Die Tentsite war wirklich nahe an der Straße. Sie wurde vor allem von Trucks befahren, die Baumstämme transportierten. Der Lärm war dementsprechend. Kommt davon wenn man die erstbeste Gelegenheit nimmt sein Zelt aufzustellen. Wir haben es gerade Mal 100m von der Straße weggeschafft.
Es ging wieder vor allem durch Wald und ein Teilstück war besonders desolat. Ich habe mich gefragt, was hier wohl passiert ist. Vielleicht ist ein Sturm durchgefegt der die Bäume geknickt hat wie Zahnstocher. Sie sind nicht mit den Wurzeln umgefallen, wie man es oft sieht hier, sondern einfach abgebrochen im Stamm. Es war kein schöner Anblick. Zudem war es anstrengend immer über die Stämme zu klettern.
Irgendwann ist mir Rhino, die Frau welche in Alaska lebt, entgegengekommen. Sie ist auch durch die Sierra gelaufen. Sie ist eine echte Abenteurerin und aus hartem Holz geschnitzt aber selbst sie sagte, dass es tough war und dass sie manchmal sogar richtig Angst hatte. Wenn sie das sogar sagt muss es wirklich hart gewesen sein. Ich brauche unbedingt gute Leute, die mit mir durch die Sierra gehen.
Ich bin immer wieder Cheese begegnet, die Pause machte. Sie meinte, sie sei heute nicht so fit. Normalerweise läuft sie täglich 26 Meilen (dies sind über 40km!!!). Respekt, das schaffe ich (noch) nicht. Meine längste Etappe war heute mit knapp 23 Meilen, was auch nicht schlecht ist.
Oben auf dem Berg hatte ich Empfang und konnte wieder mal ein paar Blogeinträge raussenden. Zudem hatte man von hier oben eine gigantische Aussicht, deshalb machte ich hier Mittagspause.
Heute war der erste Tag seit längerem, wo ich mich wieder so richtig unbeschwert gefühlt habe. Ich fühlte mich voller Energie und zu allem fähig. Ich hatte das Gefühl, endlich wieder mich selber zu sein. Die Situation mit Big Sky hatte mich belastet und auch trauere ich immer wieder um meine Mama. Gestern war ich auch wieder traurig und habe mir das Violinkonzert von Beethoven angehört. Mama hat sich das auch oft angehört wenn sie traurig war. Schon bei den ersten Tönen hatte ich so ein starkes Gefühl, dass sie bei mir ist und ich fühlte mich so glücklich. Ich glaube da ist ein großer Teil der Schwere und der Trauer von mir abgefallen.
Der Tag heute war auch sehr anspruchsvoll, denn ich musste über viele Schneefelder. Es war aber nichts beängstigendes dabei, man konnte überall
ohne Mikrospikes darüber laufen. Zudem sah man die Fussspuren der anderen Hiker sehr gut. Ich gerate auch nicht mehr in Panik wenn ich ein Schneefeld sehe, sondern überlege einfach wie ich am besten rüber komme. Ich hoffe das bleibt so, denn ich werde jetzt immer mehr mit Schnee konfrontiert werden wir näher ich der Sierra komme. Richtig starten wird es am Sonorapass und da bin ich in spätestens 2 Wochen.Ich wollte beim Summit Lake Outlet campen aber als ich dort ankam sah es nicht sehr vielversprechend aus. Da war eine Dirtroad und da waren Motocross Fahrer, die ständig vorbeigefahren sind. Vielleicht haben sie ja trainiert. Ich fühlte mich da auf jeden Fall sehr unwohl und verletzlich. Es macht mir weniger Angst mitten im Wald zu übernachten als an einem Ort wo fremde Menschen sind wo man nicht weiß ob es irgendwelche schrägen Vögel darunter hat.
Ich habe dann dort gegessen und bin ein bisschen zurück gelaufen an eine Campsite wo man mich von der Strasse nicht sehen konnte. Ich habe die Motocross Fahrer weiterhin gehört aber sobald es eindunkelte waren sie weg. Es ist dann auch noch ein Auto vorbeigefahren. Nicht mein bester Zeltplatz bis anhin, ich war immer etwas angespannt.
Habe dann beschlossen einfach die Ohrstöpsel reinzumachen und meinen Buff über die Augen zu legen. Ich höre nichts, ich sehe nichts und deshalb schlafe ich😉.