Gestern bin ich erst um 8.30 aufgestanden! Habe schon lange nicht mehr so gut und lange geschlafen. Auch wenn ich leichte Kopfschmerzen von der Flasche Txakoli verspürte, die Rolf und ich zusammen getrunken haben. Wir haben zusammen gefrühstückt und dann habe ich die Stadt alleine erkundet, da Monikas und meine Vorstellungen nicht die gleichen waren. Bin dann in die Santiago Kirche und habe mich einen Moment hingesetzt. Anschließend holte ich mir meinen letzten Stempel bei den Nonnen ab. Letztes Mal als ich hier war, war die einzige Bäckerei die offen hatte auch bei der Santiago Kirche. Damals habe ich die Altstadt gar nicht groß besichtigt sondern mich in meiner Pension verkrochen. Bin glaube ich abends nicht mal mehr zum Essen raus. Hatte am Morgen auch Mühe zu starten und es kostetete mich richtig Überwindung den Camino zu starten. Dieses Mal hatte ich nicht so Mühe aber es ist halt jedes Mal anders. Große Städte mit vielen Menschen schüchtern mich manchmal ein, vor allem weil ich mich total fremd fühle.
Monat: Oktober 2016
7. Tag, Bilbao
Wir hatten gestern Abend noch ein schönes Nachtessen mit allen Pilgern, wir haben uns zu sechst um einen klitzekleinen Tisch gequetscht. Da war Francisco der Koreaner (sein normaler Name ist unaussprechlich), Valerie aus dem Quebec, Alain aus Lyon, und 2 Pilger aus Tasmanien (gehört zu Australien) und Monika. Wir waren eine lustige Runde und zum Abschluss spendierte Valerie noch eine Runde Orucho di Crema. Monika hat 2 weisse Martinis und den Orucho getrunken, wie üblich nicht viel gegessen und hat die ganze Nacht erbrochen die Arme. Am Morgen hat sie mich zu Tode erschreckt, da sie in der Nacht das Bett gewechselt hat und das freie Bett neben mir bezogen hat. Ja und dann wache ich auf und schaue plötzlich in ein Gesicht. Bin tierisch erschrocken.
6. Tag, Gernika
Wegzeichen.
Bild von Pablo Picasso in Gernika. Das Original hängt in Madrid. Eine sehr traurige Geschichte versteckt sich hinter diesem Bild.
Gernika wurde am 26. April 1937 durch einen dreieinhalbstündigen Bombenangriff der deutschen Legion Condor vernichtet. Die Deutschen griffen damals als Hilfstruppen des aufständischen spanischen Militärs unter dem Oberbefehl von General Franco in den Spanischen Bürgerkrieg ein. Vorrangiges Ziel der Legion Condor war die Erprobung des neuen Kriegsgeräts und der modernen Taktik des Luftkrieges zur Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg. Die Bombardierung von Gernika war der erste massive Luftangriff auf eine ungeschützte und nicht direkt am Kriegsgeschehen beteiligte Stadt und ihre Zivilbevölkerung, die von den Flugzeugen aus sogar unter Maschinengewehrfeuer genommen wurde. Die Spreng- und Brandbomben zerstörten das gesamte Stadtzentrum und Hunderte fanden den Tod. Pablo Picasso verewigte das Grauen des modernen Krieges in seinem Bild „Guernica“ (in der damals noch gebräuchlichen spanischen Schreibweise), dem berühmtesten Gemälde des 20. Jahrhunderts.5. Tag, Markina-Xemein
Ich liege im Bett der Albergue weil ich auf Monika warten muss und es so kalt ist. Ich könnte gerade wieder eine ganze Wildsau verspeisen wie Obelix, dermaßen habe ich Hunger.
4. Tag, Deba
Das What a day. Extrem schön aber auch ausgesprochen anstrengend. Ein ständiges auf und ab. Eigentlich gar nicht so viele Kilometer, ich glaube 22km, aber unendlich viele Höhenmeter.
Unglaublich!
