123. Tag, Bishop, Meile 772.7, Höhe 1263

Heute habe ich „ausgeschlafen“. War erst kurz vor 7.00 auf dem Trail. Es war bitterkalt und ich habe sogar die Handschuhe angezogen. Ich war noch am Rucksack packen als Oktan bereits startklar war. Wir haben uns verabschiedet und er ist seines Weges gezogen. 

Ich war immer noch beflügelt vom gestrigen Tag, dass ich das geschafft habe mit den zwei Pässen aber auch sehr müde von der Anstrengung. Ich musste 4.2 Meilen bis zur Abzweigung zum Bullfrog Lake Trail zurücklaufen. Bei der Verzweigung traf ich Oktan, der gemütlich am frühstücken war. Er hat mir einen richtigen Kaffee gemacht, einen halben Pott voll😜. 

Danach ging es wunderschönen Seen entlang bis zum Kearsage Pass über welchen ich den Trail beim Onion Valley Parking verlassen habe. Der Pass war ziemlich einfach aber trotzdem sehr anstrengend. Oben hatte ich eine wunderbare Aussicht auf beide Seiten und da musste ich erst mal eine Pause einlegen. Ich war gerade am Essen als ein junges Mädchen nach Luft japsend und weinend auf dem Pass ankam. Ich habe sie gefragt ob sie ok sei und sie meinte es sei einfach die Höhe. Es kamen dann auch ihre Freunde, die sich um sie gekümmert haben. 

Ich ging flott den Pass hinunter, auf jeden Fall solange der Trail einfach zu begehen war. Vor dem Onion Valley habe ich extra nochmal Wasser getankt im Falle ich icht so schnell eine Mitfahrgelegenheit bekommen würde. Man lernt aus seinen Fehlern😉. Ich denke gerade an meinen missratenen Hitchversuch nach Onyx wo ich dann campen musste und kein Wasser mehr hatte…

Der Parkplatz war voller Autos aber auf der Straße hatte es keinerlei Verkehr. Oje, ich stellte mich bereits auf eine längere Wartezeit ein bis die Tagesausflüger zurückkommen. 

Als ich auf dem Parkplatz ankam sah ich ein Auto vorfahren bei welchem Hiker ausstiegen. Ich bin schnurstracks zu dem Auto und habe das Pärchen gefragt, ob sie nach Independence oder Bishop fahren würden. David ist Fliegenfischen gegangen und Barbara seine Frau, hat mich mit nach Bishop genommen. Es war eine lange Fahrt von 40 Meilen und wir haben uns bestens unterhalten. 

Jetzt sitze ich auf dem Balkon im Hostel California. Es ist eine der wenigen lauen Sommernächte, die ich bisher auf dem Trail genießen durfte. Ich habe mir den Bauch mit mexikanischem Essen gefüllt und bin schon bald bereit fürs Bett. Morgen geht es dann weiter mit Wäsche waschen, Ressuply und Post. Alles was ein PCT Hiker an seinem freien Tag so macht. 

122. Tag, Bubbs Creek Tentsite, Meile 784.3 (+ 9.6 Meilen), Höhe 3218m

Ich habe heute 18.8 Meilen geschafft und das in der High Sierra!!! Das sind 2 Pässe (Glen und Forrester), 1400 Höhenmeter hinauf und 1700 hinunter! Ich muss sagen, ich bin heute richtig stolz auf mich. Forrester war eine harte Nuss, es ging auf 3900m hinauf und ich musste ein paar fiese Schneefelder hinauf klettern. Ja und auch die Kletterpartie auf den Felsen durfte nicht fehlen. Ich war öfters am Zweifeln, ob ich mir nicht doch zuviel zugemutet hatte und ob ich es überhaupt hinauf schaffe. Vor mir liefen zwei Mädels mit einem Hund und ich bin ihnen einfach tapfer hinterhergelaufen. Endlich oben angekommen, konnte ich es kaum fassen, dass ich es geschafft hatte und es war erst 16.30. Genug Zeit wieder runter zu laufen. Die Mädels sind Richtung Süden weiter gelaufen und ich bin mit zwei Jungs Mike und Oktan den gleichen Weg wieder hinuntergelaufen. Hinunter war soviel einfacher und auch schneller. Mike ist viel langsamer gelaufen und ich bin mit Oktan, einem PCT Hiker, bis zur Campsite zusammen gelaufen. Das war sehr unterhaltsam. Er lebt zwar in den USA ist ursprünglich aber Deutscher. Wir haben uns über den Trail ausgetauscht und uns gegenseitig Tipps gegeben. 

