12.04. 2022 Villafranca de los Barros – 20.5 km

Draußen zieht gerade ein Gewitter durch aber ich liege schön im Trockenen auf dem Bett. Nicht, dass ich nicht schon verregnet worden wäre heute😉. Ab morgen soll das Wetter wieder besser werden, ab Wochenende sogar ca. 27 Grad. Dann hoffen wir doch, dass es ab und zu einen Baum hat wo man sich abkühlen kann. Morgen hat es angenehme 22 Grad. Das ist auch gut so denn dies wird meine erste längere Etappe mit 27.5 km. Es soll auch eine besonders öde Etappe sein. 12 km nur geradeaus, wie mit dem Lineal gezogen. Ja und natürlich kein Schatten😎. Wird schon werden. Bis jetzt hält sich mein Körper ganz gut.

Aussicht aus dem Hotelzimmer

Ich habe im Hotel Las Palmeras leider sehr schlecht geschlafen aber daran ist nicht das Hotel schuld sondern der lästige Reizhusten.

Hôtel Las Palmeras

Um 8.00 gab es Frühstück und da es nur eine kurze Etappe war, war das auch ok so. Morgen möchte ich aber wieder früher auf der Matte stehen denn es gibt ein paar Kilometer mehr zu laufen.

Plaza Grande

Das Frühstück war irgendwie interessant denn anstatt einem Buffet mit Käse, Schinken usw. Gab es ca. 10 verschiedene Aufstrichsorten. Käse, Schinken, Thunfisch, Tomaten alles als Aufstrich erhältlich. Habe ich so noch nie gesehen. Dazu nie normalen Tostados und Café con Leche.

Der sehr schöne Innenhof

Ich aß in einem wunderschönen Innenhof, das Hotel ist wirklich sehr empfehlenswert. Als ich gestern ins Zimmer kam war es auf 29 Grad aufgeheizt worden. Ich bekam gleich Wallungen und riss das Fenster auf. Ich ließ es dann auf 21 Grad abkühlen. Dies war mein erstes geheiztes Zimmer bisher. Was für ein Luxus!

Kirche von Zafra

So um 8.50 ging ich los über die Plaza Grande weiter zur wuchtigen Kirche von Zafra. Schnell war ich aus der Stadt und von weitem sah ich einen Pilger. Das konnte nur der English Man Marc sein. Ich erkannte ihn an seinem türkisblauen Rucksack und an seinem etwas speziellen Gang. Ich holte langsam auf und als ich Jean-Pierre am Boden sitzen sah, der mit Marc plauderte, musste ich schmunzeln. Jean-Pierre meinte wir seien die Spätstarter, deshalb treffen wir uns immer.

Blick auf Los Santos de Maimona

Ich traf heute auch endlich die Holländerin Marianne. Bisher hatte mir vor allem das dänische Pärchen von ihr erzählt. Sie hat Blasen an den Füssen, die Arme. Wir liefen dann ein Stück zusammen bis sie sich umziehen musste, dann ging ich wieder alleine weiter.

Wir kreuzten uns alle immer wieder außer Marc, den habe ich nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hat er wieder irgendwo versteckt ein Nickerchen abgehalten😉.

Feld voller Mohnblumen

Nach 5 km war ich bereits in Los Santos de Maimona und gönnte mir einen Café con Leche. Mit soviel Kaffee im Bauch war es ja klar, dass ich bald meine Blase leeren muss. Bei einem Olivenhain hatte es eine Mauer. Ich war kaum fertig hörte ich schon das Klick, klick, klick der Stöcke von Jean-Pierre. Wenigstens schaffe ich es immer wieder angezogen da zu stehen wenn jemand vorbeikommt😂.

Heute gibts Olivenbäume auf roter Erde

Heute gab es vor allem Olivenplantagen und vor Villafranca de los Barros ein paar Reben. Wieder kaum Schatten. Aber das spielte heute keine Rolle da es meistens bewölkt war oder geregnet hat.

Einfach schön

Auf meiner App stand, dass ab ca. 13.00 mit Regen zu rechnen war. Pünktlich kamen auch die ersten Tropfen💦. Als ich dann die Regenjacke und Hose anhatte hörte es schon wieder auf. Die Sonne kam raus und dann hatte man ganz schnell zu heiss. Also alles wieder abziehen, verpacken und weitergehen. Als ich auf einer Bank saß fing es wieder an zu tropfen, ich wartete dieses Mal länger aber irgendwann zog ich die Regensachen an. Wieder falscher Alarm! Alles wieder ausziehen und weiter.

Schöne Ruine

Es wurde immer dunkler zudem wurde es auch kalt. Das war der Moment wo ich definitiv auf Regen umstellte. Keine Minute zu früh denn jetzt regnete es wirklich. Kein Starkregen aber regelmäßig. Ich war aber bereits kurz vor Villafranca.

Schöner knorriger Olivenbaum

Der Jakobsweg geht ja immer bei der Kirche oder Kathedrale vorbei. An diesem Punkt schaue ich dann immer wo das Hostal oder Hotel liegt. Ich lotse mich dann mit Google Maps dorthin. Heute war es aber für Autos eingestellt und nicht für Fußgänger😬. Ich wunderte mich, wo mich Google hinführte. In großem Bogen um das Städtchen rum??? Bis zum Ziel sind es 1.6 km, Dauer 3 Min? Ich laufe nicht 1.6 km in so kurzer Zeit. Dann dämmerte es mir langsam, dass ich wohl als Auto unterwegs bin😖. Deshalb der große Bogen👿. Wenigstens hatte es in der Zwischenzeit aufgehört zu regnen. Zufälligerweise habe ich meinen Irrweg aufgezeichnet. Ich bin schön drumherum gelaufen. Als Fußgänger wär ich von der Kirche in 5 Min. beim Hotel gewesen. Na ja vielleicht sollte ich beim nächsten Mal einfach wieder jemanden fragen.

Gitte und Jen sind auch hier im Hotel, wir werden später zusammen Abendessen. Als ich um 15.30 hier angekommen bin habe ich mich gleich mal ins Restaurant gesetzt und das Menu del Dia gegessen, damit ich nicht so lange hungern muss bis um halb neun. Jetzt gibt es aber nur noch einen Salat.