Der Hirtenhund hatte Angst vor meinen Stöcken und hat seine Hütepflicht vernachlässigt. Plötzlich wollten alle Schafe nach links ausbrechen…
3. Tag, Zarautz
Es ging nicht lange und dann kam Monika und setzte sich genau gegenüber hin. Gut, sie hat gefragt aber ich hatte keine Lust mit ihr zu reden. Bin dann auch bald weiter, es war nämlich ziemlich frisch. Als ich in Orio ankam war meine Wut verraucht und ich schrieb Monika eine SMS um Ihr mitzuteilen wo ich zu übernachten gedenke und dass wir ja dort eine Friedenspfeife rauchen können.
Ich habe mich dann noch ein halbes Stündchen hingelegt und die Aussicht genossen. Dann bin ich beschwingt runter und rein nach Zarautz. Wir sind in einer touristischen Albergue untergekommen. Zarautz ist ein Surfer Mekka und viele laufen barfuß und in Neoprenanzügen rum.
Dies sind Highland Kühe
2. Tag, San Sebastian
Habe letzte Nacht überhaupt nicht geschlafen. Jedes Mal wenn ich gerade eingeschlafen bin hat mich Monika geweckt weil ich angeblich geschnarcht habe. Am nächsten Morgen hätte ich sie glatt erwürgen können. Ich wecke ja auch nicht alle die im Schlafsaal schnarchen, nein ich mache einfach meine Ohropax rein. Muss ja wohl nicht sagen, dass meine Laune am Morgen ziemlich beschissen war und ich habe Monika gesagt, dass sie das bitte nie mehr tun soll. Meine Laune wurde schlagartig besser als ich das tolle Frühstuck sah, dass für mich bereit stand. Neben den üblichen Sachen gab es eine schöne Platte mit div. geschnittenen Früchten. Mmmhhhh lecker! Unser Gastgeber hat uns noch eine Flasche Cidre mitgegeben, das ist vergorener Apfelsaft, den er selber macht. So um 8.30 haben wir uns dann auf den Weg gemacht. Unser Gastgeber musste die Hunde zurückhalten damit wir durchlaufen konnten. Wir mussten den Weg zuerst einmal suchen und haben uns natürlich prompt verlaufen oder besser gesagt einfach einen anderen Weg genommen. Ich wäre einmal fast umgekehrt aber da wir zu zweit waren und die Richtung stimmte gingen wir weiter. Schlussendlich sind wir tatsächlich wieder auf den Küstenweg gestoßen. Es hatte mich gestresst einfach in der Pampa rumzulaufen da ich nur ½ Liter Wasser dabei hatte, ja und auch weil ich nicht geschlafen hatte.
Camino del Norte 1. Tag Pasaia
Heute war ein genialer Tag! Wieder zurück auf dem Camino del Norte und es ist einfach muy bonito. Werde das Stück von Irun nach Bilbao laufen, welches ich letztes Mal aus Zeitgründen nicht machen konnte.
Wenn die Albergue geöffnet gewesen wäre, hätten wir oben rechts in derehemaligen Kapelle von St. Anna übernachtet. Einfach ärgerlich. Mmppff.
5. Tag, Trinidad de Arre, 22km
Ganz bis Pamplona habe ich es leider nicht geschafft. Die Sehne an meinem Knie hat plötzlich angefangen zu Schmerzen und deshalb habe ich bereits in Trinidad de Arre gestoppt. Der Hospitalero hier guckt glaube ich ein bisschen zu tief ins Rotweinglas aber sonst ist er ganz nett. Er wollte unbedingt ein Foto von mir vor dem Altar der hauseigenen Albergue machen. Er hatte etwas Mühe und irgendwie war immer alles andere auf dem Bild nur nicht ich.
El Camino
6. Tag Pamplona und Reise nach Irun
Benjamin, der Künstler mit dem Arkordeon, ist heute Morgen mit mir gestartet und hat mich musikalisch ein Stück begleitet. Habe mich gestern noch mit ihm unterhalten, unter anderem über die Situation in Paris nach den Anschlägen und er hat gemeint, dass nichts mehr so sei wie vorher. Paris sei nicht mehr die Stadt der Liebe sondern der Angst und des Misstrauens. Das tut schon weh wenn man das hört und auch die Verzweiflung habe ich bei ihm gespürt. Viele Pariser würden die Stadt verlassen weil sie sich nicht mehr sicher fühlten. Nur wo ist man denn noch sicher heutzutage? Da kann man ja gleich zu Hause bleiben. Das stimmt einem schon sehr nachdenklich.