5. Tag, Trinidad de Arre, 22km

Ganz bis Pamplona habe ich es leider nicht geschafft. Die Sehne an meinem Knie hat plötzlich angefangen zu Schmerzen und deshalb habe ich bereits in Trinidad de Arre gestoppt. Der Hospitalero hier guckt glaube ich ein bisschen zu tief ins Rotweinglas aber sonst ist er ganz nett. Er wollte unbedingt ein Foto von mir vor dem Altar der hauseigenen Albergue machen. Er hatte etwas Mühe und irgendwie war immer alles andere auf dem Bild nur nicht ich. 

Am Schluss hat er es doch noch irgendwie hingekriegt. 

Als ich um 17.00 angekommen war ich die erste. Konnte es fast nicht glauben. Jetzt bin ich auf dem Camino Frances angekommen, der absoluten Pilgerautobahn, und ich bin wieder alleine in der Albergue. Gibt’s doch gar nicht! Später ist aber noch ein Italiener angekommen, er hatte vom Duschgel bis zum Handtuch alles zu Hause vergessen. Wahrscheinlich hat Mama nicht gut gepackt für den Camino😂. Jetzt gerade ist ein Pilger aus Paris angekommen, der den ganzen Weg von Roncesvalles bis hier gelaufen ist. Weiss nicht wieviele Kilometer das sind aber bestimmt mehr als ich schaffen würde. Er hat ein Akkordeon dabei und spielt während er läuft. So merkt er manchmal gar nicht wie die Zeit vergeht. Zudem hat er ein Zelt dabei und schläft nur ab und zu in den Herbergen. Wahrscheinlich immer dann wenn er wieder mal eine Dusche braucht. Jetzt sitzt er draussen und spielt, es tönt wie auf dem Montmartre. Nimmt mich Wunder ob er so auch seinen Weg finanziert. 
Der Tag heute war schwer weil ich soviel auf der Strasse laufen musste, da könnte ich mir das Pilgern glatt abgewöhnen. Es gab aber auch viele schöne Abschnitte wo ich mich wieder erholen konnte. Heute gab es 18km keine Bar, das war von 8.00 bis ca. 14.00h um euch eine Vorstellung zu geben. Als ich dann in Sorauren von der anderen Flussseite ein Restaurant sah habe ich mich sogleich über die mittelalterliche Brücke gestürzt und mich auf die Terasse gesetzt. 

Eigentlich hatte ich gar nicht vor soviel zu essen da ich ja noch 6km laufen musste aber schlussendlich sass ich vor einem gemischten Salat und einem riesigen Steak mit Pommes. Muss ja wohl nicht sagen, dass ich fast alles verschlungen habe. Man müsste das Essen an einem kleinen Fenster bestellen und dann seinen Namen sagen und dann wurde es ausgerufen. Plötzlich schrie er Francisca über die Terasse, sodass ich wie der Blitz mein Essen abholte. Und das zweimal, zuerst der Salat und anschliessend das Steak. War irgendwie lustig. So um 15.15 habe ich mich wieder auf den Weg gemacht und trotz vollem Bauch ging das ganz gut. Von da an ging es alles dem Fluss Ulzama entlang bis Trinidad de Arre. Auch viel Asphalt aber schön im Grünen. Die ganze Flussuferpromenade scheint ein grosses Naherholungsgebiet zu sein. 

Da ging es alles oben den Hang entlang, weiter unten rauschte die Nationalstrasse. 

El Camino

Das Naherholungsgebiet am Ulzama

6. Tag Pamplona und Reise nach Irun

Benjamin, der Künstler mit dem Arkordeon, ist heute Morgen mit mir gestartet und hat mich musikalisch ein Stück begleitet. Habe mich gestern noch mit ihm unterhalten, unter anderem über die Situation in Paris nach den Anschlägen und er hat gemeint, dass nichts mehr so sei wie vorher. Paris sei nicht mehr die Stadt der Liebe sondern der Angst und des Misstrauens. Das tut schon weh wenn man das hört und auch die Verzweiflung habe ich bei ihm gespürt. Viele Pariser würden die Stadt verlassen weil sie sich nicht mehr sicher fühlten. Nur wo ist man denn noch sicher heutzutage? Da kann man ja gleich zu Hause bleiben. Das stimmt einem schon sehr nachdenklich. 

Musste heute morgen nur noch 4.5km nach Pamplona reinlaufen. Pamplona ist eine schöne Stadt mit vielen Grünanlagen. Benjamin hat vor den Toren von Pamplona angehalten um eine Zigarette zu rauchen und auf seinem Akkordeon zu spielen. Da musste ich mich schon wieder verabschieden. Es war eine kurze Begegnung und doch habe ich schon lange nicht mehr so gelacht. Er ist echt ein Typ, ein richtiger Lebenskünstler und ich hoffe er hat einen ganz wunderbaren Camino. 
Ich habe in Pamplona noch gefrühstückt und dann bin ich direkt zum Busbahnhof. Ich kenne mich ja mittlerweile ganz gut aus und musste deshalb auch nicht gross suchen. Anstatt auf den Bus nach Irun zu warten, der erst um 18.00 fuhr, bin ich in den Bus nach San Senastian gestiegen, der bereits um 11.00 fuhr. Um 12.00 war ich bereits da und Wow! San Sebastian ist eine wunderschöne Stadt und das sage ich ganz selten von einer Stadt. Gute Entscheidung nach San Sebastian zu fahren! 
Jetzt bin ich mit Monika in unserer Pension am Raciones essen und morgen geht es auf den Camino del Norte. 

Die Albergue

Pamplona

Die Grünen Oasen von Pamplona

Playa de las Conchas in San Sebastian

Plaza