Es wird immer dunkler

11.04.2022 Zafra – 24.2 km

Ahhh, ich bin in Zafra. Wunderschönes mittelalterliches Städtchen. Leider zeigt sich das Wetter von seiner garstigen Seite, es regnet und ist windig, lädt nicht wirklich zu einer ausgedehnten Besichtigung ein. Habe mir heute ein sehr schönes Zimmer mitten in der Altstadt an der Plaza Grande geleistet. Nicht gerade billig aber ein wenig Luxus muss sein. Sitze gerade in einer wunderschönen Bar und trinke mein Clara con limon. Hier gibt es Gottseidank bereits ab 20.00 etwas zu essen😜. Bier hat ja auch Kalorien😂. Ui habe mir gerade die Karte angeschaut, ich glaube ich suche mir ein günstigeres Restaurant😬.

Der Weg schlängelt sich durch die Felder

Ich habe in der Casa Vincenta eigentlich ganz gut geschlafen. Kopf aufs Kopfkissen und los ging es mit der Husterei. Dann war aber Ende bis um 6.30. Ich glaube ich habe noch nie so lange am Stück geschlafen, trotz Draht in der Matratze😂. Ich bin dann gleich aufgestanden und habe meinen Rucksack gepackt. Proviant hatte ich keinen, da ich am Sonntag nirgends einkaufen konnte. Aber in 6 km kommt bereits die nächste Ortschaft und ich hoffe da eine Bar zu finden wo ich mir ein Bocadillo machen lassen kann. Falls nicht ist mein letztes Frühstücksmüesli aus der Schweiz fällig.

Sommersprosse unterwegs

In der Casa Vincenta gab es 2 Tostados mit Tomaten, Olivenöl und Salz zum Frühstück und dazu zwei Café con Leche. Noch ein großes Wasser, wer bitte benötigt denn einen Supermarkt😉. Habe doch alles was ich brauche. Leider habe ich vergessen meinen Pilgerpass stempeln zu lassen. Jetzt muss ich selber einen malen😬.

Dunkle Wolken nähern sich

Ich war noch nie so früh unterwegs nämlich um 7.55h. Schnell ging es aus dem Städtchen raus. Ich traf zwei holländische Pilger die ich noch nicht gesehen habe und einen Schweden namens Mons. Die Etappe war relativ leicht, die größte Herausforderung war eine Flussüberquerung. Füße nur minimal nass geworden, alter Profi💪. Es gab unendliche Felder mit Olivenbäumen, Reben und Weizen. Eine unglaubliche Weite. Mir gefällt das sehr auch wenn ich froh bin, dass es nicht heiß ist. Ansonsten wäre diese Etappe wohl eine Qual, denn es gibt fast keinen Schatten.

Bäume und zwar gleich 3!

Im Calzadillo de los Barros gab es tatsächlich eine Bar. Ich musste fragen und der nette Senor zeigte mir den Weg. Die Holländer hatten auch schon gesucht und folgten uns sogleich. Wir waren völlig ausgehungert weil das erste Frühstück hatte nicht weit gereicht. Hier gab es nun ein richtiges Bocadillo. Ich aß ein Drittel und packte den Rest für den Lunch ein. Britt und Jen waren natürlich auch hier😉. Wusstet ihr, dass die Nordländer sich gegenseitig verstehen auch wenn sie ihre eigene Sprache sprechen?

Ihr könnt die Eintönigkeit des Weges ruhig mit mir teilen

Dann ging es gestärkt weiter durch die unendlichen Felder. Auf das Klo zu müssen ist hier auch nicht ganz einfach. Normalerweise kommt niemand aber wenn man dringend muss, kannst du sicher sein es kommt ein Auto. Habe es gerade noch geschafft rechtzeitig die Unterhosen hochzuziehen und den Rock glatt zu streichen. Puh, dass war knapp! In dieser Beziehung beneide ich die Männer sehr. Das Wetter fing an sich zu verschlechtern und es war sehr windig. Aber erst in Zafra fing es wirklich an zu regen.

Olivenbäume bringen etwas Abwechslung

In Puebla de Sanchez Perrez gab es zwei Möglichkeiten. Entweder dem Originalweg folgen der scheinbar gefährlich sein soll oder der Strasse entlang. Da ich unheimlich sturr bin wenn es darum geht der Straße entlang zu laufen, nahm ich natürlich den Originalweg. Nur war der praktisch nicht mehr gekennzeichnet und ich glaube, dass ein Teil gesperrt war. Auf jeden Fall musste ich dann der Nationalstraße entlang laufen ziemlich ätzend. Aber ich war selber schuld, sturr wie ich bin. Sie könnten den alten Weg aber auch einfach sperren oder?

Grün und grau. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen

Ich kam kaum hier in Zafra an als es anfing richtig zu regnen. Das Hotel fand ich problemlos. Proviant habe ich auch schon, der Supermarkt war gleich nebenan. So es ist 19.55 und ich kriege hoffentlich bald etwas zu essen.

Kreatives Wegzeichen

Bin ehrlich gesagt nicht sehr weit gekommen. Es regnet in Strömen, also nächstes Restaurant wieder rein. Es gibt Lasagne! Ich brauche Kohlenhydrate💪.

10.04.2022 Fuente de Cantos – 20 km

Der Wecker hat um 6.30 geklingelt aber ich blieb liegen bis 7.15. Schließlich ist heute Sonntag! Ich habe zusammengepackt und ein Notfrühstück in meine Taschen gesteckt sollte nichts aufhaben heute Morgen.

Wunderschöne Dehesa

Ich bin dann los und bald schon bekam ich einen ersten Kaffee an der Straße von einer Frau die Süßigkeiten verkaufte. Ein bisschen weiter die Straße runter hatte tatsächlich eine Bar offen die Frühstück servierte.

Wer mich kennt weiß, am liebsten mag ich sie hinter der Mauer

Ich saß kaum drin kamen bereits die Dänen angerauscht. Gitta und Jen? Ich kann mir einfach keine Namen merken. Wir haben zusammen gegessen und den Caminoklatsch ausgetauscht. Scheinbar fand in der Nähe eines Hotels ein Rockkonzert statt und es soll sehr laut gewesen sein. Gut habe ich da nicht übernachtet😀.

