34. Tag, Acton KOA Campsite, Meile 444.5, Höhe 679m

Das war mal wieder eine Nacht! Draussen hat es gewindet, es war sehr kalt und schlafen konnte ich auch nicht. Habe mich die ganze Nacht von einer Seite auf die andere gedreht. Fand keine komfortable Position und mir taten die Hüften weh wenn ich auf der Seite lag. Am Morgen hörte ich den Wind heulen und es war bitterkalt. Ich hatte null Motivation aus meinem warmen Schlafsack in meine Klamm feuchte Kleider zu steigen. Um 5.30 habe ich mich dann aufgerafft aber nur weil ich nicht wollte, dass Agnes zu lange warten musste. Hätte ich gewusst, dass sie die gleichen Probleme hatte,wäre ich wohl einfach liegen geblieben. 

Um 6.30 sind wir dann endlich losmarschiert, ich immer noch völlig unmotiviert, zudem hatte ich Kopfschmerzen. Ein richtiger Start in den Tag zum vergessen! Immer wenn wir jemanden getroffen haben, haben wir gefragt wie die letzte Nacht war und alle hatten entweder gefroren oder das Zelt war völlig nass von der Kondensation. Man hat viele Hiker gesehen, die während dem Tag ihr Zelt und den Schlafsack zum Trocknen an die Sonne gelegt haben. Ich hatte eine beschissene Nacht aber viele andere auch. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Bob war sogar bereit alles an den Nagel zu hängen weil er für 26 Meilen keine Tentsite gefunden hatte. Irgendwann hat er dann seinen Rucksack völlig entnervt auf den Boden geworfen und mitten auf dem Trail geschlafen. Er hat einfach seine Matte ausgelegt und ist in den Schlafsack gekrochen. Cowboy Camping nennt man das. Nur war die Nacht durch den Nebel sehr feucht und deshalb ist sein Schlafsack nass geworden. 

Nach ca. einer Stunde unterwegs haben wir angehalten und gefrühstückt. Die Nacht kann noch so schlimm gewesen sein, sobald ich in der Sonne vor meinem Kaffee sitze und mein Oatmeal esse, ist meine Welt wieder in Ordnung. Wir saßen mit Bob da und habe. Uns gegenseitig unser Leid geklagt. Am Ende wollte Bob den Trail doch nicht verlassen. Es gibt einen Spruch den man auf dem PCT mit auf den Weg bekommt: „Never quit on a bad day!“

Wir sind auf einem öffentlichen Campingplatz, frisch geduscht und alle unsere Kleider sind gewaschen. Wenn ein PCT Hiker seine Kleider wäscht ist das ein Bild für die Götter. Da wir keine Ersatzkleider dabei haben laufen alle in ihren Regenklamotten oder in der Daunenjacke rum. Ich hatte z. B.  einen etwas durchsichtigen Regenrock und meine Daunenjacke an. Die Besucher des Campingplatzes sehen uns teilweise etwas komisch an aber wir laufen herum als wäre dies das normalste der Welt. Wir sind sogar in den Shop haben uns eine Pizza gekauft, sie in den Ofen geschoben und haben gewartet bis unsere Wäsche fertig war. 

So ich werde jetzt in meinem frisch gewaschenen Piyama in meinen Schlafsack kriechen und hoffentlich eine Handvoll Schlaf ergattern. 

33. Tag, Tentsite, Meile 427, Höhe 1648m

Ein 20 Meilen Tag und zwar nur weil Agnes gemeint hat 17 wären ihr zu wenig. Zudem war die Campsite wenig  verlockend in dem abgebrannten Wald und ich war leicht zu überzeugen weiter zu gehen. Jetzt liege ich im Zelt auf einem Pass und es ist sehr windig und zudem saukalt. Ich habe heute im Zelt gegessen einfach weil man draußen erfriert. 

Nach 400 Meilen auf dem Trail haben wir endlich Bekanntschaft gemacht mit dem berühmt berüchtigten „Poodle Dog Bush“. Das ist eine Pflanze sie nur in Gegenden vorkommt die abgebrannt sind. Sie stinken wie Haschisch und wenn man sie berührt kriegt man einen fürchterlichen Ausschlag mit Brandblasen. Wir laufen wie Sherlock Holmes über den Trail und halten immer Ausschau nach diesem schrecklichen Busch. Er sieht irgendwie auch böse aus mit seinen fetten grünen Blättern und den lila Blüten. Bisher sind wir gut daran vorbeigekommen aber wir mussten heute viel durch Büsche laufen weil der Weg so überwachsen war und da hätte man schon einen Poodle Dog übersehen können. Zudem war der Weg so zugewachsen, dass man auch den Boden oft nicht gesehen hat und so bin ich heute saublöd gestürzt weil der Boden unter mir nachgegeben hat. Gottseidank war kein Poodle Dog in der Nähe und verletzt habe ich mich auch nicht. Bin mit dem Schrecken davon gekommen. 

Ansonsten ist es sehr gut gelaufen heute. Es ging hoch und runter aber nie über 2200m und somit hätte ich auch keine Atemprobleme wegen der Höhe. 

So ich werde jetzt Ohropax in die Ohren schieben damit ich das Geflappe vom Zelt nicht höre. 

Buenos noches!