinen Gewichtsverlust etwas ausgleichen damit ich den Hüftgurt enger schnallen kann und nicht das Ganze Gewicht auf den Schultern liegt. Muss noch eine bessere Möglichkeit finden es zu befestigen. Werde es mit Klettverschluss versuchen, welches in meiner Bounce Box in Chester zu finden ist. 

Am Morgen ging es runter zum Rock Creek. Von oben konnte man einen Wasserfall und einen schönen Pool zum Baden sehen. Leider war es aber am Morgen früh richtig kalt. Wasser brauchte ich keines, da ich dies bereits am Abend vorher erledigt hatte. Deshalb ging es leichten Schrittes weiter bis zum Burney Falls State Park. Hier könnte man den wunderschönen Wasserfall besichtigen, was wir natürlich auch taten, aber viel wichtiger war mir ein Kaffee und Sandwich aus dem General Store😊. Im Store traf ich einen Hiker, Beanpole, der ziemlich stark humpelte. Ich sprach ihn an und er erzählte mit, dass er seinen Knöchel verstaut hatte. Er suchte gerade nach einer elastischen Binde. Im Store gab es aber nichts. Ich sagte ihm, dass ich noch KTape hätte und ihm auch zeigen könne wie er es müsse. Als ich nach Tehachapi meinen Knöchel verstaute, war Hunter zur Stelle und hat mir gezeigt wie ich es tapen muss. So konnte ich es nun an Beanpole weitergeben und er fühlte sich gleich besser. Es stimmt wirklich: The trail provides! 

Anschliessend waren es noch 9 Meilen bis zur Ranch und es war plötzlich sehr, sehr heiss. Außerdem hatte ich es geschafft, an der Wasserquelle vorbeizulaufen😖. Zurück wollte ich nicht und so musste ich auskommen mit dem was ich hatte. Just als ich dachte, dass mir das Wasser ausgehen würde, kam mir ein Pärchen mit der freudigen Mitteilung entgegen, dass es in ca. 1 Meile Trail Magic mit kalter Limonade gäbe😜. Ich glaube ich bin noch nie so schnell gelaufen und sah schon bald zwei Sonnenschirme und einen Tisch mit Bänken. Ich habe 4 Gläser Limonade getrunken und konnte auch noch mein Wasser auffüllen. Ich war gerettet! Es gab ein Buch wo man einen Witz reinschreiben musste und auch eine Kamera wo man ein Foto von sich hinterlassen konnte. Der Tisch war voll mit Unterschriften von Hikern, es gab extra bunte dicke Filzstifte. Ich konnte mich fast nicht von diesem wundervollen Ort lösen aber irgendwann musste ich die letzten Meilen bis zur Ranch in Angriff nehmen. 

Die Ranch ist ein wundervoller Ort wo man sein Zelt aufstellen kann und es hat einen Store, der jedes Hikerherz höher schlagen lässt. Zudem kann man auch sehr gut essen. Ich werde wohl eine Menge Geld hier liegen lassen aber es ist es wert.