17. Tag, Snow Canyon Road, Km 331.1, Höhe 527m

Gut geschlafen habe ich nicht aber ich hatte warm. Auf dem West Highland Way in Schottland hatte ich nicht so Mühe zu schlafen, da hat mich aber auch das Kreuz nicht so geschmerzt😬. Ich kann nicht sagen, dass ich um 5.00 aufgewacht bin denn ich war ja schon wach. Um 6.15 ging es los und es war saukalt. Wir haben alle den Weg gesucht und dann gab es auch noch zwei davon. Später haben wir rausgefunden, dass es keine Rolle spielt da beide Wege wieder zusammen kamen. Es ging nur den Berg herunter. Wir sind von 2350 auf 500m abgestiegen in endlosen Serpentinen. Am Morgen früh war es noch schön doch dann kam plötzlich der Nebel vom Tal hoch. Ich mag Nebel beim Wandern, es hat so was mystisches. Ich kam zügig voran. Es ging zwar den Berg hinunter aber nie sehr steil. Dieser Weg wurde ursprünglich für Packtiere angelegt, deshalb die endlosen Serpentinen. Um 16.00 war ich bereits bei Meile 205 und ich wäre gerne noch ein paar Meilen weitergelaufen. Es gab aber für die nächsten 15 Meilen keine Campmöglichkeit, deshalb beschloss ich früher Feierabend zu machen.

Mein Trail Buddy David ist auch hier. Hatte ihm um 16.00 geschrieben dass ich hier bleibe und das hat ihn so motiviert noch einen Zahn zuzulegen, dass er um 18.15 hier war. Ich musste total lachen, als ich ihn den Weg runterrennen sah. Er benutzt scheinbar die gleiche Technik wie ich um den Berg runterzukommen. Sherpatechnik: Man geht tief in die Knie, das Körpergewicht ist vorne und dann rennt man in kleinen Schritten den Berg hinunter. Dies gibt stramme Oberschenkel und schont die Knie😊. Nur sieht es bei ihm aus wie eine Lokomotive die den Berg runter kommt…

Heute gab es Hamburger und Pommes zum Essen. Cabazon eine kleine Stadt liegt ganz in der Nähe, deshalb wurde ein Uber bestellt, schnell nach Cabazon gefahren und für die ganze Hikergemeinde Bürger und Pommes bestellt. Hätte nicht gedacht, dass mir Junkfood mal so schmecken würde😉.

Ich habe heute viel zu wenig gegessen. Habe angefangen zu rationieren da ich nur für 5 Tage Essen dabei habe aber mind. 6 Tage bis Big Bear brauche. Durch den Hamburger heute habe ich wieder eine Mahlzeit mehr. David hat mich auch noch mit Snacks eingedeckt, es kann also nichts schiefgehen.

Morgen hat es nur 24 Grad und das ist gut so, denn wir werden die Wüste ganz unten durchqueren und dies ist im Normalfall ziemlich heiß.

So jetzt fallen mir die Augen zu…

16. Tag, Fuller Ridge Tentsite, Km 306.6, Höhe 2350m

Ich habe so gut geschlafen letzte Nacht im weichen Bett in Idyllwild Inn. Es ist mir fast etwas schwer gefallen aufzustehen. Habe leider meinen Regenrock verloren, wahrscheinlich in der Laundry als ich mein Zelt zum Trocknen aufgehängt habe. Habe noch nachgefragt aber leider haben sie nichts gefunden. Das hat mich gestresst, denn wenn es regnet habe ich für die Beine keinen Schutz. Jetzt muss ich mir nach Big Bear einen neuen schicken lassen.

Habe sehr gut gefrühstückt außer der Kaffee in Amerika der ist einfach zu dünn, sogar mit Double Espresso schmeckt er immer noch wie Abwaschwasser. Um 9.00 musste ich dann meine Bounce Box auf die Post bringen und 300km weiter den Trail hinaufschicken und um 9.45 konnte ich endlich loslegen.

Ich bin den Deer Springs Trail hinaufgegangen, der ist kürzer als der offizielle Weg. Ich wusste, dass ich es sonst nicht bis Meile 190 schaffen werde. Dort ist der erste Zeltplatz wo man ohne Permit campen darf. Ich hatte im Vorfeld ziemliche Aengste betreffend dieser Etappe weil Fuller Ridge berühmt berüchtigt ist für verschneite und vereiste Wege auf der Nordseite. Gottseidank hatte ich meine Mikrospikes dabei. Zuerst musste ich aber den Anfang des Deer Spring Trails finden und meine Navigationskenntnisse lassen doch sehr zu wünschen übrig. Ich hatte immer das Gefühl in die falsche Richtung zu laufen, bis ich dann endlich zwei Hiker traf die mir bestätigten auf dem richtigen Weg zu sein. Das Problem war eigentlich nur, dass ich in meinem GPS nur den Anfangspunkt des Trails eingegeben hatte….

Es ging über 1000m hoch und irgendwann spürte ich dann auch die Höhe. Musste immer wieder stehen bleiben aber es ging nicht nur mir so. Ich bin um 9.45 gestartet und um 19.00 abends angekommen. Ich bin ca. 12 Meilen gelaufen, das sind ca. 19km. Eigentlich nicht viel aber mit den vielen Höhenmetern extrem anstrengend. Die Aussicht und Natur waren aber umwerfend! Füller Ridge war wirklich sehr rutschig und nachdem ich lange genug rumgerutscht bin habe ich dann die Mikrospikes angezogen. Warum um Himmelswillen habe ich nur so lange damit gewartet. Ich fühlte mich sogleich viel sicherer.

Ich habe heute übrigens meinen ersten etwas schwierigeren Fluss überquert. Musste über einen Baumstamm und über Felsen und am Schluss bin ich doch noch mit einem Fuß rein. Gar nicht so einfach das Ganze.

Um 19.00 bin ich endlich angekommen und es reichte gerade noch um etwas zu essen, in die Büsche zu gehen und dann ab ins Zelt zum Aufwärmen. Es war bitter kalt auf 2350m. Hatte mal wieder alles an was ich dabei hatte. Bin froh um das wärmere Inlet welches ich mir gekauft habe. Meine Oberschenkel und das Gesäß brauchen immer extra lange bis sie warm werden. Habe zuerst gedacht der Schlafsack sei da dünner aber es liegt daran dass diese Stellen wahrscheinlich nicht so sehr durchblutet werden. Bin natürlich auch zum Essen am Picknicktisch gesessen und habe mir den A….. abgefroren.

So morgen geht es nur noch runter bis auf den Talboden der Wüste. Sollte lockerer sein als heute.