60. Tag, Tentsite, Meile 1688.2, Höhe 1739m

Was für ein Tag! Wir mussten bald schon den ersten Schneehang mit den Mikrospikes traversieren. Das ging ganz gut da es noch früh und der Schnee fest war. Richtig schwierig wurde es dann im Wald. Den Trail sahen wir gar nicht mehr und wir konnten uns nur noch mit dem GPS orientieren. Im Wald lagen immer noch Tonnen von Schnee und es war teilweise sehr steil! Und ich Idiot habe vor 2 Tagen meine Eisaxt nach Sierra City geschickt. Na ja, ich bin ziemlich oft gestürzt und wer weiß, vielleicht hätte ich mich an der Axt nur verletzt. Wenn man den Umgang mit der Eisaxt beherrscht, kann man wenn man einen Hang runterrutscht, den Sturz aufhalten. Man kann damit auch Tritte schlagen und sich darauf abstützen. Aber eben, ich hatte sie nicht dabei und die anderen auch nicht. Wir sind von dem vielen Schnee überrascht worden, dass hatten wir nicht erwartet. Sonst wären wir nicht nach Ashland gefahren. Es war teilweise grenzwertig und auch gefährlich. Einmal wollte ich D-Hiker helfen, die mit dem Rucksack hängen geblieben war und dabei kam ich selber ins Rutschen und hätte sie beinahe mitgerissen. Wir konnten uns beide an einem Ast festhalten aber meine volle Wasserflasche segelte den Hang hinunter. Ich wollte mich mit dem schweren Rucksack am Ast hochziehen und rutschte wieder, dieses Mal den Hang hinunter. Nach meiner Rutschpartie auf meinem Hintern stellte ich fest, dass ich genau neben meiner Wasserflasche gelandet war. Dieser Sturz musste einfach sein sonst hätte ich zuwenig Wasser gehabt. Ich bin dann wieder zu den anderen hochgeklettert und wir bahnten uns mühsam unseren Weg durch den Wald. Irgendwann hatten wir es geschafft und gönnten uns eine Lunchpause mit unglaublich schöner Aussicht. Die Belohnung für all unsere Mühen im Schnee. Am Himmel war eine Wolke in Regenbogenfarben, die aussah wie eine Fee. Schön! Unser Kampf war aber noch nicht zu Ende. Wir mussten uns noch durch einen schneebedeckten Hang kämpfen, bis wir oben angekommen, endlich auf den schneefreien PCT stießen. Auf dem Weg hinunter zur Grenze von Oregon und Kalifornien mussten wir gefühlte hundert Mal, die Mikrospikes an- und abziehen um über Schneefelder zu kommen. Jedes Mal wenn wir sie auszogen, kam um die nächste Ecke das nächste Schneefeld. Trotz all der Schwierigkeiten hatten wir immer noch gute Laune. 

An der Grenze machten wir eine Pause und trugen uns ins Trailregister ein. Vor uns war genau ein Hiker! Am Tag davor war eine größere Gruppe unterwegs gewesen. Mein neues Lied lautet: Sag mir wo die Hiker sind, wo sind sie geblieben?

Wir haben uns den nächsten Tag angeschaut und mit Schrecken festgestellt, dass es wieder so hoch hinauf geht und in den Schnee. Der Hiker vor uns hatte zudem eine Nachricht hinterlassen, dass dort oben immer noch eine Tonne Schnee liege und man besser die Dirtroad nehmen solle die ein bisschen tiefer liegt. Was wir auch tun werden. 

Wir sind noch weitergelaufen und haben um ca. 19.00 unsere Zelte aufgeschlagen bevor es wieder hoch ging. Wir haben heute mit dem ganzen Schnee nur 12 Meilen geschafft und fingen schon an zu rechnen ob wir genug Essen dabei haben wenn es so weitergeht.

Wie heißt es so schön auf dem Trail: The Sierra Nevada will slow you down, seit heute weiß ich, Oregon und Nordkalifornien auch! 

Wir werden morgen wenn möglich der Dirtroad durch den Wald folgen, denn so ein Abenteuer wie heute brauche ich nicht alle Tage. Bin froh, dass sich niemand verletzt hat. 

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