44. Tag, Tentsite, Meile 575.1, Höhe 1847m

Es ist 22.50, ich liege im Zelt, der zunehmende Mond scheint ins Zelt hinein. Mermaid und ich sind um 22.30 an der Tentsite angekommen. 9 Meilen haben wir geschafft mit einem extrem schweren Rucksack. Ich habe Essen dabei für eine Woche und beim Start 4.4lt Wasser. Der Sack mit dem Essen wiegt zw. 5 und 6kg. Wahnsinn oder? Das heißt ich bin mit einem Anfangsgewicht von ca. 18kg gestartet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich soweit komme mit meinem Monster Rucksack aber wir fühlten uns beide gut und das Night hiken machte zum ersten Mal so richtig Spaß. 

Mermaid ist heute Morgen die fehlenden 8 Meilen gelaufen und ich habe ca. 2 Std. auf der Post verbracht. Ich saß in der Post auf einer Bank und hatte alle Sachen aus meiner Bouncebox um mich verteilt. Ich habe Medikamente, Gesichtscreme, Sonnencreme und Zahnpasta aufgefüllt und die neuen Karten rausgenommen. In Tehachapi sind sie sich PCT Hiker gewohnt, da hat kaum einer blöd gekuckt. Am Schluss musste ich mich aber noch umziehen, das war etwas kniffliger. Dazu habe ich mich zu den Postfächern zurückgezogen😉. Die neuen Hosen, die ich gekauft habe sind nämlich viel zu warm!Ich laufe jetzt in meinem Jupe und wenn es frisch ist Leggings. Sehr angenehm. 

Am Nachmittag sind wir dann nochmal Sushi essen gegangen und das war so lecker😊. Die halbe PCT Gemeinde war wieder mal anwesend und die drei Schweizer Patrick, Jan und Manu sind auch angekommen. Diese Jungs sind echt nett! Um 16.00 hat uns Legend, ein Trail Angel zum Trailhead gebracht. Er ist eine ganz spezielle Persönlichkeit. 6 Monate im Jahr kümmert er sich um die Hiker und macht Trailmagic. Er fährt mit seinem Wohnwagen entlang des Trails und erfreut die Hikerherzen mit Essen und Getränken. Er lebt von den Donations und dem Essen welches er immer wieder von Hikern kriegt. Wir werden ihn wohl in Kennedy Meadows wieder sehen. Ich habe am 13. Juni um 16.00 eine Verabredung zum Kaffee trinken mit ihm😉. 

Um 17.00 sind wir los und haben uns mit unseren schweren Rucksäcken den Berg hinaufgequält. Mermaid wurde heute von einer Biene gestochen. Autsch! Der Weg führte direkt durch mehrere Bienenstöcke und die Biester waren gar nicht erfreut. Bei Sonnenuntergang haben wir zu Abend gegessen um für den Rest des Weges gestärkt zu sein. Es war extrem windig und teilweise wurden wir fast vom Trail geblasen. Wir wollten erst auf der anderen Seite des Berges campen und hofften, dass es dort windstill sein würde. 

David startet erst Morgen wieder. Ziemlich sicher sehe ich ihn entweder in Lake Isabella oder auch erst in Kennedy Meadows. Romana ist übrigens bereits in Kennedy Meadows. Sie nimmt die High Sierra in Angriff. Scheinbar sei es möglich bis Independence zu laufen. Das heißt man geht über den Forrester Pass auf knapp 4000m. Bin gespannt was sie erzählt! Mermaid wird nach Long Pine laufen, dies ist 50 Meilen von Kennedy Meadows, und wird von dort aus nach Chester in Nordkalifornien fahren. 

So ich muss jetzt schlafen. Gute Nacht💤💤💤. 

