12.Tag, Tentsite, Km 225, Höhe 1069m

Heute Morgen war es sehr schwer. Bin gestern über meine Grenzen und körperlichen Ressourcen gegangen. Hatte kaum Zeit mich in der kurzen Zeit zu erholen, zudem habe ich wieder schlecht geschlafen. Um 5.00 bin ich aufgestanden und um 6.00 war Abmarsch. Ich hatte 3.5lt Wasser gebuckelt und mich den Hang hinauf gequält😩. Ich hatte echte Zweifel, ob das Ganze nicht eine Nummer zu groß für mich ist. Nach zwei Kilometern musste ich bereits pausieren um zu frühstücken und neue Energie zu tanken. Danach war ich wie ausgewechselt und es lief wie geschmiert. Es ging natürlich auch vor allem runter oder geradeaus😀. Keine Gedanken mehr aufzugeben. Gegen 12.00 war ich bei der „Tule Spring“ die zu den sicheren Wasserquellen gehört. Heute hatten wir Eisengeschmack mit einem leichten Hauch von Schwefel auf dem Programm😂. Die Quelle ist aber geflossen deshalb mussten wir das Wasser nur filtern. Ich bin fast 3 Std. an der Quelle geblieben mit allen anderen. Wir haben geredet, gegessen, geschlafen und darauf gewartet, dass es nicht mehr so heiss ist. Um 14.45 habe ich mich dann mit 5lt (!!!) Wasser auf den Weg gemacht. Die nächsten 24km gibt es kein sicheres Wasser und ich musste auch noch trocken Campen. Nur schon den Rucksack auf den Rücken zu schwingen ist ein immenser Kraftakt. Ich bin dann losgetorkelt. Gottseidank ging es nicht steil den Berg hinauf. Habe jede Stunde eine Pause machen müssen, am Nachmittag geht mir immer die Energie aus. Um 17.30 habe ich dann beschlossen „to call it a day“. Bin an einer wunderschönen, wenn auch etwas windigen Stelle. Als ich am Zelt aufbauen war, ist der Helikopter über mir durchgeflogen und ich wusste sogleich, dass sie einen Hiker rausfliegen. Zuerst hatte ich Angst, dass ich unabsichtlich den Knopf auf meinem SPOT gedrückt habe. Julia, eine Kanadierin aus Vancouver, hatte mir erzählt, dass ein älterer Mann wegen der Hitze Erbrechen musste und ich nehme schwer an, dass sie ihn rausgeflogen haben. Auch sind meine vier amerikanischen Hikerfreunde, Peach, Long Carry, Mac Man und Mark nicht bei mir aufgetaucht und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie bei dem älteren Herrn geblieben sind. So funktioniert die Hikergemeinschaft, man schaut zueinander.
Ich habe jetzt für morgen noch ca. 3lt Wasser, dies muss für 20km reichen. Wenn ich Glück habe gibt es noch einen Water Cache der bestückt ist. Das Problem ist, dass bei immer mehr Hikern die Trail Angel gar nicht mehr nachkommen mit auffüllen. Deshalb heißt es auch immer wieder, dass man sich nicht auf diese Caches verlassen soll. Dies kann wirklich lebensbedrohlich sein und ich möchte eigentlich nicht meinen SPOT benützen müssen weil mir das Wasser ausgegangen ist.
Dann ist mir beim Zeltaufbau auch noch ein Malheur passiert. Ich hatte meinen Wasserbeutel hingestellt und der Deckel war nicht ganz zu. Es kam was kommen musste, nämlich ein Windstoß und ein Teil meines köstlichen Eisen/Schwefelwassers ist im Boden versickert. Na ja what to do, habe hoffentlich noch genug für morgen.

2 Antworten auf „12.Tag, Tentsite, Km 225, Höhe 1069m

  1. Liebe Françoise, ich sitze hier in der gemütlichen Stube, zwei Schritte vom Kühlschrank und Wasserhahn entfernt und kann nur ahnen, was du durchmachst. Wir schätzen oft viel zu wenig, wie gut es uns hier eigentlich geht. Auch wenn du oft leidest, wird jeder Schritt, den du gehst und jede Hürde, die du überwindest, dich stark machen und unendlich stolz und du erlebst nebst all den Strapazen bestimmt unglaublich viele wundervolle Momente. Ich freue mich jeden Abend darauf, von dir zu lesen.
    Take care…
    Ruth

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    1. Liebe Ruth. Ja ich erlebe viele wundervolle Momente. Vor allem auch die Hilfsbereitschaft der Menschen entlang des Trails oder ein magischer Sonnenaufgang wie heute Morgen wenn man aus dem Zelt kriecht😊

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