Bäume genießen solange es noch hat

Bis ich endlich richtig los ging war es bereits 9.00. War ja nur eine kleine Etappe heute.

Hier ging ich den Berg hoch anstatt einfach den Pfeilen zu folgen

Anfangs ging es noch durch schöne Dehesas mit vielen Korkeichen und Kühen, Schafen und schwarzen Schweinen die darunter grasten. Man merkte aber langsam, dass die Bäume immer weniger wurden.

Nur noch vereinzelt Bäume

Ich passierte ein Tor wo ein Granitstein stand und darauf ein Schädel. Keine Ahnung was für einer. Für eine Kuh aber wohl zu klein. Ich sah weiter oben einen weiteren Granitstein mit den Farben gelb und grün und dachte dass der Weg dort oben weiterging. War schon etwas komisch, dass ich du die Pampa laufen musste um dorthin zu gelangen. Ich übersah etwa drei gelbe Pfeile (siehe Bild). Ich lief frisch fröhlich in die falsche Richtung. Na ja irgendwann habe ich dann mein GPS gecheckt und es gemerkt. Gelb entspricht nicht immer dem gelben Pfeil. Das habe ich jetzt gelernt. Ich lief ein Stück zurück und ging dann quer Feld ein bis zum Camino.

Komplett neue Umgebung

Dort traf ich auch gleich den Engländer Marc. Wir liefen ein Stück zusammen. Er scheint ein Lebenskünstler zu sein. Hat lange in einem Campingbus gelebt und zurzeit lebt er in Portugal. Hatte nie wirklich einen festen Job, keine Besitztümer und ist frei zu bleiben wo er will. Lebt von Gelegenheitsjobs. Hütet auch manchmal Häuser. Jetzt weiß ich wenigstens warum er so entspannt ist. Sehr angenehmer Pilger.

Nur noch Felder

Ich machte dann Mittagspause und dann kam Jean-Pierre vorbei. Wir wechselten ein paar Worte und dann ging er weiter.

Das arme schwarze Schwein lebt leider nicht in einer Dehesa.

Die Umgebung hatte sich komplett verändert. Keine Bäume mehr sondern nur noch Felder soweit das Auge reicht. Es war als würde man in einem pastellfarbenen Gemälde laufen. Sehr, sehr schön.

Wir mussten noch einen Fluss überqueren, da es nicht geregnet hatte war das aber Peanuts also super einfach. Ich traf dort wieder Marc der dort ein kurzes Nickerchen gemacht hat.

Der letzte Teil des Weges zog sich dahin. Es war auch nicht mehr ganz so schön und ich wollte einfach ankommen. Mir taten die Füße weh. Von weitem konnte ich Fuente de Cantos sehen. Da angekommen lief ich bis zur Kirche und dann schaute ich auf Google Maps wie ich zur Casa Vincenta komme. Ich musste nur alles geradeaus und dann links. In der Casa Vincenta, welches auch ein Restaurant ist, war gerade Mittagszeit. Ich schloss mich dem gerne an und aß einen großen Salat mit Thunfisch. Lecker! Endlich etwas anderes als Bocadillo con Jamon.

Ich bezog mein Zimmer für 15€. Das Bett war etwas eigenartig mit Metall in der Matratze. Mal schauen wie ich schlafen werde. Ansonsten kann man nicht meckern für den Preis. Jean-Pierre bezog gleich das Zimmer neben mir.

Osterprozession

Heute fängt die Semana Santa an (Osterwoche). In Spanien eine riesengroße Sache. Ich hörte von weitem schon die Musik und die Trommeln. Leider sah ich sie nur noch von hinten. Ich sah aber, dass alle in die andere Richtung strömten und folgte ihnen einfach. Ja und dann sah ich die Prozession. Ich hatte mich an einer Ecke postiert wo Hundekacke am Boden lag. Ich machte immer mal wieder jemanden darauf aufmerksam und sie waren alle dankbar nicht reingetreten zu sein. War meine gute Tat von heute.

Bis ich in der Casa Vincenta was essen konnte war es 20.45!!! Ich halb verhungert. Ich habe Sepia alla Plancha gegessen. Leider zu viel Knoblauch ansonsten sehr lecker. Ich hatte den Kellner gefragt ob die Portion sehr groß sei. Woraufhin er in die Küche ging und eine extra große Portion bestellt hat. Mein Spanisch ist auf jeden Fall noch verbesserungsfähig. So nun gehe ich mit gut gefülltem Bauch ins Bett und hoffe auf einen guten Schlaf auf meiner etwas speziellen Matratze.

Der Kirchplatz

09.04.2022 Monesterio – 20 km

Die Nacht war die reinste Katastrophe. Dieser Reizhusten ist sowas von nervig und raubt mir den Schlaf. Ich kann es aber nun mal nicht ändern also werde ich es einfach annehmen wie es ist. Gottseidank habe ich am Tag nur selten Hustenattacken.

Die Kirche von Monisterio am frühen Morgen

Ich bin um 6.30 aufgestanden und habe im Restaurant Capote gefrühstückt. Es ist echt schwer zu bestellen und sich verständlich zu machen wenn man keine Stimme hat. Dann hatte ich auch noch eine FFP2 Maske auf, macht es auch nicht gerade einfacher. Bin froh, wenn ich wieder normal sprechen kann. Zimmer reservieren mache ich wenn möglich nur über Booking.com. da sie mich am Telefon sowieso nicht verstehen.An Schluss schenkte mir der sympathische Wirt noch eine Flasche Wasser.

Blich zurück

Um 8.15 stand ich auf der Piste und machte mich auf den Weg Richtung Monesterio. Die erste Hälfte des Weges lief man vor allem an Dehesas vorbei. Hier waren sie bereits offener, hatte nicht mehr soviele Bäume. Später soll es gar keine Bäume mehr geben nur noch Felder.

Eine Burg und ein Pferd am Horizont

Ich sah eine ganze Herde schwarzer Schweine, die plötzlich alle flüchteten, keine Ahnung warum. Wegen mir kann es ja wohl nicht gewesen sein oder? Ich kam an einer Herde Kühe vorbei, darunter war auch eine Eselin mit ihrem Kleinen. Total süß. Hätte ich am liebsten adoptiert.