Ja und dann war da ja noch Glen Pass! Vor dem finalen Aufstieg zum Pass musste ich erst mal frühstücken, denn es sah beängstigend aus. Vor allem ein Schneefeld am Steilhang machte mir Sorgen. Billy Goat hatte keine Microspikes dabei und ich empfahl ihm drum rum zu laufen. 

Ich habe mich dann gestärkt auf den Weg gemacht. Es ging ganz gut und das Schneefeld war mit Spikes kein Problem. Ohne Spikes aber ziemlich gefährlich. Ein junger Hiker ist auf allen vieren rüber und ich musste wegschauen, so hatte ich Angst, dass er ausrutscht. Er hat es aber geschafft, Gottseidank! 

121. Tag, Rae Lakes Tentsite, Meile 793.5, Höhe 3206m

Ich bin 2.4 Meilen vor dem Glen Pass, liege im Zelt und es ist sehr kalt. Morgen habe ich viel vor, ich hoffe es klappt sowie ich mir das vorstelle. Zuerst geht es auf den Glen Pass und anschließend will ich noch den Forrester Pass machen, den höchsten Punkt des PCT. 

Heute habe ich auch fast zwei Pässe gemacht. Am Morgen ging es auf den Pinchot Pass. Im Vergleich zu gestern war das ein Kinderspiel außer dass er mit 3650m sehr hoch war. Ich musste einfach ein paar Mal mehr stehen bleiben und Luft holen. Ich kam aber in keine brenzlige Situationen. 

Das Wetter heute war anders als sonst, es sah schon am Morgen gewittrig aus. Beste Vorausetzung um einen hohen Pass zu besteigen. Es war aber kein Problen. Zudem war heute die Sonnenfinsternis. In Oregon hätte ich eine komplette Sonnenfinsternis erlebt hier nur eine Partielle. Es hatte ja schon Wolken aber durch die Sonnenfinsternis war es so dunkel, dass es mich an Herr der Ringe und das Land Mordor erinnerte. War ganz eine spezielle Stimmung zudem war es kalt und windig. 

Der Abstieg vom Pass war sehr lang. Ich bin mal wieder 1100m abgestiegen und vorher ca. 500m aufgestiegen. Ja und am Nachmittag bin ich dann nochmal 700m aufgestiegen. Ist doch der Wahnsinn diese Sierra Nevada! Ist ein Wunder, dass ich trotzdem 17 Meilen geschafft habe. Am Anfang wurde mir noch schwindlig beim Luftmatratze aufblasen jetzt mache ich dies in Rekordzeit und komme kaum außer Atem😉. 

Ich musste heute eine Hängebrücke überqueren, die ganz schön gewackelt hat. Deshalb darf auch immer nur eine Person auf der Brücke sein. 

Als ich kurz vor der Tentsite war, lagen drei wunderschöne junge Hirsche im Gras. Die ließen sich durch meine Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Ein sehr schöner Anblick. 

Heute war auch wieder ein wunderschöner Tag. Ich weiß gar nicht wie ich euch diese wundervolle Bergwelt näher bringen kann. Falls ihr mal drei Wochen Zeit habt, kommt in die USA und macht den John Muir Trail (im August!). Dann wisst ihr von was ich spreche. Und für die, die das nicht können googelt mal im Internet. 

So ich werde mich jetzt in meinem Schlafsack verkriechen und mir die Hände wärmen. Gute Nacht. 

120. Tag, Tentsite, Meile 810.7, Höhe 3173m

Ich bin heute um 6.00 los. Wenn ich meinen Rucksack packe und mein Zelt abbaue ist es noch dunkel aber wenn ich loslaufe wird es langsam hell, sodass ich keine Stirnlampe brauche. Ohne Ohropax hätte ich gestern Nacht nicht schlafen können , der Palisade Creek hat so laut gedonnert. Gottseidank musste ich den nicht überqueren. 