Titelbild: Hunter und Legend

43. Tag, Tehachapi

Heute habe ich meine Ausrüstung wieder mal up to date gebracht, das heißt alles gewaschen außer dem Rucksack. Mermaid wollte heute Morgen die fehlenden 8 Meilen von 558 bis 566 laufen aber mit dem Trail Angel hat es leider nicht geklappt und um 8.00 war sie bereits wieder im Best Western. Zudem hatte sie ihren Sonnenhut vergessen, vielleicht besser, dass es nicht geklappt hat. 

Wir sind dann zusammen im Hotel frühstücken gegangen und das war besser als erwartet. Irgendwann musste ich mich dann aufraffen um das Essen für die nächsten 7 Tage bis Kennedy Meadows einzukaufen. Der Supermarkt ist eine Meile außerhalb und ich habe 25 Min. gebraucht um da hinzulaufen. Auf dem Rückweg hat mich Gottseidank ein Autofahrer, zumindest einen Teil der Strecke mitgenommen. 

David ist auch angekommen im Best Western. Wir sind zusammen Abendessen gegangen. Es war ein schöner Abend. Er ist etwas traurig weil all seine Freunde die Sierra umgehen. Ich bin ehrlich gesagt noch unentschlossen. Die definitive Entscheidung fälle ich in Kennedy Meadows. Meine Wintersachen sind dort nur habe ich kein Essen dorthin geschickt aber das könnte ich auch dort noch kaufen. Es ist schon schade, dass wir ein Jahr mit übermäßig viel Schnee erwischt haben aber dafür war/ist die Wüste für uns einfacher. In den letzten 6 Jahren der Trockenheit mussten die Hiker viel mehr Wasser schleppen als wir, da die Wasserquellen ausgetrocknet waren. 

Aber jetzt geht es erst mal nach Kennedy Meadows und das ist eine Herausforderung der anderen Art. Dieses letzte Stück ist dafür berühmt sehr trocken zu sein. Wir fangen gleich mal an mit 17 Meilen ohne Wasser. Wir werden am Nachmittag starten und ca. bis 23.00 hiken, 6 Std. schlafen und dann wieder früh aufstehen und laufen bis es zu heiss wird. Lange Siesta machen und gegen Abend weiterwandern bis wir zu müde sind. Dies ist der Plan. 

Auf dem Titelbild sieht man die lackierten Zehennägel der Schweizer Jungs Patrick, Manu und Jan😉. 

42. Tag, Tehachapi, Best Western Mountain Inn, Meile 566.4, Höhe 1195m

Wir hatten nicht mit der Sonne gerechnet! Um 6.30 war an Schlaf nicht mehr zu denken. Es wurde bereits heiss, deshalb hieß es nach 5 Stunden Schlaf bereits wieder aufstehen. Hungry-G ging als erste los, sie wollte aus der Sonne raus und im Schatten frühstücken. Nach einer Meile kamen wir zu der Campsite wo es Trail Magic gab. Es gab Wasser und Fruchtsäfte. Der Watercache war mit Campingstühlen ausgestattet und so konnten wir uns ganz zivilisiert hinsetzen und frühstücken. Reneé war auch hier, eine Amerikanerin mit französischem Namen. Wir beschlossen bereits bei Meile 558 den Trail zu verlassen, da man von da aus besser nach Tehachapi hitchen kann als Meile 566 wo es einen Highway gibt, der sich schlecht zum hitchen eignet. Zudem wollte ich es unbedingt am Samstagnachmittag nach Tehachapi schaffen, da Mermaid für 2 Nächte ein Hotel reserviert hat. 

Am Trailhead gab es nochmal Trailmagic von Legend, der dort seinen Wohnwagen stehen hat. Er selber war nicht dort aber ein Kühler mit Sodas (in Amerika nennt man alle Getränke wie Limonade oder Cola Sodas).  

