10.04.14 Auf dem weg nach Santander bis Santa Cruz de Bezana, 25km

Ich sitze gerade hoch oben auf der Steilküste. Ein paar Meter vor mir geht es steil die Klippe hinunter und vor mir breitet sich Santander aus. Ich bin so ein Glückspilz, dass ich diesen Weg gehen kann und darf. Es ist so unglaublich schön, dass man manchmal einfach nicht anders kann als laut zu singen, zu lachen oder juchzen (gibt es das Wort überhaupt?). Na ja ihr versteht wohl was ich meine…

Jetzt werde ich mal gemütlich weiter nach Santander laufen. Der Café con Leche ruft…
Komme heute nicht vom Fleck. Sitze am beliebten Surfstrand kurz vor Somo und mache schon wieder Pause… Mache mir echt Sorgen, ob ich heute das Tagesziel erreiche…

Diesen Muschelstein habe ich am Strand von Somo von einem Spanier erhalten damit ich gut in Santiago ankomme. Hat mich total berührt. Ein Grund mehr den Rest des Weges im Sommer oder Herbst zu laufen. 
Um 14.30 habe ich endlich die Fähre nach Santander genommen. 

Vom Weg von Santander nach Santa Cruz de Bezana gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen ausser das alles auf der Strasse war… Jetzt muss ich mich beeilen denn es gibt Abendessen in der Albergue. Hastaluego…

09.04.14 Güemes, 36km

Was für ein Tag! Ich habe es geschafft 36km zu laufen! Unglaublich!!! Dabei fühle ich mich gar nicht so fertig. Müde ja aber eigentlich müsste ich jetzt auf den Knien sein… Ich bin in der berühmten Kultherberge von Güemes, sitze vor dem Kamin und es riecht schon nach Essen. Bin erst nach 19.00h angekommen…

Dieses Schild musste ich einfach fotografieren: 36km!!!

Wir sind alle wieder hier versammelt, alle 8 Pilger, die schon gestern in der Albergue waren. Das ist einfach schön…

In der Kultherberge von Güemes

 Heute war ein unglaublich schöner Tag und der sah zuerst so aus:

Sicht auf Laredo
Dem Strand von Laredo entlang bis zur Fähre nach Santhona

dann so:

und dann so:
  
und zum Schluss so:

Habe heute viele Spuren hinterlassen auf dem Sand…
Tut mir echt leid, dass ich euch so langweilen muss aber ich hatte echt einen affengeilen Tag mit kilometerlangen Strandspaziergängen… Ich war so gut drauf, fühlte mich fit und konnte einfach nicht aufhören zu laufen. In dem Stil kann es von mir aus gerne weitergehen…
Von Laredo nach Santona ging es mit einer kleinen Fähre rüber, die direkt am Strand anlegte.
Sicht auf Santona vom Fähranleger
 
Es ist windig und frisch auf der Fähre
Habe heute mal wieder festgestellt wie gut es ist alleine zu laufen. Man ist zwar alleine und manchmal fühlt man sich auch etwas einsam aber man ist total frei und kann machen wozu man Lust hat. Kein Gruppenzwang…;-).
Am Morgen früh unterwegs nach Laredo, die anderen haben ein Abkürzung auf der Nationalstrasse genommen…
…ich geniesse die ländliche Umgebung













08.04.14 Liendos, 25km (+4)

Puuuhh, eigentlich bin ich schon zu besoffen um was zu schreiben aber ich probiere es… Es ist schwierig mich zu konzentrieren denn in dieser Bar ist es unglaublich laut. Links und rechts von mir spielen sie Karten und dazu läuft noch der Fernseher.

Bin heute die Erste die gestartet und die Letzte die angekommen ist. Dies liegt daran, dass ich kurz vor Rioseco geradeaus gelaufen bin um eine Abkürzung zu nehmen. Beim Kreisel hätte ich dann wieder auf den Weg stossen sollen. Beim Kreisel war ich aber 100% überzeugt total falsch zu sein und bin wieder umgekehrt. Dann kamen mir schon bald andere Pilger entgegen und die meinten: „Nein, alles richtig“! Dann bin ich mit ihnen wieder alles zurückgelaufen und musste feststellen dass ich beim Kreisel den gelben Pfeil übersehen habe. Das hat mich 4km gekostet! Es gab nur eins was ich tun konnte: möglichst schnell loslassen, ich Esel….

Die sind so süss…
Davor bin ich aber noch am schönsten Fleckchen Erde vorbeigekommen. Es ging durch einen kleinen Wald und plötzlich stand ich auf einer saftig grünen Wiese direkt am Meer. Die Brandung hat gerauscht und endlich hörte man mal die Autobahn nicht mehr… Hätte ich ein Zelt dabei gehabt, ich hätte es hier aufgestellt.

Ein wunderschöner Rastplatz
Ich fand es manchmal sehr schwierig mich von so schönen Plätzen zu lösen aber man muss einfach weiter…

Das letzte Stück ging es durch Eukalyptuswälder und es roch wie in der Sauna… 


Schöne Strecke heute und mal nicht soviel auf Asphalt. Das nächste Foto zeigt das Tal von Liendo wo ich heute übernachte.