Es ist so schön hier zu laufen

Ich kam am Castillo de los Torres vorbei, dass gleichzeitig die Grenze von Andalusien in die Extremadura ist. Oben auf den Türmen nisteten Störche. Hier in Spanien gibt es praktisch auf jedem Turm ein Storchennest.

Riesiger Wegweiser

Mir begegneten heute nur das dänische Paar und eine Pilgerin die ich bis anhin nicht kannte. Keine Spur vom Engländer oder von Jean-Pierre. Das Pilgern ist etwas einsamer geworden.

Morgenstimmung

Der zweite Teil der Strecke verlief teilweise der N 630 und der Autobahn entlang. Man hörte ständig das Rauschen der Autobahn. Nicht so schön aber sie haben sich Mühe gegeben und trotzdem einen kleinen Weg angelegt für die Pilger.

Castillo de los Torres

Um 15.00 war ich bereits in Monesterio. Der Senor im Hostal war nicht gerade freundlich. Mein Zimmer ist ein richtiger Kühlschrank. Heizung gibt es leider keine wie so oft in den Hostals hier. Und wenn ich schon dabei bin mich zu beschweren, das WIFI geht auch nicht. Das Essen gestaltete sich auch schwierig. Ich konnte nur Tapas essen, fand kein Restaurant welches früher offen hatte. Die meisten Restaurants öffnen erst um 20.30 und das ist für uns Pilger leider zu spät.

Das Licht ist zu schön
Die Kirche von Monesterio

08.04.2022 El Real de la Jara – 14 km

Die Nacht war wieder schlimm. Kaum sank mein Körper aufs Kopfkissen da kamen schon die Reizhustenanfälle. Mein ganzes Doping half da auch nichts. Aus meiner Lunge kamen giemende Atemgeräusche. Ein großer Teil meiner Qual war der Stress in einem Schlafsaal mit Mitpilgern zu liegen und das Gefühl meinen Hustenreiz unterdrücken zu müssen um sie nicht zu stören. Ja und Corona ist auch nicht gerade hilfreich auch wenn ich weiß, dass ich es nicht habe. Irgendwann konnte ich dann einigermaßen loslassen und für 4 Stunden schlafen. Ab 4.00 ging es dann wieder los mit dem Reizhusten.

Man hat das Gefühl man wandert in einem Park

Am Morgen war ich fix und fertig und ließ es langsam angehen. Alle waren bereits weg nur der Engländer war noch hier. Er nimmt es immer gerne gemütlich. Ich hätte gerade gerne eine grosse Portion seiner Gelassenheit. Er ruht in sich selber hat man das Gefühl.

Wunderschöne Hacienda

Ich habe dann in der Küche gefrühstückt und mir für die nächsten zwei Nächte ein Zimmer reserviert. Damit ich in aller Ruhe nachts abhusten kann. Albergues werde ich in nächster Zeit meiden. Das ist das beste was ich im Moment für mich tun kann.

Eine Wiese

Die meisten unserer Gruppe sind 35km bis Monesterio gelaufen. Nur der Engländer ist noch hier, Jean-Pierre und das dänische Pärchen.

Das soll die Mutter der Pilger sein

Der Weg war wunderschön. Ehrlich gesagt hatte ich mir die Via de la Plata nicht so grün vorgestellt. Die Dehesas durch die man geht sind spezielle Viehweiden wo die Tiere frei rumlaufen können. Es hat ganz viele Korkeichen und am Boden gibt es viel Gras und Kräuter. Die Bäume liefern Kork und Eicheln, die wiederum von den schwarzen Schweinen gegessen werden. Ja und die Schweine 🐖 werden zu dem bekannten Jamon Pata negra. Diese Dehesas sind wirklich sehr schön. Ich kreuzte immer wieder mit Jean-Pierre und dem Engländer da wir unheimlich viele Pausen machten. Die Etappe war ja auch sehr kurz mit nur 14 km.

Abgeschälte Korkeiche

Es gab dann auch noch einen kleinen Berg zu besteigen aber nicht wirklich eine Herausforderung. Für Jean-Pierre aus Nimes jedoch schon. Er meinte schnaufend, er möge diese Anstiege gar nicht. Später sah ich ihn dann wieder auf einer Wiese wo er gähnend eine Siesta abhielt.

Blühende Korkeiche

Gegen 15.00 war ich in El Real de la Jara und machte mich auf die Suche nach dem Hostal. Es lag außerhalb des Städtchens in einer Industriezone. War gar nicht begeistert. Man sollte halt immer zuerst schauen wenn man reserviert ob es zentral liegt oder eben nicht. Auf dem Weg dorthin kam ich an einer Bar vorbei wo Jean-Pierre saß und ein Menu aß. Ich gesellte mich dazu und trank eine Clara con Limon. Wie Panache bei uns. Dazu ging ich meiner auf dem Camino begonnen Sucht nach: Kartoffelchips! Da man soviel schwitzt benötigt man halt mehr Salz als gewöhnlich.

Pferde in der Dehesa

Dann checkte ich im Hotel ein. Der Senor war sehr speziell und das ganze Hostal irgendwie komisch. Als er mir das Zimmer zeigte meinte er, ich solle bitte nicht die Frotteetücher zum Schnäuzen der Nase benutzen. Ich habe ihn ziemlich entgeistert angestarrt und mich gefragt, ob er das nun wirklich gesagt oder ich ihn einfach falsch verstanden habe. Aber er hat es vorgemacht. Na ja wirklich speziell der Herr vom Hostal.

Ich ging dann einkaufen und traf den Engländer. Er wollte eigentlich in der Albergue übernachten aber die haben sie für ukrainische Flüchtlinge aufgemacht. Er ist dann wo anders untergekommen wo er den ganzen Schlafsaal für sich alleine hatte. Die große Welle der Pilger ist eben bereits in Monesterio. Nur die welche es gemütlicher nehmen sind noch hier. Ist auch gut.