Bis zum Mather Pass waren es 9 Meilen. Zuerst stieg es ganz langsam an aber dann kam die Golden Staircase und fertig war es mit gemütlich. Es ist erstaunlich wie sie diese Stufen in den Berg gehauen haben. Ich musste von 2500m auf über 3600m aufsteigen. Wahnsinn oder? Vor den Pässen hat es meistens sehr schöne Bergseen und das war dieses Mal auch nicht anders. Auf einem Felsplateau habe ich die zweite Frühstückspause eingelegt. Von hier sah ich auf beiden Seiten runter auf die Seen. Sehr schöner Pausenplatz. 

Auf der linken Seite konnte man einen riesigen Steinhaufen sehen und ich fragte mich, wo wohl der Pass durchgeht. Es wurde immer felsiger aber bisher gab es immer noch einen Trail. Dann war plötzlich der Trail unter Schnee begraben und man musste kurze Strecken über die Felsen klettern. Es kam ein kleines Schneefeld das ich traversieren wollte. Eigentlich hätte ich die Microspikes anziehen müssen weil es steil war und schon sehr bald tat es mir leid, dass ich sie nicht anhatte. Denn ich rutschte aus weil mein Trekkingstock im Schnee einbrach und ich wäre um ein Haar das Schneefeld runtergerutscht. Ich konnte mich aber irgendwie retten und wieder aufrichten. Uff, das war knapp! Vor mir war ein Pärchen und die Frau fragte mich ob alles ok sei. Sie hat dann extra gewartet, bis ich wieder oben auf dem Trail war. Das war nett! Oben auf dem Pass haben wir abgeklatscht. Wir waren uns alle einig, dass dies eine harte Nuss war.

Das Absteigen war dafür sehr einfach. Nach knapp einer halben Stunde war ich bereits unten bei wunderschönen Bergseen. Ich beschloss, dass es Zeit war für meine Muttagspause. Wieder hatte ich eine ausgesprochen schöne Aussicht. Die High Sierra und der John Muir Trail sind einfach der Hammer! 

Es ging immer weiter bergab, ich musste mehrere Flüsse überqueren aber es war nie ein Problem. Oft konnte man einfach von Stein zu Stein springen oder es hatte Baumstämme. Zweimal musste ich die Schuhe ausziehen und rüber waten. Ich bin schon viel erfahrener und sicherer geworden mit dem Überqueren von Flüssen. Ein alter Hase eben😉. 

Am späten Nachmittag kam ich zum berühmt berüchtigten South Fork Kings River wo Strawberry im Juni ertrunken ist. Jetzt im August war es überhaupt kein Problem den Fluss zu überqueren aber sie war leider zu früh dran. Das war auch der Grund, dass ich damals die Sierra ausgelassen habe. Die Flüsse waren teilweise lebensgefährlich. 

Ich bin dann noch ein kurzes Stück weitergelaufen und habe mein Zelt irgendwo im Wald aufgestellt da es wieder so aussah als würde gleich ein Gewitter über mich herziehen. Es tröpfelte aber nur kurz und Morgen früh ist es wie immer wieder schön. 

Ich habe es genossen alleine zu laufen. Ich konnte wieder Mal meinen Tag einteilen wie ich wollte und auch Pausen machen wenn ich es brauchte. Am Pass wäre es zwar schon beruhigender gewesen zu zweit zu sein. Es hat eben alles Vor- und Nachteile. 

Morgen geht es zum Pinchot Pass, es sind nur noch 3.5 Meilen bis oben. Das sind „nur“ 500m die ich hoch muss, ein Kinderspiel hoffentlich. 

119. Tag, Palisade Creek Tentsite, Meile 826.3, Höhe 2560m

Wir sind heute nach 6.00 los. D-Hiker wollte eigentlich erst um 6.20 wenn die Sonne aufgeht. Sie hatte Angst im Dunkeln laufen zu müssen.  Dabei war es schon ziemlich hell als wir los sind. Es war eine kalte Nacht und am Morgen war das Zelt innen klitschnass vom Kondenswasser und außen von der Feuchtigkeit vom See. Ich hatte aber mollig warm in meinem Schlafsack, nur gegen Morgen habe ich noch die Daunenjacke zusätzlich angezogen. 

Wir sind dann los Richtung Muir Pass. Es ging über Stock und Stein und immer wieder war der Trail ein Bach dem wir ausweichen mussten. Es gab auch viele breite, flache Flüsse zu überqueren. War aber einfach da soviele Steine und Felsen rumlagen. Im Gegensatz zu D-Hiker macht mir die Höhe gar nichts mehr aus. Ich habe keine Atemnot mehr wenn ich den Berg hochgehe und auch keine Beine die sich anfühlen wie Blei. 

