Heute Morgen sind wir früh los. Um 5.30h hat bereits der Wecker geklingelt. Um 7.10 war Abmarsch. Wir wussten, dass uns eine schwierige Etappe bevorsteht. Für 17km waren 8.5 Std. Laufzeit veranschlagt, 1300m rauf und genauso viele wieder runter! Beim ersten Anstieg war schon schnell klar, dass Philippe die Etappe nicht wird laufen können. Er hatte Schmerzen im Oberschenkel. Wir haben es mit Magnesium versucht, Elektrolyten, Ibuprofen und Schmerzsalbe aber es wollte nicht besser werden. Deshalb musste er leider umkehren und nachdem ich die Etappe gelaufen bin, zumindest teilweise, kann ich nur sagen Gottseidank! Der Aufstieg war schon mal sehr anstrengend und das mit 3lt Wasser auf dem Rücken! Teilweise musste man an ausgesetzten Stellen wieder klettern und es hatte Drahtseile am Fels. Ist teilweise schon grenzwertig und vor allem gefährlich. Meine Beine waren immer noch müde vom Abstieg von gestern und ich hatte das Gefühl nicht genug Kraft zu haben. Zudem habe ich so extrem Muskelkater, dass ich aus der Hocke kaum aufstehen kann. Ich hatte noch nie soviele Blasen an meinen Füßen und dies verdanke ich meinen alten Goretex Wanderschuhen. Sie sind erstens zu klein und zweitens zu warm vor allem mit Merino-Wandersocken. Dies ist das letzte Mal, dass ich in Goretex Schuhen laufe!
In St. Jean-Pied-de-Port werde ich mir einige Gedanken machen müssen. Vor allem muss ich mir überlegen, ob ich den Weg überhaupt weiter laufen möchte. Ich komme teilweise recht an meine Grenzen und es ist eine riesige Herausforderung. Gestern hätte ich auch zu Tode stürzen können, wenn ich ausgerutscht, gestolpert oder gestürzt wäre. Ich musste alle meinen Gedanken, vor allem die negativen, zur Seite schieben und mich immer nur auf den nächsten Schritt konzentrieren. Ohne meine Wanderstöcke hätte ich es gar nicht geschafft. Teilweise war der Abstand zum nächsten Felsen für mich zu groß und ich musste mich auf meine Stöcke stützen um runter zu kommen. Klar war es auch eine Herausforderung und in dem Moment als ich den Abstieg begann habe ich diese angenommen.
Jetzt nochmal zu heute. Bei der ausgesetzten Kletterstelle bekam ich Unterstützung von Olivier, einem Franzosen aus Toulouse. Er hat gemerkt, dass ich Mühe hatte und auch Angst und ist bei mir geblieben und hat mir gezeigt wie ich die schwierigen Stellen am besten schaffen kann. Wir sind dann auch nachher mehr oder weniger zusammen gelaufen.
4 Std. habe ich für die 4km gebraucht bis ich endlich am Pic d’Iparla auf 1000m war. Ich bin somit 4km also 1km pro Std. gelaufen. Wie demoralisierend ist das denn? Dafür wurde ich mit einer Wahnsinns Aussicht belohnt, echt der Hammer! Es hat viele Pferde, Schafe und Geier. Die letzteren warten wohl auf ihre nächste Mahlzeit, die ich hoffentlich nicht sein werde😉. Weiter ging es auf der Krete über weitere 2 Pics und dann runter zum Col d’Harietta. Dort haben wir nach heißen, schweißtreibenden, weiteren 2 Std. im Schatten Pause gemacht. Dann hat das Wetter ganz schnell umgeschlagen und ein Gewitter war im Anzug. Wir überlegten was wir tun sollten. Die eine Möglichkeit war das Gewitter im Wald abzuwarten oder den Fluchtweg nach Urdos zu nehmen. Da ich in meinen Beinen kaum mehr Kraft hatte, vor allem nicht für weitere 4 Std. von rauf und runter und uns zudem auch das Wasser langsam ausging, entschlossen wir uns für das Zweite.
Es ging dann zügig runter Richtung Urdos während das Gewitter über uns nieder ging. Ich bin unterwegs 3x gestürzt oder habe mich unfreiwillig auf mein Hinterteil gesetzt. Es war am Anfang extrem rutschig. In Urdos haben wir uns zuerst einmal hingesetzt und haben verspâtet zu Mittag gegessen. Ich konnte da auch noch mein Zelt trocknen. Anschließend sind wir zur Departementale gelaufen und haben dort Autostop gemacht um nach St. Etienne de Bigorry zu gelangen. Nachdem wir das Zelt aufgestellt hatten ging bereits das zweite Gewitter über uns nieder.
Ich hoffe nun, dass ich mich bis morgen wieder erholen werde damit ich nach St. Jean Pied de Port laufen kann.