Das Abendessen habe ich vermasselt. Den eigentlich hatte mir der Senor gesagt wo ich gut essen kann aber ich lief daran vorbei und dann fand ich nichts mehr anderes. Anstatt umzukehren begnügte ich mich mit einem Bocadillo con Jamon. Ein bisschen öde aber ich wollte möglichst schnell zurück ins Hostal gehen und mich ausruhen. Außerdem hätte ich den Weg wohl im Dunkeln zurücklegen müssen durch das Industriegebiet und das behagte mir gar nicht. Ich bin dann früh ins Bett und hoffte zwischen den Hustenanfällen etwas Schlaf zu finden.

Ankunft in Real de la Jara

07.04.2022 Almaden de la Plata – 13 km

Was habe ich schlecht geschlafen letzte Nacht. Es war ein richtiger Kühlschrank. Ich hatte meine Skiunterwäsche an und die Mütze auf meinem Kopf. Mein Hals ist immer noch total gereizt und seit heute Morgen bin ich total heiser. Kein Wunder nach dieser Nacht in der Kühlkammer🥶.

Korkeichen

Ich habe heute Morgen mit Ulrike um 8.30 das Taxi bis zum Nationalpark genommen. Wir sind allen Pilgern vorbei gefahren und waren einfach froh, nicht 16 km auf der Strasse laufen zu müssen. Wir haben ihnen nicht gewunken, wir wollten sie ja nicht verärgern😉.

Sehr einfach zu begehender Weg

Am Anfang des Nationalparks hat uns der Taxifahrer abgesetzt. Da war ein anderer spanischer Pilger, der ist wie eine Kanone losgelaufen und er ward nicht mehr gesehen. Echt beeindruckend, er hatte sogar 2 paar Wanderschuhe dabei💪.

Morgenstimmung

Der Nationalpark war wunderschön und sehr einfach zu laufen. Außer ganz am Schluss kam noch ein kleiner steiler Hügel wo wir etwas schnaufen mussten. Ansonsten war es eine einfache und kurzweilige Etappe. Ulrike und ich verstanden uns gut und auch beim Tempo gab es keine Probleme. Wohl weil wir beide lädiert waren😉. Sie hat nämlich viel längere Beine als ich.

Wir kamen noch kurz auf die Idee die nächsten 14 Km bis El Real zu laufen aber das verwarfen wir gleich wieder. Mir tat nämlich die Leiste weh und außerdem war es schön mal richtig früh anzukommen. Wir konnten uns die Betten aussuchen und noch warm duschen. Reicht nicht immer wenn man später ankommt.

Der Weg ist gut gekennzeichnet

Anschließend gingen wir in die Bar ein Bierchen trinken und ich holte in der Apotheke noch etwas für meinen Hals. Es kam dann noch ein zweites Bierchen dazu und ich hatte ganz schön einen sitzen🤪. Aber es war lustig und es kamen immer mehr Pilger dazu.

Der fiese Anstieg kam zum Schluss

Anschließend gingen wir alle zusammen Abendessen und dann war es schon bald wieder Zeit ins Bett zu gehen. Ich hatte Horror vor dieser Nacht im Schlafsaal wegen meinem Reizhusten aber ich konnte doch ca. 4 Std. schlafen. Immerhin😬.

Aussicht von oben

Almaden de la Plata

Albergue de Peregrinos

06.04.2022 Castilblanco de los Arroyos – 18 km

Ich bin heute in die Herberge gegangen aber ich weiß nicht ob das eine gute Idee war. Sie ist kalt und zugig aber sie hat eine große Dachterrasse und da ist es schön warm. Dafür sind wir im kalten Schlafsaal nur zu zweit und ich habe mir vorsichtshalber noch eine Decke geschnappt.

Erste Pilgersäule am Camino

Landschaftlich war es richtig schön heute, fast schon lieblich. Auf jeden Fall der zweite Teil war sehr schön. Auch ist gegen Mittag endlich die Sonne rausgekommen und es wurde endlich etwas wärmer.

Das Wetter war morgens immer noch bewölkt

Wie mussten wieder schlammige Wege meistern mit Stollen unter den Füßen. Da kann man nur loslassen: Augen zu und durch.

Jean-Pierre schleppt sich dahin

Mirjam musste leider zurückbleiben, ihr Fuß schmerzte sie zu sehr und sie konnte nicht richtig draufstehen. Echt schade, wir haben uns gut verstanden. Vielleicht sehe ich sie ja später wieder wenn ich einen Ruhetag einlege.

Der Weg wird eindeutig schöner

Ich bin auch lädiert. Meine Leiste schmerzt und wegen dem Ischias kann ich kaum sitzen. Ich werde deshalb mit einer Berlinerin ein Taxi teilen und bis zum Anfang des Nationalparks fahren. Ich erspare mir damit 16 km auf Asphalt und die Etappe ist dann nur noch 14 km lang.

Die erste Dehesa, es fehlen noch die freilaufenden Tiere

Ein französischer Pilger hat mich blöd angemacht und gemeint wir sollen doch zu Hause bleiben wenn wir nicht fit sind. Er hat bereits 8 Compostelas, dies macht ihn zum Supertruper Pilger. Ich habe dann nur gemeint jeder soll seinen eigenen Camino laufen und meine Gesundheit sei wichtiger. Diese Pilger gibt es halt auch aber die meisten sind sehr nett.

Erste Pause in der Sonne

So wie gehen jetzt gleich essen und ich muss Schluss machen. Hasta luego😘.

05.04.2022 Guillena – 11.3km

Ich habe den ersten Tag gut überstanden und was für einer das war, machte sich alle Ehre als Erster. Viele Fotos habe ich leider nicht denn es hat die meiste Zeit geregnet.

Ich bin ca. um 7.15 aufgestanden und habe als erstes meinen Rucksack gepackt. Habe gemerkt, dass mir die Routine wieder fehlt aber das kommt schon wieder. Ich hatte bereits alles gepackt als ich gemerkt habe, dass ich noch die Scheere und das Silktape brauche um meine Zehen zu verpflastern. Ich mache ja immer Blasen unter den Zehen, deshalb verbinde ich sie vorsichtshalber. Dieses Mal habe ich auch Antibiotikasalbe dabei sollte ich wieder einen eitrigen Umlauf kriegen. Also wieder auspacken und dann das Ganze von vorne. Ich bin auch immer aufgeregt und nervös an meinem ersten Tag. Man muss sich zuerst wieder an das unterwegs sein gewöhnen. Zu dem ist der erste Schritt immer der Schwierigste. Es plagen einem Ängste und Sorgen, dass man z.B. nichts zum übernachten findet. Dieses Mal habe ich gleich reserviert, dass macht das Ganze etwas einfacher.

