29.07.2018, Gourrette, Gîte d’Etape, 23km, 1500m ⬆️, 1200m ⬇️, höchster Punkt Hourquette d’Arre 2465m

Das war wirklich ein Tag heute. Ich war 11 Std. unterwegs und meine Füße schmerzen tierisch. Trotzdem war es ein wunderschöner Tag mit Wahnsinnsausichten.

Heute Morgen ist mir beim Zusammenpacken der Deckel meines Gaskochers hinter die Heizung gefallen. Ich habe alles probiert ihn da wieder rauszuholen aber nichts hat funktioniert. Ich bin dann zum Frühstück runter und habe von meinem Malheur erzählt. Jean Marc ist dann hochgegangen und hat ihn mit einer Art Staubwedel wieder rausgeholt. Ich war total happy, denn ich hatte ihn bereits abgeschrieben.

Um 7.15 bin ich dann los. Es startete gleich mit einem ziemlich steilen und anstrengenden Anstieg. Nach 1.5 Std. kam ich zu der berüchtigten Corniche de Alhas. Dies ist ein schmaler Pfad, der sich an der steil abfallenden Bergflanke entlang schlängelt. Es gibt auch ein Seil wo man sich daran festhalten kann. Ich fand es nicht sehr beängstigend da ich schwindelfrei bin. Danach ging es einen alten Minenweg hinauf, der absolut steil und steinig war. Als ich endlich oben an der überhängenden Felsklippe ankam war ich fix und fertig. Ich machte da erst mal Pause und aß ein Snicker. Ich hoffte, dass es mir danach wie in der Werbung ergehen würde. Voller Energie! Es ging dann etwas einfacher weiter und bei der Verzweigung zum Col de Hourquette d’Arre traf ich Thirrry und Pascale. Sie machten da gerade Pause. Der Monsieur im Hotel hatte ihnen gesagt, dass der Hourquette d’Arre nur mit Steigeisen begehbar wäre und sie hatten deshalb geplant, hier an der Verzweigung den Alternativweg zu nehmen. Dann sind ihnen junge Hiker begegnet, die meinten der Pass sei passierbar. Jean-Marc hatte mir gestern Abend das gleiche gesagt, dass es nicht mehr viel Schnee hätte. Er meinte auch, dass der Monsieur im Hotel die Wanderer nicht besonders möge und öfters sagen würde er sei ausgebucht. Ritchard, Paul und Ann hatten deshalb den Bus nach Gourette genommen und eine sagenhaft schöne, wenn auch sehr anstrengende Etappe verpasst. Thierry, Oascale und ich haben dann den Pass zusammen in Angeiff genommen und ich war sehr dankbar, diesen Pass nicht alleine besteigen zu müssen. Es gab ein paar heikle Stellen, die ich alleine nur schwer gemeistert hätte. Es gab eine Stelle am Hang, wo ich Angst hatte abzurutschen und nicht wusste wie ich meine Füße setzen sollte. Thierry und Pascale sind sehr bergerfahren und zeigten mir wie ich rüberkomme. Wir mussten auch zwei Schneefelder queren aber dass war nicht wirklich ein Problem. Das letzte Stück bis zum Col war sehr, sehr hart. Wir, vor allem Pascale und ich waren am Ende unsere Kräfte. Wir mussten unsere allerletzten Reserven mobilisieren um auf diesen Pass zu kommen. Am Schluss ist es dann die Willensstärke, die einem hochbringt nicht der Körper. Oben angekommen machten wir zuerst einmal Pause und genossen die grandiose Aussicht auf beide Seiten.

Danach kam der nicht minder schwierige Abstieg nach Gourrette. Auf dem Pass standen 2.45h, ich habe fast 4.00h gebraucht. Das Problem war, dass der Aufstieg schon meine ganze Kraft verbraucht hatte und meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Keine gute Voraussetzung um einen schwierigen Abstieg über Geröll zu machen. Ich musste sehr langsam gehen weil ich Angst hatte umzuknicken oder zu stürzen. Zudem hatte ich beim Aufstieg zu viele getrocknete Aprikosen gegessen und beim Lac d’Anglas hatte ich dann ziemlich starke Bauchschmerzen und Krämpfe. Ich hatte Durchfall und es ist ja nicht immer einfach in den Bergen eine geschützte Stelle zu finden. War mir dann aber ziemlich egal und ich nahm was ich vorfand. Ich musste noch zwei weiter Male das „Örtchen“ aufsuchen. Dies hat meinem Abstieg ins Tal auch nicht gerade beschleunigt. Ich fühlte mich aber nicht krank, das war schon mal gut.

Wie näher ich Gourrette kam wie mehr Touristen waren unterwegs. Die liefen mit verzückten Gesichtern rum und machten ein Foto nach dem anderen. Ich wollte nur noch eins, runter vom Berg und die Schönheit der Pyrenäen war mir jetzt gerade ziemlich egal.

Ich sah Gourrette schon von weit oben aber der Weg war oder schien immer noch weit. Es ging durch einen Wald und jetzt stieg auch der Nebel wieder hoch. Plötzlich hatte ich das Gefühl, schon an Gourrette vorbeigelaufen zu sein aber dann war ich plötzlich oberhalb des Tennisplatzes.

Ich stand dann vor dem Refuge wo man anrufen musste. Ich suchte noch den Campingplatz und dann kamen mir bereits Thierry und Pascale entgegen. Ich ging dann mit ihnen ins Refuge, sie hatten bereits angerufen. Der Campingplatz war 3km außerhalb.

Wir machten dann zusammen Spaghetti und dann ab ins Bett.

2 Antworten auf „29.07.2018, Gourrette, Gîte d’Etape, 23km, 1500m ⬆️, 1200m ⬇️, höchster Punkt Hourquette d’Arre 2465m

  1. Ah-ah, die Françoise auf dem GR10…
    Gerade sehr zufällig über diesen Post gestolpert. Natürlich werde ich nun Dir weiter folgen…
    Diese Etappe ist in der Tat „harter Tobback“, gut dass ihr zu mehreren unterwegs ward!
    (Ich komme übrigens gerade von 11 Tagen GR11 zurück- würde Dir auch gefallen; vielleicht als Rückweg;) )

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