Um 7.15 war ich bei der Muir Hut, dies ist eine Schutzhütte auf dem Pass für Hiker. Man kann da auch übernachten und wenn D-Hiker nicht so Kopfschmerzen gehabt hätte, wären wir vielleicht auch in die Muir Hut. Ich habe mich auf die Stufen in die Sonne gesetzt und habe auf D-Hiker gewartet. In der Hütte hat jemand übernachtet und ich wollte nicht stören deshalb bin ich nicht hinein. Der Hiker hat sich aber bald geregt und hat die Tür geöffnet. Die Hütte ist wirklich schön und ganz aus Stein. Innen ist sie ganz spartanisch, es hat eine Steinbank wo man seine Luftmatratze ausbreiten könnte. Es gibt sogar eine Feuerstelle, die ist aber zugemauert. Macht ja auch keinen Sinn, denn da oben gibt es kein Holz und da kommt nur die Kälte hinein. Wir haben auf den Stufen vor der Hütte gefrühstückt und zur Feier des Tages gab es Rührei und Schinken von Mountain House, echt lecker😋. Wir wollten da gar nicht mehr weg, es war so schön da oben. 

Irgendwann mussten wir aber den langen Weg nach unten antreten. Es hatte mehr Schnee als beim Hinaufgehen aber nichts was wir nicht meistern konnten. Wir kamen an vielen, teilweise noch gefrorenen Bergseen vorbei. Einer leuchtete wie ein Malachit, dunkelgrün. 

Seit gestern laufe ich meistens voraus da D-Hiker nicht so fit ist. Sie hat Mühe mit der Höhe und eine Zerrung unter dem Arm vom Rucksack hochheben. 

Bei der zweiten Frühstückspause hat sie mir dann mitgeteilt, dass sie vom Trail runter will. Sie vertrage die Höhe einfach nicht und habe überall Schmerzen. Ich war leicht geschockt, denn mir war nicht bewusst, dass es so schlimm war. Ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt und hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich gehe auch vom Trail oder ich laufe alleine weiter. Für mich kam es nicht in Frage jetzt aufzuhören und es war ja auch nicht so, dass ich sie hätte nach Bishop begleiten müssen. Das heißt für mich, dass ich die zwei schwierigsten Pässe alleine meistern muss: Mather Pass und Glen Pass. Mather Pass steht schon Morgen an… Ich traue es mir aber mittlerweile zu und werde einfach Schritt für Schritt gehen. 

D-Hiker hat mir noch Essen dagelassen damit ich vielleicht auch noch Forrester Pass machen kann. Ich habe Essen für 5 Tage dabei. Spätestens am nächsten Donnerstag muss ich in Bishop sein, denn am Freitag fliegen D-Hiker und ich nach Portland. Wir werden dann Washington in Angriff nehmen…

Ich bin seit langem wieder einmal alleine an einer Tentsite aber es ist ok. Draussen rauscht der Palisade Creek und jetzt gerade fängt es an zu regenen. Hoffe dass es Morgen wieder schön ist wie immer. Denn Morgen werde ich den Mather Pass in Angriff nehmen. Hoffe, dass alle meine Schutzengel die Hand über mich halten. 

118. Tag, Wanda Lake Tentsite, Meile 840.5, Höhe 3495m

Ich liege in meinem warmen Schlafsack im Zelt. Es ist bitte kalt auf knapp 3500m. Ich bin total eingemummelt nur die Nase und die Hände sind kalt weil ich schreibe. Wir sind 2 Meilen vor dem Muir Pass. Um ca. 15.00 haben wir am Evolution Lake angehalten und unsere Zelte aufgebaut weil es so aussah, dass ein Gewitter direkt auf uns zukommt. Der Evolution Lake ist einer der schönsten Bergseen bisher. Wir sind ca. eine Stunde am See rumgehangen und als sich die Gewitterwolken langsam verzogen haben, haben wir unsere Zelte wieder eingepackt und sind noch 3.5 Meilen bis zum Wanda Lake weiter gelaufen. Es war immer noch bedrohlich grau/schwarz und in der Ferne hörte man es rumpeln. Just als wir am Wanda Lake ankamen fing es an zu tröpfeln. Ich kann mittlerweile sehr schnell mein Zelt aufbauen und bevor es richtig anfing war ich bereits im Trocknen. Der Regen dauerte aber nicht lange und bald konnte ich mein Zelt wieder aufmachen und die schöne Aussicht genießen. Die Sonne hat sich auch noch kurz gezeigt und es hatte eine wunderschöne Stimmung am Himmel. Eigentlich wollten wir heute über den Muir Pass aber der unfreiwillige Stopp am Nachmittag wegen dem nahenden Gewitter kostete uns zu viel Zeit. Außerdem hatte D-Hiker Kopfschmerzen, wahrscheinlich von der Höhe. Hoffentlich geht es ihr morgen besser. 