Dann stellten wir uns an die Straße und hielten den Daumen raus. Keine 5 Min. später hielten zwei ältere Damen an die gerade von einer Anti Trump Demonstration zurück kehrten. Die waren sehr nett und wir übten mit der einen ein bisschen französische Konversation. Kurze Zeit später war ich im Best Western und wollte im Santa Fee Motel meine Bounce Box abholen, die mal wieder nicht angekommen ist. Vermutlich ist sie wieder auf dem Post Office gelandet und dieses öffnet erst wieder montags um 9.00h. Grrrrr😖. Das nervt und ich war total frustriert! Jetzt muss ich Morgen zum Post Office, welches 1.5 Meilen außerhalb der Stadt liegt und dies gleich zweimal… Ja und ich kann wieder einmal all meine Goodies aus der Box nicht benutzen. LOSLASSEN IST WIEDER EINMAL ANGESAGT!

Ich bin heute Abend mit Mermaid Sushi essen gegangen und dies war das beste Essen bisher!!! 

41.Tag, Teil 2, Tentsite, Meile 548, Höhe 1838m

Um 17.30 ging es wieder los, es war immer noch heiss aber zum aushalten. Ja und ich habe ja meinen Schirm, den ich aufspannen kann wenn es zu heiss wird. Fertig war es mit dem gemütlichen geradeaus gehen auf ebenem Trail. Es wurde schnell wieder bergig und ging vor allem den Berg hinauf. 

Im Tayler Horse Canyon wurde es bereits dunkel bevor wir zur Quelle kamen und unser Wasser auffüllen konnten. Ich habe 4.5lt Wasser gefiltert, mit diesen weichen Platypusflaschen manchmal eine Herausforderung weil sie nicht von alleine stehen. Prompt ist mir die 2lt Flasche umgekippt und ich konnte mit dem filtern von vorne anfangen. Grrrr😖. Natürlich folgte nach dem Wasser aufladen der steile Aufstieg, wie kann es auch anders sein. Jetzt benötigten wir die Stirnlampen wirklich, denn der Weg war um einiges anspruchsvoller als am gestrigen Tag. Es ging auf einem sandigen ausgewaschenen Pfad den Berg hinauf.  Meine Stirnlampe war ziemlich schwach und nachdem ich eine Weile rumgestolpert und geschwankt bin, meinte Hungry-G ob ich nicht die Batterien wechseln wolle. Wir haben in Hikertown extra noch Batterien gekauft. Gute Idee, die Batterien zu wechseln, denn jetzt konnte ich sogar den Trail sehen. Mein Schritt ist aber nachts dennoch unsicherer als am Tag, da ich die Unebenheiten des Trails nicht richtig sehe. 

Um 23.00h aßen wir nochmals etwas, ich thailändische Nudeln, die ätzend schmeckten. Aber ich brauchte die Kalorien um die letzten 3.9 Meilen steil den Berg hinauf zu schaffen. Ehrlich gesagt war es eine Qual und wir waren alle am Limit. Wir gingen an schlafenden Hikern vorbei und ich hätte mich am liebsten dazugelegt. D-Hiker ging meistens voraus weil sie die beste Bergaufläuferin ist aber mit 4lt Wasser auf dem Rücken hatte sogar sie Mühe. Plötzlich blieb sie abrupt stehen weil eine Baby Klapperschlange auf dem Weg lag. Nur weil sie klein sind heißt das keineswegs, dass sie nicht gefährlich sind! D-Hiker hat zuerst ein bisschen rumgetrampelt und dann hat sie die Schlange kurzer Hand mit ihrem Stock aufgehoben und vom Trail geworfen. Sie hat gemeint, wir hätten keine Zeit zu warten bis die Schlange sich gnädigst vom Trail bewegt. Ich glaube sie war müde und wollte schnell ins Bett. Bei der nächsten Kurve hat sie dann um Haaresbreite eine Schlange knapp verfehlt. Die Schlange konnte gerade noch flüchten bevor D-Hiker auf sie getreten wäre. Von da an waren die Schlangen vorgewarnt und es sind uns keine mehr begegnet. 

Es gab immer wieder schöne Ausblicke ins Tal. Man sah die vielen Lichter verschiedener kleiner Städte und die roten blinkenden Lichter der Windräder. 

