Es ziehen dunkle Wolken auf…

Am Freitag hat meine Vertretung abgesagt, es war wie ein Faustschlag in den leeren Magen! Sie habe eine andere feste Stelle gefunden. Ich glaube zwar nicht, dass man das so einfach kann wenn man bereits einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat aber was bringt es mir oder meinen Chefinnen, wenn sie auf Schadenersatz verklagt wird, wir dann aber niemanden haben der mich ersetzt? Ich sah meine Felle in Form meiner jahrelang geplanten Reise davon schwimmen, ohne mich versteht sich. Aber das geht so nicht, wir müssen eine Lösung finden, denn nicht zu gehen ist für mich keine Option! Meine Planung ist bereits zuweit fortgeschritten, ich habe meine Wohnung gekündigt, mein Umzug ist bereits geplant. Die Ausrüstung steht bereit, alle Visas, Permits und Genehmigungen sind eingeholt, die Flüge gebucht und die Ankunft in San Diego geplant. Also, wer immer da oben zuschaut, meine Eltern, meine Familie, Freunde, Schutzengel, Geistführer und Gurus: Tut etwas! Bitte, bitte, bitte… Und in der Zwischenzeit wo ihr das regelt, fahre ich einfach weiter fort mit meinen Vorbereitungen.

Am letzten Dienstag habe ich mein Long Distance Permit beantragt und wer jetzt denkt dies sei eine leichte Sache und in wenigen Minuten online erledigt hat leider weit gefehlt. Der Server der PCTA (Pacific Crest Trail Assosciation)  ist dauernd zusammengebrochen weil sich auf der ganzen Welt alle gleichzeitig eingeloggt haben um ein Permit zu erhalten und es kam deshalb zu ERROR Meldungen am Laufmeter. Als ich dann endlich drin war konnte ich die Menues nicht öffnen und dazu verstand ich teilweise auch die Fragen nicht. Arrrrrgghhhhh!!! Wie ihr seht beste Voraussetzungen um mir mein Permit für den 24. April zu ergattern. Dann kam endlich die Bestätigung auf dem Bildschirm und da hiess es, dass wir in den nächsten Minuten eine Email erhalten würden. Die Bestätigungsemail kam aber nicht, alle anderen hatten sie bereits und ich habe mit den Fingern auf dem Tisch rumgeklopft. Es gab an diesem Tag jeweils nur 35 Permits für einen Tag und deshalb war der Run auch entsprechend gross, weil alle ja ein Startdatum im Kopf haben. Dazu ist das Startfenster relativ kurz, es konzentriert sich nämlich im grossen Ganzen auf den Monat April oder von Mitte März bis Mitte Mai. Dazu hatte ich noch Besuch von meinem Neffen Lucien und seiner Freundin Kiki und konnte mich deshalb auch nicht 100% auf das Ganze konzentrieren. Ich war bestimmt eine ganz grässliche Gastgeberin aber ich hatte sie vorgewarnt und wir konnten das Essen leider nicht anderst legen. Irgendwann habe ich aber einfach losgelassen und mich erfreulicherem zugetan nämlich meinem reizenden Besuch und dem wunderbaren Essen, welches ich gekocht hatte. Als mein Besuch dann weg war habe ich in aller „Ruhe“ nochmals mein Email gecheckt und die vermaledeite Nachricht war noch immer nicht in meinem Postfach. Ich habe dann die PCTA direkt via Email angeschrieben und meine Sorge ausgedrückt, dass wohl etwas schief gelaufen sei, woraufhin ich diese wundervolle Email von Jack zurückerhalten habe:

Sorry about that! Our system had a number of problems today due to the high demand. But I can confirm that we’ve received your permit request and all looks good. Everything is in order.
Have a fantastic time on the trail!

Yupee, ich musste gleich eine Runde in der Wohnung rumtanzen inkl. Purzelbaum auf dem weichen Bett, die Erleichterung war einfach riesengross. Ahhhh, what a relief! Es ist nichts schief gelaufen und ich habe das Permit schon fast in meiner Tasche… na ja noch nicht ganz aber wir bleiben positiv.

