11.07.2015 Doriga, 21km

Hatte schon wieder vergessen oder auch verdrängt, wie schlecht man in diesen Schlafsälen schlafen kann. Bin heute Morgen mit Kopfschmerzen aufgewacht und das Paracetamol, welches ich Gestern gekauft habe, kam bereits zum Einsatz. Gott sei Dank habe ich stets Ohropax, eine Augenbinde und Schlaftabletten dabei, sonst hätte ich wohl kein Auge zu getan. Die Notausgang Beleuchtung in spanischen Schlafsälen ist nämlich manchmal sehr hell. Gestern war es mal wieder so. Außerdem habe ich mein „Zimmer“ mit einem Mann geteilt, der mit seinem Sohn unterwegs ist. Sie kommen aus Madrid und wenn sie Spanisch sprechen tönt dies wie bei einem Maschinengewehr. Die sprechen so schnell, dass man keine Chance hat etwas zu verstehen. Außerdem hat der Papa gescharcht was mich aber nicht groß gestört hat, da ich immer mit Ohropax schlafe. Trotz all meiner Vorsichtsmaßnahmen habe ich aber trotzdem schlecht geschlafen. 
Der heutige Tag war bedeckt und zum Laufen ganz angenehm. Es hatte wieder viele MUPS, meaningless ups and downs aber im großen Ganzen ist es gut gegangen. Ich habe tierisch Muskelkater in den Oberschenkeln vom Berg hinunter rennen. Dies ist eine Technik, die die Sherpas im Himalaya anwenden um mit  großen Lasten den Berg hinunter zu kommen. Man muss etwas in die Knie gehen und darf auf keinen Fall das Gewicht hinten haben, sonst kann es sein, dass man ausrutscht. Dann rennt man mit ganz kleinen Schritten den Berg hinunter. So belastet man mehr die Oberschenkel und weniger die Knie. Meine Oberschenkelmuskel sind aber noch etwas untrainiert und das büße ich jetzt natürlich. 
Heute Abend schlafe ich mit zwei anderen in einem Gartenhäuschen hinter einem Restaurant. Eine Wohltat, nur zu dritt… Außer dass sie sehr reserviert und nicht gesprächig sind. Aber meistens tauen die Pilger auf wenn sie ein paar Tage auf dem Camino unterwegs sind.
So Heute Abend brauche ich FLEISCH, ein gutes Stück vom Grill..;-). 
Viele Fotos gibt es heute nicht, da mein Akku leer war. 

Ohne diese Zeichen geht gar nichts…

Hier hätte ich eigentlich Pause machen sollen aber ich dachte es sei zu früh um anzuhalten. Kurze Zeit später war ich im Hypo und musste sofort was Essen. Leider kam dann lange Zeit kein schöner Platz mehr und ich habe mich einfach am Srassenrand hingesetzt. Ja und was lernt man daraus? Man muss Pause machen wenn ein schöner Platz kommt und nicht auf den Verstand hören…

12.07.2015 Bodenaya, 22km

Ich bin mal wieder im Paradies gelandet bei Davide und Cristina! Die beiden führen die schöne, liebevoll eingerichtete Pilgerherberge in Bodenaya. Zuerst war ich gar nicht sicher, dass dies die Herberge ist, die in meinem Führer erwähnt ist. Da stand nämlich sie sei gelb… aber dann sah ich Jack davor sitzen und wusste dies muss es sein. Jack ist von Holland und den ganzen Weg von zu Hause gelaufen. Er ist schon über 100 Tage unterwegs. Dies sind immer meine liebsten Pilger, es erinnert mich auch an meinen Camino 2008 und das sind immer schöne Erinnerungen. 

Sogar die Wäsche wird gewaschen außer duschen musste ich gar nichts tun heute. Um 20.00h gibt es Abendessen zusammen mit Davide, Cristina und Jack. Man fühlt sich willkommen und vom ersten Moment wie zu Hause. Will gar nicht mehr weg hier…
Heute war ein wunderschöner Tag und so langsam geht es in die Berge. Heute übernachte ich auf 650m. 
In der Gartenhütte habe ich auch ganz passabel geschlafen. Das lustige ist, dass ich es trotz Schlafmittel nicht schaffe einzuschlafen. Kann es gerade so gut weglassen, was ich heute auch tun werde. 
Heute ist der dritte Tag und jetzt fängt es so richtig an Spaß zu machen. Dazu entfaltet jetzt auch der Camino seine ganze Schönheit. Bin ein Tal hoch gewandert und es war einfach nur schön. Irgendwann habe ich mich in das Gras gelegt und es einfach genossen da zu sein. Der Zauber vom Unterwegs sein ist ja, dass man so im Moment ist und immer mehr darin loslassen kann. Man hört irgendwie auf zu Denken und schaltet den Denkapparat nur ein wenn es nötig ist. Man sieht und hört Dinge , die man normalerweise gar nicht wahrnehmen würde. 
Ich bin heute wieder viel durch Eukalyptuswälder gelaufen. Dies ist wie eine gratis Inhalationstherapie. Es erinnert mich immer an die Sauna. Es ist nicht heiß im Moment, da es seit Gestern bedeckt ist aber dafür ist es total schwül. 
Hier noch ein paar Fotos:

Das Monasterio wo ich nicht übernachtet habe weil ich 3km davor in Doriga hängen geblieben bin weil in der Bar gute Musik lief und ich nach der Cerveza con Limon entschied das mein Tageswerk zu Ende ist. 

Der Dorfplatz und Turm von Salas. 

Hier habe ich Pause gemacht und man sieht auch schon das schöne Tal wo ich später hoch gelaufen bin. 

Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Über diese Nationalstraße bin ich doch schon auf dem Camino del Norte immer wieder gestolpert. 

Die tolle Albergue in Bodenaya. Das Highlight bisher. Kann mir nicht vorstellen, wie das noch getoppt werden könnte. 

Jack der Weitwanderer. Er sieht mich nur sympathisch aus sondern ist es auch! Im Moment zieht er gerade seine Runden die Straße rauf und runter, da er scheinbar zuviel Energie hat. So ist das wenn man schon so lange unterwegs ist. So I will call it a day, was soviel heißt wie genug für heute.