Wir waren alle ziemlich müde und ich musste mich richtig konzentrieren damit ich nicht den Abhang runter gekullert bin. Ihr müsst euch vorstellen, dass der Pfad ca. 40cm breit ist, auf der einen  Seite geht es hoch und auf der anderen herunter und das teilweise ziemlich steil. Eine Meile vor der Campsite kam eine flache Stelle und ich fragte die Girls ob sie wirklich noch eine Meile weiterlaufen wollen, worauf D-Hiker ihren Rucksack auf den Boden geworfen hat und dezidiert gerufen hat: NEIN!!! Die Sache war schnell entschieden und um 1.30 morgens waren wir endlich im Bett. Wir lbeschlossen zu schlafen bis wir aufwachen. Wir wollten nur eins: SCHLAFEN!

40. Tag, Tentsite, Meile 530.5, Höhe 874m. 41. Tag, Cottonwood Bridge, Meile 535, Höhe 943m

Was für ein Tag und was für eine Nacht! Heute war unser erster Night hike. Sind heute morgen nach 6.00 los, es war wunderbar kühl und der Weg schlängelte sich durch die letzten Berge bevor es ganz runterging bis zur Mojave Wüste. Der gefürchtete Teil, weil sehr heiss und nicht viel Wasser. Das ironische ist ja, dass man am Aquädukt von Los Angeles entlang läuft aber keinen Zugang zum Wasser hat oder nur an wenigen Stellen. Erste Wasserquelle nach 17 Meilen, dies sind 27km. 

Wir waren um 9.15 bereits in Hikertown einem Hostel für PCT Hiker. Es sieht ein wenig aus wie im Wilden Westen inkl. Saloon wo es aber leider keinen Whisky zu trinken gibt. Dafür gibt es stündlich Shuttles zum Neenach Café wo wir uns einen Breakfast Burrito reingezogen haben, ein Riesending aber wir haben alles verdrückt. Mermaid war auch im Café, sie hat es gestern tatsächlich noch bis Hikertown geschafft. Chapeau! Wir konnten hier auch noch unser Essen aufstocken für die 2-3 Tage bis Tehachapi.  

Dann ging es zurück nach Hikertown wo ich endlich wieder mal duschen konnte. Auch einen Teil meiner Kleider habe ich von Hand ausgewaschen, da ich ein kleines Stück Seife gefunden habe😉. Dann sind wir nur noch rumgehangen, haben ein bisschen James Bond geschaut und haben uns einfach ausgeruht. 

Um 16.00 sind wir dann nochmal ins Café, haben uns einen Burger reingezogen um fit zu sein für unsere Nachtwanderung entlang des Aquädukts. Habe noch extra Batterien gekauft für meine Stirnlampe, die ich dann aber gar nicht gebraucht habe weil der Trail mit Halbmond gut zu sehen war. 

Um 18.00 haben wir dann unsere Rücksäcke geschultert und haben uns auf den Weg gemacht. Wir waren zu viert, D-Hiker, Hungry-G, Mermaid und ich, die einzige die noch keinen Trailnamen hat🙄. Wir waren guter Stimmung und D-Hiker hat immer wieder irgendwelche Videos gedreht wo wir dann in Formation laufen mussten. Auch als es schon dunkel war gab es noch einen Film, dies war übrigens das einzige Mal, dass wir die Stirnlampe benutzt haben. Ansonsten sahen wir genug und warfen sogar Schatten. Beim Sonnenuntergang haben wir Pause gemacht und das Schauspiel genossen. Es ging meistens geradeaus und der Weg war eben und ging nur minim hinauf. Es war monoton aber zusammen gingen die Meilen schnell vorbei. Um 22.00 machten wir eine weitere Pause auf einem Sockel des Aquädukts, man hörte das Wasser blubbern, konnte auf dem Rücken liegen und in den Sternenhimmel kucken. Toll! Um 24.00 hatten wir schon fast 13 Meilen zurück gelegt und entschieden uns bis 6.00 zu schlafen und dann die restlichen 4 Meilen bis Cottonwood Bridge zurück zu legen wo es wieder Wasser gab und vor allem Schatten! Nur Mermaid wollte noch alleine weiterlaufen, da sie ja ihre Postoffice Challenge laufen hat und unbedingt ihr Laptop möchte in Tehachapi. Wir haben für Morgen ein Hotelzimmer reserviert aber ich glaube nicht, dass ich es bis morgen schaffe. Es sind 49 Meilen bis Tehachapi und davon haben wir bisher 17 Meilen geschafft. 

