21. Tag, Big Bear Lake, Meile 266, Höhe 2056m

Heute Morgen bin ich etwas länger liegen geblieben als sonst aber um 6.45 war ich auf dem Trail. Ich fühlte mich etwas wackelig auf den Beinen nach dem anstrengenden gestrigen Tag. Es war zudem saukalt! Schon das Anziehen im Zelt brauchte etwas Überwindung und ich nehme die Unterwäsche immer zuerst in den Schlafsack bevor ich mich anziehe. Ich bin mit Daumenjacke gestartet. 

Ich wollte möglichst schnell runter laufen und an die Sonne kommen. Vielleicht habe ich mich auch deshalb zum ersten Mal verlaufen. Aber es ist wie auf dem Jakobsweg, meine innere Stimme meldet sich ziemlich schnell wenn ich auf dem falschen Weg bin und so musste ich nur ca. 200m zurück laufen. 

Ich habe nach 3 Meilen an einer wunderschönen Tentsite gefrühstückt, ein kleiner Bach war gleich daneben. So konnte ich gleich wieder Wasser filtern für die letzten 7 Meilen bis zum Trailhead nach Big Bear Lake. Ich habe immer zuviel Wasser dabei aber lieber so als zuwenig. 

Ich war zügig unterwegs und um 12.00 stand ich bereits am Highway 18 wo man Autostopp machen muss wenn man nicht 5 Meilen nach Big Bear laufen will. Jan, Manu und Pascal aus der Schweiz versuchten bereits ihr Glück waren bis anhin aber nicht erfolgreich. Wer will schon schlecht riechende Hiker mitnehmen😁? Es hat sich dann aber doch jemand unserer erbarmt und hat uns ins Big Bear Hostel gefahren. Auffallend ist, dass immer die Fenster im Auto ganz geöffnet sind bei den Leuten die uns mitnehmen. Woran das wohl liegt🤔?

Das erste was man tun will ist duschen wenn man in die Unterkunft kommt und das zweite die schmutzigen, stinkenden Klamotten zu waschen. Wir konnten wieder Kleider ausleihen, wie in Warner Springs, damit wir alles waschen konnten. Ich hatte viel zu grosse Bermudas und ein knalloranges T-Shirt. Ich sah wirklich lächerlich aus aber hier spielt das keine Rolle denn wir sind einfach Hikertrash😁. So nennt man PCT Hiker. 

Als nächstes wollten wir was Essen gehen. Wir hatten Lust auf Salat, Gemüse und Fleisch und haben nach einem guten Restaurant gefragt und auch eines empfohlen bekommen. David war auch gerade angekommen und ich habe ihn gefragt ob er mitkommen will. Er hat dankend abgelehnt mit der Begründung er wolle richtiges amerikanisches Essen, nämlich Burger und nicht sowas gesundes. Ja, ja die Europäer und Amerikaner haben sehr verschiedene Esskulturen. Das Essen war übrigens vorzüglich. 

20. Tag, Arrastre Trail Camp, Mile 256, Höhe 2318m

Heute bin ich meinen ersten 21 Meilen Tag gelaufen😜! Das sind fast 34km! Wahnsinn oder? Und es war keine leichte Etappe, es ging hoch und runter. Die Kunst ist einfach den Kopf auszuschalten, der einem sagen will dass man das nicht kann. Ich bin nach der Mittagspause zusammen mit Agnes gelaufen, einer Deutschen aus Frankfurt. Wir waren ein gutes Team und haben uns gegenseitig gezogen. Wir sind erst nach 20.00h im Arrastre Trail Camp angekommen und wurden mit lautem Applaus begrüßt.  Der Zeltaufbau und das Abendessen fanden im Dunkeln statt. Mittlerweile habe ich das Zelt so oft auf- und abgebaut, dass dies kein Problem mehr ist. Im Dunkeln pinkeln zu gehen finde ich aber immer noch etwas unheimlich… 

Durch den verbrannten Wald zu laufen war traurig aber der Trail war in besserem Zustand als angenommen, denn er ist erst Ende April, 4 Jahre nach dem Waldbrand,  wieder eröffnet worden. Von den 21 Meilen waren 5 Meilen total abgebrannt, da durfte man auch nicht Zelten, da tote Bäume umstürzen können. 

Der Rest der Strecke war aber wunderschön und man hatte immer wieder schöne Ausblicke auch auf Mount San Jacinto, das ist der Berg wo wir noch vor 2 Tagen waren. Es ist verrückt wenn man sieht wo man hergekommen und wieviele Kilometer man schon gelaufen ist. Wir sind heute übrigens an einer 400km Marke aus vielen kleinen Steinen vorbeikommen, nicht schlecht oder? 

So mehr schaffe ich heute nicht. Es ist bereits 21.30 und ich bin todmüde.