Heute Morgen sind wir um 5.45 los und es war etwas heller als gestern da wir nicht im Wald waren. Wir werden jetzt unseren Start auf 6.00 verschieben, da wir keine Lust haben mit Stirnlampe zu laufen. Wir sind das schöne Tal ganz nach hinten gelaufen und es ging langsam  und stetig hinauf. Nach 5km kamen wir an den Evolution Creek, der zweite der potentiell gefährlichen Flüsse. Dieses Mal haben wir aber nicht lange gefackelt sondern haben die Schuhe ausgezogen, alle warmen Kleider wasserdicht verpackt, mein Jupes wurde zum Supermini und dann sind wir rüber gewatet. Das Wasser kam mir bis zur Mitte des Oberschenkels. In der Mitte des Flusses war die Strömung schon etwas stärker aber ich hatte nie Angst den Halt zu verlieren. Es ist eigentlich wie im Schnee wenn es steil ist, man schaut immer dass man mit einem Bein und den beiden Trekkingstöcken einen guten Halt hat und erst dann macht man den nächsten Schritt. Der Evolution Creek war überhaupt nicht schwierig und wieder mal beglückwünschten wir uns, zur Entscheidung nach Ashland gereist zu sein und Southbound zu laufen. Für die High Sierra ist jetzt der beste Zeitpunkt. 

117. Tag, Piute Creek Tentsite, Meile 855.9, Höhe 2477m

Was für ein Tag! Wir sind um 5.45 los und da wir im Wald gecampt hatten, war es noch stockdunkel. Vor dem großen Bear Creek mussten wir noch zwei andere Flüsse überqueren. Manchmal schauen wir aber einfach zu weit oder wir sind immer noch darauf fixiert möglichst mir trockenen Füßen rüber zu kommen. Die Sucherei nach einer sicheren Stelle kostet uns auch immer viel Zeit. In diesem Fall wäre es am einfachsten gewesen die Schuhe auszuziehen, Flussschuhe an und rüber waten. Was wir schlussendlich auch getan haben. Das Wasser war irre kalt und die Außentemperatur war frostig. Brrrrrr! Schnell die Füsse trocknen, Socken und Schuhe anziehen und schnell weiterlaufen. Für die Flussüberquerung hatte ich die Leggings und die warme Jacke ausgezogen damit sie nicht nass werden im Falle ich rein falle. Da ich wusste, dass wir Bear Creek noch überqueren mussten, habe ich die warmen Sachen nicht wieder angezogen. Mir war ziemlich kalt und ich lief so schnell ich konnte. 

Als wir nach 3 Meilen endlich am Bear Creek ankamen fanden wir, dass er doch eigentlich gar nicht so schlimm aussieht. Er war ungefähr knietief wenn auch sehr breit. Pegasus hatte uns gesagt, dass wir diesen Fluss nicht überqueren sondern auf der gleichen Seite bleiben sollten. Er würde sich dann teilen und wir können die Seitenarme überqueren. Hätten wir doch nur auf unsere innere Stimme gehört, die uns sagte, dass wir hätten durchwaten können wo der Trail durchging. Aber wir hörten immer noch Pegasus in unseren Ohren und natürlich kommen uns in diesen Situationen jeweils Strawberry und Tree in den Sinn. So sind wir flussaufwärts gelaufen und haben schlussendlich 4 Flüsse überqueren müssen und einer davon war sogar ziemlich gefährlich. Wir sind mit Microspikes über nasse Stämme… Es ist alles gut gegangen, Gottseidank aber wir müssen besser auf uns selber hören und die Situation immer wieder neu beurteilen. Überhaupt ist die Situation der Flüsse anders als noch vor 3-4 Wochen. 

