Das war mal wieder eine Nacht! Draussen hat es gewindet, es war sehr kalt und schlafen konnte ich auch nicht. Habe mich die ganze Nacht von einer Seite auf die andere gedreht. Fand keine komfortable Position und mir taten die Hüften weh wenn ich auf der Seite lag. Am Morgen hörte ich den Wind heulen und es war bitterkalt. Ich hatte null Motivation aus meinem warmen Schlafsack in meine Klamm feuchte Kleider zu steigen. Um 5.30 habe ich mich dann aufgerafft aber nur weil ich nicht wollte, dass Agnes zu lange warten musste. Hätte ich gewusst, dass sie die gleichen Probleme hatte,wäre ich wohl einfach liegen geblieben.
Um 6.30 sind wir dann endlich losmarschiert, ich immer noch völlig unmotiviert, zudem hatte ich Kopfschmerzen. Ein richtiger Start in den Tag zum vergessen! Immer wenn wir jemanden getroffen haben, haben wir gefragt wie die letzte Nacht war und alle hatten entweder gefroren oder das Zelt war völlig nass von der Kondensation. Man hat viele Hiker gesehen, die während dem Tag ihr Zelt und den Schlafsack zum Trocknen an die Sonne gelegt haben. Ich hatte eine beschissene Nacht aber viele andere auch. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Bob war sogar bereit alles an den Nagel zu hängen weil er für 26 Meilen keine Tentsite gefunden hatte. Irgendwann hat er dann seinen Rucksack völlig entnervt auf den Boden geworfen und mitten auf dem Trail geschlafen. Er hat einfach seine Matte ausgelegt und ist in den Schlafsack gekrochen. Cowboy Camping nennt man das. Nur war die Nacht durch den Nebel sehr feucht und deshalb ist sein Schlafsack nass geworden.
Nach ca. einer Stunde unterwegs haben wir angehalten und gefrühstückt. Die Nacht kann noch so schlimm gewesen sein, sobald ich in der Sonne vor meinem Kaffee sitze und mein Oatmeal esse, ist meine Welt wieder in Ordnung. Wir saßen mit Bob da und habe. Uns gegenseitig unser Leid geklagt. Am Ende wollte Bob den Trail doch nicht verlassen. Es gibt einen Spruch den man auf dem PCT mit auf den Weg bekommt: „Never quit on a bad day!“
Wir sind auf einem öffentlichen Campingplatz, frisch geduscht und alle unsere Kleider sind gewaschen. Wenn ein PCT Hiker seine Kleider wäscht ist das ein Bild für die Götter. Da wir keine Ersatzkleider dabei haben laufen alle in ihren Regenklamotten oder in der Daunenjacke rum. Ich hatte z. B. einen etwas durchsichtigen Regenrock und meine Daunenjacke an. Die Besucher des Campingplatzes sehen uns teilweise etwas komisch an aber wir laufen herum als wäre dies das normalste der Welt. Wir sind sogar in den Shop haben uns eine Pizza gekauft, sie in den Ofen geschoben und haben gewartet bis unsere Wäsche fertig war.
So ich werde jetzt in meinem frisch gewaschenen Piyama in meinen Schlafsack kriechen und hoffentlich eine Handvoll Schlaf ergattern.