Das Tal von Liendo
Diese Autobahn wird mich noch lange begleiten…

Ein Widder, wie mein Sternzeichen…;-)

Schönes Wegzeichen…

Der Camino del Norte ist sowieso sehr gut ausgeschildert

Ahhhhh, kein Asphalt…




07.04.14 Castro Urdiales, 18km

Heute Morgen gab es um 7.30 Frühstück  und ich muss sagen es war ausgezeichnet! Schade nur, dass ich morgens nicht so viel essen mag aber ich habe noch Proviant für unterwegs

mitgenommen…😉. Schlafen konnte ich nur mit Ohropax und Augenbinde. Die Ölraffinerie hört man die ganze Nacht und riechen tut man sie auch… Aber immer noch besser Öl als Schweinegestank…😄. Als ich letzten Herbst in Italien unterwegs war habe ich ja die erste Nacht über einem Schweinestall verbracht und dies wünsche ich nun wirklich niemandem. 
Dann bin ich los und zum Einwärmen musste ich in Pobena gleich mal ca. 100 Treppenstufen hochklettern. Da hatte ich doch gleich schon zu Beginn eine rote Birne. Man sollte halt etwas trainieren bevor man auf den Camino geht…
Oben angekommen wurde ich dafür mit einem wunderschönen Panorama belohnt über die Bucht von Pobena. Es ging dann weiter auf einem Panoramaweg der Küste entlang und das war dann auch schon das schönste Stück des Weges. Der Rest war vor allem Nationalstraße. Ein kurzes Stück ging es noch auf einer Schotterpiste runter zum Strand von Miono, den ich ausgiebig genoss, um dann auf der anderen Seite wieder hoch zur Nationalstraße zu gehen. Ich war heute aber schon viel entspannter und es war auch nicht so heiß. Heute habe ich übrigens den ersten Pilger getroffen. Er kommt aus Barcelona und ist ein cooler Typ mit wenigen Rastalocken. Wir sind zusammen in der Albergue und ich weiß noch nicht mal seinen Namen aber das werde ich schon noch rausfinden…😉. 
In der Albergue riecht es alt und muffig. Jetzt habe ich gerade die alte gotische Kathedrale von Castro besichtigt und da roch es genau gleich…😄.
Castro Urdiales ist übrigens eine sehr schöne Hafenstadt mit sehr schönen alten Häusern. Einen maurischen Einschlag hat sie auch. 
In Spanien wird ja immer so spät gegessen und deshalb habe ich eine neue Taktik… Ich schlage mir mit Tapas den Bauch voll, die sind lecker und dazu sehr günstig. Meine Übernachtung heute kostet übrigens nur 5€, damit kann ich meinen Aufenthalt von gestern etwas neutralisieren…
So ich werde jetzt gleich mein zweites Cerveza bestellen und das Treiben von Castro genießen. 
Nimmt mich ja schon wunder wieso die Fussgängerbrück gesperrt war…

Hier schwebte ich schon auf Wolke sieben…;-)

Es begegnen mir nicht viele Pilger…

…dafür ein paar Tiere

Die Natur explodiert…

Der Strand von Castro Urdiales

Sicht auf Castro Urdiales

Die schöne Kirche, welche man schon von weither sieht

Wo sind sie denn, sieht so leer aus hier…

06.04.2014 San Julian, 13.5 km

War heute morgen schon um 6.00h wach. Dies liegt wohl daran, dass ich um 10.00 bereits geschlafen habe. War doch ziemlich geschafft von der Anreise und dem Sightseeing. Nicht mal ins Restaurant habe ich es mehr geschafft…