Selden Pass war dafür sehr einfach und dazu atemberaubend schön. Da fühlte man sich gleich wieder entschädigt für all die Strapazen. Den Rest des Tages ging es dann vor allem runter. 
Wir sind an einer Campsite direkt am Piute Creek und der Fluss donnert am Zelt vorbei. Ach bin ich froh, dass es hier eine Brücke gibt! 

116. Tag, Bear Creek Tentsite, Meile 872.2, Höhe 2735m

Heute Morgen sind wir ca. 1 Meile, bis zur Anlegestelle für die Fähre nach Vermillion Valley Resort, gelaufen. Wir waren zu früh und deshalb gab es nochmals Frühstück. Anschließend habe ich im See noch ein paar Sachen ausgewaschen und dann nur noch die Sonne und den See genossen. Um 9.45 ging es dann mit der Fähre nach VVR.  Leider war das Restaurant für die nächsten 2 Tage geschlossen weil sie irgendeinen Schaden zu beheben hatten. Die Hiker Box in VVR ist der Hammer! Wir konnten praktisch unseren ganzen Resupply aus dieser Box machen. Vielen herzlichen Dank an die JMT Hiker (John Muir Trail)! Da fand man nur das Beste vom Besten wie z. B.  Mountain House Dinners😍. Wir haben unser Essen auf 7 Tage aufgestockt bis Bishop. Wir hoffen das reicht und vor allem, dass wir wieder etwas schneller vorwärts kommen. 

Das Mittagessen haben wir auch gleich aus der Hiker Box genommen. Ich hatte Cous Cous, Gemüse und Rindfleisch. Etwas fade gewürzt aber ich habe mit Salz nachgeholfen. Dazu ein kühles Bier welches erst noch vom Resort gesponsert war. So günstig haben wir noch nie gegessen und Ressuply gemacht😉. 

Um 12.30 haben wir uns zum Trailhead vom Bear Ridge Trail fahren lassen und sind die 5.7 Meilen zum PCT zurückgelaufen. Die Fähre wäre erst wieder um 16.00 gefahren und so lange wollten wir nicht warten. 

Der Bear Ridge Trail war sehr steil und ging nur in eine Richtung nämlich hinauf. Es war heiss und es braute sich ein Gewitter zusammen. Es hat auch ein bisschen geregnet aber das Gewitter ist wieder einmal in eine andere Richtung abgezogen. 

D-Hiker hat in VVR ihr Footprint (Zeltunterlage) liegen lassen welches sie zum trocknen ausgelegt hatte. Ein Hiker hat sich bereit erklärt in VVR anzurufen und das Footprint nach Bishop senden zu lassen unser nächster Zwischenhalt. Er hat es mit seiner Kreditkarte bezahlt und wollte kein Geld von D-Hiker. Er sei reich hat er gemeint…

Wir campen heute Nacht neben dem Bear Creek. Dies ist einer der drei gefährlichen Flüsse die wir queren müssen. Er donnert ganz schön und wir konnten uns bereits von seiner Größe und von der starken Strömung beeindrucken lassen. Wir wissen von Pegasus, einer Amerikanerin, dass wir ihn nicht queren sollen wenn er den Trail kreuzt sondern erst weiter unten wenn er sich teilt. Dann müssen wir zwei Flüsse überqueren aber dafür nicht mehr so große. 

115. Tag, Tentsite, Meile 879.7, Höhe 2455m

Heute war ein anstrengender Tag. Die Meilen ziehen sich irgendwie dahin in der Sierra. Wir haben heute Silver Pass gemeistert. Der Anstieg war eigentlich nur 3.5 Meilen aber es kam mir viel länger vor. Um 13.00 waren wir endlich oben.  Wir mussten nur ein paar Schneefelder überqueren. Es war wirklich sehr schön heute mit imposanten Felsformationen und wunderschönen Bergseen. 

Beim Mittagessen sahen wir, dass es nur noch 6.5 Meilen bis Vermillion Valley Resort waren. Wir beschlossen nur kurz Mittagspause zu machen und dann schnell runterzusteigen. Um 16.45 fuhr eine Fähre zum Resort und die wollten wir unbedingt erreichen. Der Abstieg war aber so verdammt hart, dass wir einfach zu müde waren. Um 15.00 realisierten wir, dass wir es nicht schaffen würden. Wir beschlossen deshalb unsere Siesta nachzuholen. Wir waren so müde, dass wir uns einfach auf dem Boden legten und eine Runde schliefen. 