Im Moment liegen wir wie Vagabunden unter der Cottonwood Bridge essen, schlafen, hören Musik und warten darauf dass es kühler wird und wir weiterlaufen können. Wahrscheinlich wird das so um 17.00 sein. Ich freue mich schon darauf nachts weiter zu laufen. Es wird heute Abend etwas schwieriger, da es wieder hoch geht und nicht einfach flach geradeaus. 

39. Tag, Tentsite, Meile 510.8, Höhe 1158m

Heute war es den ganzen Tag bedeckt und es hat sogar ein wenig geregnet. Stimmt also nicht: „it never rains in California“! Es war total angenehm kühl und nach zwei heißen Tagen wussten wir dies durchaus zu schätzen. Das Laufen war leicht auch wenn es immer noch recht anstieg. Da sieht man was die Hitze doch ausmacht.

Wir sind heute an der 500 Meilen Marke vorbeikommen, dies sind 800 Km😜. Auf dem Camino hätte ich bereits ganz Spanien durchquert! Nicht schlecht oder? 

Wir mussten heute Wasser aus einem Guzzler nehmen. Dies ist Regenwasser welches in einem Tank gesammelt wird. Oben hat es einen Deckel und dann kann man das Wasser rausschöpfen. Es war erstaunlich klar und nach den filtern schmeckte es sehr gut. 

Ich bin mit D-Hiker (Christine) und Hungry-G (Julia) am campen, Mermaid hat sich entschlossen noch bis Hikertown zu laufen. Das war mir zu weit, dies sind mehr als 38km. Sie will am Samstag vor 14.00 in Tehachapi sein damit sie auf der Post noch ihr Paket abholen kann. 

Morgen Abend werden wir alle zusammen die Mojavi in Angriff nehmen. 17 Meilen ohne Wasser, fast 28km! Ich glaube kaum, dass es morgen wieder bedeckt ist, der Himmel ist momentan absolut klar. 

38. Tag, Upper Shake Campground, Meile 493.4, Höhe 1378m

Erstens, ich musste nachts nicht zum pinkeln raus. Ich glaube meine Nieren haben aufgehört zu arbeiten. Es ist manchmal erschreckend wenn man den ganzen Tag Wasser trinkt und nur einmal pinkeln muss. 

Zweitens, ich hatte keinen Hangover und war in besserer Verfassung als gestern. Heute hat Mermaid ihren schlechten Tag eingezogen und die Schuld dafür hat sie bei dem einem Bier gesucht, welches sie getrunken hat. Ich hatte drei und fühlte mich blendend! 

Es war wieder sehr heiss und ich lief meistens vorne weg. Gegen Mittag kamen wir zu einer kleinen Quelle die direkt aus der Wand kam. Dahinter gab es etwas Schatten den Weg entlang. Genau da haben wir unsere Siesta abgehalten. Die anderen Hiker mussten über uns drüber steigen und haben sich gleich hinten angehängt. Schatten war Mangelware heute und man müsste nehmen was sich anbietet. Ich habe sogar ein kurzes Nickerchen gemacht und dabei übersehen, dass es an der Wand Poison Oak hatte. Dies ist eine fiese Pflanze, die Ausschläge und Blasen macht. Jetzt habe ich rund um den  Bauchnabel einen Ausschlag und 2 kleine Blasen die jucken und eine weitere Stelle am Mittelfinger. Könnte schlimmer sein…