Um 6.30 bin ich dann aufgestanden und habe mal meinen Rucksack gepackt. Ich hätte wohl besser gestern Abend schon meine Rechnung bezahlt, denn jetzt musste ich warten bis jemand an der Reception war. Ich habe rumgetrödelt und schon bemerkt, dass ich gar nicht so recht Lust habe mich ins Unbekannte zu stürzen. Der Anfang eines Caminos ist immer recht schwer und man muss irgendwie seinen inneren Schweinehund überwinden. Um 7.30 habe ich mich dann auf die Suche nach einer offenen Bäckerei gemacht und bin bei der Santiago Kathedrale fündig geworden. Bewaffnet mit einem Croissant bin ich zurück in meine Pension und habe meinen Rucksack geschultert. Dann ging es mit der Metro bis Portugalete. Tönt eigentlich ganz einfach, es ging aber ein 20 minütiger Brainstorm voraus wo ich aussteigen soll. In Portugalete habe ich mich beim Ausgang mal auf eine Bank gesetzt, denn ich hatte keine Ahnung wo es lang geht. Dann stach mir ein Stadtplan ins Auge wo ganz „zufällig“ der Jakobsweg eingezeichnet war. Und zufälligerweise hatte ich auch noch den richtigen Ausgang bei der Metro genommen und stand zufällig genau am richtigen Ort, wo der Camino zufällig durchging… Daraufhin musste ich gleich mal in eine Bar und meinen ersten Café con Leche trinken. Die Bars in Spanien sind ja schon speziell, es wird einfach aller Abfall auf den Boden geschmissen und wenn es dann zuviel wird, wird der Abfall weggewischt. Wenn man Glück hat passiert das mehrmals täglich…
Von da aus ging es dann auf einem wunderschönen Radweg bis La Arena wo ich zu ersten Mal das Meer sah. Heute ist Sonntag und deshalb war halb Spanien am Strand. Ich wusste bereits, dass die Pilgerherberge in Pobena geschlossen hat und wollte mein Glück in Muskiz probieren. Auf dem Weg dorthin sah ich ein schönes blaues Hotellogo, das mich magisch angezogen hat und weshalb ich in San Julian gelandet bin. Es ist ziemlich teuer aber am ersten Tag muss man lieb sein mit sich selber, denn alle 2 Minuten denkt man daran die Flinte ins Korn zu werfen und man fragt sich die ganze Zeit warum man sich das eigentlich antut. Jetzt bin ich schon bei meiner zweiten Cerveza, mit Blick auf die gigantisch große Ölraffinerie von Petronor und alle meine Zweifel sind wie weggeblasen…  
Leider gab es nichts gescheites zum Abendessen, nur etwas das wie Bündnerfleisch aussah aber leider nicht so schmeckte aber es war ganz ok. Dazu gab es Sardellen, die ich eigentlich gar nicht mag aber ich wusste leider nicht was Anchovis sind. Habe gedacht dies seien Artischocken… Für Sardellen waren sie eigentlich ganz gut nur unglaublich salzig. Konnte nicht alles runterbringen. Gerettet hat mich der Vino tinto und Unmengen von Wasser. Anschließend habe ich die Rechnung beglichen. Die Übernachtung mit „Halbpension“, ein anderes Restaurant war leider zu weit weg, hat mich schlappe 100€ gekostet. Allein die salzigen Sardellen waren 15€! Ich habe ohne mit der Wimper zu zucken meine Kreditkarte gezückt und die Nacht als Luxusetappe mit spezieller Aussicht abgebucht.

Unterwegs auf dem schönen Fahrradweg

Was gibt es schöneres als im Frühling unterwegs zu sein…

Meine Freunde sind auch schon wieder da…

Strand von La Arena kurz vor Pobena, schon richtig was los hier…

Meine spezielle Ausicht auf die Oelraffinerie von Petronol

Das unverschämt teure Hotel, man sieht es ihm eigentlich nicht an…

05.04.2014 Bilbao

Bin gut in Bilbao angekommen. Am Flughafen bin ich schon mal kurz nervös geworden weil mein Rucksack nicht auf dem Rollband war. Wahrscheinlich hat man mir das angesehen denn ein Mann sprach mich an und fragte mich von wo ich ursprünglich gekommen sei und ich sagte von Zürich. Woraufhin er mir sagte, dass ich meinen Rucksack auf einem anderen Rollband finden würde. Ich war natürlich total erleichtert und siehe da dort war er auch. In Gedanken hatte ich schon das Szenario durchgespielt ohne Rucksack… Bin froh, dass ich nicht weiter darüber nachdenken musste. Aus dem AirPort raus ging es direkt in den Bus nach Bilbao. Da man ja mittlerweile im Internet alles rausfinden kann, wusste ich auch wo aussteigen. Zur Pension musste ich dann noch 10 Min. laufen aber auch das war easy. In der Pension wurde ich herzlich von 2 Senores empfangen, die mit mir auf Spanisch rumgewitzelt haben und mich auslachten, da ich immer ins Italienische verfiel. Anschließend habe ich mich kurz umgezogen und bin dem Fluss entlang zum Guggenheim Museum gelaufen. Der Besuch dieses Museums lohnt sich unbedingt, schon die Architektur ist genial. Vor dem Museum steht Puppi, ein Hund ganz aus Blumen. Schade hätte mit dem Handy ein Foto machen sollen dann könnte ich es jetzt rein posten. Leider konnte ich mir die Namen der ausstellenden Künstler nicht merken. Eine Ausstellung war auf jeden Fall von Yoko Ono, ein Künstler hieß glaube ich Neti und dem seine Konstruktionen aus Nylon haben mir sehr gut gefallen. Dann war da noch Serra? Von dem stand einmal ein Kunstobjekt auf dem Theaterplatz, so große metallene Wände, labyrinthartig, wo man reinlaufen konnte. Leider wurde es als Pissoir missbraucht…

Bilbao ist eine sehr schöne Stadt, werde mir morgen noch etwas Zeit nehmen und dann mit der Metro bis Portugalete fahren. Von da aus werde ich dann laufen eine kurze Etappe bis Pobena. 
So das war’s mal fürs Erste, sobald ich wieder WLAN habe melde ich mich.

Die Spinne vor dem Guggenheim-Museum

Puppi der blumige Hund

Bilbao ist sehr schön…

Der Bahnhof von Bilbao