Romana, mit ihr werde ich die ersten Schritte auf dem PCT machen, musste am letzten Dienstagabend arbeiten und deshalb ist der ganze Rummel an ihr vorbeigegangen. Als sie sich zu später Stunde eingeloggt hatte waren alle Permits bereits weg und zwar von Mitte März bis Mitte Mai!!! Am 13. Februar kriegt man noch einmal eine Chance, da werden die letzten 15 Permits per Tag vergeben. Da Romana dann schon wieder Nachtdienst hat werde ich das für sie übernehmen und hoffentlich ein Permit für sie am gleichen Tag ergattern. Ich habe ja jetzt Uebung darin und dieses Mal werde ich an diesem Abend rein nichts vorhaben, versprochen!

Am letzten Donnerstag bin ich nach Bern gefahren und habe mich dem Interview in der Amerikanischen Botschaft gestellt. Die haben uns doch fast 1.5 Std. bei -8 Grad in der Kälte anstehen lassen. Meine Zehen schmerzten und  waren schon eingefroren, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Moonboots angezogen, wenn ich den welche gehabt hätte. Aber so mussten wir halt frieren bis wird endlich zum Securitycheck (genau wie auf dem Flughafen) durchgelassen wurden. Ich musste dann noch Fingerabdrücke geben und das eigentliche Interview dauerte ca. 4 Min. Dann hat er gesagt: your Visa got approved und das wars auch schon. Als ich schon wieder rauswollte ist mir aufgefallen, dass mir meine Uhr fehlte und zwar die Uhr meiner Mama und das hat mich ziemlich getroffen weil es ein Andenken an sie ist. Wir haben dann überall rumgesucht und die Angestellten haben auch rumtelefoniert aber die Uhr war einfach weg. Ich bin dann mit dem Zug nach Hause gefahren und habe geweint. Es hatte mich total traurig gemacht, dass ich jetzt genau diese Uhr verloren hatte. Ich habe Mama um Hilfe gebeten und sie gefragt ob sie nicht schauen kann, dass die Uhr irgendwie wieder zu mir zurückkommt. Ja und dann: sie war gar nie weg! Sie hatte sich in der Kapuze meiner Daunenjacke versteckt und als ich in Basel aussteigen wollte, ist sie mir ins Genick gefallen! Da war ich überglücklich sie wieder zu haben. Mama wollte, dass ich sie noch ein wenig länger behalte…
Als ich im Zug nach Basel sass ist mir auch noch der Perlohrring rausgefallen. Ich hatte nichts gemerkt und als ich auf den Boden sah lag er da… Irgendwie haben mich die wertvollen Sachen verlassen wollen an diesem Tag aber sie haben es einfach nicht geschafft!

Jetzt habe ich ein multiple Entry Visa für die USA welches 10 (!) Jahre gültig ist! Nicht schlecht oder? In dieser Zeit kann ich alle Trails von ganz Amerika abgrasen…;-).

Bastelstunde und Probepacken meines Rucksacks

Den heutigen Nachmittag habe ich damit verbracht, herauszufinden wie ich meinen reflektierenden Schirm für die Wüste an meinem Rucksack befestigen kann. Ist gar nicht so einfach und Gott sei Dank findet man ja im Internet immer wieder hilfreiche Tipps dazu. Ich habe schallend gelacht, als ich mich im Spiegel gesehen habe und fand dies muss ich unbedingt mit euch allen teilen. Das Bild ist leider etwas Dunkel geworden aber man kriegt einen Eindruck….

Um den Schirm am Rucksack zu befestigen, benötigt man diese Einzelteile:
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Dies ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ich habe dies vor längerem bei einer anderen Hikerin auf ihrem Blog gelesen: http://ramblinghemlock.blogspot.ch
In der Zwischenzeit habe ich mir die zwei Verschlüsse bei Globetrotter geholt und diese Schaumstoffröhre, welch in der Mitte aufgeschnitten ist, habe ich im Do-it-Yourself gefunden (OBI). Wie man es genau montiert könnt ihr gerne bei ramblinghemlock nachlesen.