Ich bin dann vor Mermaid gestartet weil es ihr immer noch zu heiss war. Es war schön wieder mal alleine unterwegs zu sein, in meinem Rhythmus zu laufen und anzuhalten wann ich will. Wir hatten eigentlich abgemacht, dass ich an der Verzweigung zur Campsite warte aber dann wurde ich so von Fliegen und Moskitos belästigt, dass ich beschloss schon mal runter zu gehen um Wasser zu holen. Nun war der Weg runter aber viel länger und steiler als ich gedacht hatte und ich fragte mich ob ich auf dem richtigen Weg bin. Da gibt es oft keine Schilder sondern man muss sich auf das GPS und die App von Guthook verlassen. Das tönt dann so: at mile 393.5 walk 0.5 mile north down a side trail… Was hilfreich ist sind die Fussspuren der anderen Hiker und denen bin ich gefolgt. Auf halbem Weg kam mir Hunter entgegen, der war auf dem Rückweg zum PCT. Ich bat ihn Mermaid zu informieren, dass ich schon nach unten gegangen war. Unten angekommen waren schon andere Hiker da und zusammen suchten wir die Wasserquelle. Es ging noch mal einen steilen Fusspfad runter bis wir endlich am Wasser waren. Auf dem Rückweg kam mir schon Mermaid entgegen und wir entschlossen gleich hier zu campen. Eigentlich eine sehr schöne Tentsite wenn auch verlassen, dieser Campingplatz wird nur noch von wassersuchenden PCT Hikern benutzt. Es gibt Campingtische, Toiletten und Trash Pins die nicht mehr geleert werden. Wir haben unseren Abfall deshalb auch wieder mitgenommen. 

37. Tag, Casa de Luna, Green Valley, Meile 478.2, Höhe 884m

Nach unserer wunderschönen Campsite auf dem Pass, sind wir am Morgen Richtung Quelle losgelaufen. Wir mussten 4lt Wasser filtern, die Quelle lieferte nur noch einen schwachen Strahl und es brauchte viel Zeit. In wenigen Tagen oder Wochen werden hier wohl alle Quellen versiegen. Es ist Zeit, dass wir die Wüste hinter uns bringen. 

Ich hatte einen schwierigen Tag, es war sehr heiß und ich fühlte mich extrem schlapp. Am liebsten hätte ich mich in den Schatten gelegt und geschlafen. Nur wenn man sich hinlegte und ausruhen wollte fielen die Fliegen und Moskitos über einen her. Mermaid hat sich in das Moskitonetz ihres Zeltes gelegt um ihre Ruhe zu haben und ich hatte ein Moskitonetz auf dem Kopf. Es war aber gar nicht entspannend und so haben wir uns weitergeschleppt. Wir hätten wohl noch mehr Wasser mitnehmen müssen. Ich musste mich beherrschen nicht das ganze Wasser auf einmal hinunter zu stürzen. 

Ich habe heute sogar eine Fliege verschluckt, die ist mir einfach in den Mund geflogen und zwar so weit hinten, dass ich nur noch schlucken konnte. Diese Fliegen sind wirklich lästig. Sie wollen in deine Nase, Augen, Ohren und Mund. 

Nach 16 Meilen sind wir zum Trailhead gekommen und haben gehitched bis zur Casa de Luna. Dies ist ein richtiger Hippiort, chaotisch aber sympathisch. Wir durften im riesigen Manzanitawald hinter dem Haus unser Zelt aufschlagen. Die Dusche haben wir ausgelassen, wir hatten ja erst am Vortag geduscht und dann haben wir uns den Bauch vollgeschlagen und Bier getrunken. 

Da in Amerika Memorial Day ist haben noch zwei Bands gespielt. Ich habe mich total wohl gefühlt und war völlig entspannt. Wenn man hier ankommt kriegt man ein Hawaiihemd, dass soll scheinbar auch helfen zur Entspannung und wenn nicht trink noch ein Bier😉. 