Um 16.00 sind wir dann weiter aber der Abstieg wurde nicht einfacher. Viele Felsen, viele hohe Tritte und dazwischen hunderte von Steinen. Gegen Abend mussten wir dann noch einen größeren Fluss überqueren. Es sah nicht einfach aus. Zuerst liefen wir den Fluss hinunter weil er sich da teilte aber wir fanden keine Stelle wo man sicher überqueren konnte. Das gleiche Flussaufwärts, die Srömung war einfach zu stark. Schlussendlich haben wir unsere Schuhe ausgezogen und ich habe meine Vivo Barefoot angezogen. Diese Schuhe habe ich extra dabei um Flüsse zu überqueren, nur waren sie bis anhin in meiner Bounce Box. Wir fanden eine knietiefe, relativ seichte Stelle und sind hinübergewatet. Meine Flussschuhe haben sich bestens bewährt😊. Ich hatte guten Halt und bin nicht gerutscht auf den Steinen. 

Wir sind dann noch 2 Meilen weiter bis zu einer Tentsite oberhalb eines Flusses. Ich musste noch Wasser holen, da ich nicht genug dabei hatte zum Zelten. Zuerst habe ich es querfeldein versucht, da ich da Wasser Rauschen hörte. Schlussendlich musste ich aber doch auf dem Trail die 0.2 Meilen bis zum Fluss laufen. Morgen können wir ausschlafen, da die nächste Fähre zum Resort erst um 9.45 fährt und wir nur etwa 2.5 Meilen zu laufen haben. 

114. Tag, Tentsite, Meile 895.5, Höhe 3131m

Heute Morgen konnten wir ausschlafen da die Post sowieso erst um 8.00 aufmachte. Ich musste noch meinen Bounce Bucket nach Bishop senden. Wir haben letzte Nacht mit 4 Italienern gecampt und das war richtig lustig. Es gab natürlich Vino Rosso und da sage ich nie nein. 

Auf dem Weg zur Post schauten wir noch bei der Bäckerei vorbei und bestellten einen Cappuccino und ein Croissant. Diese Bäckerei war sehr speziell denn sie hatte erstens guten Kaffee und zweitens Buttercroissants😍. 

Ich bin dann auf die andere Straßenseite und habe auf der Post mein Paket aufgegeben. In der Post traf ich noch Papa Homey, welchen ich schon sehr lange nicht gesehen hatte. Es hat mich gefreut, dass er immer noch unterwegs war, denn er hatte so Probleme mit seinen Füßen. 

D-Hiker musste dann noch wegen ihrer Kreditkarte telefonieren und ich wegen meinem Zelt. Wenn wir Glück haben hat D-Hiker in Bishop wieder Zugang zu Geld und ich habe hoffentlich wieder ein funktionierendes Moskitonetz. D-Hiker konnte sich aber Geld überweisen lassen, die Lage hat sich doch schon etwas entspannt. 

Anschließend gingen wir zur Busstation und fuhren mit 3 verschiedenen Bussen zurück nach Reds Meadow. Zwei davon waren sogar gratis😊. Touristenorte haben auch Vorteile. 

Um 11.00 waren wir endlich wieder an unserem Startpunkt und da alles so lange gedauert hatte, mussten wir zuerst noch essen. Ich habe mir noch eine Familienpackung Pommes  Chips gekauft und in meinen Rucksack gestopft. Hat viele, viele Kalorien😉. 

Dann gingen wir endlich los. Es ging vor allem bergauf und mein Rucksack fühlte sich an, als wären Steine drin. Wir trugen Essen für 6 Tage plus 1.5lt Wasser. Dies sind ca. 7.5kg nur für Proviant. Mein Rucksack wiegt schätzungsweise 16kg!!! Ich bin dementsprechend langsam den Berg hinauf gestampft. Der erste Tag nach Ruhetagen ist immer besonders schwer und dann noch mit schwerem Rucksack!

Wir haben aber trotzdem 11.5 Meilen geschafft aber die Schultern tun mir echt weh. Morgen geht es wieder auf einen Pass. Ich freue mich darauf! Dann sind es nämlich nur noch sechs 😉. Ich schlafe auf über 3100m und es könnte eine kalte Nacht geben.