Heute Nacht habe ich zum ersten Mal gefroren. Es war bitterkalt und ich hatte alles an was ich dabei hatte. Muss wohl nicht erwähnen, dass ich kaum ein Auge zu getan habe😖. Hätte wohl doch den wärmeren Schlafsack kaufen sollen. Ich bin dann am Morgen mit verquollenen Augen aufgewacht und als ich aus dem Zelt kam war da Valeska die genau so ein verquollenes Gesicht hatte. Wir haben dann nur lakonisch gemeint Gottseidank haben wir keinen Spiegel dabei.
Um 7.00 sind bereits ganze Scharen von Hikern an uns vorbeigerauscht und wir haben noch ganz verschlafen unsere Sachen zusammengepackt. Wir gehören eher zur Schildkrötenliga als zu den Ferraris auf dem Trail. Aber warum sollen wir uns auch beeilen? Es nützt uns nichts wenn wir bereits Ende Mai in Kennedy Meadows (High Sierra) sind, die Berge sind frühestens Mitte Juni passierbar.
Ich habe es heute gemütlich genommen und bin 6km bis Mount Laguna gelaufen. Dort habe ich dann auch Romana getroffen, die hatte mich am frühen Morgen bereits überholt als ich noch im Zelt war. Sie macht viel grössere Etappen wie ich, 32km sind für sie kein Problem. Wir haben dann zusammen gefrühstückt, endlich mal wieder richtiges Essen! Ich hatte eine Tortilla, die war super lecker. Romana ist dann bald schon weiter gezogen und ich bin zum Outdoorladen und habe mir ein neues Zelt gekauft. Der Weg ist einfach zu lang um mich mit einem Zelt rumzuschlagen mit dem ich nicht zurechtkomme. Ich musste dann noch Essen für 4 Tage bis Warner Springs besorgen.
Ja und am Schluss kam das Beste: Die erste Dusche nach bald 4 Tagen! Einfach göttlich😁. Zuerst musst ich aber noch Seife besorgen. Ein anderer Hiker, David, hatte das gleiche Problem und so sind wir zusammen runter gelaufen bis zum Outdoorstore wo wir Seife kaufen konnten. Dann ging es zurück zum Campground und direkt zur Dusche. Endlich mal wieder frische Unterwäsche! In der Dusche musste man Münzen einwerfen und für einen Dollar konnte man ganze 4 Min. (!) duschen. Ich hatte 2 Dollar und wollte gleich noch einen Teil meiner Kleider waschen. Da muss man richtig erfinderisch sein und vor allem bereit, denn sobald man das Geld einwirft fliesst das Wasser. Zuerst habe ich den Plastikmülleimer umfunktioniert und meine schmutzigen Kleider darin eingeweicht. Dann habe ich mich geduscht und eingeseift. Der erste Dollar war bereis weg. Dann habe ich die Kleider gewaschen, das Seifenwasser ausgeschüttet und den zweiten Dollar eingeworfen. Schnell abduschen und dann den Eimer wieder mit Wasser füllen. Puuuhhhh, war das stressig aber ich habe es irgendwie hinbekommen. Draussen habe ich dann meine frisch gewaschenen Kleider ausgebreitet und antrocknen lassen denn ich wollte noch 4km bis zur nächsten Campsite laufen. Um 16.30 bin ich dann losmarschiert. Es war so ein tolles Gefühl sauber zu sein. Habe das Gefühl auf dem Trail angekommen zu sein und fühle mich so frei. Als ich bei der Campsite ankam waren schon zwei Jungs da, die Namen habe ich schon wieder vergessen (Jan und Manu). Ratet mal woher die kamen? Aus Zürich!
Jetzt liege ich in meinem neuen Zelt und draussen stürmt es. Hoffe das es hält, fühle mich aber sehr wohl darin. Die Jungs haben mir geholfen es aufzubauen, da sie das gleiche haben! Bin an einem irre schönen Ort wo man einen Wahnsinnsausblick auf die Wüste hat. So werde jetzt meine Ohropax reinstecken und hoffen dass mein Zelt nicht kaputt geht bei diesem Wind. Wäre irgendwie bescheuert wenn es die erste Nacht nicht überleben würde… Falls es zusammen krachen sollte werde ich das ja früh genug merken, trotz den Ohropax!