Eigentlich hätte ich hier mein Bandana der PCT Class of 2017 erhalten sollen aber dafür hätte ich vor Terry Anderson tanzen müssen, dass war mir dann doch zu anstrengend. Kann es ja auch im Internet bestellen…

So um 22.00, Hiker Midnight war schon lange vorbei, habe ich dann mit der Taschenlampe, im dunklen Manzanitawald, mein Zelt gesucht. War gar nicht so einfach und ich war nicht die Einzige die im Dunkeln rumgeirrt ist. 

Jetzt wo ich im Zelt liege, frage ich mich gerade,  ob es wohl eine gute Idee gewesen war 3 Bier zu trinken in Anbetracht dessen, dass ich am nächsten Morgen wieder um 5.00 aufstehe und einen heißen Tag vor mir habe. Ich habe den ganzen Abend kein Wasser getrunken. Mein Verstand belehrt mich gerade, dass das gar nicht gut ist! Ok, ok aber Bier besteht größtenteils aus Wasser, dann kann es wohl nicht so schlimm sein oder? Bestimmt muss ich heute Nacht nochmal zum Pinkeln raus😳. Das mache ich gar nicht gerne, man weiß ja nie wer oder was da draußen rum schleicht. 

GUTE NACHT!😴 

36. Tag, Tentsite, Meile 462.3, Höhe 1365m

Letzte Nacht habe ich sehr gut geschlafen unter dem Sternenhimmel im Hiker Heaven. Es ist ja auch beruhigend, wenn 50 andere Hiker um einen rum schlafen😉. Am Morgen bin ich genüsslich liegen geblieben bis die Sonne und die frei herumlaufenden Hühner mich aus dem Zelt getrieben haben. Ich bin dann in die Küche und habe von einem Hiker eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt bekommen, besser hätte mein Tag gar nicht starten können😊. Anschließend gab es eine warme Dusche nachdem die letzte auf dem Campingplatz in Acton KOA kalt gewesen war😬. 

Um 9.30 ging es zu RAI wo ich eine neue Hose und Schuhe für die Sierra gekauft habe. Die Schuhe habe ich direkt nach Kennedy Meadows geschickt. Im Moment sieht es zwar so aus, dass wir die Sierra skippen müssen. Es hat einfach zuviel Schnee und ich möchte nicht unnötig mein Leben riskieren. Es kann sein, dass wir zuerst nach Nordkalifornien oder Oregon gehen werden oder auch dass wir eine Strecke von Norden nach Süden also southbound laufen. Heidi hat bereits entschieden, dass sie nach South Lake Tahoe gehen wird und die Sierra erst im August läuft. Jetzt müssen wir aber erst mal die Mojave überstehen, das ist der heißeste Teil der Wüste. Wir werden abends starten und nachts laufen weil es tagsüber einfach zu heiss ist und wir nicht soviel Wasser schleppen wollen. Wird bestimmt eine interessante Erfahrung. Wir werden mit Stirnlampen unterwegs sein und da sieht man gemäß Berichten immer wieder 👀 von Tieren aufblitzen. Uhhhhh😳. 

Um 15.00 sind wir runter nach Agua Dulce gefahren worden wo wir zuerst etwas gegessen haben. Danach ging es bei großer Hitze zunächst der Straße entlang. Die Mutter von Stefanie hat mit dem Auto angehalten und uns in ihrem Auto zum Trailhead gefahren. Sie ist Deutsche lebt aber seit langer Zeit in Amerika. Somit mussten wir nicht so lange auf der Straße laufen. 

Nach 8 Meilen anstrengendem Aufstieg kamen wir genau richtig für den Sonnenuntergang. Wir entschieden sogleich hier oben zu campieren und das war eine seht gute Entscheidung! Wir haben uns zuerst hingesetzt, den Sonnenuntergang genossen und erst dann das Zelt aufgebaut. Dann war es schon bald 20.30 und wir mussten im Dunkeln essen. Es war einer der ersten warmen Abende wo man einfach draußen sitzen konnte.