Ich bin dann frühstücken gegangen und habe gleich die erste Pilgerin getroffen. Sehr gesprächig war sie zwar nicht aber war auch ok. Als ich zurück ins Hotel bin habe ich ihr noch ein Buen Camino gewünscht.

Ich bin dann zur Estacion de autobus gelaufen, der gleiche Weg den ich vorgestern gekommen bin. Ich konnte also einfach meinem Handy folgen. So gut das ging im Regen😬. Dort angekommen hätte ich einfach gleich fragen sollen von wo der Bus fährt aber ich wollte es ja unbedingt selber rausfinden und habe deshalb fast den Bus verpasst. Beim Eingang habe ich dann eine Frau gefragt und die schickte mich prompt in die falsche Richtung. Dabei hatte ich auf dem Fahrplan doch gesehen, dass er vom Gate 41 fährt. Ich dachte nur sie kommt von hier und muss es wohl wissen. Ich habe dann nochmals gefragt und der Busfahrer schickte mich dann in die andere Richtung. Na ja Gottseidank hatte der Bus ein paar Minuten Verspätung, sonst hätte ich ihn wohl verpasst. Im Bus konnte ich dann vorerst entspannen. In Santiponce drehte der Bus plötzlich um und fuhr wieder Richtung Sevilla. Das kann doch nicht wahr sein! Ich wollte bereits den Busfahrer ansprechen aber dann sah ich das Zeichen zu den Ruinen von Italica. Ja und da wollte ich ja hin😉.

Die überdachten Gänge oder Katakomben

In Italica habe ich am Eingang gefragt ob ich den Rucksack hier deponieren könne und es kam ein trockenes: No! Na dann bin ich halt mit dem Rucksack zum Amphitheater gelaufen. Dort habe ich ihn in einem der überdachten Gänge abgestellt. Erinnerte mich ein bisschen an das Colosseum in Rom. Hier wurden auf jeden Fall auch Kämpfe ausgetragen.

Das Amphitheater

Dann habe ich mir noch kurz die Ruinen der ehemaligen Stadt angeschaut. Stadt ist zwar sehr übertrieben denn eigentlich ist es mehr ein Steinhaufen😂. Die allgemeine Latrine war noch recht gut erhalten und ich habe mir vorgestellt wie die alten Römer dort auf dem Gemeinschaftsklo saßen und plauderten. Da war das noch nicht so eine private Angelegenheit wie heute😉.

So verrichtete man das Geschäft früher
Was davon übrig blieb

Ich hatte meinen Rucksack hinter einem Baum deponiert so lange ich mir die Ruinen der Stadt ansah. Da kam eine Angestellte von Italica und ich sah wie sie auf meinen Rucksack zusteuerte. Die wird doch wohl jetzt nicht meinen Rucksack mitnehmen wollen? Doch genau das hatte sie vor. Ich habe dann sehr schnell aufgehört über die WC-Gewohnheiten alter Kulturen nachzudenken und bin rufend zu meinem Rucksack zurückgerannt. Die gute Frau hat dann auf spanisch auf mich los geredet, dass ich den Rucksack hätte unten lassen sollen und dass es hier Leute gebe die Rucksäcke mitnehmen würden. Ich sah eigentlich nur sie! Habe noch nie erlebt, dass jemand einem Pilger den Rucksack klauen würde.

Ruinen der ehemaligen Stadt

Mir war dann die Lust auf Besichtigung vergangenen, zudem hatte ich unten gefragt und ein dezidiertes Nein erhalten😡. Das war’s dann mit Italica. Habe mich in die nächste Bar verkrümelt und gleich ein zweites Frühstück bestellt.

Noch mehr Steine

Der Weg ging vor allem eines: Geradeaus! Zuerst der Nationalstraße entlang und dann über Felder. Kann mich nicht erinnern je so lange geradeaus gelaufen zu sein. Vielleicht 2008 in der Meseta auf dem Camino Frances?

Es geht geradeaus und dass für 11 km!

Die erste Schwierigkeit war die Überquerung eines Baches auf einem Stahlträger der vielleicht 30 cm breit war. Habe mich mit den Stöcken problemlos rüber balanciert. Dies kann doch einen alten PCT-Hiker nicht erschüttern💪.

Die Bachüberquerung. Peanuts!

Kurz danach gönnte ich mir dann auf einem runden Betonblock eine Pause und dann kamen sie plötzlich die Pilger. Zuerst kam ein Franzose aus Nimes, dann ein Deutscher und zuletzt Miriam aus der Schweiz🇨🇭. Sie kommt aus dem Aargau und hat 16 Jahre in Basel gelebt. Zufälle gibts! Wir sind auch in der gleichen Pension abgestiegen und treffen uns wieder zum Abendessen welches erst um 19.30 stattfindet. Habe jetzt schon Hunger.

Bevor wir angekommen sind gab es aber noch eine größere Herausforderung zu meistern als die Bachüberquerung. Wir kamen auf einen Weg wo einem die Erde wie Lehm an den Sohlen kleben blieb. Ich hatte gefühlsmäßig an jedem Schuh ca. 5 kg kleben. Ich konnte nicht mehr laufen weil es mir fast die Schuhe auszog. Der Franzose hatte das gleiche Problem aber er ist souverän weitergelaufen. Ich musste mich erst mühsam vom Lehm befreien und dann bin ich durchs Gras weitergelaufen. Meine Füße waren bisher trotz Regen immer noch ziemlich trocken aber das Gras gab ihnen den Rest. Arrrgh! Ich war froh, als wir in Guillena ankamen und wieder auf der Strasse gehen konnten. Ich war so verdreckt und meine Schuhe waren Jenseits von gut und böse.

Auf der Strasse traf ich Miriam wieder und wir gingen zusammen zur Pension Frances. Zuerst genehmigten wir uns gleich ein Bier nach der Anstrengung.

