Am Morgen ist es wirklich schrecklich kalt hier đ„¶ und es macht das Aufstehen nicht unbedingt einfacher. Ich musste wieder meinen inneren Schweinehund ĂŒberwinden, dass ich aus dem warmen Bett kam. Morgens hat es hier im Moment 8 Grad und dass ohne Heizung. Das einzige was mich motiviert sind die 2 Std. mit Mooji, die sind alle Widrigkeiten wert und alles was ich im Moment brauche.
Ich ging so kurz nach 7.00 los und musste etliche Mitfahrgelegenheiten ausschlagen. Ich nehme erst oben an der HauptstraĂe ein TukTuk (gröĂere Rickshaw) da ich weiĂ, dass man mit anderen zusammen fahren kann.
Oben angekommen gab es meinen geliebten Chai und dann kaufte ich noch meine obligaten Bananen aus Mangel anderer Alternativen. Habe ich schon erwĂ€hnt, dass ich sonst nie Bananen esseđ? Dann konnte es losgehen. Die Fahrt dauert ca. 15-20 Min., man wird ganz schön durchgeschĂŒttelt und es blĂ€st ein kalter Wind. In diesen TukTuks hat es nĂ€mlich keine Fenster.
Die Warteschlange war wieder etwa gleich lang wie gestern. Eine Italienerin fragte mich wann es denn anfĂ€ngt und ich meinte, dass ca. um 7.45h die Tore des Ashrams aufgehen. Es war natĂŒrlich schon spĂ€ter und ich meinte, dass Geduld wohl die erste Lektion sei die wir Westler lernen mĂŒssen. Das hat sie total getriggert und sie meinte zu ihrem Freund, dass ich bestimmt eine EnglĂ€nderin sei und sie keine Lust hĂ€tte auf meine philosophischen Bemerkungen oder so Ă€hnlich. Ich musste innerlich lachen, weil ich natĂŒrlich keine EnglĂ€nderin bin und auĂerdem verstanden habe was sie gesagt hat und auch war es interessant zu sehen wie schnell unsere Ego’s doch getriggert werden können. Mein Ego auch kein Zweifel.
Ich hatte heute nicht so viel GlĂŒck wie am ersten Tag und kam nicht mit der 1. Reihe rein. Da wo ich saĂ gab es gar keine Kissen, Gottseidank hatte ich mein Reisekissen dabei. Ich rollte meine Daunenjacke zusammen und benutzte diese als zusĂ€tzliches Polster. Neben mir saĂ ein Inder und vor ihm eine Frau in einem Meditationsstuhl. Dieser hing so durch, dass sie praktisch im SchoĂ des Inders saĂ. Ich wollte etwas sagen und tat es dann doch nicht. FĂŒr den Inder schien es kein Problem zu sein oder vielleicht wehren sie sich einfach nicht.
Der Satsang war wieder sehr schön und Mooji gab uns die Ăbung des I-Watching. Wir sollten uns in ein CafĂ© setzen und die Menschen beobachten wenn sie miteinander sprechen. Wir sollten darauf achten, von wo aus sie sprechen, von ihrem Ego oder von ihrem wahren Selbst heraus. Dies wĂŒrde uns helfen, die Stimmen in uns selber auseinander zu halten.
Ich ĂŒbe mich momentan im Beobachten und mich nicht mit einem Gedanken zu identifizieren. Ich versuche nur der Beobachter zu sein. Ist gar nicht so einfach. Man merkt wie schnell unsere Aufmerksamkeit von etwas angezogen wird und schon sind wir mittendrin in der Geschichte.
Ich bin jetzt voll und ganz in Rishikesh angekommen. Habe mich an das Chaos und die Art der Inder gewöhnt. Der LĂ€rm stresst mich auch nicht mehr. Es fĂŒhlt sich fast schon wieder an wie zu Hause. Indien war ja lange meine zweite Heimat von 1989 bis 1998. Damals bin ich regelmĂ€Ăig fĂŒr ein paar Monate hierher gekommen.
Nach dem Satsang bin ich wieder zu FuĂ zurĂŒck gelaufen. Wenn man zĂŒgig lĂ€uft, hat man ca. 1 Stunde aber ich bin mehr geschlendert. SchlieĂlich musste ich immer wieder anhalten weil es was zu essen gab oder ich einen Tee trinken wollte. Kann man in Rishikesh alles im Vorbeigehen erledigenđ. Es gibt an jeder Ecke einen Foodstand oder einen Chai-Wallah.
Abends bin ich in die German Bakery, wo ich Momos gegessen habe und mit So (so habe ich es verstanden), einer Deutschen die in SĂŒdafrika lebt, eine sehr schöne Unterhaltung hatte. Es gibt Menschen, die sind einem sogleich vertraut und man fĂŒhrt die tiefsten GesprĂ€che ohne sich zu kennen.
Sie hat mir was spannendes erzĂ€hlt. Sie saĂ in ihrem Hotelzimmer auf dem Bett und hat bei offenem Fenster meditiert. Als sie kurz die Augen öffnete, saĂ ihr gegenĂŒber ein ziemlich groĂer Affe. Sie hatte nicht bemerkt wie er rein gekommen war. Sie saĂen sich einfach gegenĂŒber und haben sich angeschaut. Sie hatte sogar Essen auf dem Bett aber das hat er nicht angerĂŒhrt. Sie war absolut ratlos was sie tun sollte. Irgendwann hat sie zu dem Affen gesagt er mĂŒsse jetzt gehen. Keine Reaktion. SpĂ€ter hat sie ihm nochmals dezidiert gesagt, dass er jetzt gehen mĂŒsste und hat ihn ein bisschen angeschubst. Dann ging er dann wirklich. Er saĂ dann noch lange vor dem Fenster und hat ihr Geschichten erzĂ€hlt. Sie meinte, dass er ĂŒberhaupt nicht aggressiv wirkte, vielleicht wollte er ja nur mit ihr meditierenđ.