Ich habe jetzt eine Möglichkeit gefunden die einigermasse gut funktioniert, nur wenn es windet muss ich wohl aufpassen, dass ich nicht abhebe…

Dann habe ich meinen Rucksack probegepackt und ihn mit ca. 14kg beladen. So ungefähr das Gewicht, welches ich in der Wüste werde tragen müssen. Au weia, der war so schwer. Ich muss noch mehr Krafttraining machen und Traininghikes. Das elende Wasser ist einfach so schwer und davon werde ich in der Wüste 4-6lt schleppen müssen. Aber man wird ja auch stärker werden und wie Heidi so schön gesagt hat: Der Rucksack ist ja nur am Anfang so schwer, im Laufe des Tages wird das Wasser ja immer weniger.

Ich weiss gar nicht, ob ich euch schon von Heidi erzählt habe, sie kommt auch aus Basel und wohnt ca. 10 Min. zu Fuss von mir. Sie hat mich auf der Adressliste der PCTA gefunden und hat mir dann eine Email geschickt. Sie wird am 16. April loslaufen also 8 Tage vor mir. So kann sie mir immer sagen wo die Wasserstellen sind..;-). Es ist super sie in meiner Nähe zu haben, wir können jetzt Trainingsläufe zusammen machen und uns über alles austauschen.

 

Schnee in der Sierra Nevada und USA Visum

Habe gerade in den Nachrichten gehört, dass es in der Sierra Nevada bis 2m geschneit hat. Bisher war es wie hier auch eher trocken und der Schnee liess auf sich warten. Schnee das heisst auch Wasser und deshalb sind das gute Nachrichten für das ausgetrocknete Kalifornien. Es beunruhigt mich auch nicht besonders da ich ja erst Anfang Juni in der High Sierra sein werde und der Schnee hoffentlich bis dann zu einem grossen Teil geschmolzen sein wird. Sonst heisst es halt Eispickel einpacken und Eiskrallen montieren, das sind doch Peanuts für so eine erfahrene Berggängerin wie mich. Ha, ha erhlich gesagt ich habe keine Ahnung von wandern im Schnee aber vor mir haben es schon viele andere geschafft und deshalb bin  und bleibe ich zuversichtlich. Das Bild oben zeigt übrigens den Lake Tahoe in der Sierra Nevada, wo ich auch vorbeikommen werde.

Ich habe jetzt auch endlich meinen Termin für das Interview in der US-Botschaft vereinbart, nämlich am 26. Januar in Bern. Ein USA-Visum für 6 Monate anzufordern ist ziemlich kompliziert und auch Nerven aufreibend. Man steckt immer wieder fest und weiss nicht wie weiter. Dann sind gewisse Fragen nur mit ja und nein zu beantworten und es kommt vor, dass man dann eine falsche Antwort geben muss, da es keine dritte Möglichkeit gibt. Ich glaube in Sachen Bürokratie übertreffen die Amerikaner uns Schweizer noch. Aber bald habe ich es geschafft! Jetzt muss ich nur noch einen guten Eindruck auf der amerikanischen Botschaft hinterlassen, hoffe ich auf jeden Fall…

Meinen Umzug bin ich auch bereits am planen, das Datum steht schon fest nämlich der 30. März. Einen Tag nach meinem Geburtstag! Dieses Jahr mache ich mir ein gigantisches Riesengeschenk: ich werde den Pacific Crest Trail laufen! Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben und tief drinnen kommt wieder die Angst, dass noch irgendetwas schief gehen könnte und ich nicht gehen kann. Aber ich kann mich gut erinnern, dass dies auch 2008 so war bevor ich auf den Camino de Santiago gegangen bin. Meine grösste Angst damals war, dass ich aus irgendeinem Grund nicht gehen könnte nachdem ich meinen Job und meine Wohnung gekündigt hatte. Kurz davor war ich auch noch zweimal krank und einen Hexenschuss gabs auch noch. Oder besser ein Hexenschüsschen wie mein Chiropraktiker damals sagte. Ja und trotzdem bin ich dann wie geplant am 23. April losgelaufen. Total untrainiert da die Grippe und der Hexenschuss mein Trainingsprogramm völlig über den Haufen geworfen hatten. 9 Jahre später starte ich fast am gleichen Datum wieder ein grosses Abenteuer.