Mein Rücken und mein Ischias halten sich ganz gut im Moment. Ich habe einfach Kreuzschmerzen und die Füße tun weh aber das ist fast schon normal für einen ersten Tag.

04.04.2022 Sevilla

Kathedrale von Sevilla

Habe nicht sehr gut geschlafen. Um 2.00 war ich bereits wach weil ich starke Nackenschmerzen hatte. Ein altes Problem. Zudem hat mich ein Moskito 🦟 genervt. Einer reicht um einen die Nacht zu vermiesen. Dann war es auch noch einer dieser kleinen agilen Kerle, die man kaum erwischt. Ich habe es dann irgendwann aufgegeben ihn erwischen zu wollen und hab mich meinem Schicksal ergeben. Er war aber nett und hat mich nur noch einmal in die Wange gestochen. Der wartet bestimmt schon darauf, dass ich ins Bett gehe und er seine Ration Tapas erhält. Grrrrr😖.

Real Alcazar, einer der vielen Innenhöfe mit Wasseranlagen

So gegen 8.00 bin ich dann raus um zu frühstücken, hier im Hotel gab es leider nichts. Anschließend bin ich wieder ins Hotel weil ich mich ehrlich gesagt etwas krank und schlapp fühlte. Habe ein Pretuval genommen und mich hingelegt. Um 11.00 hatte ich meine Tour im Real Alcazar gebucht und bis dann ging es mir schon viel besser.

Das ist die Decke eines Lichthofes

Das Real Alcazar ist eine gigantische Anlage mit einer über tausendjährigen Geschichte. Es ist vor allem im maurischen Stil erbaut worden aber nach der Rückeroberung der Christen kamen auch gotische Baustile dazu. Da sind einerseits die beeindruckenden Paläste und anderseits die riesigen Gärten mit Pavillons, Labyrinth und Springbrunnen. Es ist ehrlich gesagt einfach überwältigend und ich war froh, dass ich mich in den verschiedenen Gärten immer wieder erholen konnte.

Dies ist auch eine Decke. Unglaublich oder?

Was nicht so toll war, ist der Massentourismus wobei ich sicher bin, dass Corona bedingt weniger Leute hier sind als gewöhnlich. Mir hat es auf jeden Fall irgendwann gereicht. Ich bin froh, in einer Zeit aufgewachsen zu sein wo der Tourismus noch nicht so ausgeprägt war. Als ich mit Willi 2005 hier war, war es auch noch viel beschaulicher. Es ist anstrengend wenn es so viele Leute hat und jeder will das beste Selfie schiessen und das schönste Foto machen.

Nein keine Kuppel sondern nochmals eine Decke

Betreffend schönstes Foto, da gab es einen lustigen Vorfall. Eine junge spanische Frau wollte mit dem Handy in der Hand als erste beim Balkon sein um ein Foto zu machen. Sie übersah, dass im Boden eingelegt ein Wasserbecken war und stolperte mit einem Fuß in den Brunnen. Ich war nicht die einzige die schmunzeln musste. Wenn man halt immer aufs Handy starrt…😉.

Ausschnitt einer gekachelten Wand

Anschließend ging ich in die Tapasbar Casa Morales, direkt neben meinem Hotel. Lustigerweise ist mir diese Bar indirekt empfohlen worden von Unicorn einer Hikerin, die gleichzeitig mit mir auf dem PCT war 2017. Sie macht eine Europatour und war vor kurzem in Sevilla. Ich folge ihrem Blog deshalb habe ich hier Mittag gegessen. Es hat ja teilweise sehr viel Knoblauch an dem Essen hier aber das ist gut, Knoblauch enthält nämlich natürliches Antibiotikum💪.

Hier habe ich die Menschenmenge rausgeschnitten. Touristen wo?

Anschließend gab es Siesta im Hotel und dann musste ich noch für morgen Proviant einkaufen. Dann hatte ich schon wieder Hunger und habe der Portiguillo Bar einen zweiten Besuch abgestattet. Die Kellnerin hat mich zuerst nicht wiedererkannt aber als ich 2 verschiedene Tapas bestellt habe konnte sie sich wieder erinnern. Ich konnte ihr ansehen, dass sie meinte dies sei zu viel aber es war goldrichtig😂.

Fenster eines Palastes

Dann gab es noch einen Spaziergang im Altstadtviertel Barrio de Santa Cruz. Richtig schön war das trotz der Souvenierläden und Folklorekitsch. Es gibt coole Bars und Restaurants, lauschige Gärten und viele enge Gassen. Hier habe ich auch den größten Gummibaum gesehen. GIGANTISCH!!! Man kann nicht mal ein Foto machen, der Baum ist schlichtweg zu groß. Leider habe ich hier kaum Fotos gemacht weil es genieselt hat.

Viele, viele Orangen im Palastgarten

Heute war es vor allem am Morgen richtig kalt und bewölkt. Als ich aus der Portiguillo Bar rauskam hat es sogar genieselt. Ich konnte aber trotzdem meinen Spaziergang machen mit Regenjacke und Kapuze.

Mosaik auf dem Boden

Morgen soll es ja den ganzen Tag regnen. Tönt wie ein normaler erster Tag. Mein Motto ist ja die ersten 3 Tage muss man überstehen und erste Tage sind eigentlich nie einfach. Ich habe mir in Guillena schon mal ein Zimmer reserviert. Es gibt dort zwar eine tolle private Herberge aber mit meiner Erkältung will ich nicht in einen Schlafsaal.

Hier lässt sich königlich Lustwandeln

Auch will ich es langsam angehen. Den Weg durch die Stadt erspare ich mir und nehme den Bus bis Italica. In Italica werde ich die römischen Ruinen einer ehemaligen Siedlung besichtigen, d.h. wenn es nicht in Strömen regnet ansonsten werde ich einfach daran vorbeilaufen. Oder in eine Tapasbar und darauf hoffen, dass es aufhört🙏.

