Tag: 2. März 2019
28.02.2019 3. Tag I-Watching
Am Morgen ist es wirklich schrecklich kalt hier 🥶 und es macht das Aufstehen nicht unbedingt einfacher. Ich musste wieder meinen inneren Schweinehund überwinden, dass ich aus dem warmen Bett kam. Morgens hat es hier im Moment 8 Grad und dass ohne Heizung. Das einzige was mich motiviert sind die 2 Std. mit Mooji, die sind alle Widrigkeiten wert und alles was ich im Moment brauche.
Ich ging so kurz nach 7.00 los und musste etliche Mitfahrgelegenheiten ausschlagen. Ich nehme erst oben an der Hauptstraße ein TukTuk (größere Rickshaw) da ich weiß, dass man mit anderen zusammen fahren kann.
Oben angekommen gab es meinen geliebten Chai und dann kaufte ich noch meine obligaten Bananen aus Mangel anderer Alternativen. Habe ich schon erwähnt, dass ich sonst nie Bananen esse😉? Dann konnte es losgehen. Die Fahrt dauert ca. 15-20 Min., man wird ganz schön durchgeschüttelt und es bläst ein kalter Wind. In diesen TukTuks hat es nämlich keine Fenster.
Die Warteschlange war wieder etwa gleich lang wie gestern. Eine Italienerin fragte mich wann es denn anfängt und ich meinte, dass ca. um 7.45h die Tore des Ashrams aufgehen. Es war natürlich schon später und ich meinte, dass Geduld wohl die erste Lektion sei die wir Westler lernen müssen. Das hat sie total getriggert und sie meinte zu ihrem Freund, dass ich bestimmt eine Engländerin sei und sie keine Lust hätte auf meine philosophischen Bemerkungen oder so ähnlich. Ich musste innerlich lachen, weil ich natürlich keine Engländerin bin und außerdem verstanden habe was sie gesagt hat und auch war es interessant zu sehen wie schnell unsere Ego’s doch getriggert werden können. Mein Ego auch kein Zweifel.
Ich hatte heute nicht so viel Glück wie am ersten Tag und kam nicht mit der 1. Reihe rein. Da wo ich saß gab es gar keine Kissen, Gottseidank hatte ich mein Reisekissen dabei. Ich rollte meine Daunenjacke zusammen und benutzte diese als zusätzliches Polster. Neben mir saß ein Inder und vor ihm eine Frau in einem Meditationsstuhl. Dieser hing so durch, dass sie praktisch im Schoß des Inders saß. Ich wollte etwas sagen und tat es dann doch nicht. Für den Inder schien es kein Problem zu sein oder vielleicht wehren sie sich einfach nicht.
Der Satsang war wieder sehr schön und Mooji gab uns die Übung des I-Watching. Wir sollten uns in ein Café setzen und die Menschen beobachten wenn sie miteinander sprechen. Wir sollten darauf achten, von wo aus sie sprechen, von ihrem Ego oder von ihrem wahren Selbst heraus. Dies würde uns helfen, die Stimmen in uns selber auseinander zu halten.
Ich übe mich momentan im Beobachten und mich nicht mit einem Gedanken zu identifizieren. Ich versuche nur der Beobachter zu sein. Ist gar nicht so einfach. Man merkt wie schnell unsere Aufmerksamkeit von etwas angezogen wird und schon sind wir mittendrin in der Geschichte.
Ich bin jetzt voll und ganz in Rishikesh angekommen. Habe mich an das Chaos und die Art der Inder gewöhnt. Der Lärm stresst mich auch nicht mehr. Es fühlt sich fast schon wieder an wie zu Hause. Indien war ja lange meine zweite Heimat von 1989 bis 1998. Damals bin ich regelmäßig für ein paar Monate hierher gekommen.
Nach dem Satsang bin ich wieder zu Fuß zurück gelaufen. Wenn man zügig läuft, hat man ca. 1 Stunde aber ich bin mehr geschlendert. Schließlich musste ich immer wieder anhalten weil es was zu essen gab oder ich einen Tee trinken wollte. Kann man in Rishikesh alles im Vorbeigehen erledigen😉. Es gibt an jeder Ecke einen Foodstand oder einen Chai-Wallah.
Abends bin ich in die German Bakery, wo ich Momos gegessen habe und mit So (so habe ich es verstanden), einer Deutschen die in Südafrika lebt, eine sehr schöne Unterhaltung hatte. Es gibt Menschen, die sind einem sogleich vertraut und man führt die tiefsten Gespräche ohne sich zu kennen.
Sie hat mir was spannendes erzählt. Sie saß in ihrem Hotelzimmer auf dem Bett und hat bei offenem Fenster meditiert. Als sie kurz die Augen öffnete, saß ihr gegenüber ein ziemlich großer Affe. Sie hatte nicht bemerkt wie er rein gekommen war. Sie saßen sich einfach gegenüber und haben sich angeschaut. Sie hatte sogar Essen auf dem Bett aber das hat er nicht angerührt. Sie war absolut ratlos was sie tun sollte. Irgendwann hat sie zu dem Affen gesagt er müsse jetzt gehen. Keine Reaktion. Später hat sie ihm nochmals dezidiert gesagt, dass er jetzt gehen müsste und hat ihn ein bisschen angeschubst. Dann ging er dann wirklich. Er saß dann noch lange vor dem Fenster und hat ihr Geschichten erzählt. Sie meinte, dass er überhaupt nicht aggressiv wirkte, vielleicht wollte er ja nur mit ihr meditieren😂.