Heute Morgen war es sehr schwer. Bin gestern über meine Grenzen und körperlichen Ressourcen gegangen. Hatte kaum Zeit mich in der kurzen Zeit zu erholen, zudem habe ich wieder schlecht geschlafen. Um 5.00 bin ich aufgestanden und um 6.00 war Abmarsch. Ich hatte 3.5lt Wasser gebuckelt und mich den Hang hinauf gequält😩. Ich hatte echte Zweifel, ob das Ganze nicht eine Nummer zu groß für mich ist. Nach zwei Kilometern musste ich bereits pausieren um zu frühstücken und neue Energie zu tanken. Danach war ich wie ausgewechselt und es lief wie geschmiert. Es ging natürlich auch vor allem runter oder geradeaus😀. Keine Gedanken mehr aufzugeben. Gegen 12.00 war ich bei der „Tule Spring“ die zu den sicheren Wasserquellen gehört. Heute hatten wir Eisengeschmack mit einem leichten Hauch von Schwefel auf dem Programm😂. Die Quelle ist aber geflossen deshalb mussten wir das Wasser nur filtern. Ich bin fast 3 Std. an der Quelle geblieben mit allen anderen. Wir haben geredet, gegessen, geschlafen und darauf gewartet, dass es nicht mehr so heiss ist. Um 14.45 habe ich mich dann mit 5lt (!!!) Wasser auf den Weg gemacht. Die nächsten 24km gibt es kein sicheres Wasser und ich musste auch noch trocken Campen. Nur schon den Rucksack auf den Rücken zu schwingen ist ein immenser Kraftakt. Ich bin dann losgetorkelt. Gottseidank ging es nicht steil den Berg hinauf. Habe jede Stunde eine Pause machen müssen, am Nachmittag geht mir immer die Energie aus. Um 17.30 habe ich dann beschlossen „to call it a day“. Bin an einer wunderschönen, wenn auch etwas windigen Stelle. Als ich am Zelt aufbauen war, ist der Helikopter über mir durchgeflogen und ich wusste sogleich, dass sie einen Hiker rausfliegen. Zuerst hatte ich Angst, dass ich unabsichtlich den Knopf auf meinem SPOT gedrückt habe. Julia, eine Kanadierin aus Vancouver, hatte mir erzählt, dass ein älterer Mann wegen der Hitze Erbrechen musste und ich nehme schwer an, dass sie ihn rausgeflogen haben. Auch sind meine vier amerikanischen Hikerfreunde, Peach, Long Carry, Mac Man und Mark nicht bei mir aufgetaucht und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie bei dem älteren Herrn geblieben sind. So funktioniert die Hikergemeinschaft, man schaut zueinander.
Ich habe jetzt für morgen noch ca. 3lt Wasser, dies muss für 20km reichen. Wenn ich Glück habe gibt es noch einen Water Cache der bestückt ist. Das Problem ist, dass bei immer mehr Hikern die Trail Angel gar nicht mehr nachkommen mit auffüllen. Deshalb heißt es auch immer wieder, dass man sich nicht auf diese Caches verlassen soll. Dies kann wirklich lebensbedrohlich sein und ich möchte eigentlich nicht meinen SPOT benützen müssen weil mir das Wasser ausgegangen ist.
Dann ist mir beim Zeltaufbau auch noch ein Malheur passiert. Ich hatte meinen Wasserbeutel hingestellt und der Deckel war nicht ganz zu. Es kam was kommen musste, nämlich ein Windstoß und ein Teil meines köstlichen Eisen/Schwefelwassers ist im Boden versickert. Na ja what to do, habe hoffentlich noch genug für morgen.
Tag: 5. Mai 2017
11. Tag, Mikes Place, Km 203.7, Höhe 1548m
Heute war ich bereits um 6.00h auf dem Trail. Ich bin eine halbe Stunde schneller wenn ich nicht frühstücke bevor ich losziehe. Habe dann nach ca. 5 km eine Frühstückspause eingelegt. Es war sogar viel angenehmer auf dem Trail bei Sonnenschein zu Essen als am Morgen früh im Dunkeln vor dem Zelt.
Am Morgen war ich ganz flott unterwegs da ich nur ca. 1.4lt Wasser mit mir trug. Ich wusste gemäß Waterreport, dass es in den nächsten 6 Meilen 3 verlässliche Wasserquellen gibt. Wasser frisch von einem Bach oder Fluss ist die beste Wasserquelle. Da wusste ich noch nicht mit was für Wasser ich mich am Nachmittag würde auseinandersetzen müssen😬. Es ging stetig bergauf und um 8.00 hatte man schon das Gefühl, dass es heiss ist. Ich bin ja sowas von froh, dass ich meinen Hitze reflektierenden Schirm dabei habe. Außer bei Wind kann man ihn nicht gebrauchen aber dann braucht man ihn auch nicht.
Gegen 12.00 kam ich zur Tentsite wo der Weg zur Wasserquelle „Last Spring“ abgeht. Da lagen dann alle PCT Hiker zusammengebüschelt unter dem spärlichen Schatten. Auch da ist mein Schirm von unschätzbarem Wert. Ich kann ihn über einem Busch oder an einem Ast befestigen und schon ist es kühler. Ich habe mich ca. 1 Std. ausgeruht und mich dann mit Wasserfilter und Wasserflaschen auf den Weg zur Wasserstelle begeben. Ach schade habe ich kein Foto gemacht, das hättet ihr sehen sollen. Da war so ein Felsentrog mit Wellblech abgedeckt und darin war Wasser. In dem Wasser schwamm allerhand Getier herum und das kühle Nass roch ganz schrecklich nach Schwefel. Ich habe tapfer das Wasser gefiltert und dann noch zur Sicherheit Aqua Mira Tropfen beigefügt (Chlor). Das Wasser roch echt übel und es kostete schon Ueberwindung sowas zu trinken. Aber die Alternative ist zu verdursten deshalb trinkt man es wenn auch wiederwillig. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich von einer eiskalten Cola träume oder einem Bier🙄. Ich habe das übelriechende Wasser dann noch mit Nuun Tbl. (Elektrolyte) aufgepeppt und anfangs war es fast genießbar. Im Laufe der Zeit ist dann immer mehr der Schwefelgeruch wieder durchgekommen und von den 2lt die ich gefiltert habe konnte ich schätzungsweise einen halben Liter trinken. Einfach ätzend.
Um 18.00 war ich bei einer wunderschönen Tentsite und spielte mit dem Gedanken zu bleiben, ich war nudelfertig. Beim Gedanken mein Essen mit diesem Schwefelwasser anrichten zu müssen ist mir aber gleich der Appetit vergangen. Ich hatte von 2 anderen Hikern gehört, dass es beim Trail Angel Mike Pizza und Bier gebe. Dies und auch da ich wusste dass alle anderen Hiker dort sind hat mich dann motiviert weiterzugehen. Kurz vor Sonnenuntergang um 19.30 bin ich dann bei Mike angekommen. Es gab keine Pizza dafür Tacos und anstatt Bier frisches Wasser. Ich war aber trotzdem froh weitergegangen zu sein, nur schon weil David auch hier war. Habe im Dunkeln mein Zelt einräumen müssen und dann war es auch schon Zeit zu schlafen 😌.