Königlicher Pfau. Wollte leider nicht das Rad schlagen.
Dinosaurierfuss???
Im Hintergrund sieht man die Giralda, der Glockenturm der Kathedrale. Der oberste Teil ist noch das ehemalige Minarett.
Der Swimmingpool der königlichen Familie
Der Eingang zum Real Alcazar
Der Patio meines Hotels

03.04.2022 Sevilla – Via de la Plata

Berittene Polizei vor der Kathedrale

So nun bin ich also trotz allem in Sevilla angekommen. Gestern überlegte ich mir noch die ganze Tour abzublasen, da ich am Samstagmorgen mit Halsschmerzen und Reizhusten aufgewacht bin. Einen Tag vor dem Abflug, könnt euch bestimmt vorstellen, dass ich absolut nicht amused war. Bin dann auf die Abklärungsstation um einen Abstrich machen zu lassen. Die Ärztin dort meinte wenn der Test negativ ist solle ich eine FFP2-Maske anziehen und trotzdem fliegen. Der Schnelltest zu Hause war negativ, schon mal gut. Ich habe mich den ganzen Tag gefragt ob ich gehen soll oder nicht. Ich habe dann entschieden, am Morgen früh zu entscheiden. Falls der erneute Schnelltest am Morgen wiederum negativ wäre und ich mich nicht zu krank fühle würde ich gehen sonst nicht.

Torre de Oro direkt am Fluss Guadalquivir (übrigens ein arabischer Name)

Ich war bereits um 3.00h morgens wach und um 3.30 bin ich aufgestanden. Als erstes den Schnelltest, Gottseidank negativ. Ich fühlte mich eigentlich ganz ok. Vorsichtshalber habe ich ein Pretuval und Hustentropfen genommen. Doping sozusagen.

Sevilla ist voller Parks und Orangenbäume

Die Reise habe ich sehr gut überstanden, es gab keinerlei Probleme. Keine lästigen Hustenattacken und auch sonst fühlte ich mich mehrheitlich gut.

Brunnen im riesigen Park Maria Luisa

Um 15.00 war ich bereits in Sevilla bei angenehmen 18 bis 20 Grad. Ich hatte mir vorher den Weg zum Hotel in Google markiert und so fand ich das Hotel schnell und mühelos. Das Hotel liegt gleich bei der Kathedrale und in der Altstadt. Es hat einen schönen Innenhof mit Springbrunnen. Leider ist mein Zimmer nicht der große Hit. Für 80 Euro habe ich doch etwas mehr erwartet. Es ist sehr klein und geht auf einen hässlichen Innenhof wo ganz viele Lüftungen der Klimaanlagen zu sehen sind. Gottseidank ist es nicht heiß und die Klimaanlagen sind noch nicht in Betrieb. Ich bin nicht der Typ der sich beschwert und ein besseres Zimmer verlangt, da muss es schon ganz schlimm sein bis ich meckere. Aber es ist schon auffallend, dass wenn man alleine reist man oft in einer Abstellkammer landet. Tia vielleicht sollte ich es einfach mal tun, mich zu beschweren.

Das ist der Stamm eines riesigen Gummibaums. Bei uns eine Zimmerpflanze.

Habe mich kurz ausgeruht und dann bin ich raus in die schöne Stadt. Zuerst wollte ich eigentlich nur die Kathedrale besuchen aber meine Erkundungstour dauerte immer länger und schlussendlich war ich 4.5 Std. unterwegs. Als ich wieder im Hotel war tat mir alles weh als wäre ich 20km gelaufen. Es waren aber nur 7km. Gemäß meinem Schrittzähler bin ich den ganzen Tag fast 11km gelaufen. Guter Ausgleich zum Fliegen und sitzen im Bus.

Ich bin in bester Gesellschaft in der Postiguillo Tapasbar

Ich war in einer coolen Tapasbar Postiguillo wo überall Stierköpfe an der Wand hingen. Normalerweise nicht mein Ding aber diese Bar war toll. Ich wollte mir eine Racione bestellen, größer als Tapas, und die Kellnerin verwarf die Hände und meinte dass sei viel zu viel für eine Person. Die wusste nicht wie groß mein Hunger ist aber sie hatte recht. Die Portionen waren reichlich. Bin es mir nicht gewohnt, dass Tapas so riesig sind, vielleicht eine Eigenheit von Sevilla. Schließlich heißt Tapa doch Happen oder eine Kleinigkeit.

Einfach cool hier. Ich komme wieder!

Hier in den Restaurants hatte es nirgends mehr Menukarten, du musst überall den QR-Code einlesen. Als ich nach der Menukarte gefragt habe und sie auf den QR-Code zeigte verstand ich zuerst nur Bahnhof. Heute ist es so, dass man überall Empfang haben muss. In Europa gibt es ja keine Roaminggebühren mehr , in der Schweiz aber schon. Gottseidank habe ich ein Abo wo 3 Gygabite im Ausland drin sind. Mal schauen wie weit ich komme.

Plaza de Espana. Einfach umwerfend!

Wusstet ihr, dass Sevilla einen Hafen hat wo die großen Kreuzschiffe anlegen? Die fahren den Fluss Guadalquivir hoch. Sevilla liegt ja nicht weit vom Meer entfernt, ca. 100km. Und doch ist es irgendwie komisch ein riesiges Kreuzfahrtschiff in einem Fluss zu finden.

Live Flamenco an der Plaza Espana

Ich bin diesem Fluss entlang gelaufen und da scheint auch die Vergnügungsmeile von Sevilla zu sein. Viele Bars und Discos direkt am Fluss. Sehr schön und es lief auch gute und fetzige Musik. Teilweise hat es mich an den Rhein erinnert aber nur kurz😂.

Mein Lieblingsbild der Plaza Espana

Um 20.00 war ich bereits im Hotel und hundemüde, der Tag war ziemlich lang und anstrengend. Ich habe letzte Nacht auch nicht viel geschlafen und ganz fit bin ich ja auch nicht. So werde ich mich heute früh ins Bett begeben. Schließlich ist eigentlich erst Morgen mein Besichtigungstag und ich habe heute schon so viel gesehen. Bueno noches

Im Sommer fahren sie hier mit denBooten rum. Schöner so oder?

Morgen steht dann die Kathedrale auf dem Programm und Alcazar, diese maurische Palastanlage mit riesigen Gärten.

Nochmals: Plaza de Espana♥️