Irgendwer hatte gestern gesagt, die Etappe von heute sei 10 Std. Ich beschloss, falls ich es nicht schaffe, beim Refuge d’Ayous zu zelten.
Ich hatte trotz großer Hitze im Dachzimmer relativ gut geschlafen. Am Morgen früh fingen die ersten schon an rumzurumoren, sodass ich um 5.45 auch aus dem Bett war. Ich schmiss alles in den Rucksack und packte ihn dann draußen.
Ich bin mit den Flip Flops vorsichtig die Treppe hinunter. Am Abend vorher bin ich regelmässig und immer an der gleichen Stelle gestolpert. Ich kam unfallfrei in der Küche an und dort gesellte ich mich zu den Franzosen.
Um 6.45 war Abmarsch und es ging Richtung Chemin de la Mature. Dieser Weg wurde regelrecht in den Fels gehauen und zwar von Louis XIV. Er ließ diesen Weg bauen um Holz abzuschlagen und runter zu transportieren um seine Seeflotte auszubauen. Dieser Weg ist echt beeindruckend, er ist ca. 1.5 m breit und auf der rechten Seite geht es steil die Felswand runter.
Der Aufstieg auf dem Chemin de la Mature war sehr anstrengend. Er war voller Geröll, was das Vorwärtskommen nicht gerade erleichterte.
Oben angekommen wurde der Weg wieder etwas einfacher und verlief teilweise im Wald. Es folgte der Anstieg zum Col d’Ayous auf 2185m. Nach 6 Std. hatten wir den Anstieg endlich geschafft. Leider sind wir den ganzen Morgen im Nebel gelaufen und haben vom grandiosen Panorama nicht viel gesehen. Thierry und Pascale sind dann weiter Richtung Gabas. Ich bin zum Refuge d’Ayous abgebogen und habe dort zu Mittag gegessen. Der Nebel lichtete sich immer mehr und nun konnte man sogar den Pic du Midi d’Ossau sehen, der sich im See spiegelte. Einfach der Hammer! Ich habe so viele Fotos gemacht von diesem Berg.
Nach 2 Std. musste ich mich von dieser Wahnsinnsaussicht losreißen und ich machte mich auf den Weg runter nach Gabas. Es hatte sehr viele Tagestouristen, die auf dem Weg nach oben waren.
Ich überlegte mir kurz vor Gabas am See zu campen, da ich nicht wusste, ob die Hotels in Gabas ausgebucht sind. Ich machte mich dann aber doch auf den Weg ins Dorf, da mich morgen die längste und schwierigste Etappe erwartete.
In Gabas traf ich einen Hund der spielen wollte, was ich dann auch tat. Gegenüber vom Hotel war ein Chambre d’Hôtes und da habe ich dann angefragt ob sie ein Zimmer frei haben. Es hatte Platz und roch zudem köstlich nach leckeren Essen, welches der Patron, Jean-Marc selber zubereitet hatte. Ich hatte ein kleines aber schönes Zimmer und war total happy. Bis zum Essen hatte ich noch genügend Zeit um zu duschen, Kleider zu waschen und auszuruhen. Das Essen war total lecker. Es gab einen Eintopf mit Lamm und dazu Kartoffeln. Zur Vorspeise eine Quiche und zum Dessert Creme Brûle und Käse. Ich war mal wieder im Paradies gelandet. Voll gegessen ging ich dann auf mein Zimmer und bald schon schlief ich den Schlaf der Gerechten.